Kolbermoor sichert sich Platz zwei, Bad Driburg nach Remis in Bingen Dritter
Am letzten Spieltag der 1. Bundesliga Damen fielen die letzten Entscheidungen in Hinblick auf die Play-offs. Spannend ging es aber nur in Bingen und Böblingen zu. Kolbermoor fertigte die stark ersatzgeschwächte Truppe aus Anröchte im Eiltempo ab und tütete den so wichtigen zweiten Platz in der Punktrunde ein. Das „Spiel um Platz drei“ in Bingen verlief ungemein spannend und fand keinen Sieger, somit wurde Bad Driburg Dritter. Im Kellerduell setzte sich der TV Busenbach in Böblingen durch und im kuriosen Aufeinandertreffen zweier „B-Teams“ machte Langstadt kurzen Prozess mit Berlin. In den Viertelfinal-Play-offs treffen Bad Driburg und Anröchte sowie Bingen und Langstadt aufeinander.
SV DJK Kolbermoor – TTK Anröchte 6:0
Gegen ein dezimiertes Team aus Anröchte, der Not gehorchend mit zwei Ersatzspielerinnen aus der Bezirksliga angereist, hatte Kolbermoor nicht die geringsten Probleme, sich einen 6:0-Sieg und damit den direkten Halbfinaleinzug als Tabellenzweiter zu sichern.
Mehr als zwei gewonnene Sätze waren für die Gäste in dieser Aufstellung nicht drin. Die Einzel gingen sogar alle 3:0 aus. Unter den Augen von Kolbermoors Spitzenspielerin Liu Jia, für deren Einsatz allerdings keine Notwendigkeit bestand, konnte der Gast aus Ostwestfalen inklusive Pause gerade knappe 90 Minuten einigermaßen dagegenhalten – kein Wunder, da mit Yang Henrich und Marta Golota lediglich zwei Spielerin aus der Stammformation aufgeboten werden konnten, die normalerweise im hinteren Paarkreuz aufschlagen. TTK-Chef Manfred Vogel erklärt den Grund: „Wir wären gerne komplett nach Kolbermoor gefahren. Aber gegen Krankheit ist nun mal kein Kraut gewachsen.
„Bedingt durch die Aufstellung von Anröchte war das heute im Prinzip ein Selbstläufer“, so Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „So oder so sind wir froh, den 2. Platz klar gemacht zu haben, und wären heute auch auf alles vorbereitet gewesen, denn wir waren mit allen fünf Spielerinnen in der Halle.“
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TuS Bad Driburg 5:5
In der Partie in Bingen war mehr Feuer drin als in Kolbermoor. Am Ende stand eine Punkteteilung gegen den TuS Bad Driburg auf dem Bogen, bei dem die überhaupt nicht im Training stehende Su Yan kurzfristig für die verletzte Sarah de Nutte eingesprungen war.
Die Rheinhessinnen hatten gut begonnen und waren mit 3:0 in Führung gegangen, doch dann kam der Gegner auf und zog auf 4:3 davon. Chantal Mantz und Yuan Wan brachten ihr Team zwar abermals in Führung, doch die 15-jährige Sophia Klee, die die Punktrunde im Oberhaus erstmals mit positiver Bilanz abschloss, sorgte vor 170 Fans gegen die gesundheitlich leicht angeschlagene Giorgia Piccolin für das Remis. Dadurch beendeten die Ostwestfalen aufgrund des besseren Spielverhältnisses die reguläre Punktrunde auf Platz drei, während die TTG Vierter wurde.
„Das war schon ein etwas merkwürdiges Spiel heute mit Höhen und Tiefen“, so TTG-Vorsitzender Joachim Lautebach, der über das Remis nicht so glücklich war wie sein Driburger Kollege. „Wir hatten unsere Siegchancen, haben sie aber nicht nutzen können. Schade, dass sich Lily Zhang zu Beginn ihres zweiten Einzels verletzt hat und aufgeben musste. Sie hätte gegen Eerland sicher eine Chance gehabt. Aber letztlich können wir auch mit der Punkteteilung und dem vierten Platz leben. Mir der Punktrunde können wir sehr zufrieden sein, unsere junge Mannschaft hat sich sehr gut präsentiert.“ Lautebach lenkt den Blick nach vorne: „Jetzt treffen wir in den Play-offs auf Langstadt, gegen die wir in der Runde zweimal 5:5 gespielt haben. Das werden wieder interessante Spiele, zu denen recht viele Zuschauer kommen werden. Natürlich wollen wir alles versuchen, die Halbfinals zu erreichen.“
Ohne die seit zwei Tagen verletzte Sarah De Nutte und nach einem 0:3-Start doch noch ein kaum für möglich gehaltenes 5:5 und damit doch noch der angestrebte 3. Platz“, freute sich TuS-Manager Franz-Josef Lingens nach der Partie über das Erreichen des Ziels. „Am Anfang haben wir uns mit der Umstellung der Doppel verpokert. Dann folgten aber tolle Leistungen von Britt Eerland und Nadine Bollmeier. Ein Sonderlob geht an die überragende Sophia Klee mit zwei klaren Siegen und zum sechsten Mal Gewinnerin des letzten Einzels. Wir sind happy und freuen uns auf die Play-offs.“
ttc berlin eastside – TSV Langstadt 0:6
Die Hessinnen siegten in Berlin mit sage und schreibe 6:0, doch es war das Spiel zweier jeweils auf einer Position verstärkten B-Teams – und Langstadt hat nun einmal die bessere zweite Mannschaft, immerhin Zweiter der 3. Liga Nord. Als dann auch noch Janina Kämmerer Kathrin Mühlbach in die Schranken wies, war endgültig klar, dass für die Hauptstädterinnen nichts zu holen sein würde. Dem Sieger war es hinterher fast ein bisschen peinlich, wohl wissend, dass man an der Spree im Normalfall ohne Pardon abgefertigt worden wäre. Doch Langstadt konnte ja nichts für die ungewöhnliche Konstellation und hat seine Chance einfach nur genutzt.
Berlin hatte notgedrungen auf seine vier Topspielerinnen verzichtet, die allesamt beim Champions-League-Halbfinale des Klubs am Abend in Zagreb benötigt wurden. Der Verein musste Prioritäten setzen und entschied sich verständlicherweise für Europas Königsklasse, auch wenn ihm dort das Happyend versagt blieb. Und da die eigentlich noch eingeplante Inderin Krittwika Roy nicht rechtzeitig von den Spanish Open zurückkehren konnte, war Kathrin Mühlbach die einzige Spielerin mit Bundesliganiveau, die der Hauptstadtklub aufbieten konnte. Und Mühlbach, die im Oberhaus klar positiv steht, war nicht einmal in Vollbesitz ihrer Kräfte, da von einer Magen-Darm-Infektion geschwächt. Janina Kämmerer hatte Berlins aus der Not geborene Nummer eins, wie schon im Hinspiel, allerdings auch vorzüglich im Griff, Mühlbachs Spiel liegt der Langstädterin optimal.
Gegen die übrigen drei Regionalligaspielerinnen aus der zweiten Berliner Mannschaft zu gewinnen, war dagegen eher ein leichter Auftrag. Dass Langstadts „Zweite“, verstärkt durch Alena Lemmer, beim Spitzenreiter auflaufen musste beziehungsweise durfte, hatte bekanntlich den Hintergrund, dass Petrissa Solja und Cheng Hsien-Tzu auf der World Tour am Persischen Golf im Einsatz waren und Monika Pietkiewicz als Verbandstrainerin bei einem Sichtungslehrgang des HTTV sein musste. Doch auch die Vertretung machte einen soliden Job und tütete in knapp 80 Minuten den Kantersieg ein.
„Das Spiel hatte eher Freundschaftsspielcharakter und war eine sehr einseitige Sache“, sagte der Sportliche Leiter des TSV, Manfred Kämmerer, nach der Partie. „Die Runde ist nun vorbei, jetzt schauen wir gespannt auf die Play-offs.“
SV Böblingen – TV Busenbach 3:6
Das Prestigeduell im Keller der Liga zwischen der SV Böblingen und dem TV Busenbach ging an die Gäste aus Baden, die mit ihrem 6:3-Erfolg die Runde halbwegs versöhnlich abschlossen, während die Schwäbinnen sich bis zur kommenden Saison gedulden müssen für die nächste Chance auf einen Sieg, wie er ihnen seit zwei Jahren nicht mehr vergönnt war.
Mit einer 3:0-Führung hatten die Gastgeberinnen richtig gut begonnen und mancher glaubte schon, heute endlich wieder Zeuge eines SVB-Sieges zu werden. Doch das Match kippte und Busenbach gewann sechs Einzel in Folge, vier davon knapp im Entscheidungssatz. So etwa auch beim nicht unbedingt erwarteten Sieg von Tanja Krämer gegen Qianhong Gotsch, auch wenn bekannt ist, dass Krämer, bei der es die gesamte Saison über gar nicht rund lief, gut und gerne gegen Abwehr spielt. „Hongi“ schloss dennoch die Punktrunde mit einer 23:4-Bilanz als Ligabeste ab, gefolgt von Kristin Lang (21:4) und Petrissa Solja (16:2).
„Die Spiele gegen Tanja sind immer halbe-halbe. Ich kam zu wenig in den Angriff, sie verteilte die Bälle zu gut. Ich habe aber alles gegeben“, kommentierte Gotsch ihre Niederlage. „Die Partie heute war mega spannend“, so SVB-Coach Andrzej Kaim „Wir spielen gut, aber am Schluss gewinnt der Gegner, wie immer in dieser Saison.“
Nächste Saison soll alles besser werden. Pressewart Manfred Schneider spekuliert, wer hinzustoßen könnte: „Wie sieht das Böblinger Team hinter Qianhong Gotsch in der nächsten Saison aus? Manager Frank Tartsch will sich dazu momentan nicht äußern. Auffallend oft wurde Mitsuki Yoshida, vor vier Jahren schon einmal bei der SVB, unter den Zuschauern gesichtet. Eine Option sind sicher auch die Kaufmann-Schwestern, die in der Rückrunde für die SVB-Jugend erfolgreich sind.“
Jessica Göbel war glücklich, dass am Ende doch nochmal mit einem Sieg klappte, auf den man lange gewartet hatte – natürlich nicht so lange wie Böblingen wartet, aber doch immerhin volle fünf Monate. „Nach einer kleinen Schrecksekunde und einem 0:3-Rückstand haben alle Mädels heute vollends überzeugt“, so Göbel. „Es war eine sensationelle Moral, nach dem 0:3 auswärts das Spiel komplett zu drehen. Wir sind froh, dass die Saison jetzt zu Ende ist. Wir hatten dieses Jahr ein Seuchenjahr und hoffen, im kommenden Jahr wieder an alte Leistungen oder an die heutige Leistung anknüpfen zu können.“
Beitragsbild oben: Sophia Klee hatte mit Siegen über Yuan Wan und Giorgia Piccolin maßgeblichen Anteil am Remis des TuS Bad Driburg in Bingen.
Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher