Tischtennis: Hongi Gotsch / Bericht 1. Rückrundenspieltag
(tho) Bei den Tischtennisfrauen der SV Böblingen fühlt man sich gezwungenermaßen an die englische Komödie mit Miss Sophie erinnert, bei deren Geburtstagsfeier sich getreu dem Motto „the same procedure as every year“ alles von Jahr zu Jahr wiederholt. Im übertragenen Sinne ist dies auch beim SVB-Bundesligateam der Fall, das im ersten Spiel des neuen Jahres – wie schon in der Vorrunde – mit 4:6 gegen den TuS Bad Driburg unterlag und trotz starker Leistung am Ende wieder mit leeren Händen da stand.
„Wir haben uns heute wirklich nichts vorzuwerfen“, sagte ein sichtlich geknickter Böblinger Trainer Andrzej Kaim nach der bitteren 4:6-Niederlage seiner Schützlinge beim aktuellen Tabellenzweiten aus Bad Driburg. „Ohne zu übertreiben, hätten wir heute genauso gut gewinnen können, vor allem Rosi und Julia hatten in ihren Einzeln den Sieg auf dem Schläger.“ In der Tat waren dies die beiden Schlüsselspiele, die in der Schlussphase an die Westfälinnen gingen und den Gesamtsieg des Gastgebers festmachten.
Zu Beginn lief aus Böblinger Sicht alles nach Plan, wobei hier Ausnahmespielerin Qianhong Gotsch wieder einmal den größten Anteil hatte. Zusammen mit Rosalia Stähr spielte sie wieder ein souveränes Abwehrdoppel und sorgte beim Viersatzerfolg über Nadine Bollmeier/Sophia Klee für den ersten SVB-Zähler. Im anschließenden Auftakteinzel ließ sie gegen die luxemburgische Nationalspielerin Sarah de Nutte überhaupt nichts anbrennen und gewann glatt in drei Sätzen. Da parallel Rosalia Stähr gegen die starke Holländerin Britt Eerland mit 8:11, 11:6, 5:11 und 8:11 unterlag, mussten die Böblingerinnen am hinteren Paarkreuz versuchen, mit dem Gegner weiter auf Augenhöhe zu bleiben. Dies gelang zum wiederholten Male nicht. Sowohl Julia Kaim (1:3 gegen Nadine Bollmeier) als auch Theresa Kraft (2:3 gegen Sophia Klee) mussten ihren Kontrahentinnen gratulieren, so dass der Gastgeber vor einem begeisternden, aber stets fairen Publikum zwischenzeitlich alle Trümpfe in der Hand hatte.
Für viele erwartungsgemäß schaffte „Hongi“ Gotsch im zweiten Einzeldurchgang den Anschluss, wobei schon frappierend war, in welcher Art und Weise die 50-jährige das Geschehen am Tisch diktierte. Dabei ließ sich Gotsch auch nicht von einigen grenzwertigen Entscheidungen des Tischschiedsrichters aus der Fassung bringen, der diverse Male die Aufschläge der Böblinger Spitzenspielerin aberkannte, da sie nach Meinung des Referees den Ball nicht hoch genug warf. „Hier wird oftmals mit zweierlei Maß gemessen“, hielt Andrzej Kaim nicht hinterm Berg, „während in der Männer-Bundesliga oder auch bei internationalen Turnieren die Aufschläge im Toleranzbereich akzeptiert werden, ist man besonders bei den Damen sehr konsequent.“ Sowohl beim Trainer als auch bei der Spielerin dürfte es innerlich gebrodelt haben, doch nach einer längeren Pause besann sich Gotsch auf ihre Stärken, machte dann überwiegend Vorhandaufschläge und blieb trotzdem in beiden Einzeln ohne Satzverlust. In den beiden anschließenden Fünfsatzpartien führte dann Alfred Hitchcock Regie, das Happy-End verbuchte aber stets der Gegner für sich. „Das Einzel von Rosalia Stähr war mega-spannend, es gab unheimlich viele lange Ballwechsel und mit etwas Glück hätte sie die Luxemburgerin Sarah de Nutte in die Knie zwingen können“, schildert Andrzej Kaim die weiteren Ereignisse. Dasselbe traf auf seine Tochter Julia Kaim zu, die sich im fünften Satz gegen Sophia Klee auch von diversen Rückständen nicht aus dem Rhythmus bringen ließ, sich ihrerseits eine 9:8-Führung erspielte und dann trotzdem mit 9:11 unterlag. Da half dann auch der sauber herausgespielte Erfolg von Theresa Kraft gegen Nadine Bollmeier (3:1) nichts.
Wieder einmal schauten die Böblingerinnen beim 4:6 in die Röhre – nach vier Stunden Spielzeit verpasste das Schlusslicht um Haaresbreite das verdiente Remis beim Tabellenzweiten, das durchaus dem Spielverlauf entsprochen hätte. Noch einmal Andrzej Kaim: „Die Mannschaft ist jetzt direkt nach dem Spiel ziemlich enttäuscht. Sie hat von Nummer eins bis vier super gekämpft und dann ist es schon bitter, wenn es wieder nicht zu einem Punktgewinn reicht. Nun heißt es, die Mannschaft aufzurichten, um mit einer positiven Einstellung in die nächste Partie zu gehen.“ In zwei Wochen zuhause gegen den TTK Anröchte soll dann endlich der Knoten platzen.