Abschluss der Punktrunde in der Hauptstadt
Freitag, 19.00 Uhr: ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor
Zum Abschluss der Punktrunde steht am Freitagabend in der Berliner “Heyse25” noch ein äußerst interessanter Bundesliga-Klassiker an mit zwei ambitionierten Teams, die sich schon viele spannende Duelle geliefert haben. Wenn berlin eastside und Kolbermoor die Klingen kreuzen, ist das immer etwas Besonderes. Allerdings hat der Gast personelle Probleme und hofft noch auf eine kurzfristige Lösung.
Vor der Saison wäre man davon ausgegangen, dass sich hier die beiden großen diesjährigen Titelfavoriten begegnen. Mit solchen Superlativen ist man inzwischen ein wenig vorsichtiger geworden, zumal das Team aus Weinheim super stark ist und auch Dachau bisher Spitzentischtennis zeigt. Fakt ist, dass es maßgeblich auf die Aufstellungen ankommt, wenn Berlin und Kolbermoor in Topbesetzung auflaufen, gehören sie weiter zum Allerbesten, was diese stark besetzte Liga zu bieten hat. Nur wird dies leider am Freitag nicht der Fall sein. Zumindest die Bayern klagen über personelle Probleme.
Die sportliche Situation ist folgende: Der Titelverteidiger, Pokalsieger und aktuelle Champions-League-Halbfinalist, der in der Liga konsequent mit einer jungen Truppe antritt, die zusammenwachsen und Spielpraxis erhalten soll, wird auf dem sechsten Platz ins Ziel einlaufen, nachdem man zuletzt den Weinheimerinnen knapp und unglücklich mit 4:6 unterlegen war. Immerhin hat das Team weiter an Stabilität gewonnen, seit die 18-jährige japanische Defensivspielerin Yuka Kaneyoshi mit an Bord ist. Und Kaneyoshi ist alles andere als eine Lückenfüllerin, sie steht im Spitzenpaarkreuz 5:1 und hat in den letzte Wochen Top-Asse wie Byun Seoyoung (Dachau) und Chien Chung-Tuan (Weinheim) geschlagen. Vermutlich werden am Freitagabend neben ihr wie zuletzt Sabina Surjan, Mia Griesel und Josi Neumann das Team des ttc eastside bilden.
Kolbermoor ist Tabellenvierter, würde aber bei einem Sieg noch den TSV Langstadt von Platz drei verdrängen und würde sich in diesem Fall in der ersten Play-off-Runde Ende des Monats erneut mit den Hauptstädterinnen messen. Anderenfalls bekäme es das Team um die starke Annett Kaufmann – Rückrundenbilanz 8:2 – mit dem schwer berechenbaren ESV Weil zu tun. Mit bisher 7:3 Punkten haben die Oberbayern eine solide Rückrunde gespielt – die Vorrunde war weniger überzeugend, aber auch von massiven personellen Problemen infolge von Verletzungen und Erkrankunge geprägt. Rückserien-Highlight war sicher der 6:3-Auswärtserfolg vor sechs Wochen in Weinheim.
Das Hinspiel gewann Kolbermoor mit 6:4, doch da war der ttc eastside vor guter Kulisse in schwächerer Aufstellung als zuletzt an den Tischen und dennoch fast auf Augenhöhe.
Wer am Freitag für den SV DJK auflaufen wird, steht auf den Positionen eins bis drei fest: Annett Kaufmann, Kristin Lang und Laura Tiefenbrunner. Auf jeden Fall ein konkurrenzfähiges Trio. Dann kommt jedoch das große Aber, denn mit der vierten Spielerin gibt es arge Probleme.
Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Dr. Michael Fuchs erklärt die Problematik – wir lassen ihn ausführlich zu Wort kommen, da man die teilweise fast tragischen Begleitumstände genau kennen muss, um die Situation nachvollziehen zu können. “Für uns hat dieses Spiel denselben Stellenwert wie jedes andere. Unser Ziel ist es, die Runde positiv abzuschließen. Hinsichtlich unseres Play-off-Gegners haben wir keine Präferenz, da ich die Mannschaften in den diesjährigen Viertelfinals als relativ ausgeglichen einschätze“, so Fuchs. „Wir stehen allerdings vor einigen personellen Herausforderungen. Hana Arapovic reist direkt vom Turnier in Slowenien mit der kroatischen Mannschaft weiter zum Turnier in Tschechien, das am Samstag beginnt. Wir mussten daher von Beginn an ohne sie planen. Unsere ursprüngliche Aufstellung sah die Spielerinnen Kaufmann, Gotsch, Lang und Tiefenbrunner vor.“ Fuchs weiter: „Leider gab es letztes Wochenende die Nachricht, dass es Hongis Mutter gesundheitlich sehr schlecht geht und sie sich im Krankenhaus befindet. Hongi hat sich dann direkt mit uns in Verbindung gesetzt und für uns gab es da dann keine Frage, dass in diesem Fall zu 100 Prozent das Persönliche Vorrang hat – speziell, wenn es um die Familie geht! So ist Hongi dann gestern direkt nach China zu ihrer Mutter geflogen und wird folglich am Freitag nicht zur Verfügung stehen.“ Ersatz zu finden, gestalte sich unheimlich schwierig: „Da Kriszti Toth am Wochenende mit dem BTTV nach Metz reisen muss, versuchen wir derzeit alles, um Swastika Ghosh kurzfristig aus Indien einfliegen zu lassen. Allerdings muss sie bereits am 07.04. nach China reisen, um dort den Contender in Taiyuan zu spielen. Daher war sie ursprünglich nicht eingeplant, und ihr Reisepass befindet sich derzeit noch bei der chinesischen Botschaft für den Visumsantrag. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es daher unwahrscheinlich, dass sie ihren Pass rechtzeitig vor Freitag zurückerhält.“ Es ergebe sich folgende mögliche Konsequenz: „Wir stehen aktuell vor der Situation, möglicherweise nur mit drei Spielerinnen antreten zu können. Ich hätte diese Situation gerne verhindert.“

Hongi Gotsch steht nicht zur Verfügung. Dass ihre schwer erkrankte Mutter in China Vorrang hat, ist allzu verständlich (Foto Roscher).
Fuchs thematisiert die Machtlosigkeit der Vereine, die im Rahmen der WTT-Terminplanung so gut wie gar keine Rolle spielen: „Generell stellt die Vielzahl internationaler Verpflichtungen der Spielerinnen eine große Herausforderung für uns als Verein dar. Der Terminplan der WTT nimmt nur begrenzt Rücksicht auf nationale Wettbewerbe – um es diplomatisch auszudrücken. Obwohl Vereine für viele Spielerinnen eine der Hauptfinanzierungsquellen sind, haben wir nur geringe Einflussmöglichkeiten. Da die Teilnahme an internationalen Turnieren maßgeblich für die Weltranglistenplatzierung und die sportliche Karriere der Spielerinnen ist, stehen Vereinsinteressen in der Prioritätenliste oft hinten an. Späte Veröffentlichungen von Turnierplänen, kurzfristige Terminänderungen oder sogar völlig neue Turnieransetzungen mit wenig Vorlauf erschweren die Planbarkeit zusätzlich.“ Zurück zur aktuellen Situation: „Wenn dann, wie in diesem Fall, einfach mal ein wirklicher, privater Notfall eintritt, haben wir als Verein nur sehr wenig Möglichkeiten zu reagieren. Natürlich hoffen wir, dass sich die Rahmenbedingungen in Zukunft wieder etwas positiver entwickeln.“
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Wer auch immer am Freitag die vierte Frau im Gästeteam sein wird oder auch für den Fall, dass Kolbermoor tatsächlich zu dritt anreisen müsste: Wir wünschen uns eine spannende, hochklassige Partie zum Runden-Abschluss, bei der die Zuschauer auf ihre Kosten kommen. Bei den Spielerinnen, die bereits feststehen, sind einige tolle Matches in jedem Fall garantiert.
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Bleibt uns noch der der Hinweis auf den Livestream, für den wieder Bernd Guder verantwortlich zeichnen wird:
https://www.youtube.com/live/A1dU3Rv0Puk?si=hPrXtlevFMy0odqt
https://www.youtube.com/live/qIRm62yFHUI?si=ruuu538C5_2QOv9w
Infos zu den Play-offs: Am Wochenende 25.-27.04. wird die erste Play-off-Runde ausgetragen, die Halbfinals werden am 30.05.-01.06. gespielt und die Endspiele steigen am 27. und 29.06. Wir müssen uns also noch elf Wochen gedulden, bis wir wissen, wer Deutscher Meister 2025 sein wird.
Beitragsbild oben: Mia Griesel spielt eine vorzügliche Debütsaison in der 1. Bundesliga Damen und wird gewiss auch am Freitag für den ttc eastside am Tisch stehen (Foto Roscher).