Trotz bärenstarker Mia Griesel: Kolbermoor sichert sich Platz 3

Von Stephan Roscher|April 5, 2025|bundesliga

ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 3:6

Knapp 160 Tischtennisfans erlebten am Freitagabend zum Abschluss der Bundesliga-Punktrunde nochmals eine spannende Partie, auch wenn diese unter unglücklichen personellen Voraussetzungen stand. Kolbermoor sicherte sich durch einen 6:3-Auswärterfolg in Berlin noch den dritten Platz in der Abschlusstabelle, was bedeutet, dass man in der ersten Play-off-Runde in vier Wochen erneut die Hauptstädterinnen zum Gegner hat. Zu einer Punkteteilung fehlte nicht viel – es lag an einem einzigen umkämpften Match -, was eine ganz andere Play-off-Konstellation ergeben hätte.

Die Besucher erlebten zweieinhalb Stunden interessantes, abwechslungsreiches Tischtennis, auch wenn ein Einzel und ein Doppel nicht gespielt werden konnten, da Kolbermoor tatsächlich aufgrund der bereits im Vorfeld geschilderten Gründe – Qianhong Gotsch musste kurzfristig nach China zu ihrer schwer erkrankten Mutter fliegen, alle anderen in Frage kommenden Spielerinnen waren wegen WTT-Turnierverpflichtungen nicht verfügbar – kein Quartett, sondern nur ein Trio in die Hauptstadt entsenden konnte. Die Spannung, ja geradezu Dramatik dieser Partie entschädigte die für einen Freitagabend recht zahlreichen Fans, die natürlich lieber das komplette Programm erlebt hätten. Dass dies nicht möglich war und ausgerechnet in der letzten Partie der Runde zum ersten und einzigen Mal eine Mannschaft keine vier Spielerinnen an die Tische bringen konnte, muss man als höhere Gewalt bezeichnen, auch wenn es natürlich ärgerlich war.

Beim ttc eastside fehlten im Vergleich zur Aufstellung in den letzten Partien Yuka Kaneyoshi und Josi Neumann. Wenigstens gab es ein ganz starkes Match zwischen Mia Griesel, die vor wenigen Tagen ihren 19. Geburtstag feierte, und der 18-jährigen Annett Kaufmann zu bewundern, in dem die beiden größten Nachwuchshoffnungen des DTTB zeigten, dass man von ihnen schon jetzt sowie in allernächster Zeit sehr viel erwarten darf. Zudem sah man ein äußerst umkämpftes, aufregendes Schlussmatch zwischen Kathrin Mühlbach und Laura Tiefenbrunner, das Kolbermoor schließlich den doppelten Punktgewinn eintrug. Bei einem Sieg der Berlinerin, die zahlreiche Führungen nichts ins Ziel bringen konnte, hätte es 5:5 gehießen und ihr Team hätte Langstadt zum Gegner gehabt.

Nach den Doppeln stand es 1:1. Kolbermoors Trainer Dr. Michael Fuchs: “Wie angekündigt, sind wir konzentriert in das Spiel gegangen und haben das Doppel natürlich auch getroffen.” Einem kampflosen Sieg von Surjan/Griesel stand ein letztlich ungefährdetes 3:1 von Kaufmann/Lang gegen Mühlbach/Komarova gegenüber.

Zur Erläuterung: Der Gastgeber musste auf eine Spielerin aus dem Verbandsoberliga-Team zurückgreifen und splittete dies: Anastasia Komarova spielte im Doppel, Talea Krüger kam im Einzel zum Einsatz – beide machten einen wirklich guten Job. Und man muss noch etwas dazusagen: Es kamen nicht etwa zwei erfahrene Ersatzspielerinnen zum Einsatz, die auf diesem Weg auch mal in der Bundesliga spielen durften. Es war die Bundesligapremiere zweier extrem junger Talente, von denen man in einigen Jahren vielleicht schon viel mehr gehört haben wird. Talea Krüger ist 13 Jahre alt, Anastasia Komarova sogar erst 11.

Hier kann man sich das bemerkenswerte Spiel zwischen der 13-jährigen Talea Krüger und Laura Tiefenbrunner nochmals in voller Länge anschauen:

Wahnsinns-Mach zwischen Griesel und Kaufmann

Im vorderen Paarkreuz zog Kolbermoor auf 3:1 davon: Die aufgerückte Kristin Lang rief ihre ganze Erfahrung aus vielen Jahren als Spitzenspielerin des SV DJK ab und ließ einer Sabina Surjan, die nur im dritten Satz obenauf war, keine echte Chance. An Nachbartisch das mit Abstand beste Match des Abends: Mia Griesel und Annett Kaufmann lieferten sich ein hochklassiges “Herzschlag-Duell” mit dem besseren Ende für Kaufmann trotz eines super Beginns ihrer Gegnerin, der am Ende nur ein Hauch zum Sieg fehlte und die einen Matchball nicht verwerten konnte. Die Satzergebnisse aus Sicht der Berlinerin sagen fast schon alles aus: 11:8, 11:9, 4:11, 10:12, 13:15. Die beide ersten Einzel waren ganz nach dem Geschmack von Dr. Michael Fuchs: “Vor allem Annett hat nach dem relativ einfachen Doppel etwas gebraucht, um in die Spur zu finden und das Niveau hochzuschrauben. Zudem hat Mia meiner Meinung nach wirklich gut gespielt. Als Annett ein paar taktische Dinge leicht angepasst hatte, kam sie besser ins Spiel und am Schluss war es ein 50/50-Spiel, mit dem besseren Ausgang für Annett. Das Break gelang dann Kristin, die gegen Surjan taktisch clever und konsequent gespielt hat.”

Es folgten das kampflose 3:0 von Kathrin Mühlbach sowie der erwartete 3:0-Erfolg von Laura Tiefenbrunner über die junge Berlinerin Talea Krüger, die sich aber beim 7:11, 6:11, 6:11 wirklich achtbar aus der Affäre zog. 4:2 für die Gäste.

Sabina Surjan konnte auch gegen Annett Kaufmann nur einen Satzgewinn verbuchen, blieb ansonsten aber ein gutes Stück von einem Erfolg entfernt. Kaufmann schraubte damit ihre Rückrundenbilanz auf 10:2. Mia Griesel zauberte aber gegen Kristin Lang, die kaum einen Stich machte (11:4, 11:6, 11:6), und hielt ihr Team im Spiel.

Kathrin Mühlbach konnte ihre Chancen nicht nutzen

Da ja nur noch ein Einzel im Raum stand, das kampflos an die Berlinerinnen gegangen wäre, musste die Entscheidung zwischen Kathrin Mühlbach und Laura Tiefenbrunner fallen. Und diese erfolgte zu Ungunsten von Mühlbach, die keine gute Runde spielte und in sämtlichen zwölf Einzeln das Nachsehen hatte. Doch es war so eng: Im ersten Satz führte die eastside-Spielerin mit 5:0 und 8:3, Endstand 8:11. Im zweiten Durchgang drehte sie einen 7:9-Rückstand in ein 14:12. Im dritten Satz schien erneut die Berlinerin in der Erfolgsspur, jetzt endlich im letzten Versuch den ersten Saisonsieg einzutüten, schien ihre Devise. Doch zwischenzeitliche Führungen von 8:4 und 9:6 reichten ihr nicht – 11:9 für Tiefenbrunner, die in den entscheidenden Momenten etwas abgeklärter wirkte. So auch im Entscheidungssatz, als Mühlbach mit 6:2 geführt hatte, dann aber zuließ, dass ihre Gegnerin sieben der nachfolgenden acht Ballwechsel zu ihren Gunsten entschied – am Ende hieß es erneut 9:11.

Dr. Michael Fuchs: “Es ging dauernd hin und her. In den entscheidenden Momenten hat Laura gute Entscheidungen getroffen und Kathrin ein paar leichte Fehler gemacht, wodurch Laura am Ende das Spiel ganz knapp für sich entscheiden konnte.”

Hatte reichlich Chancen, ging am Ende aber doch leer aus: Kathrin Mühlbach (Archivfoto Roscher).

Stimmen zum Spiel

Berlins Manager Andreas Hain war bedient und fand sehr deutliche Worte: “Katastrophale Leistung unseres Teams heute. Was Sabina und Kathrin da abgeliefert haben, hatte nichts mit Bundesliga zu tun. Sabina wirklich ganz schlecht und Kathrin hat nicht eine hohe Führung ins Ziel gebracht. Das geht schon die ganze Saison so. Ich bin einfach enttäuscht.” Es folgte eine nachdrückliche Kampfansage an die Oberbayern: “Aber in vier Wochen werden wir uns anders präsentieren und dann wird es Kolbermoor noch bedauern, dass man heute gegen uns gewonnen hat.” Auch die bärenstarke Leistung der jungen Mia Griesel mochte Hain nicht versöhnlich stimmen: “Das kommt doch nicht überraschend, für mich war das völlig klar, dass sie das so spielen kann.”

Dr. Michael Fuchs meinte: “Ein doch eher überraschendes Ergebnis, was unter diesen Voraussetzungen so nicht wirklich zu erwarten gewesen wäre. Andererseits haben meine Spielerinnen das Beste aus der Situation gemacht und stark gekämpft, wofür ich allen wirklich ein Lob aussprechen will. Insgesamt für uns ein Abschluss der regulären Saison mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei einem Spiel mit nur drei Spielerinnen antreten zu können, ist einfach Mist… das muss man deutlich sagen, auch wenn es in unserem Fall auch einfach sehr unglücklich lief und einige Dinge da zusammengekommen sind, die nicht in unserer Macht liegen.” Schlüsse auf die Play-offs könne man aus dem Spiel in der Hauptstadt jedenfalls nicht ziehen: “Das wird eine andere Situation. Wir werden vermutlich anders aufgestellt sein, ebenso Berlin, weshalb dort dann die Karten komplett neu gemischt werden dürften.“

Infos zu den Play-offs: Vom 2. bis 4. Mai wird die erste Play-off-Runde ausgetragen, in der Berlin und Kolbermoor sowie Langstadt und Weil aufeinandertreffen. Die Halbfinals werden am 30.05.-01.06. gespielt und die Endspiele steigen am 27. und 29.06. Wir müssen uns also noch elf Wochen gedulden, bis wir wissen, wer Deutscher Meister 2025 sein wird.

Beitragsbild oben: Laura Tiefenbrunner behielt im letzten Match des Abends die Nerven und sicherte ihrem Team Platz 3 in der Endabrechnung (Foto Roscher).

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