Weinheim vor Doppelspieltag in Bayern, eastside will in Weil nichts anbrennen lassen
Vier der acht Damen-Bundesligisten standen in der noch jungen Saison bereits an den Tischen, am Wochenende gesellen sich, wenige Tage vor Beginn der Mannschafts-WM in Chengdu, mit dem TSV Schwabhausen, dem SV DJK Kolbermoor und dem ESV Weil drei weitere hinzu. Letzterer hat eine ganz hohe Hürde vor sich, denn im Dreiländereck gastiert am Sonntag kein Geringerer als Rekordchampion ttc berlin eastside. Der TSV Schwabhausen und der SV DJK Kolbermoor empfangen jeweils den TTC 46 Weinheim, der diese Saison zum Angriff auf die oberen Tabellenregionen bläst. Einige Klubs werden am Wochenende aufgrund der WM personell nicht aus dem Vollen schöpfen können.
Samstag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – TTC 1946 Weinheim
Die Oberbayern, letzte Saison Dritter der Punktrunde, haben keine Neuzugänge zu verzeichnen. Mit Mateja Jeger hat eine starke Spielerin, die immer dann besonders erfolgreich war, wenn sie hinten aufschlagen konnte, den Verein verlassen und sich den Nordbadenern angeschlossen. Es könnte folglich zu einem Wiedersehen nach ganz kurzer Zeit kommen. Unumstrittene Führungsspielerin ist Sabine Winter, die im WM-Aufgebot des DTTB steht. Mit Ausnahme Winters und der Nummer zwei, Liu Yangzi, hat man immer auf ein ausgeglichenes Team gesetzt, das auf jeder Position für Punkte gut ist. Mit der Weißrussin Alina Nikitchanka sowie den Ungarinnen Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher gehören spielstarke Akteurinnen dem Kader an, bei denen leistungsmäßig kaum Unterschiede auszumachen sind. Auch Ungarn hat sich für die WM qualifiziert, sodass man sehen muss, ob Nagyvaradi und Feher am Samstag zur Verfügung stehen.
Auch Weinheim, zum Auftakt mit 6:2 gegen Bingen/Münster-Sarmsheim erfolgreich, kann wohl nicht in Topbesetzung an die Tische gehen. Weltklassespielerin Bruna Takahshi, Topfrau Brasiliens in Chengdu, dürfte wohl eher nicht zur Verfügung stehen. Ob Giorgia Piccolin dabei sein kann, die mit Italiens WM-Team nach China reist, ist ebenfalls nicht sicher. Mit Yuan Wan, Mateja Jeger, Sophia Klee, Luisa Säger und Jennie Wolf stehen Trainer Andreas Dörner aber genügend personelle Alternativen zur Verfügung. Es könnte – natürlich abhängig von der tatsächlichen Aufstellung beider Mannschaften – eine sehr enge, spannende Partie werden.
„Mit Weinheim haben wir direkt einen sehr starken Gegner, die haben sich sehr gut verstärkt“, konstatiert Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. „Nichtsdestotrotz haben wir Heimspiel, da wollen wir immer besonders brillieren. Ich hoffe, das klappt auch.“ Yahmed sagt auch, was der TSV anstrebt: „Saisonziel sind die Play-offs. Dadurch, dass sich die meisten, ja fast alle verstärkt haben und wir mit Mateja eine absolute Spitzenspielerin verloren haben, müssen wir aber erstmal schauen, wie wir in die Saison hinein kommen.“
„Wir werden in Schwabhausen und Kolbermoor versuchen, zwei tolle Spiele abzuliefern“, verspricht Weinheims Macher und Manager Christian Säger. „Mit welchem Team genau wir antreten, wird sich erst kurz vorher entscheiden.
Die Team-WM in China lässt grüßen.“ Säger fügt hinzu: „Nach dem Auftaktsieg gegen Bingen können wir locker spielen und versuchen, gegen zwei sehr starke Teams zu bestehen.“
Sonntag, 14.00 Uhr: ESV Weil – ttc berlin eastside
Der ESV hat wie Schwabhausen personell nicht aufgerüstet und geht mit demselben Quintett in die Runde wie in der Vorsaison. Das Erfolgsrezept der Südbadenerinnen war immer die Ausgeglichenheit des Teams und der Zusammenhalt. Vivien Scholz, international inzwischen für Luxemburg aktiv, verrät ein weiteres Erfolgsrezept, wieso der ESV als Team stets stärker ist als die Summe der einzelnen Spielerinnen vermuten lässt. „In den letzten Wochen bin ich ein wenig um die Welt gereist und konnte mich endlich auf den verschiedensten WTT-Turnieren mehr oder weniger erfolgreich austoben“, so die 25-jährige Brandenburgerin. „Doch nun wieder zurück, zurück nach Weil am Rhein in das Bundesligageschehen, das ist wie eine Heimkehr. In unserer „Weiler Familie“ fühle ich mich wohl. Und dieses Wohlgefühl war bisher auch unser Schlüssel zum Erfolg.“
„Wir freuen uns natürlich, dass es wieder losgeht“, sagt Abteilungsleiterin Doris Spiess – und man spürt, dass dies nicht nur so dahingesagt ist. „Mit dem ttc berlin eastside haben wir gleich einen Knaller zum Saisonstart. Auch wenn mit Shan Xiaona und Nina Mittelham zwei starke Spielerinnen nicht mehr mit dabei sind, ist Berlin trotzdem in der Favoritenrolle.“ Doris Spiess fügt hinzu: „Wir sind mit allen Spielerinnen am Start, wobei der Trainer kurzfristig die Aufstellung entscheidet. Wir hoffen, dass wir verletzungsfrei durch die Saison kommen und dass wir an die Leistung vom letzten Jahr anknüpfen können.“
Über den Teamgeist kann Weil fast jedem gefährlich werden, doch am Sonntag kommt natürlich nicht irgendein Gegner ins Dreiländereck, sondern die erfolgreichste Vereinsmannschaft der letzten Jahre, nicht deutschland-, sondern europaweit. Sicher ein Highlight für die Fans, sportlich bleibt aber den Weilerinnen, die gegen den Hauptstadtklub in zwei Jahren Bundesliga inklusive Play-offs und Pokal fast immer deutliche Niederlagen bezogen haben, nur die klare Außenseiterrolle.
Zumal eastside zum Saisonauftakt den Nachweis erbracht hat, dass man auch ohne die derzeit in der japanischen Liga aufschlagenden Nina Mittelham und Shan Xiaona eine Ausnahmetruppe am Start hat. Beim 6:2 über Böblingen konnten alle Spielerinnen überzeugen, so die 19-jährige Armenierin Elizabet Abrahamian, die bei ihrem Bundesliga-Debüt Qianhong Gotsch besiegte, ebenso die erfahrene Ding Yaping und die aufstrebende Serbin Sabina Surjan. Und Defensivspielerin Ran Li-Kath, zurück an alter Wirkungsstätte, war hinten eine Klasse für sich. Dieses Quartett könnte auch in Weil auflaufen, doch der Verein hat personell weitere Alternativen, sodass er als eindeutiger Favorit die Reise in den äußersten Südwesten antritt.
„Weil ist immer ein unangenehmer Gegner, aber wir werden wie immer eine Mannschaft aufbieten, die auch in Weil bestehen wird“, ist eastside-Manager Andreas Hain überzeugt. „Unser Ziel ist es, den guten Saisonstart auszubauen und die nächsten beiden Punkte einzufahren.“
Sonntag, 14.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TTC 1946 Weinheim
Am Sonntag steigt endlich auch der Deutsche Meister von 2018 sowie Pokalsieger von 2019 und 2022 in die Saison ein – und das vor heimischer Kulisse gegen einen attraktiven Gegner. Zwar mussten die Oberbayern den Weggang von Yuan Wan und Ran Li-Kath hinnehmen, sollten dies aber mit der Verpflichtung der Defensiv-Schwedin Linda Bergström, eine der stärksten Spielerinnen Europas, und der aufstrebenden Ukrainerin Solomiya Brateyko mehr als nur kompensiert haben.
Mit Kristin Lang steht eine der besten Bundesligaspielerinnen der letzten Jahre bereit, ferner verfügt man mit der erfahrenen Abwehrspielerin Svetlana Ganina über eine Bank im hinteren Paarkreuz. Und die beiden Youngster Naomi Pranjkovic und Laura Tiefenbrunner zählen nach wie vor zum Bundesligakader und warten auf ihre Chance, zu zeigen, dass sie sich wieder einen Tick verbessert haben. Und sollte wirklich einmal Not an der Frau sein, hätte der SV DJK mit der früheren ungarischen Weltklassespielerin Krisztina Toth, heute überwiegend auf dem Trainersektor unterwegs, noch eine personelle Option – die inzwischen 48-jährige Toth hat mehrfach bewiesen, dass sie im hinteren Paarkreuz der 1. Bundesliga noch immer konkurrenzfähig ist.
Mit der Neu-Weinheimerin Yuan Wan dürfte es bereits jetzt zu einem Wiedersehen kommen. Dass Weinheim mit Bruna Takahashi, Yuan Wan, Mateja Jeger, Giorgia Piccolin, Sophia Klee, Luisa Säger und Jennie Wolf einen tollen Kader hat, ist bekannt. Es bleibt aber abzuwarten, wen Trainer Andreas Dörner am Wochenende zur Verfügung hat, um den Bayern-Teams Paroli zu bieten. Chengdu heißt der Grund, dass Dörner personell wohl nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Manager Christian Säger kündigt dennoch an: „Wir werden in Schwabhausen und Kolbermoor versuchen, zwei tolle Spiele abzuliefern.“
Doch die bevorstehende WM wirkt sich auch auf das Team des Gastgebers aus, dessen Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs einräumt: „Bezüglich unserer Neuzugänge: Die Anreise zur WM in Chengdu macht uns und unseren Spielerinnen da etwas Kopfzerbrechen, weil die Verbände da leider überhaupt keine Rücksicht auf irgendetwas nehmen und die Vereine dann einfach schauen müssen, wo sie bleiben. Deshalb werden wir wohl leider auf mindestens eine Spielerin verzichten müssen.“ Dennoch ist die Vorfreude groß: „Wir freuen uns alle sehr auf den Start in die neue Saison und hoffen, dass wir auch wieder einige Zuschauer vor Ort in Kolbermoor begrüßen und ihnen tolle Spiele zeigen können.“ Fuchs lässt zudem keinen Zweifel aufkommen: „Ich schätze Weinheim als sehr starken Gegner ein, da sie mit ihren Neuzugängen eine sehr ausgeglichene Mannschaft sind.“
Beitragsbild oben: Yuan Wan, von Kolbermoor nach Weinheim gewechselt, könnte am Sonntag gegen ihren alten Verein am Tisch stehen (Foto: Armin Schimkat).