Pokal-Endrunde: Berlin will auf Spuren von Boll und Co. bleiben
12.01.2018 (redaktion) – Das Fieber steigt: Bei der Endrunde um den deutschen Pokal der Damen in Hannover spielen am Sonntag (14. Januar/ab 10.00 Uhr/Livestreaming-Hinweis am Textende) drei Bundesliga-Spitzenteams und ein Außenseiter um den ersten Titel der Saison.
Schon die Neuauflage des Endspiels von 2017 zwischen Triple-Gewinner ttc berlin eastside und Herbstmeister TTG Bingen/Münster-Sarmsheim verspricht im Halbfinale einen hochklassigen Schlagabtausch. Im zweiten Vorschlussrundenmatch sorgt gleichzeitig das ewig junge Duell „David gegen Goliath“ zwischen Champions-League-Teilnehmer TuS Bad Driburg und Zweitligist TSV 1909 Langstadt für Brisanz.
Für Cupverteidiger Berlin steht an der Leine die Fortsetzung seines Erfolgsabonnements auf dem Spiel: Seit Wiedereinführung des Wettbewerbs vor fünf Jahren hat das Hauptstadt-Team sämtliche vier Auflagen des „Final Four“ für sich entscheiden können. Durch einen weiteren Erfolg würde der Seriensieger weiterhin auf den Spuren von Herren-Rekordchampion Borussia Düsseldorf bleiben, der am ersten Januar-Wochende als erster Verein überhaupt den Pokal zum sechsten Mal in Folge den Pokal gewinnen konnte.
Bingen hingegen hofft nach dem erfolgreichen Verlauf der Bundesliga-Hinrunde endlich auf den großen Wurf. Ingesamt schon dreimal stand das Team aus dem Rhein-Nahe-Eck im Pokalfinale, musste aber letztlich jedes Mal Berlin zum Titelgewinn gratulieren. Ein Debütant im Endspiel wird dagegen entweder Endrunden-Neuling Bad Driburg oder Langstadt, das bei der Endrunden-Ausscheidung die Bundesliga-Klubs SV Böblingen und SV DJK Kolbermoor aus dem Wettbewerb warf uind als erster Zweitligist das „Final Four“ erreichte, sein.
Berlin tritt in der niedersächsischen Metropole erstmals seit mehreren Jahren nicht als uneingeschränkter Favorit an. Zu sehr musste sich die Mannschaft von Spieler-Trainerin Irina Palina aufgrund zahlreicher Personalprobleme bislang durch die Saison kämpfen, als dass die Titelfrage schon vor dem ersten Aufschlag als entschieden angesehen werden könnte. „Das wird sicher kein Selbstläufer“, sagt eastside-Manager Andreas Hain zur Schwere der Aufgabe schon im Halbfinale.
Dabei gehen die „Pokal-Spezialisten“ von der Spree vor dem Hintergrund ihrer ausgedünnten Personaldecke womöglich auf Nummer sicher und könnten durchaus mit ihrer promienten Neuverpflichtung Tie Yana antreten. Die frühere Top-10-Spielerin und ehemalige Bundesliga-Spielerin des TV Busenbach würde damit zugleich ihr Debüt für Berlin geben. Der Klub steht nach eigenen Angaben „in engem Kontakt“ mit der viermaligen Olympia-Teilnehmerin.
Berlins Hoffnung auf ein Comeback der WM-Dritten Petrissa Solja nach ihrer Wettkampfpause indes hat sich zerschlagen. „Mit Enttäuschung“ teilten die Berliner mit, dass die WM-Dritte im Mixed ihre Rückkehr in die Box erst für die nur wenige Tage nach dem Pokal-Endturnier in Budapest beginnenen Hungarian Open plant.
Doch ob immerhin mit Tie oder auch ohne die Hongkong-Chinesin: Alleine mit der zuletzt allerdings auch angeschlagenen Nationalspielerin Shan Xiaona, der zuverlässigen Punktesammlerin Georgina Pota und Palina darf sich Berlin auch als „Rumpfteam“ Chancen auf eine erfolgreiche Cupverteidigung machen. „Trotz aller Widrigkeiten wollen wir den Pokal erneut nach Berlin holen“, verdeutlicht Hain denn auch die prinzipiellen Ambitionen seiner Mannschaft.
Eine Vorstellung von Berlins Sorgen in den vergangenen Wochen hat Bingen ausgerechnet vor dem Pokal-Showdown bekommen: Der Bundesliga-Tabellenführer muss in Hannover ohne Hana Matelova auskommen, denn die Tschechin unterzog sich zuletzt einer Zahnoperation und fällt deswegen für den Griff nach dem ersten Titel des Klubs aus. „Das schmälert unsere Chancen“, konstatiert TTG-Manager Joachim Lautebach.
Tatsächlich scheint Bingen durch Matelovas Abwesenheit trotz seines 6:2-Bundesligacoups vor wenigen Wochen bei den seinerzeit arg gebeutelten Berlinerinnen weniger gut gerüstet für das Topspiel. Für eine Erfolgsrechnung dürften zwei Punkte der unverwüstlich scheinenden TTG-Spitzenspielerin Ding Yaping unverzichtbar sein. Doch auch Bingens Youngster Wan Yuan und Marie Migot stehen unter Druck.
Anders als die beiden Spitzenteams kann Bad Driburg in Bestbesetzung aufschlagen. Für die junge Mannschaft der Ostwestfalen mit Nationalspielerin Nina Mittelham, Sarah De Nutte und dem großen Teenager-Talent Sophia Klee ist gegen Langstadt der erste Einzug in ein Pokalfinale Pflicht. „Wir können nicht verheimlichen, dass wir als leichter Favorit ins Spiel gehen“, sagt Manager Franz-Josef Lingens zur günstigen Halbfinalauslosung seines Teams.
Doch der Zweitliga-Dritte Langstadt will sich bei seiner Endrunden-Premiere zumindest teuer verkaufen. Bei den Hessen, deren bekannteste Spielerin die ehemalige Schüler-Europameisterin Alena Lemmer ist, rechnet sich niemand ernsthaft eine realistische Chance gegen den früheren Vizemeister aus. „Wir sind stolz, dass wir beim Final Four antreten dürfen und hoffen, dass wir Bad Driburg etwas ärgern können. Zu mehr wird es wohl nicht reichen“, beschreibt Langstadts Manager Manfred Kämmerer die niedrige Erwatungshaltung beim „Underdog“.
Das Geschehen in der Swiss Life Hall von Hannover, das sich durch die dritte Ausrichtung des „Final Four“ nacheinander allmählich zum „Pokal-Mekka“ der Damen entwickelt, ist nicht nur den Zuschauern vor Ort vorbehalten. Als eine Livestreaming-Premiere werden das Halbfinale zwischen Berlin und Bingen sowie das anschließende Endspiel über den gewohnten Liveticker hinaus auch zeitgleich im Internet übertragen. Die Bilder sind auf der Online-Plattform sportdeutschland.tv zu sehen.