87. NDM ab Freitag in Wetzlar: 16 Bundesligaspielerinnen auf Titeljagd

Von Autor|Februar 28, 2019|bundesliga, Spielerinnen

Von Freitag bis Sonntag werden in der Wetzlarer Rittal Arena die 87. Nationalen Deutschen Meisterschaften (NDM) ausgetragen – 2014 war die 3.500 Zuschauer fassende Eventhalle in Mittelhessen bereits schon einmal Schauplatz der deutschen Titelkämpfe. Im Vorjahr in Berlin sicherten sich Timo Boll und die für den polnischen Champions-Ligisten Tarnobrzeg aufschlagende Han Ying die Einzeltitel. Doch Han hat am Donnerstag verletzungsbedingt abgesagt. Somit wird es nichts aus der von uns ursprünglich erwarteten Jagd der 16 in Wetzlar startenden Bundesligaspielerinnen auf die Titelverteidigerin. Andererseits liegt die Wahrscheinlichkeit nun bei 99,9 Prozent, dass eine Erstligaspielerin am Ende ganz oben auf dem Treppchen steht.

Petrissa Solja mit guten Titelchancen in Einzel, Doppel und Mixed

Mindestens fünf Starterinnen aus dem Damen-Oberhaus werden realistische Titelchancen eingeräumt. Angeführt wird das Quintett von der ursprünglich an zwei gesetzten Europe Top 16-Gewinnerin Petrissa Solja (TSV Langstadt), die aufgrund der Absage von Han jedoch auf die Spitzenposition der Setzliste vorgerückt ist. Solja gilt als chancenreiche, vielleicht sogar die chancenreichste Teilnehmerin. In den letzten Wochen war sie in bestechender Form, wovon auch ihre Bundesligabilanz von 16:2 zeugt. Und die 24-jährige Pfälzerin nimmt das Turnier sehr ernst. „Ich freue mich auf Wetzlar und werde alles versuchen, den Titel zu gewinnen, auch wenn das Turnier sehr gut besetzt ist und meine Konkurrentinnen sehr stark sind“, so die 24-jährige TSV-Spitzenspielerin. Einmal hatte sie bereits das Vergnügen, als Titelträgerin im Damen-Einzel ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, nämlich 2015 in Chemnitz.

Im Finale des Vorjahres hatte Abwehrstrategin Han Ying die routinierte Busenbacherin Tanja Krämer mit 4:2 bezwungen. Krämer, nationale Deutsche Einzelmeisterin 2008, ist fraglos eine Turnierspielerin, die sich „hineinbeißen“ kann. Ob sie indes erneut so weit kommt, steht in den Sternen. In der Bundesliga läuft es bei ihr derzeit jedenfalls alles andere als rund.

Zu Soljas Hauptrivalinnen im Einzelturnier zählen – abgesehen von Han – unter anderem Kristin Lang und Sabine Winter (beide SV DJK Kolbermoor), wobei die an drei gesetzte Lang in den letzten Wochen und Monaten durch konstant starke Leistungen glänzt, während die an sechs gesetzte Winter eher schwächelt. Aber ein solches Turnier ist ja gerade eine exzellente Chance, sich aus der Krise zu spielen. Und dann gibt es ja auch noch den Bundesligaprimus ttc berlin eastside, der die nach ihrer Schwangerschaftspause wieder klar im Aufwind befindliche, an vier gesetzte Shan Xiaona – Deutsche Meisterin 2013 und 2014 – sowie die in den letzten Wochen bärenstarke, an fünf gesetzte Nina Mittelham ins Rennen schickt. Letztere wird als gar nicht so geheimer Geheimtipp gehandelt.

Hinter dem Quintett Solja-Lang-Shan-Mittelham-Winter lauern elf weitere Bundesligaspielerinnen darauf, den ganz Großen ein Bein zu stellen und so weit wie möglich nach oben zu kommen. Dazu gehören Chantal Mantz und Yuan Wan (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim) auf den Positionen sechs und sieben der Setzliste, Jessica Göbel (Setzposition 8), Tanja Krämer (9), Anastasia Bondareva (17) und Franziska Schreiner (18), die alle für den TV Busenbach aufschlagen. Die Bad Driburgerinnen Nadine Bollmeier (10) und Sophia Klee (12) sind zu nennen, die Langstädterinnen Janina Kämmerer (13) und Alena Lemmer (16) sowie Kolbermoors Katharina Michajlova (14). Nur am Rande sei erwähnt, dass Klee, Bondareva und Schreiner auf Turnieren nicht für die genannten Bundesligisten sondern für ihre Heimartklubs starten.

Blick in die Rittal Arena am Eröffnungstag der NDM 2014.

Starke Doppel duellieren sich um den Titel

Solja avancierte 2013 und 2015 an der Seite von Sabine Winter zur deutschen Titelträgerin im Doppel. Und auch diesmal werden die beiden gemeinsam am Tisch stehen, ein eingespieltes Gespann, das 2013 sogar Europameister wurde. Da die amtierenden Europameisterinnen, Kristin Lang und Nina Mittelham, diesmal nicht zusammen spielen, ist das Langstadt-Kolbermoor-Duo fraglos der heißeste Titelanwärter. Gesetzt sind sie aber nur an Position zwei, da zählen nämlich die Q-TTR-Werte, bei denen das Duo Kristin Lang/Shan Xiaona in der Summe knapp die Nase vorn hat. Auch zu beachten sind Chantal Mantz/Yuan Wan von der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die trotz junger Jahre ein eingespieltes, international erfolgreiches Doppel bilden und in Wetzlar an drei gesetzt sind. Auch Tanja Krämer/Jessica Göbel vom TV Busenbach spielen traditionell ein sehr gutes Doppel.

Im Mixed könnte sich Petrissa Solja gegebenenfalls eine weitere Medaille angeln, vielleicht sogar eine „goldige“. Die Links-Rechts-Kombination mit Patrick Franziska dürfte prächtig harmonieren. Und topgesetzt sind die beiden „Hessen“ – die eine spielt in Hessen, der andere kommt aus Hessen – obendrein.

Langstadt-Quintett freut sich auf hessisches „Heimspiel“

Mit fünf Teilnehmerinnen stellt Bundesliga-Aufsteigers Langstadt die meisten Starter. Die qualifizierten TSV-Spielerinnen schlagen nicht nur im Erst-, sondern zum Teil auch im Drittligateam auf. Neben „Peti“ Solja, Janina Kämmerer und Alena Lemmer sind auch Anne Bundesmann (Setzposition 22) und Sonja Busemann (23) dabei. Solja, Kämmerer und – als Nachrückerin für Han Ying – Lemmer für das Hauptfeld gesetzt, die übrigen zwei müssen bereits am Freitag durch die Mühlen der Qualifikation. Im Einzel werden zunächst Vorrunden in Vierergruppen im Modus „Jeder gegen Jeden“ gespielt. Jeweils die beiden Erstplatzierten qualifizieren sich für die erste Hauptrunde und duellieren sich dort mit einer der 16 Gesetzten.

„Mein Ziel ist es, im Einzel unter die letzten 16 zu kommen“, so Janina Kämmerer, die sich in der Bundesliga gut akklimatisiert hat. „Im Doppel mit Anne (Bundesmann) würde ich gerne ins Viertelfinale kommen und somit unsere Setzung bestätigen.“ Im Training im Frankfurter Leistungszentrum hat sich die 20-Jährige in dieser Woche gezielt auf die Titelkämpfe vorbereitet. „Ich habe versucht, viele Trainingswettkämpfe zu spielen und an Kleinigkeiten zu arbeiten“, erläutert Kämmerer. „Die Bundesligaspiele sind aber auch eine sehr gute Vorbereitung, da ich so immer mehr Wettkampferfahrung bekomme.“ Das Langstädter Eigengewächs setzt auch auf die Fans: „Ich hoffe, dass die Stimmung in der Halle gut ist und wir als hessische Teilnehmer von den Leuten besonders unterstützt und angefeuert werden.“

Janina Kämmerer will so weit wie möglich kommen, mindestens aber das Achtelfinale erreichen.

Großer Andrang auf die Tickets

Das Zuschauer-Interesse ist groß. Für Samstag und Sonntag sind die Sitzplätze bereits ausverkauft. Es werden aber noch jeweils circa 300 Stehplatz-Tickets an der Tageskasse angeboten für 12 Euro (ermäßigt 8 Euro). Für den Freitag, an dem die Gruppenspiele (ab 12.30 Uhr), aber auch schon je eine Doppel- und Mixed-Runde ausgetragen werden, gibt es indes noch Karten sämtlicher Kategorien. Als besonderen Clou kann man für den Auftakt-Tag das Feierabend-Ticket für 5 Euro inklusive eines Freigetränks erstehen. 

  • Beitragsbild oben: Penholder-Ass Shan Xiaona würde zu gerne in Wetzlar ihren dritten nationalen Meistertitel im Damen-Einzel unter Dach und Fach bringen. Doch die Konkurrentinnen sind megastark.

Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher 

Homepage der NDM 2019

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