Rückrundenstart mit vier Partien – Bad Driburg doppelt gefordert

Von Autor|Januar 11, 2019|bundesliga

Das Buderus-Final Four liegt hinter uns, der erste Titel der Saison ist vergeben. Nun geht es mit Siebenmeilenstiefeln weiter im Programm. Am Wochenende starten sieben von acht Klubs in die Rückrunde. Vier Partien stehen an, darunter hoch interessante, richtungsweisende Duelle. Doppelt gefordert ist der TuS Bad Driburg, der beim TSV Langstadt und gegen die SV Böblingen an die Tische geht. Der frischgebackene Pokalsieger SV DJK Kolbermoor strebt gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim die Revanche für die 4:6-Hinspielniederlage an. Wenn es so spannend weitergeht, wie die komplette Vorrunde verlief, werden die Fans auf ihre Kosten kommen.

TSV Langstadt – TuS Bad Driburg (Samstag, 15 Uhr)

Der Bundesliga-Neuling will einer grandiosen Vorrunde in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis eine nach Möglichkeit ebenso gute Rückserie folgen lassen, die in den Play-offs enden soll – der TSV ist aktuell Vierter des Liga-Klassements mit vier Zählern Vorsprung auf einen Nicht-Play-off-Platz.

Am Samstag empfängt man einen der wenigen Ligarivalen, gegen die man in der Vorrunde verloren hat – insgesamt ging man nur zweimal als Verlierer aus der Halle. Gegen den Tabellenzweiten Bad Driburg würde man gerne den Spieß umdrehen und dem 4:6 aus der ersten Partie nun ein 6:4 folgen lassen. Maßgeblich hängt das natürlich von den Aufstellungen beider Teams ab.

TuS-Spitzenspielerin Britt Eerland wurde beim Pokal-Final-Four wegen einer leichten Fußverletzung vorsorglich nicht eingesetzt. „Britt hat immer noch leichte Fußprobleme“, berichtet Bad Driburgs Manager Franz-Josef Lingens. „Wir hoffen, das Sie spielen kann, das wird sich aber kurzfristig entscheiden.“ Lingens bekräftigt: „Natürlich wollen wir oben dranbleiben.“

Monika Pietkiewicz muss in der Rückrunde vorne spielen, wenn Petrissa Solja oder Cheng Hsien-Tzu fehlt.

Langstadt hält sich in Sachen Aufstellung wie immer bedeckt. „Wir möchten einen 0:2-Rückstand nach den Doppeln wie im Hinspiel vermeiden und hoffen auf ein enges Spiel, in dem wir sicher unsere Chancen bekommen werden“, so Teammanager Manfred Kämmerer. Monika Pietkiewicz und Alena Lemmer haben die Positionen getauscht, so dass die erfahrene Polin nunmehr im Spitzenpaarkreuz aufschlägt, sofern nicht Petrissa Solja und Cheng Hsien-Tzu beide zur Verfügung stehen. Im Hinspiel war zwar Cheng dabei, doch Solja pausierte.

ttc berlin eastside – TV Busenbach (Sonntag, 13 Uhr)

Auf dem Papier sieht das sehr einfach aus für den am Sonntag im eigenen „Wohnzimmer“ am Unternehmen Pokal-Titelverteidigung gescheiterten ttc berlin eastside. Der Spitzenreiter empfängt den Tabellenvorletzten und möchte nicht nur gewinnen, sondern sich auch den Frust von der Seele schießen.

Das Hinspiel in Waldbronn hatte man standesgemäß mit 6:2 gewonnen und war deutlich überlegen. Allerdings musste Tanja Krämer verletzungsbedingt beide Einzel abschenken. Nur ein Doppel sowie sensationell das Match zwischen Franziska Schreiner und Nina Mittelheim war an den „Underdog“ aus Baden gegangen.

Das soll sich aus Berliner Sicht am Sonntag natürlich nicht wiederholen. eastside hatte im Pokal-Halbfinale gegen Bad Driburg ja durchaus seine Klasse unter Beweis gestellt, nur im Endspiel gegen Kolbermoor nicht das abrufen können, was nötig ist, um einen Titel zu gewinnen.

Gegen die Busenbacherinnen will man kein Risko eingehen und wird in starker Aufstellung antreten. „Wir spielen mit vier Spielerinnen aus unserem Pokal-Aufgebot und gehen von einem deutlichen Sieg aus“, lässt Manager Andreas Hain keinen Zweifel aufkommen.

Aus dem Berliner Pokal-Quintett werden vier Spielerinnen gegen Busenbach auflaufen.

Der TVB müsste im Lauf der Rückrunde einen Vier-Punkte-Rückstand wettmachen, wenn er es doch noch in die Play-offs schaffen will. Unwahrscheinlich, dass ausgerechnet in Berlin die große Aufholjagd beginnen kann. Dementsprechend nüchtern geht man in die Partie: „Von einer Außenseiterchance zu sprechen, wäre wohl etwas vermessen“, so Jessica Göbel. „Wir müssen in der Rückrunde in anderen Spielen punkten. Nach vier Wochen Spielpause wird zudem nicht alles gleich rund laufen.“ Busenbachs Mannschaftsführerin ergänzt: „Wie heißt es so schön: Berlin ist immer eine Reise wert. Schauen wir einfach mal, wozu es reicht.“

TuS Bad Driburg – SV Böblingen (Sonntag, 14 Uhr)

Gegen Böblingen sind die Ostwestfälinnen zunächst einmal klarer Favorit – logisch, wenn der Tabellenzweiten gegen das Schlusslicht aufschlägt. Dennoch deutet nicht allzu viel auf einen Kantersieg des TuS hin. Immerhin haben die Württembergerinnen Defensiv-Ikone Qianhong Gotsch an Bord – und die ist in der Hinserie 14-mal im Einzel an den Tisch gegangen und hat 14-mal gewonnen. Auch im umkämpften Hinspiel am 14. Oktober, bei dem sie Sarah de Nutte und Britt Eerland recht gut im Griff hatte. Vier Stunden dauerte es damals, bis der TuS seinen 6:4-Erfolg bejubeln durfte, der bis zuletzt am seidenen Faden hing, da sich Nadine Bollmeier im zweiten Durchgang gegen Rosalia Stähr erst in der Verlängerung des Entscheidungssatzes behaupten konnte.

Damals waren beide Doppel an die SVB gegangen, was Bad Driburg diesmal unbedingt vermeiden möchte. „Es sind zwei wichtige Spiele für uns am Wochenende“, so Franz-Josef Lingens. „Mit zwei bis drei Punkten daraus könnten wir gut leben.“

Sarah de Nutte wird in Langstadt und gegen Böblingen spielen, unklar ist noch, ob als Nummer eins oder Nummer zwei.

Böblingen ist bekanntlich besser als der Tabellenplatz – doch dafür kann man sich nichts kaufen. Man weiß, dass man eine tolle Rückrunde spielen müsste, um nochmals ins Ringen um die Play-off-Plätze eingreifen zu können. Eigentlich müsste man schon aus Bad Driburg etwas Zählbares mitnehmen, wenn noch etwas gelingen soll.

Was die Personalsituation angeht, kann man im Böblinger Lager noch keine Entwarnung geben. „Theresa Kraft hat nach wie vor Probleme mit ihrem Bein und ist dementsprechend nicht hundertprozentig fit, hat aber nun zu Jahresbeginn das intensive Training wieder aufgenommen“, sagt Trainer Andrzej Kaim. Dessen Tochter Julia wird ebenso im Böblinger Aufgebot stehen wie Rosalia Stähr, Xu Yanhua, auch wenn sie derzeit noch von Meniskusproblemen geplagt wird, und natürlich „Hongi“ Gotsch.

SV DJK Kolbermoor – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Sonntag, 14 Uhr)

Dass der frischgebackene Pokalmeister Kolbermoor die Vorrunde nur auf Platz fünf abschloss, war nicht zuletzt der 4:6-Niederlage in Bingen geschuldet. Doch nun möchte der SV DJK weiter nach vorne und dazu den Rückenwind von Berlin nutzen.

Beim Final Four (1:3) besaßen die Rheinhessinen keine Chance, aber da war auch Liu Jia Kolbermoors Nummer eins. Sehr gut spielte allerdings Giorgia Piccolin beim knappen Sieg über Sabine Winter. Die Oberbayern wollen die Revanche für die Hinspielniederlage am 28.10., bei der man das Handikap in Kauf nehmen musste, dass Defensivkönnerin Svetlana Ganina gesundheitlich nicht auf der Höhe war und beide Einzel kampflos herschenken musste. Nun, auf „Susis“ wertvolle Dienste kann man diesmal nicht zählen, dafür dürften aber die übrigen vier Spielerinnen fit an die Tische gehen.

Auch der Gast wird ohne seine im Hinspiel eingesetzte Nummer eins Zhang Lily auskommen und folglich in seiner ligaüblichen Aufstellung mit Chantal Mantz, Yuan Wan, Marie Migot und Giorgia Piccolin antreten. Eng zugehen könnte es dennoch. „Da wir nun wieder ohne Liu Jia sind, läuft es auf ein 50:50-Spiel hinaus und wir hoffen auf das bessere Ende für uns“, sagt Kolbermoors Trainer Michael Fuchs, der nicht glaubt, dass nach dem tollen Pokal-Coup nun die Luft etwas heraus sein könnte. „Wir sind gut gelaunt und gehen positiv in die Rückrunde. Kristina und Sabine, trotz ihrer Probleme mit Nacken und Schulter, sind top motiviert, die anderen natürlich auch. Ich gehe davon aus, dass uns der Pokalsieg einen weiteren Schub gibt.“

Giorgia Piccolin war beste Bingenerin bei der Halbfinalniederlage der TTG gegen Kolbermoor in Berlin.

Spekulationen, dass Zhang Lily dabei sein könnte, bestätigt TTG-Chef Joachim Lautebach nicht. „Wir spielen mit unserer ‚normalen‘ Mannschaft“, so Lautebach. „Die Karten werden nun neu gemischt, nachdem wir in der Vorrunde zwar gegen Kolbermoor sehr gut gespielt haben, aber auch etwas Glück hatten. Für mich ist unser Gegner in der Favoritenrolle. Wir fahren die 550 Kilometer nach Bayern aber nicht, um uns wehrlos zu ergeben. Wir wollen uns auf jeden Fall achtbar aus der Affäre ziehen. Wenn wir ein Unentschieden schaffen würden, wäre das super.“

 

Beitragsbild oben: Sabine Winter brennt mit ihrem Team gegen Bingen/Münster-Sarmsheim auf die Revanche für das 4:6 im Hinspiel.

Text & Fotos (5): Dr. Stephan Roscher

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