Weinheim kann Ausfall von Yuan Wan nicht kompensieren, Bingen kompromisslos

Von Stephan Roscher|November 17, 2025|bundesliga

Weil verliert auch in Dachau

Erster Saisonsieg für die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die zuletzt schon angedeutet hatte, dass das Team deutlich stärker ist als in der Vorsaison. Der überraschend hohe 6:1-Erfolg bei Meister Weinheim, der erneut ersatzgeschwächt und ohne Yuan Wan an die Tische gehen musste, katapultierte die TTG auf Tabellenplatz drei. Der ESV Weil konnte auch auf der Bayern-Tour nicht punkten und bleibt mit nunmehr 0:10 Punkten Schlusslicht – nach dem 4:6 in Kolbermoor musste man am Sonntag eine 2:6-Niederlage in Dachau quittieren.

TTC 46 Weinheim – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 1:6

Man sieht, wie wichtig Yuan Wan, die seit der EM in Kroatien an ihrer Verletzung laboriert, für das Team des amtierenden Meisters ist. Wie schon gegen Langstadt musste die deutsche Nationalspielerin passen, die Hoffnungen auf ihren Einsatz gegen Bingen hatten sich zerschlagen. Und wie schon gegen die Hessen, musste man auch gegen die Rheinhessen eine zumindest vom Ergebnis klare Heimniederlage quittieren.

Circa 170 Zuschauer erlebten eine auf dem Papier nicht unbedingt schwache Aufstellung des Gastgebers mit der Taiwanerin Chien Chung-Tuan, Mateja Jeger-Majstorovic, die ins vordere Paarkreuz aufrücken musste, und hinten dem 16-jährigen Toptalent Bao Chau Elisa Nguyen sowie der in die Mannschaft gerückten 18-jährigen Luxemburgerin Enisa Sadikovic aus dem Weinheimer Drittliga-Team, die zu ihrem ersten Einsatz in der höchsten deutschen Damen-Spielklasse kam. Die Gäste präsentierten sich in stärkster Aufstellung mit Lea Rakovac, Yelin Choi, Shi Qi und Elena Kuzmina.

Yelin Choi musste zwar eine Niederlage gegen Chien Tung-Chuan hinnehmen, doch seitdem sie in Bingen spielt, hat das Team deutlich an Stabilität gewonnen (Foto: Armin Schimkat).

Es lief von Anfang an optimal für Bingen, man gewann beide Doppel und brachte in den Einzeln auch die knappen Spiele nach Hause. So Rakovac zunächst gegen Jeger-Majstorovic (3:1) und später dann überraschend auch gegen Weinheims Ass Chien (3:2), oder Kuzmina gegen Nguyen (3:1). Der Ehrenpunkt für den TTC 46 gelang Chien mit einem 3:0 über Defensivspielerin Choi zum zwischenzeitlichen 1:2. Sadikovic hielt gegen Shi gut mit und konnte immerhin den ersten Satz gewinnen. So stand am Ende aber ein gnadenlos anmutendes 1:6 zu Buche, bei dem auch Weinheim seine Chancen hatte, diese aber nicht nutzen konnte.

Weinheims Manager Christian Säger war natürlich nicht erfreut: „Eigentlich die gleiche Geschichte wie vor 14 Tagen gegen Langstadt. Leider ohne Yuan, die durch Überlastung ein Sehnenproblem am Schlagarm hat, und auch kein Glück. Das Doppel von Chung [Chien Tung-Chuan] und Jeger geht weg, Jeger gewinnt am Ende gegen die Südkoreanerin 3:0, am Nachbartisch verliert Chung aber nach 2:1-Führung noch 2:3 gegen Rakovac. Aber Bingen hat mit seiner besten Mannschaft auch verdient gewonnen. Wir müssen jetzt hoffen, dass alle bis Mitte Dezember wieder fit werden, um in Kolbermoor und Dachau wieder komplett antreten zu können.“

Joachim Lautebach, Sportvorstand der TTG, war dagegen sehr zufrieden: „Wir waren selbst überrascht über das klare Ergebnis und haben uns natürlich auch sehr gefreut. Natürlich kam uns gelegen, dass Yuan Wan aufgrund ihrer Verletzung nicht mitspielen konnte. Trotzdem hat Weinheim noch eine gute Mannschaft gestellt, vorne mit der Taiwanesin und hinten mit zwei sehr guten Nachwuchsspielerinnen. Erfreulich war natürlich, dass wir diesmal beide Doppel gewinnen konnten, was der Mannschaft mehr Sicherheit gegeben hat. Lea Rakovac hat heute sehr gut gespielt, bei ihr ist der Knoten geplatzt. Sie hat gegen Mateja Jeger und später auch gegen die Taiwanesin sehr stark gespielt und beide Spiele gewonnen. Im hinteren Paarkreuz war letztendlich unsere Routine ausschlaggebend gegen die beiden guten jungen Weinheimer Nachwuchsspielerinnen, sodass das Ergebnis dann doch ziemlich deutlich ausfiel. Wir wollen uns jetzt voll auf das schwere Spiel am nächsten Sonntag gegen Dachau konzentrieren, die heute auch sehr stark gespielt haben.“

TSV Dachau 65 – ESV Weil 6:2

Es läuft nicht günstig für den ESV Weil in dieser Saison, zumindest steht nach fünf von sechs Vorrundenpartien noch kein einziger Punkt auf der Habenseite der Südbadener. Realistisch betrachtet wird es diese Saison mit den Play-offs, für die sich bekanntlich nur noch die ersten Vier qualifizieren, schwierig bis unmöglich für Anna Hursey und ihre Kolleginnen. Nach zuletzt drei knappen 4:6-Niederlagen in Folge, musste man in Dachau, das sich sehr spielstark und erfolgshungrig präsentierte, ein 2:6 hinnehmen.

Anna Hursey konnte vor 180 Fans bei den in starker Besetzung, auch mit der Defensiv-Südkoreanerin Byun Seoyoung, angetretenen Oberbayern wenigstens einmal punkten. Hursey besiegte Byun in drei engen, umkämpften Sätzen (11:9, 12:10, 11:9). Zudem konnte Martine Toftaker (3:0 gegen Naomi Pranjkovic) ihr erstes Einzel in dieser Saison gewinnen. Ein weiterer Punkt schien zumindest phasenweise beim Match von Kornelija Riliskyte gegen die junge Koharu Itagaki möglich, doch im fünften Durchgang hatte Itagaki deutlich die besseren Karten.

Erster Einzelsieg für Martine Toftaker (Foto: Armin Schimkat).

Von den Doppeln an hatten indes die Dachauerinnen das Heft in der Hand, wobei Byun/Itagaki und Winter/Pranjkovic jeweils über die volle Distanz gehen mussten, um ihre Siege einzufahren. Vorne war Sabine Winter eine Klasse für sich. Die Weltranglisten-16. gab gegen die ins vordere Parkreuz aufgerückte Lea Lachenmayer – gegen Abwehr spielt Winter ohnehin überragend – sowie im Spitzeneinzel gegen Anna Hursey (11:8, 11:6, 11:6) keinen Satz ab.

Dachaus Cheftrainer Alexander Yahmed fiel ein Stein vom Herzen: „Wir sind froh unser Heimspiel gewonnen zu haben. Ich denke, der Unterschied war, dass wir Heimspiel hatten. Es waren knappe Spiele und wir haben die meisten engen Spiele gewonnen. Es hätte vom Ergebnis durchaus knapper werden können, trotzdem denke ich, dass unser Sieg verdient war. Wir wussten natürlich auch, dass Weil schwer zu spielen ist. Aber nicht zuletzt dank unserer Fans, die uns super unterstützt haben, haben wir gut gekämpft und verdient gewonnen.“

Weils Abteilungschefin Doris Spiess war natürlich weniger begeistert: „Leider wieder kein Erfolgserlebnis. Aber trotzdem gab es schöne und spannende Spiele. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn die Doppel für uns gelaufen wären. Beide gingen erst im fünften Satz an Dachau. Aber insgesamt hat Dachau verdient gewonnen.“

Machte einmal mehr den Unterschied: Sabine Winter (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Winter und Co. haben in der Vorrunde noch vier Partien vor sich und müssen zunächst am kommenden Sonntag in Bingen bei einem Team bestehen, das sich am Sonntag ebenfalls eine gute Portion Selbstvertrauen holte. Der ESV Weil hofft am 30.11. im letzten Vorrundenspiel gegen Bingen auf das erste Erfolgserlebnis in dieser so ungemein schwierigen Saison.

Beitragsbild ganz oben: Szene aus dem Doppel in Weinheim mit Qi/Kuzmina (blaue Trikots) und Nguyen/Sadikovic (Foto: Armin Schimkat).

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