Berlin und Langstadt stehen im Finale um die Deutsche Meisterschaft
Die beiden Teams, die die Punktrunde der 1. Bundesliga Damen auf den Spitzenpositionen beendet hatten und damit direkt für die Halbfinals qualifiziert waren, konnten sich behaupten und die Finaltickets buchen. Dabei hatte der TSV Langstadt erheblich härter zu kämpfen als Titelverteidiger ttc berlin eastside. Den Hessinnen reichte am Ostermontag im Rückspiel gegen einen bärenstarken SV DJK Kolbermoor ein Remis, während der Hauptstadtklub auch die zweite Partie gegen den ESV Weil mit 6:2 gewann. Bereits am kommenden Sonntag (14 Uhr) steigt das Finalhinspiel in Langstadt, das Rückspiel wird am Samstag, den 30.04., um 13 Uhr in Berlin ausgetragen. Sollte ein Entscheidungsspiel nötig werden, würde am 1. Mai erneut in der Hauptstadt gespielt werden.
Berlin lässt nichts anbrennen trotz starker Lupulesku
ttc berlin eastside – ESV Weil 6:2
Wie schon das Hinspiel, hat Titelverteidiger ttc berlin eastside am Ostermontag auch das Halbfinal-Rückspiel gegen den ESV Weil mit 6:2 gewonnen und steht damit erneut in den Endspielen um die Deutsche Meisterschaft.
Der Hauptstadtklub wurde in exakt derselben Aufstellung wie im Hinspiel – im Einzel und im Doppel: Shan Xiaona wurde nur im Doppel, Ding Yaping im Einzel eingesetzt – seiner Favoritenrolle gerecht. Und das letztlich schon ziemlich souverän.
Der „Underdog“ aus Südbaden spielte nach einer erfolgreichen Saison dennoch erneut nicht das Opferlamm und hielt, so gut es ging, dagegen. Eine überragende Izabela Lupulesku sorgte im Alleingang für die Weiler Punkte. Die 22-jährige, aktuelle Nummer 94 der Weltrangliste, bezwang sowohl Britt Eerland (3:2) als auch Nina Mittelham (3:0). Gegen Eerland hatte Weils Serbin sogar mit 0:2 Sätzen hinten gelegen und das Match noch gedreht.
Insgesamt zehn Sätze gingen an die Gäste, bei denen diesmal wieder Polina Trifonova pausierte, für die Vivien Scholz auch im Einzel aufschlug. Ievgeniia Sozoniuk rutschte ins vordere Paarkreuz auf. Die Doppel wurden im Vergleich zum Hinspiel neu formiert. Hier dominierte der ttc eastside klar. Shan/Mittelham gestatteten Lupulesku/Arapovic beim 11:6, 11:7, 11:9 keinen Satzgewinn, während Eerland/Surjan gegen Scholz/Sozoniuk zwar im ersten Durchgang knapp das Nachsehen hatten, danach jedoch die Schlagzahl erhöhten und nicht mehr ernstlich in Gefahr gerieten.
Für den ttc eastside, der 20 gewonnene Sätze verbuchte und natürlich – wie erwartet – die bessere Mannschaft war, punktete jede Spielerin in den Einzeln je einmal. Die klassische geschlossene Mannschaftsleistung also, bei der jede Spielerin etwas zum Sieg beisteuerte.
Nina Mittelham lag gegen die stets unangenehm zu spielende Ievgeniia Sozoniuk zwischenzeitlich zwar mit 1:2 Sätzen hinten, gewann die letzten beiden Durchgänge jedoch ungefährdet. Das Spiel der in der Punktrunde überragenden Hana Arapovic scheint Sabina Surjan gut zu liegen. Berlins Serbin dominierte das Match gegen die junge Kroatin klar und siegte mit 3:0. Das virtuose Defensivspiel der extrem erfahrenen Ding Yaping war für Vivien Scholz, die eigentlich gerne gegen Abwehr spielt, noch einen Tick zu schwierig, obwohl Weils Brandenburgerin den ersten Durchgang beinahe gewonnen hätte, die beim 11:13 einen Satzball nicht verwerten konnte. Scholz blieb zwar dran und führte in den nachfolgenden Sätzen zwischenzeitlich immer – mal 7:3, mal 6:4 –, doch am Ende machte Berlins Defensiv-Ass stets den Sack zu. Auch Britt Eerland gewann ein Match. Beim 3:1 (11:3, 11:5, 8:11, 11:8) gegen Ievgeniia Sozoniuk hatte die Niederländerin über weite Strecken das Heft in der Hand. Ihr Sieg war zugleich der Schlussakkord nach einer Gesamtspieldauer von zwei Stunden und 50 Minuten, exakt zehn Minuten weniger als im Hinspiel.
„Ergebnis war realistisch“
Doris Spiess, Abteilungschefin des ESV Weil, bewertete das Spiel wie folgt: „Das Ergebnis im Rückspiel war realistisch. Es wäre vielleicht noch ein Punkt mehr möglich gewesen, aber wir sind zufrieden mit der Vorstellung des Weiler Teams. Berlin ist verdient ins Finale eingezogen.“
Ein Kommentar des ttc berlin eastside, der nun natürlich seinen achten Meistertitel im Visier hat, liegt uns noch nicht vor, dieser wird nachgeliefert. Der Verein gibt aber bereits bekannt, dass Kartenvorbestellungen für das Finalrückspiel am 30. April ab sofort per E-Mail an karten@ttc-berlin-eastside.de möglich sind (Kartenpreise: 10 € / ermäßigt 8 € / Kinder unter 10 Jahren haben kostenlosen Eintritt).
„Gänsehautgefühl“ in Langstadt
TSV Langstadt – SV DJK Kolbermoor 5:5
Der Finalgegner des ttc berlin eastside heißt TSV Langstadt. Die Hessinnen, die das Hinspiel in Oberbayern am Samstag mit 6:4 gewonnen hatten, sicherten sich gegen das besonders in den Einzeln bärenstarke Quartett des SV DJK Kolbermoor ein schwer erkämpftes Remis und stehen damit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in den Endspielen um den Titel. Kolbermoor, das schon in den Play-offs gegen Schwabhausen zu gefallen wusste, war auch bei der Neuauflage des diesjährigen Pokalfinales klar besser als in der Punktrunde – und zwar in beiden Spielen.
Nach dem tollen Start der Gastgeberinnen in den Doppeln – Krämer/Schreiner besiegten Kolbermoors Topduo Lang/Wan mit 3:2, Solja/Mantz ihre Gegnerinnen Ganina/Pranjkovic mit 3:1 – dachten manche der 180 Zuschauer, es würde auf eine klare Sache zugunsten des TSV hinauslaufen. Doch im Gegenteil, es wurde nochmals richtig haarig, da der Gast in den Einzeln mächtig aufdrehte.
Im Nachhinein kann man gewiss sagen, dass die optimale Ausbeute in den Doppeln – zwei Tage zuvor hatte man sich noch mit einem 1:1 begnügen müssen – für den TSV ein Schlüssel zum Erfolg war. Besonders den Sieg von Tanja Krämer und Franziska Schreiner gegen die Nummern eins und zwei des Gegners, die in allen vorherigen Play-offs – für Kolbermoor war es bereits das fünfte – im Doppel stets erfolgreich waren, konnte man nicht einkalkulieren.
Allerdings spielte man in den Einzeln diesmal 3:5, im Hinspiel hatte es da noch 5:3 gelautet. Umso wichtiger, dass Petrissa Solja wenigstens das lange auf der Kippe stehende Match gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Yuan Wan, die zum TTC Weinheim wechselt, aus dem Feuer reißen konnte. Mit 2:0 Sätzen lag Wan vorne, Solja egalisierte auf 2:2 und konnte im entscheidenden fünften Durchgang zwei Matchbälle ihrer Gegnerin abwehren. Tiefes Durchatmen war auf der Langstädter Seite angesagt. Von extremer Bedeutung war natürlich auch das letzte Match des Tages, in dem die schon in Kolbermoor starke Franziska Schreiner hoch fokussiert spielte und gegen Naomi Pranjkovic die Nerven behielt. Das klare 11:6, 11:2, 11:7 für Schreiner besiegelte Langstadts großen Wurf, der – auch wenn der TSV fraglos als Außenseiter in die Endspiele geht –, sogar noch einen Tick größer werden könnte.
Imponierend beim Gast waren die drei Punkte vorne mit einer überragenden Kristin Lang auf der Spitzenposition (3:0 gegen Chantal Mantz, 3:2 gegen Petrissa Solja) und einer starken Yuan Wan in ihrem letzten Spiel für den SV DJK (2:3 gegen Solja, 3:1 gegen Mantz). Und hinten konnte Svetlana Ganina doppelt punkten (jeweils 3:0 gegen Franziska Schreiner und diesmal sogar gegen „Abwehrkillerin“ Tanja Krämer). Ein einziger Sieg noch fehlte, um ein Entscheidungsspiel zu erzwingen. Doch der wollte der 17-jährigen Naomi Pranjkovic partout nicht gelingen, obwohl sie gerade gegen Krämer bis zum Schluss auf Augenhöhe war (8:11, 12:10, 9:11, 14:16).
„Wahnsinnig intensives Spiel“ / „Bitteres Unentschieden“: Stimmen zum Spiel
„Ein wahnsinnig intensives Spiel, wir haben es geschafft und sind im Finale!“ – so beschreibt Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV Langstadt, das packende 206-Minuten-Duell in der gut gefüllten Eckehard-Colmar-Halle. Der Gegner hatte sich mit der Kraft der Verzweiflung gegen das drohende Ausscheiden gestemmt und noch einen Tick besser gespielt als im ersten Halbfinal-Play-off, vor allem in den Einzeln war Kolbermoor bärenstark. Als es dann doch geschafft war, war der Jubel riesengroß: „Alle Fans waren total begeistert und lagen sich am Ende in den Armen. Gänsehautgefühl“, war Kämmerer auch 45 Minuten nach Spielende immer noch aufgewühlt von dem Krimi, der hinter den Langstädtern lag. Auch Petrissa Solja strahlte über das ganze Gesicht. „Wir sind stolz und glücklich, schon im zweiten Finale dieser Saison zu stehen“, freute sich die Weltranglisten-19. über den Erfolg ihres Teams. „Großer Dank an unsere Fans, die die Halle zum Hexenkessel gemacht haben.“
Die Saison 2021/22 ist die bisher erfolgreichste in der Vereinsgeschichte des TSV 1909 Langstadt, so viel steht fest – und sie ist ja noch gar nicht beendet. Noch haben die Südhessen die Chance, Deutscher Meister zu werden. Zwei oder maximal drei Partien gegen Rekordmeister ttc berlin eastside werden darüber entscheiden, gegen den man in dieser Spielzeit in drei Begegnungen inklusive Pokal zumindest noch nicht verloren hat.
„Es war heute ein bitteres Unentschieden für uns“, sagt Michael Fuchs. „Der Doppelstart mit 0:2 war natürlich genau das, was wir uns nicht vorgestellt haben. Wir haben trotzdem versucht, über die Einzel zurückzukommen und das ist uns eigentlich auch ganz gut gelungen. Alle haben super gekämpft und am Schluss war sicher auch die Chance nochmal da auf ein 6:4. Yuan hat natürlich unglücklich verloren gegen Solja mit Matchbällen, Naomi hatte gegen Krämer und Schreiner auch ihre Chancen, aber es hat heute wohl nicht sollen sein.“ Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter ist unter dem Strich nicht unzufrieden: „Wir haben in den Play-offs insgesamt wohl unsere besten Leistungen in der Bundesligasaison abgerufen, deswegen können wir grundsätzlich eigentlich zufrieden sein, aber wir wären natürlich trotzdem gerne ins Finale eingezogen. Wir hatten schon einen Fuß am Entscheidungsspiel, doch am Ende hat es um ein Quäntchen nicht gereicht.“ Das Saisonfazit fällt positiv aus. Fuchs konstatiert: „Einen Titel gewonnen, einmal im Halbfinale gestanden und in den Play-offs gute Leistungen gezeigt. Yuan hat in ihrer Abschiedsvorstellung wieder stark gespielt und in den Play-offs super Leistungen gebracht, Kristin hat ganz stark gespielt, Peti Solja heute geschlagen und teilweise unglaubliche Bälle gespielt und Svetlana war wie nahezu immer im hinteren Paarkreuz eine Macht. Naomi macht auch gute Fortschritte, da können wir uns auf die nächste Saison freuen. Wir sind zwar jetzt ein bisschen traurig, dass wir nicht ins Finale gekommen sind, können im Großen und Ganzen aber zufrieden mit der Saison sein.“
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