Champions League: Spiel der Spiele in Zagreb

Von Autor|März 22, 2019|champions league

Sonntag, 19.00 Uhr: Dr. Časl – ttc berlin eastside

Nach dem Wahnsinnsspiel in heimischer Halle, das mit 3:2 gegen den Titelverteidiger gewonnen wurde, muss der ttc berlin eastside am Sonntag in Zagreb beim Halbfinal-Rückspiel der europäischen Königsklasse nachlegen. Eine 2:3-Niederlage könnte für den Hauptstadtklub aufgrund des guten Satzverhältnisses aus dem Hinspiel (11:7) bereits reichen. Mit 0:3 oder 1:3 darf man gegen Dr. Časl jedoch auf keinen Fall verlieren.

Am 8. März hatte Matilda Ekholm im Sportforum Berlin eine überragende Vorstellung geboten, die Weltklasse-Chinesin Lin Gaoyang mit 3:0 überrollt und Defensivkünstlerin Li Jie mit 3:1 nach toller Aufholjagd im vierten Durchgang geschlagen. Shan Xiaona hatte eastside mit einem glatten 3:0 über Li in Führung gebracht. Zwischenzeitlich konnte das Team aus Kroatien ausgleichen durch die international für Portugal spielende Penholder-Chinesin Yu Fu (3:1 gegen Nina Mittelham) sowie durch Lin (3:1 gegen Shan), doch Ekholm rückte am Ende gegen Li alles gerade.

Manche betrachten den eastside-Gegner Dr. Časl weniger als Tischtennisverein denn als das Hobby eines vermögenden „Tischtennisverrückten“. Martin-Tino Časl ist ein kroatischer Wissenschafter, der 2002 in Sestine die erste nicht von öffentlicher Hand oder Kirche finanzierte Schule Kroatiens eröffnete – eine Privatschule für die Elite. Seit 2008 steht Dr. Časl dem Tischtennisklub als Präsident vor, dem er als Geldgeber auch gleich seinen Namen verordnete.

Da es an Geld nicht mangelt, verfügt Zagreb über einen großen international besetzten Kader. Diesem gehören sechs gebürtige Chinesinnen an, die allesamt zur Welt- beziehungsweise europäischen Spitze zählen. Die Nummer eins ist Doo Hoi Kem, die international für Hongkong spielt und aktuell die Nummer 14 der Weltrangliste ist. Penholder-Ass Fu Yu zählt, genauso wie Defensivspezialistin Li Jie (Niederlande) und Materialkünstlerin Ni Xia Lian (Luxemburg), zu den Top 10 Europas. Mit Hu Melek (Türkei) und Lin Gaoyang (Volksrepublik China) zählen zwei weitere Topspielerinnen zum Kader. Außer den im Hinspiel eingesetzten Akteurinnen könnte also auch Doo, Ni oder Hu auflaufen. Man wird vor Ort sehen, wer aufgeboten ist und aufstellungstechnisch entsprechend reagieren.

„Es ist eigentlich alles offen“, meint Andreas Hain. „Doch trotz des Hinspielsieges sehe ich unsere Chance aufs Weiterkommen bei 30, maximal 35 Prozent. Dr. Časl hat mehr Möglichkeiten als wir und im Schnitt auch die etwas besseren Spielerinnen. Aber natürlich haben wir jetzt Chancen.“ Der eastside-Manager fügt hinzu: „Die Tagesform wird wohl entscheiden, wer es schafft. Wir haben ja im Hinspiel gesehen, dass wir auf Augenhöhe spielen und mithalten können. Ich rechne mit einem Match auf extrem hohem Niveau, spielerisch und mental.“ Derzeit sind viele Spielerinnen auf der World Tour im Einsatz, bei den Spanish und Oman Open. „Man wird sehen, wen Zagreb bis Sonntag von dort einfliegen lässt“, sagt Hain. „Über unsere Aufstellung wird vor Ort entschieden. Man muss eben auch sehen, wer beim Gegner spielt und versuchen, dessen Aufstellung möglichst optimal zu treffen.“

Der Finalgegner von Berlin oder Dr. Časl wird jedenfalls der polnische Ausnahmeklub KTS Enea Siarka Tarnobrzeg mit den Defensivs-Assen Han Ying und Li Qian sowie der starken Chinesin Gu Ruochen sein. Das steht seit Freitagabend definitiv fest. Tarnobrzeg könnte eastside ganz gut liegen, da fast alle Berlinerinnen stark gegen Abwehr spielen. Die Polinnen gewann beide Halbfinals gegen Österreichs Topklub Linz AG Froschberg mit jeweils 3:1.

Beitragsbild: Matilda Ekholm war im Hinspiel Berlins Matchwinnerin. Man wird sehen, ob die Schwedin diese starke Form am Sonntag erneut abrufen kann, sofern sie überhaupt zum Einsatz kommt.

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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