Buderus-Final Four: SV DJK Kolbermoor gewinnt deutsche Pokalmeisterschaft
Paukenschlag im Sportforum Berlin: Nicht der favorisierte Serien-Pokalsieger der letzten fünf Jahre gewann das vom ttc eastside mit großer Helferschar prima organisierte Buderus-Final Four, sondern Herausforderer SV DJK Kolbermoor, der nach einer Klasseleistung im Endspiel zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den begehrten Cup jubelnd in die Höhe recken konnte. Mit 3:1 setzten sich die Oberbayern in der „Höhle des Löwen“ durch.
Besonders die 36-jährige Ex-Europameisterin Liu Jia zeigte sich im Finale in Galaform, aber auch Kristin Lang bot starkes Tischtennis. „Susi“ besiegte Shan Xiaona und die für Georgina Pota, die Schlägerprobleme hatte – ihr Standardschläger überstand die Kontrolle nicht -, eingewechselte Nina Mittelham. Gegen Shan benötigte die Linkshänderin aus Österreich fünf Sätze, gegen Mittelham reichten ihr drei Durchgänge. Kristin Lang hatte den Auftakt gemacht mit einem 3:2 über Georgina Pota. Der Ehrenpunkt für den entthronten Titelverteidiger gelang vor etwas über 300 Tischtennisfans Matilda Ekholm, die Sabine Winter in vier Sätzen in Schach hielt.
„Ich habe in meiner langen Karriere so viele Titel geholt“, so Liu Jia. „Aber eine deutsche Pokalmeisterschaft war noch nicht dabei. Ich freue mich sehr, dass es uns geglückt ist, den Favoriten zu besiegen. Bei mir ist es heute zwar sehr gut gelaufen, aber ausschlaggebend war unsere super Teamleistung.“ Auf die Frage, woher diese prächtige Form komme, obwohl sie längst nicht mehr so viel trainiert und nicht mehr so viel World-Tour-Turniere spielt wie früher, antwortete die frühere Weltranglistenneunte: „Ich muss gar nicht mehr so viel trainieren und finde immer wieder recht schnell in mein Spiel hinein. Im Augenblick bin ich verletzungsfrei und das Spielen macht mir wieder sehr viel Spaß. Ich weiß heute auch besser als früher, wie ich im Spiel meine Kräfte einteilen muss und denke, dass ich ein ganz gutes Auge habe.“
Kolbermoors Trainer Michael Fuchs freute sich ebenso: „Unser Plan ist genau so aufgegangen, wie ich es im Optimalfall gehofft hatte. Mit Susi waren wir richtig stark, hatten aber in einigen wichtigen Situationen auch das nötige Quäntchen Glück. Ich denke, wir haben den Pokal verdient nach Kolbermoor geholt. Jetzt wird erst einmal richtig gefeiert.“
Bei einem Sieg hätte der ttc Berlin eastside den alten Rekord des DSC Kaiserberg eingestellt – die Duisburger, damals der Damen-Topklub schlechthin, konnten von 1964 bis 1969 sechsmal am Stück den Deutschen Pokal gewinnen. Diese Rekordmarke wird nun, so viel lässt sich definitiv sagen, noch eine ganze Weile Bestand haben.
Dementsprechend „not amused“ zeigte sich Andreas Hain. „Wir haben heute nicht gut genug gespielt und sind teilweise schlecht vorbereitet in das Turnier gegangen“, sagte Berlins Manager. „Und die Chancen, die wir hatten, haben wir nicht genutzt. Da kommt einiges an Arbeit auf uns zu, das muss wieder besser werden.“ Hain gratulierte zwar den Ladies aus Kolbermoor, ließ aber auch eine kleine Kampfansage folgen: „Die Meisterschaft holen wir uns, da bin ich mir ganz sicher.“
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 1:3
Georgina Pota – Kristin Lang 2:3 (6:11, 11:13, 11:6, 11:7, 7:11)
Shan Xiaona – Liu Jia 2:3 (7:11, 11:8, 5:11, 15:13, 5:11)
Matilda Ekholm – Sabine Winter 3:1 (8:11, 11:5, 11:2, 11:9)
Nina Mittelham – Liu Jia 0:3 (13:15, 5:11, 2:11)
Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher