Alles oder nichts: Halbfinal-Showdown am Freitag in Polen
ttc berlin eastside benötigt klaren Sieg plus Erfolg im Golden Match
Freitag, 17 Uhr: KTS Enea Siarkopol Tarnobrzeg – ttc berlin eastside
Es sind die echten Herausforderungen, die zeigen, was eine Mannschaft leisten kann. Vor einer solchen steht der fünfmalige Champions-League-Sieger ttc berlin eastside am Freitag, eine Woche vor Beginn der Bundesliga-Play-offs. Zu lösen ist die Aufgabe im polnischen Tarnobrzeg nur über echten Teamgeist, nicht über die individuelle Klasse der einzelnen Spielerinnen, denn über die verfügt auch der Gegner im Halbfinal-Rückspiel der europäischen Königsklasse.
Immerhin hat Tarnobrzeg jedes Mal in den letzten drei Jahren Europas Thron bestiegen und gilt als das Nonplusultra des kontinentalen Mannschaftstischtennis. Zudem haben die Polinnen, die das Hinspiel am 28.03. in Berlin mit 3:1 gewonnen hatten, Heimrecht und gelten als heimstark.
Han Ying und Kolleginnen würde ein Sieg in jeder Höhe, aber auch schon eine 2:3-Niederlage zum Einzug ins Finale reichen. Das Team aus Deutschlands Hauptstadt hat es da schon schwerer, man muss mit 3:0 oder 3:1 in der Höhle des Löwen gewinnen, um überhaupt im Rennen zu bleiben und sich ins Golden Match zu retten, das gleich in Anschluss an die Partie in Tarnobrzeg ausgetragen würde.
Schwierig genug, was am Freitag auf den deutschen Rekordchampion zukommt. Doch das war es leider noch nicht, denn die Hiobsbotschaft kurz vor Ostern saß heftig. Die EM-Dritte Nina Mittelham, im Hinspiel eindeutig stärkste Berlinerin, hatte beim World Cup in Macau aufgeben müssen, da ihre alte Rückenverletzung wieder aufgebrochen war. Folglich kann sie nicht an der WM in Doha im Mai teilnehmen und fällt natürlich auch für die Champions-League-Partie in Polen aus.
Dass dies die ohnehin so schwere Aufgabe nicht gerade erleichtert, erschließt sich jedem, ohne dass man dazu Fantasie bräuchte. Mia Griesel wird nach einer sehr guten Premierensaison in der Bundesliga Mittelham in Tarnobrzeg vertreten. Die 19-Jährige wurde in dieser Saison schon mehrfach ins kalte Wasser geworfen und hat sich jedes Mal auffallend gut aus der Affäre gezogen. Griesel wird gemeinsam mit Shan Xiaona und Sabina Surjan am Freitag das Berliner „Trio Infernale“ bilden – wie es eastside-Präsident Alexander Teichmann so schön benennt.
Shan jedenfalls denkt gar nicht daran, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. „In gewissem Sinne können wir jetzt unbeschwert in die Box gehen“, so die renommierte Penholder-Spielerin. „Wir wissen, was wir können, und werden sehen, was am Ende auf der Anzeigetafel steht. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“
Schwerer geht es nicht, doch es handelt sich um zwei Mannschaften auf Augenhöhe, bei deren Aufeinandertreffen eigentlich alles möglich ist. Es kann indes nur funktionieren, wenn alle drei Berlinerinnen ihre absolute Bestform abrufen können – gerade unter diesem immensen Druck. Der Wille ist spürbar und die Motivation riesengroß, das Ding noch zu drehen. Wir drücken die Daumen!
Beim Hinspiel lief es anfänglich nach Plan, als Nina Mittelham die Polin Natalia Bajor in vier Sätzen bezwang. Doch leider nur anfänglich, denn danach glückte kein Matchgewinn mehr. Shan Xiaona konnte ihr Potenzial gegen die Rumänin Elizabeta Samara nicht abrufen und unterlag der Weltranglisten-33. mit 1:3. Es folgte die klare Niederlage von Sabina Surjan gegen Tarnobrzegs deutsches Defensiv-Ass Han Ying – eine Konstellation, die aus Berliner Sicht nicht sonderlich gut passt, doch man hatte kein glückliches Händchen beim Aufstellungspoker. Beim Match Mittelham vs. Samara konnte die Berlinerin zweimal Satzführungen vorlegen, doch am Ende im Entscheidungssatz, nach ETTU-Regularien als Kurzsatz gespielt, hatte die 28-jährige DTTB-Nationalspielerin mit 4:6 denkbar knapp das Nachsehen – da war eine Menge Pech im Spiel, obwohl der Sieg der hoch fokussierten Polinnen am Ende sicher nicht unverdient war, wenngleich ein knapperes Ergebnis leistungsgerechter gewesen wäre.
Andreas Hain, Manager des ttc eastside, glaubt daran, das sein Team noch eine realistische Chance hat: „Es war ein 50/50-Spiel bei uns und das wird auch in Polen so sein, davon bin ich überzeugt. Von daher haben wir noch alle Chancen. Insbesondere wenn wir die Aufstellung etwas besser treffen sollten als beim Hinspiel.“ Vor einem Golden Match ist ihm nicht bange, schließlich hat man auch Viertelfinal-Gegner Cartagena im „Nachsitzen“ ausgeschaltet: „Für die Zuschauer ist es sehr spannend. Es ist halt wie Elfmeterschießen im Fußball. Wenn man gewinnt, ist es geil, wenn man verliert, sch….“.
HINSPIEL (28.03.)
ttc berlin eastside – KTS ENEA SIARKOPOL Tarnobrzeg 1:3
- Nina MITTELHAM – Natalia BAJOR 3:1 (6:11, 14:12, 11:5, 11:9)
- Xiaona SHAN – Elizabeta SAMARA 1:3 (5:11, 9:11, 11:7, 3:11)
- Sabina SURJAN – Ying HAN 0:3 (4:11, 6:11, 6:11)
- Nina MITTELHAM – Elizabeta SAMARA 2:3 (11:9, 7:11, 11:8, 3:11, 4:6)
Das andere Halbfinal-Hinspiel endete mit einem 3:2-Erfolg von Saint-Quentin TT im französischen Duell gegen das Team von Metz TT. Das Rückspiel findet am 28.04. in Metz statt.
Viertelfinale, Rückspiel
ttc berlin eastside – UCAM Cartagena TM 3:0
- Xiaona Shan – Carmen Lozano 3:0 (11:6, 11:1, 11:4)
- Nina Mittelham – Sofia Xuan Zhang 3:0 (11:5, 16:14, 11:8)
- Sabina Surjan – Yao Li 3:0 (11:4, 11:8, 11:4)
Golden Match
ttc berlin eastside – UCAM Cartagena TM 2:1
- Nina Mittelham – Sofia Xuan Zhang 9:11
- Xiaona Shan – Yao Li 11:6
- Sabina Surjan – Carmen Lozano 11:4
WEITERE VIERTELFINALSPIELE
KTS Enea Siarkopol Tarnobrzeg (POL) – ASD Quattro Mori (ITA) 3:2, 3:0
Linz AG Froschberg (AUT) – Saint-Quentin TT (FRA) 3:0, 0:3, 0:2
Étival ASRTT (FRA) – Metz TT (FRA) 1:3, 2:3
Links
- Zu den Ansetzungen und Ergebnissen auf ETTU.org
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Beitragsbild oben: Shan Xiaona muss in Tarnobrzeg eine bessere Leistung abrufen als im Hinspiel, wo sie gegen Elizabeta Samara den Kürzeren zog (Foto: Dr. Stephan Roscher).