Böblingen will auch in Bingen punkten, Langstadt peilt ersten Saisonsieg an
Am Sonntag stehen zwei interessante und richtungsweisende Partien in der 1. Bundesliga Damen auf dem Programm. Die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim sieht sich gegen die SV Böblingen in der Außenseiterrolle, während beim TSV Langstadt Hongkong-Ass Minnie Soo vor ihrer Bundesliga-Premiere steht. Der ESV Weil, aufgrund seiner Ausgeglichenheit immer ein gefährlicher Gegner, fühlt sich nach dem Sieg über Bingen bei den noch punktlosen Südhessinnen jedoch nicht unter Erfolgsdruck.
Sonntag, 14.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV Böblingen
Im November geht es für die Tischtennis-Frauen der SV Böblingen Schlag auf Schlag. Jeden Sonntag steht ein Bundesligaspiel auf dem Programm. Das erste am kommenden Sonntag bei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim.
Die Rheinhessinnen (Platz 7, 2:4 Punkte) haben bisher in dieser Saison zwar zwei Partien verloren, zuletzt mit 3:6 bei gut aufgelegten Weilerinnen, doch immerhin gegen Langstadt mit 6:4 gewonnen. Das Team mit Elena Kuzmina und Lea Rakovac im vorderen Paarkreuz sowie der kampfstarken Linkshänderin Katerina Tomanovska sowie Spielertrainerin Karolina Mynarova hinten gilt als recht ausgeglichen. Die Inderin Archana Girish Kamath an Position eins kam allerdings bis jetzt nicht zum Einsatz. Gleiches gilt für ihre 19-jährige Landsfrau Diya Chitale. Die Ex-Böblingerin Mie Skov ist nicht mehr dabei. Gut für die Schwaben, denn Skov hat in der letzten Saison immerhin Qianhong Gotsch geschlagen. In der Vorsaison gewannen Bingen und Böblingen im direkten Vergleich ihre Heimpartien jeweils deutlich.
Diesmal fährt die SVB (Platz 4, 3:3 Punkte) jedoch leicht favorisiert zur Grundschule am Binger Mäuseturm. Annett Kaufmann spielt unter der Woche das WTT Contender in Slowenien. Böblingens Manager Frank Tartsch erwartet sie allerdings rechtzeitig bis Sonntag zurück. Ganz sicher ist das aber noch nicht, denn die 16-jährige deutsche Nationalspielerin spielt ein starkes Turnier und steht inzwischen im Achtelfinale.
Qianhong Gotsch präsentierte sich zuletzt beim 5:5 zuletzt gegen Schwabhausen in Topform und gab in den Einzeln keinen Satz ab. Lin Chia-Hsuan agierte dagegen nicht so souverän wie gewohnt. Leonie Hartbrich beeindruckte vor allem durch ihre Doppel-Stärke. Die 23-Jährige war für Ungarn ebenfalls in Slowenien am Start, ist aber – trotz ansprechender Leistungen – in der Qualifikation ausgeschieden. Die SVB teilt mit, dass Evelyn Simon und die dem Verein auch weiterhin verbundene Mitsuki Yoshida die Böblingerinnen in Bingen coachen werden.
Auf der Gegenseite wird Chefcoach Peter Engel, Nationaltrainer Luxemburgs, am Rande der Bande stehen. „Wieder so ein harter Brocken“, meint Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach im Vorfeld der Begegnung. „Wir hatten ja in Weil die Chance zu punkten, doch der Gegner war an diesem Tag sehr stark. Gegen Böblingen sind wir nur Außenseiter.“ Was Lautebach in dieser Saison besonders erfreut: „Die Mannschaft zeigt ein anderes Gesicht und versucht alles, was möglich ist, um Erfolg zu haben. Der Zusammenhalt im Team ist großartig.“ Der Binger Tischtennis-Chef räumt ein: „Ein Punkt wäre natürlich schon wichtig für uns, aber dazu müsste alles optimal laufen. Wir wollen auf jeden Fall die Zuschauer und Sponsoren begeistern und uns gut präsentieren. Wir werden unser Bestes geben, vielleicht reicht es ja zu einer Überraschung. Die Aufstellung wird sich erst kurzfristig entscheiden.“
Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – ESV Weil
Nach zwei knappen Niederlagen ohne Spitzenspielerin Petrissa Solja findet sich der TSV Langstadt, Vizemeister und Vizepokalsieger der Saison 2021/22, unerwartet auf dem achten Tabellenplatz wieder. Da alle Ligakonkurrenten bereits mindestens einen Sieg auf dem Konto haben, stehen die Südhessinnen erst einmal ganz hinten. Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme, doch wird es – aus Langstädter Sicht – Zeit für das erste Erfolgserlebnis.
Im Heimspiel gegen den Tabellensechsten ESV Weil (2:4 Punkte), soll der Knoten platzen. Weil hat eine unspektakuläre Mannschaft ohne große Stars – und gerade das ist irgendwie auch ihr Erfolgsrezept. Man tritt mit viel Leidenschaft und gutem Team-Spirit auf und ist auf sämtlichen Positionen extrem ausgeglichen besetzt.
Petrissa Solja steht dem Gastgeber aufgrund ihrer hartnäckigen Rückenverletzung immer noch nicht zur Verfügung. Dennoch muss diesmal wohl keine Spielerin aufrücken. Es kommt nämlich zur Bundesliga-Premiere der Hongkong-Chinesin Minnie Soo, mit komplettem Namen Wai Yam Minnie Soo.
Die 24-Jährige sollte, wenn sie auf Anhieb ihre Form der WM in China vor wenigen Wochen abrufen kann, kaum schwächer als Solja sein – allerdings ist eine solche Debütvorstellung in der Fremde psychologisch nie ganz einfach. Die Asiatin hat bei Weltturnieren schon gegen so gut wie alle Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes gewonnen. Sie war im Februar 2018 als Nummer 25 der Welt notiert und stand sehr lange unter den TOP 40 des internationalen Damen-Tischtennis. Inzwischen ist sie in der Weltrangliste auf Position 173 abgerutscht, was aber einfach dem Umstand geschuldet ist, dass sie einige Monate verletzungsbedingt keine internationalen Turniere bestritten hatte und erst seit ein paar Wochen wieder Vollgas gibt. Sie gilt übrigens auch als exzellente Doppelspielerin. „Die Fans dürfen sich auf Minnie mit ihrer offensiven und attraktiven Spielweise freuen“, sagt Manfred Kämmerer, der Sportliche Leiter des TSV. „Dazu ist sie ein total cooler Typ und passt hervorragend in unser Team.“
Minnie Soo war diese Woche beim WTT-Turnier in Slowenien im Einsatz, ist aber inzwischen ausgeschieden und kann so auf jeden Fall pünktlich in Langstadt sein. Auch für Franziska Schreiner und Chantal Mantz ist das Turnier inzwischen beendet. Man kann folglich davon ausgehen, dass der TSV gegen die Südbadenerinnen mit der bisher wohl stärksten Mannschaft der noch jungen Saison auflaufen wird.
Weil, das zuletzt Bingen mit 6:3 besiegte, ist gewiss kein Aufbaugegner. Man muss schon 100 Prozent an den Tisch bringen, um das Team aus dem Dreiländereck schlagen zu können. Vorne spielen mit der 22-jährigen Izabela Lupulesku und der 18-jährigen Hana Arapovic die jeweils besten Spielerinnen Serbiens beziehungsweise Kroatiens. Hinten schlagen mit der Bulgarin Polina Dobreva und der Ukrainerin Ievgeniia Sozoniuk erfahrene Spielerinnen auf. Und als Fünfte im Bunde, aber leistungsmäßig mit den anderen auf Augenhöhe, steht die 24-jährige Vivien Scholz zur Verfügung. Die Brandenburgerin spielt international für Luxemburg. Hinzu kommt, dass Weil über gut eingespielte Doppel-Formationen verfügt. Ein gemütlicher Sonntagsspaziergang ist also für Minnie Soo und Kolleginnen nicht in Sicht.
„Weil ist allerdings ein starker und unangenehmer Gegner, sie sind sehr ausgeglichen besetzt und es gibt nahezu keine Schwachstelle“, meint auch Manfred Kämmerer. „Durch ihren Sieg gegen Bingen am vergangenen Wochenende werden sie zudem mit viel Selbstvertrauen nach Langstadt reisen.“ „Es lässt sich nicht leugnen, dass der TSV schon nach den ersten beiden verlorenen Spielen etwas unter Druck steht“, so Kämmerer weiter. „In dieser starken Liga zählt jeder Punktgewinn, um nicht frühzeitig am Tabellenende festzukleben. Mit den Fans im Rücken will der TSV aber auf jeden Fall die kleine Negativserie beenden.“
„Mit Langstadt wartet ein weiterer schwerer Brocken auf uns“, ist Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess überzeugt. „Auch wenn die Hessen momentan am Tabellenende stehen, spiegelt das nicht die tatsächliche Stärke des Teams wider. Es wird ein schweres Spiel für uns. Durch den Sieg gegen Bingen ist der Druck aber nicht so groß und wir können befreit aufspielen.“
Beitragsbild oben: Minnie Soo (TSV Langstadt) steht vor ihrem Bundesliga-Debüt (Foto: ITTF).