Tischtennis-Deutschland trauert um Helmut Pfeil

Von Stephan Roscher|Februar 12, 2025|bundesliga, Home, Uncategorized, Vereinsnews

Der langjährige DTTB-Ressortleiter und Motor der Damen-Bundesliga-Teams von Schwabhausen und Dachau verstarb im Alter von 66 Jahren

Die 1. Bundesliga Damen und ihre Vereine trauern um Helmut Pfeil. Der langjährige Leiter des DTTB-Ressorts Bundesligen Damen starb am 6. Februar nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 66 Jahren. Ein Schock für alle, die ihn kannten, und ein herber Verlust für die Liga sowie natürlich ganz besonders für den TSV Dachau 65, dessen Gesicht er bis zum Schluss war. Ein sympathischer, hoch anständiger, stets fairer und hilfsbereiter „Macher“ und Manager des Damen-Toptischtennis in Deutschland, der fraglos eine große Lücke hinterlässt. Pfeil wird am Freitag, 14. Februar, der zugleich sein 67. Geburtstag gewesen wäre, um 10 Uhr im Schwabhausener Ortsteil Puchschlagen zu Grabe getragen. 

Nachfolgend bringen wir den kompletten Nachruf auf Helmut Pfeil, den Simone Hinz auf tischtennis.de veröffentlicht hat.

Schwabhausen/Dachau. Tischtennis-Deutschland trauert um Helmut Pfeil. Der langjährige DTTB-Ressortleiter Bundesligen Damen starb am 6. Februar nach kurzer schwerer Krankheit acht Tage vor seinem 67. Geburtstag.

“Persönlich habe ich Helmut als kritischen, aber immer fairen und konstrutiven Sportsmann kennen und schätzen gelernt, der nicht nur seinen eigenen Verein im Blick hatte, sondern stets das große Ganze“, sagt Andreas Hain, der DTTB-Vorstandsvorsitzende. „Er war auf vielen Ebenen engagiert. Mein größter Respekt gilt seinem herausragendem Engagement insbesondere für das Damen-Tischtennis. Sein Input bei den Sitzungen im Ausschuss für Leistungssport und im Ressort Bundesligen Damen wird uns sicherlich sehr fehlen. Und sein stets freundliches Wesen werden wir vermissen.“  

Helmut Pfeil war ein echter Aktivposten, äußerst umtriebig in allen Belangen des Tischtennissports – vom Verein, zunächst beim TSV Schwabhausen, zuletzt beim TSV Dachau, bis hin zur DTTB-Ebene. Im Ressort Bundesligen Damen war er ab 2016 zunächst Beauftragter für die 2. Bundesliga Süd. Nach einem Jahr als stellvertretender Ressortleiter übernahm er ab 2020 die Leitung. Pfeil war ein Mann des Ausgleichs und hatte immer ein offenes Ohr auch für die Bedürfnisse anderer Vereine und die Weiterentwicklung der Bundesligen. Nahezu rund um die Uhr war er erreichbar. Pfeil war ein Kumpeltyp, einer, den alle mochten und mit dem man gerne Zeit verbrachte.

Von den Anfängen in einer Schulküche bis zum Erstligisten

Im Januar 1976 wurde er Mitglied der kurz zuvor gegründeten Tischtennis-Abteilung des TSV Schwabhausen. Bereits am Jahresende begann er damit, sich ehrenamtlich in der Abteilung zu engagieren. So erlebte und steuerte er die positive Entwicklung der Abteilung bis in die 1. Bundesliga. In den ersten beiden Jahrzehnten stand er selbst noch als TSV-Aktiver am Tisch. „Spielerisch war ich“, beschrieb er gerne, „für mein gleichbleibendes Level bekannt: immer auf dem untersten. Die Gegner haben sich gefreut, wenn ich die Halle betreten habe“, sagte er mit seinem trockenen Humor. „Ich war nicht der beste Tischtennisspieler, aber man muss ja nicht alles gewinnen.“

In der Küche der alten Schule in Schwabhausen im Keller mit nur zwei Tischen war die Abteilung gestartet. Für Punktspiele durfte der TSV einen der Tische in einem der Klassenräume in den oberen Etagen aufstellen. Das zweite Spiel fand unten im Schulküchenkeller statt. Nach einem mehrjährigen Gastspiel in einer Gaststätte zog die Abteilung in die Schwabhausener Mehrzweckhalle um, die spätere Heinrich-Loder-Halle. „Das war ein sehr großer Schub mit mehr Platz und mehr Tischen“, erklärte Pfeil einmal.

Gute Spielerinnen zogen in die Gegend, die Damen-Mannschaft stieg immer weiter auf. Helmut Pfeil und sein Team schufen die Rahmenbedingungen für den Erfolg. Sein Credo: „Langfristig Verbesserungen auf allen Ebenen zu erzielen, ob bei den Erwachsenen und in der Jugendarbeit, ob bei denen, die in den Ligen aktiv sind oder den Freizeitspielern. Man muss immer weiter daran arbeiten, sonst kann man das Niveau nicht halten, geschweige denn ausbauen.“ Das Aushängeschild 1. Bundesliga war früh Teil der Vereinsstrategie. „Dadurch, dass die Damen der ersten Mannschaft zum Training bei uns sind, haben unsere Kinder und Jugendlichen auch etwas davon. Sie lernen von ihnen und werden besser. Platz haben aber alle Spielniveaus bei uns im Verein.“

Grünes Band für vorbildliche Nachwuchsarbeit / Beim Übertritt nach Dachau 2023 blutete das Herz des Schwabhauseners

1999 stieg die Damen-Mannschaft in die 2. Bundesliga auf. 2006 wurde der TSV wegen seiner vorbildlichen Nachwuchsarbeit mit dem Grünen Band ausgezeichnet. 2010 folgte der erstmalige Aufstieg mit der jungen Sabine Winter und Altmeisterin Olga Nemes ins Oberhaus.

Doch in der kleinen Gemeinde stieß die erfolgreiche Abteilung mit der dreistelligen Mitgliederzahl um Vereinsboss Helmut Pfeil zunehmend an Grenzen. Dem Schwabhausener Pfeil, der im Ortsteil Puchschlagen wohnte, brach es fast das Herz, seinen Heimatverein schließlich aufgeben zu müssen, um den Rückschritt zu verhindern. Die Dauerbaustelle, zu der die Halle zwischenzeitlich durch eine Endlossanierung geworden war, erleichterte den Abschied. 2023 trat die komplette Abteilung zum TSV Dachau 1865 über, wo Pfeil gemeinsam mit Coach Alexander Yahmed der Sportliche Koordinator der Damen wurde.

Mit Unterbrechungen war Pfeil beim TSV Schwabhausen fast 35 Jahre lang Abteilungsleiter, 26 Jahre zusätzlich Vereinschef. Fast nebenbei zu erwähnen ist seine 33-jährige Tätigkeit als lizenzierter Schiedsrichter. Der Bayerische Tischtennis-Verband hatte Pfeil schon 2006 die Ehrennadel mit kleinem Kranz sowie vier Jahre später den BTTV-Schiedsrichterkrug für 25 Jahre als Unparteiischer verliehen.
Auch politisch war Pfeil in seiner Heimatgemeinde engagiert, saß lange im Gemeinderat, aus dem er 2015 zurücktrat. Beruflich war Pfeil in der Baubranche tätig und inzwischen in Rente. So blieb noch mehr Zeit für seinen Lieblingssport und seine Abteilung.

„Würde man alle Kilometer zusammenzählen, ist er wahrscheinlich mehr als einmal um die ganze Welt mit einem Bus voller Tischtennisspielerinnen gefahren“

Die 58-fache Nationalspielerin Sabine Winter kannte Helmut Pfeil seit ihrem zehnten Lebensjahr, als sie vor inzwischen 22 Jahren zum ersten Mal für Schwabhausen spielte. „Ohne Helmut hätte es Tischtennis, wie es in Schwabhausen war, nie gegeben“, sagt die sechsfache Europameisterin. „Er war sehr engagiert, hat viel Zeit und Arbeit in den Verein gesteckt und die Spieler immer mit offenen Armen willkommen geheißen. In Dachau war er mit genauso viel Elan dabei.“ Würde man alle Kilometer zusammenzählen, sei er wahrscheinlich mehr als einmal um die ganze Welt mit einem Bus voller Tischtennisspielerinnen gefahren, beschreibt Winter. „Und das stets gut gelaunt. Er war ein herzensguter Mensch, immer freundlich und geduldig. Ich habe so viele schöne Erinnerungen an Helmut. Danke, Helmut, für alles, was du für mich und den Verein getan hast.“

Beitragsbild: Helmut Pfeil beim Bundesliga-Derby seines TSV Dachau 65 gegen Kolbermoor im Oktober 2024 (Foto: Erik Thomas).

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