Zweites Remis im Bayern-Derby nach 5:0-Führung für Kolbermoor

Von Stephan Roscher|April 10, 2022|bundesliga

SV DJK Kolbermoor – TSV Schwabhausen 5:5

Das Play-off-Rückspiel der 1. Runde in Kolbermoor verlief nicht minder dramatisch als der Thriller in Weil – auch hier kommt es zu einer dritten Begegnung, die am Dienstag um 18 Uhr in Schwabhausen ausgetragen wird. Das waren beides heute Play-off-Rückspiele, bei denen man Herzinfarktgefährdeten den Zutritt in die Hallen eigentlich hätte verweigern müssen – es war geradezu unglaublich, was sich da an Dramatik abspielte.

Pokalsieger SV DJK Kolbermoor besaß alle Chancen der Welt, bei einer 5:0-Führung das Halbfinale gegen Langstadt einzutüten – und am Ende wurde es doch wieder „nur“ ein 5:5, das man wiederum auch dem TSV Schwabhausen gönnen musste, der eine schier unglaubliche Moral zeigte und sich das dritte Spiel erkämpfte, das lange keiner in der Halle für möglich gehalten hätte. Ein deutlicher Erfolg und vier teilweise hauchdünne Fünf-Satz-Siege in Serie sicherten dem Gästeteam noch jenes Remis, der letzte davon durch Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka gegen die junge Naomi Pranjkovic in der Verlängerung des Entscheidungssatzes.

Nach einem Doppel-Traumstart der Gastgeberinnen mit 2:0, legte Kolbermoor in den Einzeln nach und zog auf sage und schreibe 5:0 davon. Kristin Lang (3:2 gegen Sabine Winter), Yuan Wan (3:1 gegen Liu Yangzi) sowie Svetlana Ganina (3:0 gegen Alina Nikitchanka) brachten den Gastgeber scheinbar uneinholbar in Front.

Doch es folgten die unfassbaren letzten 90 Minuten dieses unbeschreiblichen Vier-Stunden-Spiels mit einem 3:0-Erfolg von Mateja Jeger über Naomi Pranjkovic und anschließend den vier knappen Siegen der TSV-Asse in Folge, auf die keiner mehr einen Pfifferling gesetzt hatte. Im Einzelnen gewannen Liu Yangzi (3:2 gegen Kristin Lang), Sabine Winter (12:10 im Entscheidungssatz gegen Yuan Wan nach 0:2-Satzrückstand), Mateja Jeger (3:2 gegen Svetlana Ganina nach 0:2-Satzrückstand) und eben Alina Nikitchanka gegen die so stark spielende 17-jährige Naomi Pranjkovic, die ein 0:2 nach Sätzen wettgemacht hatte und sich am Ende nicht selbst belohnen konnte.

Zweiter Sieg gegen Sabine Winter in drei Tagen: Kristin Lang (Bild: Petra Steyer).

„Das war heute ein nervenaufreibendes, ultraspannendes Spiel, für mich eines der spannendsten Spiele, die wir bisher überhaupt hatten. Und es war auch ganz große Werbung für den Tischtennissport“, so Michael Fuchs nach dem aufwühlenden Derby. „Im Endeffekt war für uns das Unentschieden natürlich sehr bitter, da wir so gut gestartet sind. Die letzten vier Spiele nach der hohen Führung dann alle im fünften Satz zu verlieren, tut weh. Und wahrscheinlich haben sich die Schwabhausener dann zu Recht mehr über das 5:5 gefreut als wir.“ Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter fügte hinzu: „Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit der Leistung von allen. Wenn man es mit den Spielen in der Bundesliga vergleicht, ist es natürlich eine riesengroße Steigerung gewesen. Dennoch war es heute für uns mehr als unglücklich.“ Fuchs zur Einzelkritik: „Kristin heute wieder überragend, Sabine muss man erst mal zweimal hintereinander schlagen. Bei Yuan ist endlich auch mal der Knote geplatzt. Gegen Liu zu gewinnen, ist schon stark. Und gegen Sabine hat sie im fünften Satz 9:6 geführt und einen hohen Ball verschlagen, also hätte auch dieses Spiel an uns gehen können. Svetlana hat gegen Nikitchanka relativ deutlich gewonnen, gegen Jeger liefen die ersten beiden Sätze fast zu leicht für sie und dann hat sich das Blatt komplett gedreht. Naomi hat gegen Nikitchanka so gut gespielt und ein 0:2 gedreht, doch dann im fünften Satz mit zwei Bällen Unterschied in der Verlängerung zu verlieren, ist für so eine junge Spielerin natürlich sehr bitter. Eigentlich hätte sie es verdient gehabt, zu gewinnen.“ Dennoch überwiegt das Positive: „Es war eine riesige Steigerung gegenüber der Punktrunde. Wir werden im Entscheidungsspiel unser Bestes geben und hoffen, dass wir nochmal eine so gute Leistung hinlegen können wie heute.“

Schwabhausens Trainer fiel ein Stein vom Herzen. „Wenn dieses Spiel treffend von uns beschrieben werden kann, dann müssen wir sagen: Wir sind dem Herzinfarkt entflohen und noch am Leben“, so Alexander Yahmed. „Nach dem 0:5 war es schon nicht mehr glaubwürdig, noch ein 5:5 zu schaffen, besonders weil bei 1:5 alle vier letzten Spiele im 5. Satz an uns gingen. Man konnte klar erkennen, Kolbermoor war besser und hätte es eigentlich verdient gehabt, zu gewinnen. Aber das ist mein Team: Kämpfen bis zum Umfallen, Zusammenhalt und Unterstützung bis zum Schluss!“ Yahmed fügte hinzu: „Mateja war wohl unsere beste Spielerin heute und auch der Schlüssel für den Punkt beziehungsweise das Entscheidungsspiel. Wir freuen uns, aber ganz ehrlich: Ich selbst brauche jetzt auch erst mal einen Tag, um meine Nerven abzukühlen.“ Für das dritte Match sieht der Trainer den Gegner in der Favoritenrolle: „Nach dem 2:4-Rückstand am Freitag und dem 0:5 heute ist uns klar, dass wir eindeutig der Außenseiter sind in diesem Play-off, aber wir werden am Dienstag natürlich wieder versuchen, das Beste rauszuholen.“

Beitragsbild oben: Alina Nikitchanka behielt am Ende im Krimi gegen Naomi Pranjkovic die Nerven (Foto: Roscher).

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