Böblingen peilt nächsten Heimsieg an, Doppelspieltag für Kolbermoor
Drei Partien in der 1. Bundesliga Damen stehen am Wochenende auf dem Programm. Der SV DJK Kolbermoor peilt, erstmals in Bestbesetzung, den ersten Saisonsieg an und erhält dazu gleich zwei Gelegenheiten, nämlich am Samstag vor heimischer Kulisse gegen den ESV Weil und tags darauf beim TSV Langstadt. Dabei steht Neuzugang Linda Bergström vor ihrer Bundesliga-Premiere. Die SV Böblingen empfängt mit dem TSV Schwabhausen den anderen bayerischen Vertreter und ist in der Favoritenrolle, zumal bei den Gästen mit Sabine Winter die Topspielerin verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kommen wird.
Samstag, 14.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – ESV Weil
Erstmals soll die neue Spitzenspielerin Linda Bergström beim Pokalsieger der Saison 2021/22 zum Einsatz kommen, sofern sie in guter Verfassung aus Macao vom WTT Champions Turnier zurückkehrt. Die 27-jährige Abwehrstrategin aus Schweden ist international sehr erfahren. Man kennt sie hierzulande aus diversen Duellen in der Champions League mit Berlin, bei denen sie das Trikot des österreichischen Topklubs Linz AG Froschberg trug. Zuletzt spielte sie aber beim französischen Meister Lille Lyssois. Bergström musste diese Woche in Macao antreten, ist aber inzwischen ausgeschieden und dürfte rechtzeitig zu den beiden Kolbermoorer Wochenendspielen zurück sein.
Zur neuen Saison wurde auch die 23-jährige ukrainische Meisterin Solomiya Brateyko unter Vertrag genommen. Sie kann nun erstmals hinten aufschlagen, in den ersten beiden Saisonspielen – 5:5 gegen Weinheim, 2:6 in Böblingen – musste sie vorne ran und verlor ihre Matches, teilweise sehr knapp. Weiter an Bord sind Leistungsträgerinnen wie Kristin Lang und Svetlana Ganina, die beide nach wie vor für hoch positive Bilanzen im vorderen beziehungsweise hinteren Paarkreuz garantieren. Hinter ihnen lauern die 17-jährige Naomi Pranjkovic sowie die drei Jahre ältere Laura Tiefenbrunner auf ihre Chance.
Michael Fuchs kündigt an, dass auch Bergström zur Verfügung stehen wird: „Wir werden bei beiden Spielen hoffentlich mit der kompletten Mannschaft vor Ort sein. So oder so werden wir allerdings sehr kurzfristig erst über die Aufstellung entscheiden können – abhängig von aktuellem Zustand, Jetlag, etc.“ Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter räumt ein: „Wir waren natürlich über den Ausgang des letzten Wochenendes nicht glücklich und sind jetzt auch in der Pflicht, Punkte zu sammeln. Für mich sind aber sowohl Weil als auch Langstadt nicht weniger “gefährlich” als Böblingen.“ Speziell zum ESV merkt Fuchs an: „Weil ist vielleicht die ausgeglichenste Mannschaft der Liga mit vier Spielerinnen, die praktisch auf jeder Position von 1 bis 4 hätten aufgestellt werden können. Gerade im hinteren Paarkreuz ist das besonders gefährlich für uns.“
Der ESV Weil hat zwei überaus erfolgreiche Spielzeiten im Oberhaus hinter sich und möchte auch 2022/23 über die mannschaftliche Geschlossenheit und den Teamspirit auftrumpfen. Man hat mit Izabela Lupulesku, Hana Arapovic, Polina Dobreva (vormals Trifonova), Ievgeniia Sozoniuk und Vivien Scholz sogar fünf Spielerinnen unter Vertrag, zwischen denen nur geringe Leistungsunterschiede bestehen. Somit stellt der Klub aus dem Dreiländereck tatsächlich eine überaus ausgeglichene Truppe, die schwer auszurechnen ist und naturgemäß ihre Stärken besonders im hinteren Paarkreuz, aber auch in den Doppeln hat. Die 2:6-Auftaktniederlage gegen den ttc berlin eastside hat wenig Aussagekraft, ein relativ normales Ergebnis gegen den Titelverteidiger, der auch diesmal klarer Saisonfavorit ist.
„Nach vier Wochen Pause freuen wir uns natürlich darauf, endlich wieder an die Tische zu kommen“, so Doris Spiess, Abteilungsleiterin des ESV Weil, der bisher nur die Partie gegen Berlin (2:6) bestritt. „Kolbermoor ist für uns ein schwerer Gegner, dem wir mit dem nötigen Respekt entgegentreten wollen. Es ist schwierig, eine Prognose zu stellen, wir wollen aber alles versuchen, um mindestens einen Punkt mit nach Hause zu nehmen.“ Zur Aufstellung macht man bei den Südbadenern im Vorfeld der Partie keine Angaben.
Sonntag, 10.30 Uhr: SV Böblingen – TSV Schwabhausen
Das Team aus Oberbayern belegte in der letzten Hauptrunde einen vorzüglichen dritten Platz. Die neue Saison begann man mit einem überzeugend herausgespielten 6:2-Erfolg gegen den TTC 1946 Weinheim, dessen Topspielerin Bruna Takahashi allerdings fehlte. Sabine Winter, Liu Yangzi, Alina Nikitchanka und Mercedesz Nagyvaradi zeigten eine beeindruckende Frühform. Aushängeschild Schwabhausens ist zweifellos Sabine Winter. Die 30-Jährige war bei der Europameisterschaft in München im August Lokalmatadorin und Publikumsliebling, begeistert angefeuert von 5.000 Fans in der Rudi-Sedlmayer-Halle. Doch ausgerechnet die EM-Bronzemedaillengewinnerin wird ihrem Team bei den starken Böblingerinnen fehlen, da sie an einer Verletzung laboriert.
Die SV Böblingen gewann letztes Wochenende gegen Kolbermoor mit 6:2 und deutete an, dass man diese Saison im gehobenen Tabellenbereich mitspielen könnte. Qianhong Gotsch, Annett Kaufmann, Lin Chia-Hsuan und Leonie Hartbrich agierten auf ganz hohem Niveau und hatten alles im Griff, wobei beim Gegner noch die neue Spitzenspielerin fehlte, was man der Korrektheit halber nicht verschweigen darf.
Letzten Februar besiegte man Schwabhausen vor heimischer Kulisse mit 6:4. Jede der vier Böblingerinnen gewann damals ein Doppel und ein Einzel. Dieser Erfolg war die Initialzündung und der Beginn einer furiosen Aufholjagd, die das Team aus Schwaben bis Saisonende noch bis auf Platz fünf führte. Die Erwartungen für Sonntag sind dementsprechend hoch, in Bestbesetzung ist die SVB keineswegs Außenseiter. Das wäre sie nicht einmal, wenn Sabine Winter am Tisch stehen würde. Manager Frank Tartsch hält sich allerdings zum Thema Aufstellung noch bedeckt. Man kann sich jedoch gut vorstellen, dass dasselbe Quartett wie gegen Kolbermoor aufläuft.
Besonders interessant, nicht nur für die Fans der SV Böblingen: Ein Team des SWR-Fernsehens wird beim Spiel in der BBG-Arena sein. Hauptsächlich wegen Annett Kaufmann, die als gerade einmal 16-Jährige zuletzt imposante Erfolge feierte. Geplanter Sendetermin des Beitrags ist Sonntag um 22.05 Uhr in SWR-Sport.
In Schwabhausen beurteilt man die Ausgangslage realistisch. „Wir sind klare Außenseiter, denn erstens hat Böblingen ein starkes Team und zweitens spielen sie derzeit sehr gut“, sagt TSV-Trainer Alexander Yahmed vor der Partie. „Zudem fehlt bei uns Sabine Winter verletzungsbedingt, die klar unsere Speerspitze ist. Nichtsdestotrotz werden wir kämpfen und alles versuchen, was möglich ist. Wir freuen uns auf Böblingen.“
Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – SV DJK Kolbermoor
Ohne die an einer hartnäckigen Rückenverletzung laborierende Petrissa Solja ging der Saisonauftakt des TSV Langstadt am letzten Sonntag in Bingen in die Hose. Nach tollem Start und einer 3:1-Führung zur Pause, lief gegen einen immer besser ins Spiel findenden Gegner nicht mehr allzu viel zusammen und lediglich der ins vordere Paarkreuz hochgerückten Franziska Schreiner gelang noch ein Matchgewinn. Der Frust saß tief und der Wille, den verpatzten Saisonstart so schnell wie möglich auszubügeln, war allen Spielerinnen anzumerken. Die Chance dazu bietet sich am Sonntag in der Eckehard-Colmar-Halle beim ersten Heimspiel der Punktrunde. Doch es wird schwer werden, richtig schwer.
Gegner ist nämlich der SV DJK Kolbermoor, Deutscher Meister 2018 sowie Pokalsieger 2019 und 2022. Die Oberbayern standen lange fast als Alleinunterhalter im Zweikampf mit Berlin um Titel und Pokale – bis eben der TSV Langstadt hinzu trat. Die Vergangenheit an sich wäre noch kein Grund zur Aufregung aus Langstädter Sicht, schließlich war man zuletzt ja Vizemeister und Vizepokalsieger. Zudem wurde Kolbermoor in den Punktspielen und Play-offs auf Distanz gehalten.
Doch am Sonntag bei der Neuauflage des Pokalfinales vom Januar wird „Peti“ Solja erneut fehlen – und mit der starken Hongkong-Chinesin Minnie Soo ist vermutlich noch nicht zu rechnen, auch wenn Langstadt offen lässt, wer letztlich in der Box stehen wird. Ohne die Nummer eins zu spielen, die in den letzten Jahren in vielen Partien den Unterschied ausmachte, ist schon ein gewaltiges Handikap. Eine Spielerin muss nach oben rücken und eine aus dem Zweitliga-Team Ersatz spielen. Gegen einen etwas schwächeren Gegner sollte das trotzdem reichen, zumal vor heimischer Kulisse, doch Kolbermoor, das sich zur neuen Saison gut verstärkt hat, wird mit einer hochkarätigen Truppe anreisen. So wird Defensiv-Ass Linda Bergström am Wochenende aller Voraussicht nach ihr Bundesliga-Debüt feiern.
Eine äußerst knifflige Aufgabe für Langstadt, die mit Solja schon schwierig zu lösen wäre. Dennoch will man etwas reißen. „Nach dem verpatzten Saisonauftakt mit der Niederlage in Bingen wollen es die TSV-Damen diesmal besser machen“, sagt der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer. „Mit den heimischen Fans im Rücken könnte dies gelingen.“ Kämmerer räumt aber auch ein: “Das wird wieder eine sehr schwierige Aufgabe für uns. Die Niederlage in Bingen steckt uns noch in den Knochen, da kommt schon der nächste große Gegner auf uns zu. Wir werden uns aber so teuer wie möglich verkaufen, das sind wir alleine schon unseren treuen Fans schuldig.“
„Bei Langstadt kommt es natürlich auch darauf an, mit welcher Mannschaft sie antreten werden. Ohne Solja wären sie schon etwas geschwächt, aber egal wer dort einspringen würde, hat Erfahrung in der 1. Bundesliga und kann im hinteren Paarkreuz Punkte holen“, sagt Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Weil und Langstadt sind beides wieder Spiele, wo beide Mannschaften gewinnen und Kleinigkeiten an dem Tag den Unterschied ausmachen können. Wir müssen in den entscheidenden Phasen wieder etwas abgezockter werden und dadurch auch die knappen Spiele mal wieder gewinnen, um die Chance auf Punkte zu bekommen.“
Beitragsbild oben: Franziska Schreiner (TSV Langstadt) dürfte auch gegen Kolbermoor auflaufen und könnte eventuell sogar wieder im vorderen Paarkreuz aufschlagen (Foto: Petra Steyer).