Berlin und Bad Driburg wollen die Revanche, Kolbermoor braucht Punkte

Von Autor|Februar 7, 2019|bundesliga

Drei interessante Partien stehen am Sonntag auf dem Spielplan der 1. Bundesliga Damen. Zwei davon endeten in der Vorrunde mit unerwarteten Ergebnissen. Das Remis von Topklub Berlin in Böblingen kam ebenso überraschend wie der 6:2-Erfolg von Anröchte im Ostwestfalenderby in Bad Driburg. Natürlich wollen die damals gescheiterten Favoriten nun unbedingt die Revanche. Ein tolles Spiel sahen die Fans in der Hinrunde bei der Punkteteilung zwischen Langstadt und Kolbermoor. In Bestbesetzung könnten die Südhessinnen dem Meister und Pokalsieger durchaus erneut gefährlich werden, doch deutet einiges darauf hin, dass der Aufsteiger höchstens mit einem seiner beiden Topstars anreisen wird. 

 

Sonntag., 13.30 Uhr: ttc berlin eastside – SV Böblingen

eastside on tour. Nicht etwa in Berlin schlägt der Ligaprimus gegen Böblingen auf, sondern im sächsischen Pirna, Verwaltungssitz des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und rund 230 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Gespielt wird in der Turnhalle der Gesamtschule Graupa, einem Ortsteil von Pirna.

Die Konstellation könnte eindeutiger nicht sein. eastside ist Spitzenreiter mit 16:2 Punkten, während sich die Schwäbinnen mit 1:17 Zählern die Tabelle von ganz unten anschauen. Allerdings haben sie mit Qianhong Gotsch die Topspielerin der Liga in ihre Reihen – die 18:0-Bilanz der 50-jährigen Defensiv-Königin ist einfach grandios.

Im Hinspiel am 28. Oktober gelang den Böblingerinnen ein sensationelles Remis gegen die „Übermannschaft“ – und das, obwohl die verletzte Yanhua Yang-Xu beide Einzel sowie ihr Doppel abschenken musste. Es war damals eine Riesenleistung des „Underdogs“, dem allerdings bis heute kein weiterer Punkt mehr folgte, während die Berlinerinnen einen rundum gebrauchten Tag erwischt hatten.

Man ist beim Schlusslicht realistisch genug, nicht damit zu rechnen, dass sich dieser Coup am Sonntag so einfach wiederholen ließe. Natürlich hat eastside am Freitag ein anstrengendes und womöglich nervenaufreibendes Champions-League-Spiel vor der Brust, doch wird man am Sonntag allein schon wegen des Vorrunden-Ergebnisses topmotiviert an die Tische gehen.

„Wir haben uns im Hinspiel nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, räumt eastside-Manager Andreas Hain ein. „Umso mehr ein Grund, sich am Sonntag richtig reinzuhängen und die Verhältnisse zurechtzurücken. Klar kann man gegen Gotsch immer verlieren, doch abgesehen davon erwarte ich einen deutlichen Sieg gegen Böblingen. Außerdem wollen wir den Fans in Pirna etwas bieten und zeigen, dass wir zu den Topklubs Deutschlands und Europas gehören.“

SVB-Manager Frank Tartsch wird sein Team auf die circa 550 Kilometer weite Reise nach Pirna begleiten. „Mit Qianhong Gotsch, Rosi Stähr, Theresa Kraft und Julia Kaim wollen wir Berlin wieder ärgern“, so Tartsch. „Ich bin diesmal Fahrer, Coach und Händchenhalter. Wir fahren vier Fünftel der Strecke am Samstag, übernachten und starten dann am nächsten Morgen zur Halle.“

Qianhong Gotsch möchte in Pirna ihre sensationelle Einzelbilanz auf 20:0 ausbauen.

 

Sonntag, 14.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt

Beim amtierenden Deutschen Meister, der zudem im Januar auch den nationalen Pokalwettbewerb gewann, steht der Aufsteiger vor einer echten Herausforderung. In der Vorrunde gab es in einem packenden Spiel ein 5:5. Dabei konnte Langstadt auf Petrissa Solja und Cheng Hsien-Tzu zurückgreifen.

Mit seinen beiden Topspielerinnen wäre der TSV gewiss auch in Kolbermoor nicht chancenlos, allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass die Hessinnen mit „voller Kapelle“ anreisen. Cheng war zuletzt in ihrem Heimatland bei Qualifikationsturnieren für die WM gefordert. Und Solja dürfte nach ihrem grandiosen Sieg beim Europe Top 16 am Sonntag in Montreux – Team-Manager Manfred Kämmerer: „Ich kann es eigentlich jetzt noch nicht glauben: Langstadt stellt die aktuelle TOP 16 Siegerin von Europa!“ – eine kleine Atempause benötigen. Die Aufstellung in Kolbermoor lässt Kämmerer aber wie üblich offen.

Aktuell finden wir den Titelverteidiger in der Tabelle mit 9:7 Punkten auf dem fünften Platz, also nur ganz knapp vor Langstadt (9:9). Die Oberbayern streben jedoch einen direkten Halbfinalplatz an – und dazu dürfen sie keine Punkte mehr am Wegesrand liegen lassen.

Die Verantwortlichen des TSV sehen der Partie gelassen entgegen. „Wir haben im Moment noch eine gute Ausgangsposition im Kampf um die Play-off-Plätze und es folgen noch Spiele, bei denen wir uns eine realistische Siegchance ausrechnen“, sagt Kämmerer. „Gegen eine stark besetzte Mannschaft aus Kolbermoor sind für uns die Chancen gering, das muss man ganz realistisch sehen.“

Kolbermoors Trainer Michael Fuchs zeigt Respekt vor dem Aufsteiger. „Wir freuen uns auf das Spiel gegen Langstadt, die generell wieder etwas frische Luft in die erste Liga mitbringen und eine tolle Mannschaft aufgebaut haben, die theoretisch auch oben mitspielen könnte, wenn sie öfters komplett spielen würde“, so Fuchs. „Ich denke, dass es wie in der Hinrunde ein enges Spiel wird. Damals hat Monika Pietkiewicz gefehlt und diesmal vermute ich, dass dafür jemand aus dem oberen Paarkreuz nicht spielen wird. Langstadt hat mit Solja und/oder Cheng einfach jemand, der jeweils zwei Punkte holen kann und mit Lemmer und Pietkiewicz auch starke beziehungsweise erfahrene Spielerinnen im hinteren Paarkreuz.“ Natürlich will man die Punkte in Bayern behalten: „Wir müssen im hinteren Paarkreuz punkten und versuchen, das obere Paarkreuz ausgeglichen zu gestalten. Mindestens ein 1:1 in den Doppeln sehe ich als Voraussetzung für einen möglichen Sieg.“

Sabine Winter will mit Kolbermoor Langstadt auf Distanz halten.

 

Sonntag, 14.30 Uhr: TTK Anröchte – TuS Bad Driburg

Ostwestfalenderby Teil zwei. Beide Mannschaften spielen bisher eine richtig starke Runde. Die Bad Driburgerinnen sind mit 13:7 Zählern Tabellenzweiter, Anröchte hat – bei einer Partie weniger – 11:7 Punkte auf dem Konto und ist Tabellenvierter. Es ist ein Spitzenspiel, das die Fans erwartet.

Der TuS hat die Play-offs bereits vorzeitig erreicht, der TTK nach menschlichem Ermessen auch. Ein Punkt fehlt noch, dann kann man auch rechnerisch nicht mehr von einem „Platz an der Sonne“ verdrängt werden. Gerade im Derby vor ansprechender Kulisse würde man diesen einen Zähler gerne eintüten. Dass man das an einem guten Tag kann, hat man im Hinspiel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit sage und schreibe 6:2 hatte sich Anröchte am 30. September in der Höhle des Löwen durchgesetzt. Ein überraschender, ja in der Höhe sogar sensationeller Spielausgang zugunsten eines bärenstarken TTK, dem an diesem Tag einfach alles glückte, während die Gastgeberinnen ihre Chancen nicht nutzen konnten und zudem reichlich Pech hatten.

Folglich sinnt man in Bad Driburg auf die Revanche und möchte die Verhältnisse in Ostwestfalen wieder in seinem Sinne geraderücken. „Dies ist das erste von vier wichtigen „Endspielen“, um uns in der oberen Hälfte der Tabelle festzusetzen“, ist TuS-Manager Franz-Josef Lingens überzeugt. „Alle Stammspielerinnen sind fit und brennen auf die Revanche für die einzige Hinspielniederlage.“ Letztere lässt Lingens nochmals Revue passieren: „Die Niederlage war zwar mit 2:6 deftig, aber wir verloren vier Spiele mit jeweils zwei Punkten Unterschied im fünften Satz.“ Es könnte eine enge Kiste werden: „Ich sehe das Spiel wie die meisten Partien in der Liga als völlig offen an und nirgendwo Vorteile für ein Team. Das verspricht wieder Spannung und wir wollen auf jeden Fall mindestens einen Punkt mit nach Bad Drìburg nehmen.“

Manfred Vogel hofft dagegen, dass seinen Spielerinnen ein ähnlicher Coup wie im September gelingt. „Nach den beiden Siegen in Busenbach und Böblingen freuen wir uns sehr auf dieses Spiel“, so Vogel. „Aber wir haben am Sonntag personelle Probleme, werden aber kämpfen und versuchen, den theoretisch noch fehlenden Punkt für die Play-offs zu erspielen.“

Anröchtes Aimei Wang strebt im Ostwestfalenderby den einen Punkt an, der noch zum sicheren Einzug in die Play-offs fehlt.

Beitragsbild oben: Sarah de Nutte will mit ihrem Team mindestens einen Punkt aus Anröchte mitnehmen.

Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher

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