Kolbermoor sichert sich die Herbstmeisterschaft, knapper Sieg für Schwabhausen

Von Stephan Roscher|Dezember 18, 2022|bundesliga

Durch einen ungefährdeten 6:1-Sieg gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim sicherte sich der SV DJK Kolbermoor die inoffizielle Herbstmeisterschaft in der 1. Bundesliga Damen. 10:4 Punkte stehen für die Oberbayern nach Abschluss der ersten Halbserie zu Buche, gefolgt von Titelverteidiger ttc berlin eastside und dem TC 1946 Weinheim (jeweils 9:5). Der ESV Weil verpasste eine greifbare Chance, im Abstiegskampf zu punkten. Das Spiel in Schwabhausen stand lange auf des Messers Schneide mit dem besseren Ende für den TSV, der sich über einen 6:4-Erfolg freuen durfte.

Der SV DJK weist zur Halbzeit der Punktrunde bei 10:4 Zählern einen Punkt Vorsprung auf die Verfolger Berlin und Weinheim (jeweils 9:5) auf. Auf Platz vier der Tabelle folgt das Team aus Böblingen (8:6) vor Langstadt und Schwabhausen (jeweils 7:7). Die TTG bleibt mit 4:10 Punkten Tabellenvorletzter mit zwei Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Weil.  

SV DJK Kolbermoor – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:1

Kolbermoor geht nach einer überzeugenden Leistung gegen Bingen/Münster-Sarmsheim als Herbstmeister in die Festtagspause, Bingen muss weiter um den Klassenerhalt bangen. Vor 150 Fans waren die Oberbayern heute ihrem Gegner in allen Belangen überlegen und gewannen alle Einzel.

Das engste Match des Tages lieferten sich Laura Tiefenbrunner und die junge Inderin Diya Chitale, das die 21-jährige Deutsche nervenstark nach Abwehr von drei Matchbällen ihrer Gegnerin noch mit 12:10 im Entscheidungssatz gewann – Chitales erste Niederlage in der laufenden Saison.

Kristin Lang steuerte zwei souveräne Siege bei (jeweils 3:0 gegen Lea Rakovac und Elena Kuzmina), Solomiya Brateyko besiegte Kuzmina ohne Satzverlust und Svetlana Ganina setzte sich mit 3:1 gegen Karolina Mynarova durch.

In den Doppeln zeigten sich beide Teams dagegen gleichwertig: Lang/Brateyko punkteten in vier Sätzen gegen Rakovac/Mynarova, während die Gästeformation Kuzmina/Chitale (3:1 gegen Pranjkovic/Tiefenbrunner) für die Gäste erfolgreich war.

Kristin Lang ist mit ihrer Vorrundenbilanz von 10:4 zweitbeste Spielerin der Liga hinter Sabine Winter. Wenn sie zum Einsatz kam, punktete auch Svetlana Ganina (5:1) im hinteren Paarkreuz gewohnt zuverlässig. Laura Tiefenbrunner zeigte sich verbessert und schloss die Hinserie positiv ab (2:1). Das Doppel Lang/Brateyko (5:2) harmoniert sehr gut, doch auch die Youngster Naomi Pranjkovic/Laura Tiefenbrunner (2:1) sind immer eine gute Option für das Doppel.

Diya Chitale stand gegen eine bärenstarke Laura Tiefenbrunner dicht vor dem Sieg, konnte aber den Sack nicht zumachen (Foto: Petra Steyer).

Bei den Rheinhessen spielte nur Chitale positiv – 4:1 im Einzel, Doppel in drei verschiedenen Kombinationen 3:0. Katerina Tomanovska erzielte hinten mit 5:5 immerhin eine ausgeglichene Einzelbilanz. Das vordere Paarkreuz mit Elena Kuzmina (2:12) und Lea Rakovac (4:8) konnte insgesamt – trotz vieler enger Matches – zu wenig Siege verbuchen.

Das Rückspiel steigt bereits zum Rückrundenauftakt am 15. Januar in Bingen.

Kolbermoors Trainer analysiert das Spiel sehr detailliert. „Insgesamt war es natürlich eher unerwartet, dass das so klar für uns ausgeht“, so Michael Fuchs. „Dass Linda Bergström kurzfristig ausgefallen ist, hat die Sache für uns noch etwas schwerer gemacht. Und da Diya Chitale dabei war, die bis dahin noch nichts verloren hatte, habe ich eigentlich mit einem sehr knappen Spiel gerechnet. Im Doppel 1:1 war leistungsgerecht, dann bereits das erste Break im vorderen Paarkreuz, da Solomiya relativ deutlich gegen ihre alte Teampartnerin Elena Kuzmina gewonnen hat. Dadurch steht es 3:1 zur Pause und wir gehen mit einem besseren Gefühl in die Spiele des unteren Paarkreuzes.“ Fuchs fährt fort: „Svetlana Ganina, die ich schon favorisiert gesehen habe, hat sich anfangs gegen Mynarova leicht getan, dann aber den zweiten Satz knapp verloren und der dritte war bei 6:9 eigentlich auch schon weg, sie hat dann aber den Satz noch mit 11:9 geklaut, was gewissermaßen der Genickbruch für ihre Gegnerin war.“ Ein Sonderlob gab es für Laura Tiefenbrunner: „Das Highlight der Partie war das Spiel von Laura gegen Diya Chitale. Laura, die aufgrund des Ausfalls von Linda kurzfristig in die Mannschaft gerückt war, hat super gespielt. Im vierten Satz hat sie schon zwei Matchbälle gehabt, lag dann im fünften 7:10 hinten und dreht das noch. Spielerisch war es sehr gut und ebenso auch mental, großen Respekt und herzlichen Glückwunsch, weil sie sich das wirklich verdient hatte. Dann hat Kristin souverän das Ding gegen Kuzmina zugemacht zum 6:1.“ Der Tischtennislehrer, zugleich Abteilungsleiter in Kolbermoor, zieht eine kurze Bilanz der ersten Halbserie: „Wir sind jetzt natürlich superglücklich, dass wir die Vorrunde positiv abgeschlossen haben. Auf dem ersten Platz zu stehen, ist ein netter Nebeneffekt, das war nicht das Allerwichtigste für uns, sondern dass wir gute Spiele abliefern, so viele Punkte wie möglich holen und trotz zahlreicher Ausfälle, teils durch Verletzungen, eine gute Vorrunde spielen. Wir freuen uns jetzt auf die nächste Aufgabe Anfang Januar, nämlich den Pokalwettbewerb.“  

„Leider konnte die Mannschaft nicht an die bisher gezeigten Leistungen heranreichen und hat somit auch gegen einen starken Gegner aus Kolbermoor verloren“, so Joachim Lautebach nach der Partie. „Der Druck war vielleicht zu hoch und der Sieg von Kolbermoor verdient.“. Der TTG-Vorsitzende blickt nach vorn: „Wir bleiben jedoch weiterhin optimistisch und werden versuchen, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Einstellung stimmt, es fehlt bei der ein oder anderen Spielerin einfach wieder einmal ein Erfolgserlebnis, ein enges Spiel auch mal zu gewinnen.“

TSV Schwabhausen – ESV Weil 6:4

Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu, wie man es etwas flapsig formulieren könnte. Nein, es war nicht die Vorrunde des ESV Weil, der sich mit 2:12 Punkten einstweilen die Ligatabelle von ganz unten anschauen muss. Bei zwei Zählern Rückstand auf das rettende Ufer – dort steht aktuell Bingen mit 4:10 Punkten – ist in der Rückrunde natürlich noch alles drin, doch dann muss man endlich damit beginnen, in den engen Partien auch zu punkten, sonst schwimmen die Felle davon.

In Schwabhausen erlebten die Fans eine spannende, über weite Strecken ausgeglichene Partie von drei Stunden und 45 Minuten – die Nummer zwei, Liu Yangzi, fehlte beim Gastgeber ebenso wie auf der Gegenseite Spitzenspielerin Izabela Lupulesku. Die 23-jährige Serbin war mitgefahren, musste aber nach dem Einspielen wegen Schmerzen in der Schulter passen.

Die Weilerinnen standen einmal mehr dicht vor einem Punktgewinn – sogar zwei Zähler wären möglich gewesen, doch es sollte einfach nicht sein. Im zweiten Durchgang gingen beide Matches des hinteren Paarkreuzes mit jeweils 11:9 im Entscheidungssatz an den TSV. Die beiden Schwabhäuser Ungarinnen waren den entscheidenden Tick nervenstärker, so Mercedesz Nagyvaradi gegen Ievgeniia Sozoniuk, die eine 2:1-Satzführung nicht zum Sieg nutzen konnte, und Orsolya Feher gegen Vivien Scholz, die zuvor einen 0:2-Satzrückstand egalisiert hatte.

Gewohnt gutes Schwabhäuser Doppel: Orsolya Feher (links) / Sabine Winter (Archivfoto Roscher).

Stärkste Spielerin der Südbadener war an diesem Sonntag die Bulgarin Polina Dobreva, die wieder einmal das Kunststück fertigbrachte, eine Sabine Winter zu bezwingen (3:1) und später auch einen Sieg über Abwehrkünstlerin Alina Nikitchanka nachschob. Die 18-jährige Hana Arapovic musste dagegen beiden Gegnerinnen gratulieren – so verlor sie mit 2:3 gegen Winter und zuvor mit 1:3 gegen Nikitchanka, die richtig gut spielte.

Im ersten Durchgang besiegte im hinteren Paarkreuz die überzeugende Nagyvaradi Scholz (3:0), während Feher gegen Sozoniuks variables Kurznoppenspiel beim 0:3 kein Land sah. Im Doppel hatten für Weil Arapovic/Scholz (3:2 gegen Nikitchanka/Nagyvaradi) gepunktet, während für die Oberbayern die Formation Winter/Feher mit einem glatten 3:0 über Dobreva/Sozoniuk erfolgreich war.

Beste Spielerin des TSV sowie der gesamten Liga in der Vorrunde war einmal mehr Sabine Winter (8:2), bei Weil konnte lediglich Polina Dobreva (7:4 – vorne 3:3, hinten 4:1) eine positive Einzelbilanz erzielen. Auch hier müssen sich die Fans nur vier Wochen bis zum Rückspiel gedulden, das für den 15. Januar angesetzt ist.

Polina Dobreva präsentierte sich in Topform, für ihr Team reichte es dennoch nicht zum Punktgewinn (Archivfoto Roscher).

Beim TSV Schwabhausen freute man sich über den gelungenen Jahresabschluss. „Wir wollten unbedingt gewinnen und haben es geschafft, ich bin total zufrieden mit dem ganzen Team“, so Trainer Alexander Yahmed. „Das Spiel war super ausgeglichen mit Chancen für beide. Entscheidend waren wohl die letzten Einzel, die wir alle im 5. Satz gewonnen haben, es waren dann alles in allem drei Einzel mit 3:2 für uns. So ist Tischtennis eben ab und zu.“

„Es ist frustrierend. Diese Saison steht uns das Glück nicht zur Seite“, beklagt Doris Spiess. „Izabela Lupulesku musste nach dem Einspielen mit Schulterproblemen passen. Trotzdem haben wir Schwabhausen ein tolles Match geliefert und durchaus Chancen zu einem besseren Ergebnis gehabt. Vor allem Polina Dobreva, die nach dem Ausfall von Lupulesku ins vordere Paarkreuz aufrücken musste, hat mit einer souveränen Leistung überzeugt.“ Die Abteilungsleiterin des ESV Weil fügt hinzu: „Dafür konnte Hana Arapovic, die etwas grippegeschwächt ins Spiel ging, nicht ganz an ihre bisherigen Leistungen anknüpfen. So gab es wieder einmal eine knappe Niederlage. Wir konnten leider unsere Chancen in den knappen Spielen nicht nutzen und müssen jetzt darauf hoffen, dass wir in der Rückrunde etwas glücklicher agieren und die notwendigen Punkte noch holen.“

Beitragsfoto oben: Punktete bei Kolbermoor gewohnt zuverlässig im vorderen Paarkreuz: Kristin Lang, die eine 10:4-Bilanz erspielte (Foto: Erik Thomas).

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