eastside kann in Oberbayern alles klar machen – Spieltag von Corona überschattet

Von Autor|März 13, 2020|bundesliga

Die vier Begegnungen der 1. Bundesliga Damen werden stattfinden, so jedenfalls der aktuelle Stand. Dennoch steht der Spieltag am kommenden Wochenende – wie in so vielen Sportarten – im Zeichen der Furcht vor dem Coronavirus. In Anröchte wird ein „Geisterspiel“ ohne Zuschauer gegen Langstadt ausgetragen. Gewinnt der verlustpunktfreie Spitzenreiter berlin eastside in Schwabhausen und Kolbermoor und patzt der Tabellenzweite Bad Driburg gegen Angstgegner Busenbach, sind die Hauptstädter vorzeitig zum sechsten Mal Deutscher Meister. Gewinnt der einzige verbliebene Verfolger gegen die Badenerinnen, ist die Entscheidung noch einmal vertagt, dennoch aber so gut wie gefallen.

Samstag, 14.30 Uhr: TSV Schwabhausen – ttc berlin eastside

Der TSV ist mit 10:14 Punkten und einem Platz im gesicherten Ligamittelfeld voll auf Kurs. Locker und entspannt kann man sich auf die Partie gegen den designierten Deutschen Meister freuen. „Es gibt zu dem Spiel nicht viel zu sagen, außer dass wir den Deutschen Meister freudig in unserer Halle empfangen werden“, sagt Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed vor der Partie. Natürlich hofft man zumindest auf einen Ehrenpunkt und möchte nicht wieder ein 0:6 kassieren wie in der Hinrunde.

Der Hauptstadtklub ist nicht so sehr auf den sportlichen Verlauf des Wochenendes fixiert, sondern ärgert sich über die Entscheidung des DTTB, die Spiele nicht abzusagen, wie es etwa der Hessische Tischtennis-Verband am Donnerstag für alle Events bis einschließlich 17. April beschlossen hat. Manager Andreas Hain: „Wir hatten eine Absetzung der Spiele beantragt, da wir es für unverantwortlich halten, unsere Spielerinnen durch Deutschland reisen zu lassen. Leider hat der DTTB dies abgelehnt, mit dem Hinweis, dass ja nur Veranstaltungen ab 1.000 Zuschauer untersagt seien. Wir finden diese Entscheidung des DTTB unverantwortlich.“ Hain will natürlich die vier Punkte, sorgt sich aber um die Gesundheit der Spielerinnen: „Wir werden deshalb, alleine schon aus finanziellen Gründen, antreten müssen und natürlich, in Bestbesetzung, versuchen, beide Spiele zu gewinnen. Nur hoffen wir, dass wir alle gut und gesund nach Hause kommen. Die Ergebnisse sind für uns nicht sonderlich wichtig.“

Der ttc berlin eastside ist der Titelverteidigung ganz nahe, sorgt sich aber um die Gesundheit der Spielerinnen (Foto: Verein).

„Wir richten uns nach den Vorgaben des DTTB beziehungsweise der Behörden“, betont Schwabhausens Abteilungsleiter Helmut Pfeil. „Derzeit planen wir mit Zuschauern. Aber das könnte sich ja kurzfristig ändern, wenn von oben andere Vorgaben erlassen werden.“

Sonntag, 14.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside

Unter „normalen“ Umständen wäre es das absolute Topspiel der Liga und eine Art Finale um die Deutsche Meisterschaft gewesen, doch dazu hätten die Oberbayern nicht im Lauf der Runde dreimal gegen vermeintliche Außenseiter patzen dürfen. Bei 17:7 Punkten ist sogar der vor der Saison als Minimum betrachtete zweite Platz in akuter Gefahr – Bad Driburg liegt mit drei Zählern Vorsprung weit besser im Rennen – und am Sonntag könnten es sogar fünf sein. Berlin mit seinen imposanten 22:0 Punkten ist ohnehin uneinholbar vorne und sprintet mit Siebenmeilenstiefeln auf den Titel zu.

Dennoch wollte der Champion von 2017/18 und Pokalsieger von 2018/19 seinen Fans am Sonntag ein besonderes Event bieten und zeigen, dass er dem Hauptstadtklub auf Augenhöhe begegnen kann. Das 6:2 für eastside im Hinspiel klingt deutlich, doch die Partie war in Wahrheit heftig  umkämpft, wovon auch die 18:15 Sätze zugunsten des ttc zeugen. Durch den Coronavirus ist nun natürlich alles überschattet.

Eigentlich sollte „Susi“ (Liu Jia) am Sonntag im Topspiel zum Einsatz kommen, doch das ist angesichts der besonderen Umstände nun in Frage gestellt.

Dies betont auch Kolbermoors Trainer Michael Fuchs: „Momentan gibt es nicht viel Sportliches zum Spiel zu sagen, da der Alltag leider doch dominiert wird vom Thema Coronavirus“, so Fuchs. „Aktuell – Donnerstag 17:00 Uhr – ist der Stand, dass das Spiel stattfindet, aktuell auch noch ohne Ausschluss von Zuschauern. Jedoch kann sich diese Situation mehr oder weniger jede Stunde ändern. Für uns hat die Sicherheit und Gesundheit unserer Spielerinnen oberste Priorität, jedoch wollen wir auch keine zusätzliche Panik schüren.“

Ob man nun angesichts der unsicheren Begleitumstände tatsächlich, wie geplant, in absoluter Topbesetzung auflaufen wird, ist fraglich: „Geplant war, inklusive Liu Jia anzutreten und unseren Zuschauern ein sportlich attraktives Spiel zu bieten“, sagt Fuchs.

Sonntag, 14.00 Uhr: TuS Bad Driburg – TV Busenbach

Beim 6:4 für den TuS im Hinspiel am 16. November war lange nicht abzusehen, wer die Halle als Sieger verlassen würde. Auch ein Remis wäre nicht ungerecht gewesen. Tatsächlich liegen die Busenbacherinnen, die auf ihrer Bundesliga-Abschiedstour gerne nochmal einen Favoriten schocken würden, den Bad Driburgerinnen nicht sonderlich gut. In den vergangenen Jahren durften Krämer und Co. mehrfach Siege gegen den Klub aus Ostwestfalen bejubeln.

Auch diese Partie wird von Corona überschattet. „Vom Ordnungsamt haben wir die Auflage erhalten, dass wir alle Anwesenden schriftlich erfassen müssen. Das Problem mit „Corona“ wird uns also auch viele Zuschauer kosten“, erklärt TuS-Manager Franz-Josef Lingens.

Sarah de Nutte – die Luxemburgerin ist auch in der Saison 2019/20 eine der Leistungsträgerinnen des TuS Bad Driburg.

Sportlich stellt sich, wie Lingens ausführt, die Konstellation aus Driburger Perspektive wie folgt dar: „Wir kommen in die entscheidende Phase zur Verteidigung des 2. Platzes. Aber es wird nicht einfach. Schon gegen Busenbach werden wir sehr gefordert werden. Wir haben uns gegen sie immer schwer getan und oft verloren. Auch das Hinspiel haben wir nur knapp und etwas glücklich mit 6:4 gewonnen.“

Der Tabellenvorletzte will selbstbewusst an die Tische gehen. „Bad Driburg ist schon oft für uns eine Reise wert gewesen“, sagt Mannschaftsführerin Jessica Göbel. „Wir werden wieder komplett antreten und versuchen, so lange wie möglich das Spiel eng zu halten. Wenn uns ein Lucky Punch gelingt, ist ein Punkt möglich. Es wird spannende Spiele geben.“ 

Sonntag, 14.30 Uhr: TTK Anröchte – TSV Langstadt

Das Ambiente am Sonntag wird eher an die Kreisliga als an die stärkste Liga Europas erinnern. „Das Spiel wird auf Grund der momentanen Situation unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Wir haben uns mit der Gemeinde Anröchte nach der Risikoanalyse auf dieses Vorgehen geeinigt“, teilt Vereinschef Manfred Vogel mit.

Yang Henrich könnte auch am Sonntag gegen Langstadt am Tisch stehen.

Anröchtes Abstand zum rettenden Ufer beträgt fünf Spieltage vor Schluss sieben Punkte, was mit der dezimierten Resttruppe praktisch nicht wettzumachen ist. Eine Chance auf den Ligaverbleib besteht nur noch, wenn kein Zweitligist nach oben will. Doch einige haben bereits Interesse signalisiert. Die Südhessen haben einen Sieg beim Tabellenletzten fest im Visier. Damit würde der momentane Tabellensechste sein Punktekonto auf 11:15 verbessern und die Chance wahren, noch um einen oder zwei Plätze nach oben zu klettern.

Im Hinspiel stand Aimei Wang noch am Tisch und der TSV gewann trotzdem mit 6:0, hatte aber auch ein wenig das Glück auf seiner Seite, da auch einige recht enge Matches dabei waren. An der schwierigen Personalsituation des TTK hat sich nichts geändert. „Wer letztlich am Sonntag für uns spielen wird, müssen wir sehen“, sagt Manfred Vogel. „Sportlich haben wir sicherlich keine Chance.“

„Anröchte hat in dieser Saison massive personelle Probleme. Wir wollen unbedingt einen Sieg holen“, lässt Langstadts Trainer Thomas Hauke keinen Zweifel aufkommen. Der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer ergänzt: “Wir wollen uns in der Tabelle nach Möglichkeit noch etwas verbessern. Da ist ein Erfolg gegen Anröchte eigentlich Pflicht.“

Janina Kämmerer ist zwar die Nummer eins des Langstädter Drittliga-Teams, kommt aber auch oft in der 1. Bundesliga zum Einsatz. Sie könnte auch in Anröchte auflaufen.

Beitragsbild oben: An einem guten Tag könnte Schwabhausens Spitzenspielerin Sabine Winter ihren Berliner Gegnerinnen durchaus gefährlich werden.

Text & Fotos (5): Dr. Stephan Roscher

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