Dachau in Galaform: Klarer Auswärtssieg in Bingen

Von Stephan Roscher|November 23, 2025|bundesliga

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Dachau 65 2:6

Rund 170 Zuschauer waren am Sonntagnachmittag erwartungsvoll nach Bingerbrück gepilgert, um das erwartete spannende Duell zwischen den am Wochenende zuvor so toll aufspielenden Teams aus Bingen und Dachau live mitzuerleben – natürlich überwiegend in der Hoffnung auf den ersten Heimsieg der TTG. Doch es kam anders, die Bingener Fans mussten die Überlegenheit der Oberbayern um die einmal mehr überragende Sabine Winter neidlos anerkennen. 6:2 hieß es nach circa 140 Minuten für Dachau – und das absolut leistungsgerecht.

Nach den Doppeln ließ sich noch nicht allzu viel sagen. Winter gewann mit der Kroatin Dora Cosic, die für die bei der Jugend-WM geforderte Koharu Itagaki ins Team gerückt war, in vier Sätzen gegen das TTG-Duo Lea Rakovac/Choi Yelin. Bingen schnappte sich das andere Doppel: Shi Qi und Elena Kuzmina ließen beim 3:1 gegen Byun Seoyoung/Naomi Pranjkovic nichts anbrennen.

Doch danach zeigten die Gäste eine deutliche Überlegenheit im Spitzenpaarkreuz, die heute letztlich ausschlaggebend war. Zumal Dora Cosic hinten ebenfalls einen sehr soliden Eindruck hinterließ und demonstrierte, dass man mit ihr durchaus auch im Oberhaus rechnen kann.

Im ersten Durchgang besiegte Sabine Winter Lea Rakovac glatt mit 11:5, 11:5, 11:7. Byun Seoyoung ließ im Defensiv-Duell Choi Yelin keine Chance (11:6, 11:3, 11:1). Im zweiten Durchgang machte es Byun gegen Rakovac etwas knapper, erneut jedoch ohne Satzverlust (11:9, 13:11, 11:8). Auch Anti-Ass Winter marschierte durch ohne einen Satz abzugeben. Gegen Choi hatte sie, die gegen Abwehr ohnehin zumeist souverän agiert, beim 11:8, 11:7, 11:4 keine allzu große Mühe. Zwischenzeitlich hatte auch Cosic erstaunlich klar gegen Shi Qi gewonnen (11:6, 11:2, 11:8), während einer starken Elena Kuzmina der einzige Einzelpunkt ihres Teams gelungen war. Gegen Naomi Pranjkovic setzte sich Kuzmina in drei umkämpften Durchgängen zum zwischenzeitlichen 2:4 durch. Doch am Ende war nichts drin für die enttäuschten Rheinhessinnen, die eben Winter und Byun zumindest an diesem Tag nichts entgegenzusetzen hatten.

Spielte gegen Naomi Pranjkovic sehr stark und punktete auch im Doppel: Elena Kuzmina (Foto Roscher).

„Das war wohl unser Tag“, freute sich Dachaus Cheftrainer Alexander Yahmed. „Ich hätte auf ein 5:5 gewettet und empfinde Bingens Mannschaft eigentlich als ziemlich gleichstark. Ich bin froh, dass wir gepunktet haben und mir ist bewusst, dass wir eine „Top-Top-Leistung“ abgerufen haben. Wie immer auch toll war die super Stimmung in Bingen.“

Bingens Sportvorstand Joachim Lautebach sagte nach der Partie: „Es lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Leider haben wir unsere Chancen, vielleicht ein 5:5 zu schaffen, nicht genutzt. Man muss aber auch sagen, dass das vordere Paarkreuz von Dachau sehr stark war. Was Sabine Winter und Byun Seoyoung heute vorne gezeigt haben, war Tischtennis vom Feinsten, man könnte auch von Weltklassetischtennis sprechen. Vielleicht das beste vordere Paarkreuz in der ganzen Bundesliga. Das haben auch die Zuschauer erkannt und den Leistungen der beiden Dachauerinnen Respekt gezollt.“ Vorne sei heute nichts drin gewesen, die Hoffnung habe eher auf Shi Qi und Elena Kuzmina geruht: „Wir hatten uns im hinteren Paarkreuz etwas ausgerechnet. Leider hatte Shi heute keinen guten Tag erwischt und blieb ziemlich chancenlos gegen die Ersatzspielerin Cosic. Das war gewissermaßen der Breakpunkt für Dachau. Wir haben gegen einen sehr starken Gegner verloren, der sicher um die Play-offs mitspielen wird.“ Lautebach betonte, dass es trotz der Niederlage auch positive Aspekte gegeben habe: „Insgesamt war es eine sehr gute Veranstaltung mit sehenswertem Tischtennis bei recht ordentlichem Zuschauerzuspruch.“

Mit 4:2 Punkten nach drei Partien kann der TSV Dachau nun den Blick allmählich nach oben richten. Man ist Tabellendritter und könnte in der zuletzt gezeigten Form die Play-offs durchaus erreichen – soweit man eine solche Aussage bereits treffen darf, wo noch neun Ligaspiele für Winter und Co. auf dem Programm stehen. Als nächstes steht, nach dreiwöchiger Pause, das gewiss nicht einfache Heimspiel gegen Meister Weinheim auf dem Spielplan (14.12.).

Etwas ungünstiger sieht es für die Rheinhessen aus, die nach vier absolvierten Partien mit 3:5 Zählern auf Platz vier stehen, aber den Atem von Kolbermoor und Weinheim im Nacken spüren. Will man aussichtsreich im Rennen um die vier Play-off-Plätze bleiben, muss in den nächsten Spielen mehr kommen als heute. Zunächst ist man in einer Woche beim Schlusslicht ESV Weil gefordert.

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Auch am kommenden Wochenende steigt nur eine einzige Partie in der 1. Bundesliga Damen. Beim noch punktlosen ESV Weil erhält das Team aus Bingen am Sonntag (14 Uhr) die Gelegenheit, zu zeigen, dass es weitaus mehr kann, als es gegen Dachau den Anschein hatte. Leicht wird das jedoch nicht. Die Südbadenerinnen wurden zumeist mit Pech und unter Wert geschlagen und brennen auf den ersten Saisonsieg.

Beitragsbild ganz oben: Eine Klasse für sich: Sabine Winter (Foto: Dr. Stephan Roscher).

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