Berlin und Weinheim verbuchen 6:2-Erfolge zum Auftakt – ttc eastside schlägt Böblingen, Weinheim besiegt Bingen
ttc berlin eastside – SV Böblingen 6:2
Exakt zwei Stunden und 36 Minuten dauerte es, bis der erste Saisonsieg des amtierenden Deutschen Meisters ttc berlin eastside feststand. Am Anfang lief es etwas sperrig aus Sicht des Gastgebers gegen gerade im vorderen Paarkreuz überaus kampfstarke Böblingerinnen.
Nach den Doppeln und dem ersten Durchgang im Spitzenpaarkreuz stand es 2:2. Das mit Spannung erwartete Debüt von Elizabet Abrahamyan (Foto ITTF) nach halbjähriger Wettkampfpause verlief im ersten Teil nicht wie auf Berliner Seite erhofft – sie musste der wendigen Taiwanerin Lin Chia-Hsuan nach einer 1:3-Niederlage gratulieren. Zuvor hatte Abrahamyan allerdings bereits im Doppel an der Seite von Sabina Surjan einen Sieg eingefahren – Qianhong Gotsch und Lin Chia-Hsuan wurden in fünf Sätzen auf Distanz gehalten. Und in ihrem zweiten Einzel war die junge Armenierin dann aber richtig gut in Fahrt und triumphierte in vier Durchgängen über „Hongi“ Gotsch (9:11, 11:8, 11:9, 11:3) – Respekt, das muss man als „Bundesliga-Frischling“ erst einmal schaffen! Auch das Debüt Ran Li-Kath – eigentlich eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – verlief erfolgreich. Die Abwehrspielerin hatte Leonie Hartbrich in jeder Phase gut im Griff.
Für das Gästeteam punktete, neben Lin Chia-Hsuan, Qianhong Gotsch im Defensiv-Duell gegen Ding Yaping (3:1). Für die Hauptstädterinnen trugen sich, neben den Doppeln Elizabet Abrahamyan/Sabina Surjan und Ding Yaping/Ran Li-Kath, Abrahamyan im Spitzeneinzel und Li-Kath gegen Hartbrich noch Sabina Surjan (3:0 gegen Ersatzspielerin Tamara Papadopoulos) sowie Ding Yaping, die ihr zweites, sehenswertes Match gegen Lin Chia-Hsuan in fünf Sätzen siegreich gestaltete, bei.
Um genau 15.36 Uhr waren die ersten beiden Punkte der Saison 2022/23 in Europas Topliga vergeben.
eastside-Debütantin Elizabet Abrahamyan äußerte sich zum Spiel und ihren Eindrücken. „Am Anfang war ich ein bisschen nervös, besonders im ersten Einzel war ich etwas neben der Spur“, so Berlins Armenierin. „Doch die Unterstützung des Teams und der Fans hat mir dann zunehmend Selbstvertrauen gegeben und am Ende habe ich dann doch eine gute Leistung gezeigt, sodass ich alles in allem mit dem ersten Spiel zufrieden sein kann. Es ist eine Ehre für mich, in einer solchen Mannschaft zu spielen, wo jede versucht, der anderen zu helfen und nicht nur an ihr eigenes Spiel denkt. Und ich bedanke mich herzlich bei allen, die uns heute so toll unterstützt haben, das hat Spaß gemacht.“
„Ein super erfolgreicher Saisonauftakt mit einer tollen Leistung unserer Mannschaft“, freute sich Berlins Manager Andreas Hain. „Am Ende haben alle gepunktet und wir sind auch mit der Höhe des Sieges zufrieden. Es war ein wirklich gelungener Nachmittag. Auch für unseren Neuzugang Elizabet Abrahamyan, die mit Qianhong Gotsch die erfolgreichste Bundesligaspielerin aller Zeiten auf Anhieb geschlagen und sie im letzten Satz nahezu demontiert hat.“ Doch auch mit den anderen Spielerinnen war Hain überaus zufrieden: „Auch von Yaping, die nach großem Kampf noch gegen Böblingens Taiwanesin gewonnen hat, war das eine tadellose Leistung. Li Ran hat ein bemerkenswertes Comeback gehabt gegen Hartbrich. Wir haben mit Abrahamyan/Surjan jetzt noch ein Topdoppel dazu gewonnen und damit eine unserer Schwachstellen der letzten Saison beseitigt.“ Hains Fazit ist zugleich eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wir sind sehr zufrieden, unsere Gegner sollten sich schon mal warm anziehen.“
In Böblingen zeigte man sich keineswegs unzufrieden mit dem Auftritt der Mannschaft in Berlin. Man freute sich besonders über das „Offensiv-Feuerwerk“, das Lin Chia-Hsuan, „schon letzte Rückrunde ein Aktivposten bei der SVB“, phasenweise gegen Elizabet Abrahamyan „abbrannte“, wie wir in der Pressemitteilung der SVB lesen. Auch der Sieg von Qianhong Gotsch „gegen ihre ewige Rivalin Ding Yaping“ gefiel den Böblingern und das 2:2 zur Halbzeit „in der Höhle des Löwen“ war ebenfalls aller Ehren wert. „Zur Niederlage von Böblingens Spitzenspielerin gegen Abrahamyan äußerte sich Ehemann und Coach Ingo Gotsch wie folgt: „Das war nach den fünf Sätzen im Doppel und den vier gegen Ding am Ende eine Kraftfrage.“ Ohne Annett Kaufmann, Xu Yanhua und Neuzugang Charlotte Bardsley hatten sich die Gäste jedenfalls teuer verkauft.
TTC 1946 Weinheim – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:2
Auch in der zweiten Partie des Tages zwischen dem TTC 1946 Weinheim und der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim schien bis zum 2:2 alles offen zu sein. Der Favorit aus Nordbaden kam gegen die mit viel Biss startenden Rheinhessinnen nur schleppend in die Gänge.
Das überzeugend aufspielende neue TTG-Doppel Elena Kuzmina/Katerina Tomanovska ließ Giorgia Piccolin/Sophia Klee zum Auftakt keine Chance. Zwar konnten Bruna Takahashi/Yuan Wan in fünf Sätzen gegen Lea Rakovac/Karolina Mynarova ausgleichen, doch dann sorgte Bingen erst einmal für einen Paukenschlag: TTG-Neuzugang Lea Rakovac setzte sich mit 3:2 gegen eine Bruna Takahashi durch, die nicht richtig in ihren Rhythmus fand, was allerdings die tolle Leistung der 26-jährigen Kroatin keineswegs schmälern soll.
Doch inzwischen war der Gastgeber auf voller Betriebstemperatur, der vor seinen zahlreichen begeisterten Fans – immerhin 225 waren erschienen, die für tolle Stimmung sorgten – kein einziges Match mehr aus der Hand gab. Die bei ihrem Debüt im Weinheimer Dress bärenstarke Yuan Wan, mit drei Punkten „Woman of the Match“, ließ zunächst der keineswegs schwach spielenden Elena Kuzmina keine echte Chance und besiegte später auch Lea Rakovac, die den stärksten Eindruck von Bingens Neuzugängen hinterließ – jeweils einen Satz konnten sich die beiden TTG-Asse schnappen, mehr war nicht drin.
Neben Wan sorgten auch die beiden anderen TTC-Zugänge für spürbar frischen Wind und beherrschten ihre Gegnerinnen: Die Kroatin Mateja Jeger ließ beim 3:0 gegen die Tschechin Karolina Mynarova nichts anbrennen. Und Italiens Nummer eins, Giorgia Piccolin, die zuvor fünf Jahre für Bingen aufgeschlagen hatte, zeigte gegen Linkshänderin Katerina Tomanovska, die wie Mynarova aus der Tschechischen Republik kommt, eine ganz starke Leistung und siegte mit 3:1 (11:4, 9:11, 11:5, 11:6) deutlicher als erwartet.
Dann war es an Bruna Takahashi, wenigstens einen Einzelpunkt beizusteuern, und das tat sie, auch wenn sie gegen Elena Kuzmina über die volle Distanz gehen musste. Yuan Wan machte im Anschluss gegen Lea Rakovac nach verlorenem erstem Satz den Sack endgültig zu.
Immerhin drei Stunden Gesamtspieldauer belegen, dass sich beide Teams nichts schenkten und es, trotz des am Ende recht deutlichen Ergebnisses, eine umkämpfte Partie war.
Christian Säger, Macher und Manager des TTC 46 Weinheim, sah keinen Anlass, irgendetwas zu kritisieren. „Nach dem ersten Sieg sind wir sehr glücklich und zufrieden“, bekräftigt Säger. „225 Zuschauer haben ein tolles Umfeld geboten. Bingen hat auch seinen Teil dazu beigetragen und super gekämpft.“ Säger ergänzt: „Bruna Takahashi war heute nicht bei 100 Prozent, aber Ihre Gegnerin Rakovac war sehr gut. Im hinteren Paarkreuz sind wir sehr gut besetzt und daher geht der Sieg auch in Ordnung. Auch unser Trainer Andreas Dörner ist mit dem gesamten Team sehr zufrieden.“
Joachim Lautebach, Vorsitzender der TTG Bingen-Müster-Sarmsheim, sah einiges, was Hoffnung macht. „Eigentlich sind wir mit unserer Mannschaft sehr zufrieden, vor allem auch mit den beiden Neuzugängen, die sich im vorderen Paarkreuz sehr gut präsentiert haben“, sagt Lautebach. „Gerade Lea Rakovac. Gegen eine Takahashi, die zu den besten Spielerinnen der Welt zählt, muss man erst mal gewinnen. Lea und Elena Kuzmina haben gezeigt, dass wir vorne Potenzial haben.“ Lautebach unterstreicht die Qualität der Weinheimer Mannschaft: „Wir haben gegen einen starken Gegner gespielt, der in Bestbesetzung angetreten ist. So hat Giorgia Piccolin bei uns vorne gespielt, in Weinheim spielt sie hinten. Yuan Wan, die heute sehr gut war, hat ja auch lange bei uns gespielt. Weinheim in dieser Besetzung ist natürlich ein sehr schwieriger Gegner – für viele andere Teams sicher auch.“ Ein bisschen Pech sei auch dabei gewesen: „In einigen Spielen waren sehr enge Sätze dabei, die halt überwiegend nicht für uns ausgegangen sind. Insgesamt haben wir eine gute, geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt.“ Hoffnungsvoll stimmt Lautebach ferner: „Die Mädchen verstehen sich auch untereinander gut, sodass wir eigentlich recht positiv in die Zukunft blicken können.“
Beitragsbild oben: Team des ttc berlin eastside inklusive Nina Mittelham und Shan Xiaona, die in der entscheidenden Saisonphase vermutlich wieder zur Mannschaft stoßen werden (Foto: Verein).