Halbfinal Play-offs: Ring frei zur ersten Runde
Rasant geht es nach der WM in Ungarn auf die Entscheidungen in der 1. Bundesliga Damen zu. Am Dienstag stehen die Halbfinal-Hinspiele in Langstadt und Bad Driburg auf dem Programm, am Freitag steigen die Rückspiele. Anders als in den Viertelfinals, gibt es diesmal eindeutige Favoriten – und die heißen Berlin und Kolbermoor, die sich direkt für die Runde der besten Vier qualifiziert hatten. Insgesamt zehn WM-Teilnehmerinnen werden wohl am Dienstag im Einsatz sein und alles dafür tun, für ihre Mannschaften das bestmögliche herauszuholen.
Dienstag 18.30 Uhr: TSV Langstadt – ttc berlin eastside
Der TSV hat in seinem ersten Bundesligajahr mit dem Einzug in die Runde der besten Vier Großes erreicht und neue Begeisterung für das Damen-Tischtennis nicht nur in Hessen entfacht. In den Viertelfinals gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim hat man vorzügliches Tischtennis geboten und sich zudem als nervenstark erwiesen. Mit Petrissa Solja, frischgebackene WM-Bronzemedaillengewinnerin im Mixed, und Cheng Hsien-Tzu, die Solja in Budapest sogar bezwingen konnte, hat man zwei auch international erstklassige Spielerinnen an den Positionen eins und zwei. Gegen Bingen war es jedoch die starke Mannschaftsleistung, die den Ausschlag gegeben hat, da auch Janina Kämmerer und Alena Lemmer wichtige Punkte beisteuern konnten.
Dennoch zweifelt kaum jemand daran, dass der viermalige Deutsche Meister den Höhenflug der Südhessinnen stoppen wird. Der ttc eastside hat zwei seiner drei Saisonziele verfehlt – und das denkbar knapp und unglücklich. Besonders das Ausscheiden im Halbfinale der Champions League hing am seidenen Faden, man hatte ganz dicht vor dem Einzug ins Finale gestanden, doch den sprichwörtlichen Sack nicht zumachen können. Umso mehr ist man fest entschlossen, sich den fünften nationalen Meistertitel der Vereinsgeschichte nicht durch die Lappen gehen zu lassen und wird nichts dem Zufall überlassen. eastside wird hoch fokussiert in Langstadt an die Tische gehen. Und kann mit Shan Xiaona, Georgina Pota, Matilda Ekholm sowie Doppel-Europameisterin Nina Mittelham vier Spielerinnen aufbieten, die in etwa das Niveau von Cheng und Solja, die selbst vier Jahre für eastside aufgeschlagen hat, aufweisen. Somit ist klar, wie die Kräfteverhältnisse verteilt sind und wer – trotz der starken Langstädter Auftritte im Viertelfinale gegen Bingen/Münster-Sarmsheim – als Favorit ins Rennen geht.
„Für unsere Mädels ist das Erreichen des Halbfinales eine tolle Leistung, mit der fast niemand gerechnet hätte“, so Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV. „Alles Weitere ist eine tolle Zugabe, die wir alle genießen können. Und im Hexenkessel von Langstadt muss sich auch erst einmal der große Favorit Berlin behaupten.“ Man macht wie immer keine konkreten Angaben zur Aufstellung und hofft gegen den erfolgreichsten deutschen Klub der letzten Jahre auf eine volle Hütte mit 300 Fans, die dem Team stimmgewaltig den Rücken stärken sollen.
„Wir haben Respekt vor den bisherigen Leistungen des TSV Langstadt und nehmen den Gegner sehr ernst“, so Berlins Präsident Alexander Teichmann. „Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir die bessere Mannschaft haben. Wir wollen mit zwei Siegen den Einzug ins Finale unter Dach und Fach bringen – je klarer desto besser.“
Da es am Dienstag in der Eckehard-Colmar-Halle eng werden könnte, sind folgende Infos nicht unwichtig: Karten können unter www.tsv-langstadt.de vorreserviert werden. Die Halle wird um 17 Uhr geöffnet.
Dienstag, 19.00 Uhr: TuS Bad Driburg – SV DJK Kolbermoor
Der TuS Bad Driburg wusste im Halbfinale durch zwei klare Erfolge gegen den Ostwestfalen-Rivalen TTK Anröchte zu gefallen. Man zeigte sich auf den Punkt in Topform, freut sich nun auf die Begegnungen mit dem amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger und hofft, der Truppe aus dem Süden so lange wie möglich Paroli bieten zu können.
In der Punktrundenbesetzung wäre sicher auch mit vollkommen offenen Duellen auf Augenhöhe zu rechnen – schließlich gewannen beide Teams je einmal mit 6:4 und es ging hoch spannend zu. Da der SV DJK Kolbermoor aber mit Ex-Europameisterin „Susi“ Liu Jia antreten wird, die mit ihren 37 Jahren noch immer internationales Topniveau besitzt und schon beim diesjährigen Pokalfinale gegen Berlin den Unterschied machte, geht der Gast eindeutig favorisiert ins Rennen.
Aus dem TuS-Team waren Britt Eerland und Sarah de Nutte in Budapest am Start, zeigten ansprechende Leistungen und mussten sich schließlich den Top-Chinesinnen Liu Shiwen beziehungsweise Ding Ning beugen. Von Kolbermoor waren mit Kristin Lang, Sabine Winter und natürlich „Susi“ sogar drei Spielerinnen bei den Welttitelkämpfen dabei, die dort allerdings nicht für Furore sorgen konnten. Doch die Bundesliga-Play-offs stehen natürlich unter ganz anderen Vorzeichen. Es geht um eine möglichst gute Teamleistung, weniger um Einzelerfolge.
„Das wird für uns das nächste Highlight vor sicher wieder vollem Haus. Alle sind fit und freuen sich auf diese Spiele, zumal Britt und Sarah in Budapest gut in Form waren“, so TuS-Manager Franz-Josef Lingens. „In der Saison waren die beiden Spiele auf Augenhöhe, wobei beide Teams auswärts 6:4 gewannen. Allerdings bringt nun der wahrscheinliche Einsatz von Liu Ja einen ganz neuen Blickpunkt auf die beiden Play-off-Spiele, wodurch wir klar in die Außenseiterrolle gedrängt werden.“ Lingens plädiert grundsätzlich für eine Änderung der diesbezüglichen Regelung: „Selbst in der Champions League muss man in den Gruppenspielen mindestens zweimal gespielt haben, um dann ab dem Viertelfinale spielberechtigt zu sein.“ Doch der Fokus liegt nicht auf möglichen Regeländerungen in der Zukunft sondern auf den Play-off-Partien des Dienstags und Freitags. „Wir werden mit Sicherheit wieder tollen Sport sehen und alles versuchen, Paroli zu bieten,“ kündigt Lingens an.
Kolbermoors Trainer Michael Fuchs freut sich, auf sein komplettes Quintett zurückgreifen zu können und nimmt die Favoritenrolle an. „Wir wollen unbedingt ins Finale und planen deshalb auch, mit allen fünf Spielerinnen in Bad Driburg anzutreten. Ich denke, wir sind Favorit für das Spiel, allerdings ist das auch von der Tagesform abhängig beziehungsweise wie fit meine Mannschaft ist.“ Fuchs präzisiert dies mit Blick auf die WM: „Die Woche war sicher für alle Spielerinnen sehr lang und bis Dienstag ist es eine relativ kurze Zeit, um zu regenerieren.“
Eventuell nötige Entscheidungsspiele würden übrigens noch am Wochenende 4./5. Mai ausgetragen. Also müssen wir uns maximal noch eine Woche gedulden, bis wir Gewissheit haben, wer die Finalrunde am 17. und 19. Mai erreicht hat. Vielleicht – und einiges deutet darauf hin – wissen wir aber auch bereits am kommenden Freitag Bescheid.
Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher