Punkteteilung in der Hauptstadt – Tanja Krämer dreifach erfolgreich

Von Stephan Roscher|Dezember 11, 2022|bundesliga

ttc berlin eastside – TSV Langstadt 5:5

Noch hat Titelverteidiger ttc berlin eastside den inoffiziellen Herbstmeister-Titel nicht in der Tasche. Dazu hätte der TSV Langstadt im Sonntagsspiel der 1. Bundesliga Damen geschlagen werden müssen, doch die Hessinnen trotzten den Hauptstädterinnen ein Remis ab und hatten zwischenzeitlich sogar mit 5:3 in Front gelegen.

Der überraschende Punktgewinn für die Gäste kam nicht zuletzt aufgrund einer überragenden Tanja Krämer zustande, die an alter Wirkungsstätte in Galaform aufspielte. Somit fällt die Entscheidung, wer sich Herbstmeister nennen darf, erst in einer Woche in der Partie Kolbermoor vs. Bingen. Gewinnen die Oberbayern, überwintern sie mit dann 10:4 Punkten auf Platz eins der Tabelle und verdrängen Berlin und Weinheim (jeweils 9:5 Zähler) auf die Ränge zwei und drei. Gelingt Kolbermoor indes kein Sieg, ist der ttc eastside Herbstmeister.

Beide Teams konnten nicht in Bestbesetzung an die Tische gehen. Bei den Gastgebern fehlten mit Lee Ho Ching und Elisabet Abrahamyan zwei Spitzenkräfte von internationalem Rang. Bei den Gästen standen neben der langzeitverletzten Petrissa Solja auch die beiden erfolgreichsten Spielerinnen der letzten Wochen, Minnie Soo und Franziska Schreiner, nicht zur Verfügung – letztere ist in diesen Tagen beim WTT-Turnier in Fort Lauderdale (USA) im Einsatz.

Für Langstadt war es ein bemerkenswerter Auftritt zum Ende der Vorrunde, die man, mit 7:7 Punkten, vermutlich auf dem fünften Tabellenplatz abschließen wird – ganz sicher ist dies aber noch nicht, da man noch von Schwabhausen in einer Woche überholt werden könnte, sofern Winter und Co. die Weilerinnen mindestens mit 6:2 besiegen. Auf jeden Fall ist der Abstand auf die führenden Ränge mit derzeit zwei Punkten auf Spitzenreiter Berlin so gering, dass in der zweiten Saisonhälfte noch alles möglich ist. „Es bleibt in der Rückrunde spannend, jeder kann jeden schlagen in dieser Liga“, sagte der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer nach der Partie. „Das Play-off-Rennen und auch eine mögliche Abstiegsfrage sind völlig offen.“

Tanja Krämer in Galaform, auch Chantal Mantz überzeugt

Der Teilerfolg in der Hauptstadt gelang nicht zuletzt aufgrund einer glänzend aufgelegten Tanja Krämer. Die 42-jährige frühere deutsche Nationalspielerin und nationale Einzelmeisterin von 2008, die im hinteren Paarkreuz als etatmäßige Nummer vier des TSV ausgeglichen gespielt hat, zeigte ihre bisher beste Saisonleistung und gewann im Spitzenpaarkreuz beide Matches – 3:2 gegen Sabina Surjan und 3:1 gegen Defensiv-Ass Ding Yaping. Und weil Krämer immer noch eine der effektivsten „Abwehrkillerinnen“ in Deutschland ist, da sie Schnittbälle einfach durchschießen kann, die andere immer wieder mühevoll anziehen müssen, gewann sie eingangs gleich noch ihr Doppel an der Seite von Chantal Mantz gegen die Berliner Defensivformation Ding/Ran Li-Kath (3:0). „Mit dem Ergebnis und meiner Leistung bin ich natürlich sehr zufrieden heute“, freute sich Krämer. „Wir haben heute von Anfang an dran geglaubt, dass wir etwas holen können und diese Überzeugung hat sich ausgezahlt.“

Auch Chantal Mantz wusste zu gefallen, der gegen Surjan zwar im Entscheidungssatz nicht mehr viel gelang – bis dahin war sie gleichwertig gewesen –, die dafür aber Ding Yaping, die vor 14 Tagen noch das entscheidende Match für Berlin zum Viertelfinaleinzug in der Champions League gewonnen hatte, in fünf spannenden Sätzen besiegen konnte. Den fünften Punkt steuerte Ersatzspielerin Alena Lemmer bei. Lemmer präsentierte sich gegen Berlins zwölfjähriges Nachwuchs-Ass Josi Neumann, mit dem sie vor einigen Monaten noch in einer Mannschaft gespielt hatte, in Topform und ließ ihm keinen Satzgewinn.

Berlin mit drei Punkten im hinteren Paarkreuz

Beim amtierenden Deutschen Meister punktete neben Surjan die routinierte Ran Li-Kath zweimal souverän – sowohl gegen Janina Kämmerer als auch gegen Alena Lemmer. Und die jüngste Bundesligaspielerin aller Zeiten ging auch nicht leer aus.

Josi Neumann, die bereits zu ihrem siebten Pflichtspieleinsatz im Berliner Dress kam, gewann nervenstark das abschließende Fünfsatz-Match gegen Janina Kämmerer zum 5:5-Endstand. Zu Beginn hatte der hochtalentierte Tischtennis-Teenager auch sein Doppel mit Surjan mit 3:1 gegen Lemmer/Kämmerer siegreich gestalten können. Janina Kämmerer war natürlich nicht zufrieden: „Leider konnte ich die letzten drei Wochen aufgrund einer OP nicht trainieren. So ist es natürlich schwer, in der 1. Liga was zu gewinnen. Ich denke aber, dass wir zufrieden sein können, denn wir waren doch der Außenseiter heute.“

Ein Sieg im Einzel, ein Sieg im Doppel: Josi Neumann darf zufrieden sein (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Manager Hain mit Hinrunde sehr zufrieden

„Uns war klar, dass wir in dieser Konstellation froh sein können, wenn wir einen Punkt holen“, so eastside-Manager Andreas Hain. „Ding Yaping kann normal gegen Mantz und Krämer kaum gewinnen und auch Surjan hat große Probleme mit dem Aufschlag von Krämer. Auch wenn wir vorne mit Glück vielleicht ein Match mehr gewinnen, so mussten wir doch hoffen, dass im hinteren Paarkreuz alle vier Punkte an uns gehen würden.“ Diese Kalkulation ging nicht auf: „Lemmer hat stark gespielt und gegen Neumann verdient gewonnen. Nach 1:2 Sätzen hat Josi am Ende das Spiel gegen Kämmerer aber noch gedreht und uns den sicherlich verdienten Punkt erkämpft. Kompliment, das war sicher nicht so einfach gegen die ehemalige Mannschaftskollegin.“ Mit der Vorrunde ist Hain absolut zufrieden: „Alles in allem haben wir mit 9:5 Punkten eine glänzende Vorrunde gespielt und das in fast allen Spielen mit einer 12-Jährigen und meist ohne Abrahamyan, bei der es Visaprobleme gab.“ 

Langstadts Vorrunde akzeptabel, Schreiner mit fulminanter Leistungssteigerung

Langstadts Manfred Kämmerer ist alles in allem mit dem Verlauf der Vorrunde einverstanden: „Aufgrund des Umstands, dass uns unsere Spitzenspielerin Petrissa Solja und bei weiteren drei Spielen auch noch Minnie Soo fehlte, sind wir mit den 7:7 Punkten nicht unzufrieden. Natürlich wäre der eine oder andere Punkt mehr noch drin gewesen, aber die Mannschaft hat immer alles gegeben.“ Kämmerer registrierte eine deutliche Aufwärtstendenz bei einigen Langstädterinnen: „Sehr erfreulich war die Entwicklung der Spielerinnen. Franziska Schreiner hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Chantal hat sich vorne etabliert und Tanja ist hinten fast eine Bank.“

Beitragsbild oben: Beste Langstädterin beim Spiel in Berlin: Tanja Krämer (Foto: Joaquim Ferreira).

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