Berlin, Kolbermoor und Bad Driburg lassen nichts anbrennen

Von Autor|Februar 11, 2019|bundesliga

Nehmen sonst die Begegnungen in der 1. Bundesliga Damen meist einen knappen Ausgang, gab es an diesem Sonntag drei Kantersiege. ICE-Tempo statt Bummelzug war angesagt. Das lässt sich logisch erklären. Berlin ist im Augenblick einfach richtig gut in Fahrt und wenn im Spiel gegen Böblingen (6:0) dann auch noch Pota gegen Gotsch gewinnt, marschiert der Champions-League-Halbfinalist gnadenlos durch. Langstadt – in Kolbermoor ohne das etatmäßige vordere Paarkreuz – war beim 1:6 personell ebenso geschwächt wie Anröchte im Ostwestfalenderby gegen Bad Driburg (0:6).

 

ttc berlin eastside – SV Böblingen 6:0

Es war ein traumhaftes Wochenende für Ligaprimus ttc berlin eastside. Neunmal ging man an den Tisch, neunmal verließ man ihn als Sieger. Dem 3:0 gegen Hodonin in der Champions League ließ man am Sonntag ein makelloses 6:0 gegen die SV Böblingen folgen – die Revanche für das Vorrunden-Remis ist also geglückt, und wie! Die Hauptstädterinnen scheinen in dieser Saisonphase endlich so richtig heißzulaufen und man kann mit den Gegnerinnen beinahe etwas Mitleid empfinden. Jubeln durfte auch Georgina Pota, die Qianhong Gotsch in einem echten Tischtennis-Thriller die erste Saisonniederlage beibrachte vor circa 100 Fans im sächsischen Pirna – offenbar ein gutes Pflaster für den viermaligen Deutschen Meister.

Etwas weniger als zwei Stunden benötigte eastside für den glatten Sieg. Umkämpft waren lediglich zwei Matches. Das Schwaben-Doppel Theresa Kraft/Julia Kaim hielt gegen Gina Pota/Kathrin Mühlbach das Spiel bis zum Ende offen und unterlag mit 9:11 im Entscheidungssatz. „Theresa und Julia haben super gespielt. Schade, dass der dritte Satz nicht kam, da hatte ich mir von der Stellung her etwas ausgerechnet“, kommentierte SVB-Manager Frank Tartsch.

Georgina Pota brachte „Hongi“ Gotsch die erste Saisonniederlage in der 1. Bundesliga Damen bei.

Und dann natürlich das Mega-Match Pota vs. Gotsch. Dazu SVB-Pressewart Manfred Schneider: „Leicht machte es die Böblingerin ihrer ungarischen Gegnerin aber nicht. Im fünften Satz lag „Hongi“ bereits schier aussichtslos mit 2:8 und 3:9 hinten. Doch mit unglaublicher Energie kämpfte sie sich noch einmal heran. Bis weit in die Verlängerung, um dann aber doch mit 13:15 zu verlieren. Das Publikum in Sachsen ging begeistert mit und wurde mit dieser Partie für ein sich abzeichnendes schnelles Ende entschädigt.“

Die restlichen vier Spiele waren Pflichtübungen für den Favoriten, auch wenn im letzten Match Theresa Kraft gegen Kathrin Mühlbach zwei Sätze lang gut mithielt, aber doch mit 0:3 unterlag. eastside hatte eindrucksvoll Revanche genommen für das enttäuschende 5:5 im Hinspiel gegen drei Böblingerinnen.

„So wie gegen Hodonin und Böblingen will ich die Mannschaft immer sehen“, so ttc-Manager Andreas Hain. „Das war wirklich spitze. Wir kommen dem direkten Einzug ins Play-off-Halbfinale immer näher. Und herzlichen Glückwunsch an Gina für ihren tollen Sieg gegen Gotsch!“

Theresa Kraft unterlag im Einzel und besonders im Doppel nur knapp.

SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt 6:1

Mit seiner „1B“ blieb Aufsteiger Langstadt in Kolbermoor ohne Chance. Weder Europe-Top16-Siegerin Petrissa Solja noch die Weltranglisten-50. Cheng Hsien-Tzu aus Taiwan waren an Bord, zudem fehlte mit Janina Kämmerer die zuverlässigste Punktesammlerin im hinteren Paarkreuz. Somit rutschten Monika Pietkiewicz und Alena Lemmer ins vordere Paarkreuz, Anne Bundesmann und Sonja Busemann aus der Drittliga-Truppe sprangen ein.

Eine Wiederholung des packenden Hinspiels war somit nicht möglich. Damals hatte man sich in einem die Fans begeisternden Krimi die Punkte geteilt. Diesmal ging es für Langstadt lediglich darum, sich ordentlich aus der Affäre zu ziehen. Vor circa 200 Fans hielt man zwei Stunden und 25 Minuten ordentlich dagegen, verbuchte aber lediglich fünf Satzgewinne. Drei davon gingen auf das Konto des prächtig harmonieren Doppels Pietkiewicz/Lemmer, das sich gegen Ganina/Michajlova durchsetzte und im Entscheidungssatz (11:2) so gut wie alles traf. Monika Pietkiewicz konnte zwar ihre Einzel gegen die deutschen Nationalspielerinnen Sabine Winter und Kristin Lang nicht gewinnen, hielt aber gut mit und nahm jeder der beiden Gegnerinnen einen Satz ab. Die übrigen vier Matches verliefen recht einseitig zugunsten der Gastgeberinnen, wenngleich Anne Bundesmann gegen Katharina Michajlova phasenweise auf Augenhöhe agierte, aber eben keinen Satz gewinnen konnte.

Die Aufstellung der Südhessinnen war für den amtierendem Meister und Pokalsieger aus Oberbayern letztlich sekundär. Wichtig waren die beiden Punkte in Hinblick auf den Kampf um einen direkten Halbfinalplatz. Kolbermoor verbesserte sich auf den vierten Platz und weist nun 11:7 Punkte auf. Bad Driburg hat derzeit vier Punkte Vorsprung, aber auch zwei Partien mehr ausgetragen. „Für uns waren das natürlich wichtige Punkte im Kampf um einen direkten Halbfinalplatz. Jedes Spiel ist für uns im Prinzip nun ein Endspiel um den 2. Platz, weshalb wir jetzt weiter konzentriert in die folgenden Wochen gehen müssen“, bestätigt Kolbermoors Trainer Michael Fuchs.

„Bedingt durch Langstadts Aufstellung war ein Sieg natürlich “Pflicht” und ich denke, dass der Sieg in der Höhe auch in Ordnung geht“, so Fuchs zum Spiel selbst. „Alle unsere Spielerinnen haben heute ordentlich gespielt und zum Sieg beigetragen. jedoch darf man eben aufgrund der Ausfälle von Solja und Cheng das Spiel auch nicht überbewerten.“

Langstadt bleibt mit 9:11 Zählern auf dem sechsten Tabellenplatz, hat die Play-offs so gut wie sicher und könnte sich durchaus noch um einen oder zwei Plätze verbessern, wenn in den ausstehenden Partien – drei der vier Aufgaben scheinen in entsprechender Aufstellung lösbar – noch fleißig Punkte eingesammelt werden.

Alena Lemmer musste beim TSV Langstadt vorne spielen und zog sich recht ordentlich aus der Affäre. Im Doppel sorgte sie an der Seite von Monika Pietkiewicz für den einzigen Gäste-Punkt.

„Es war klar, dass wir heute keine echte Chance haben würden, wir haben folglich locker gespielt und uns unter den gegebenen Voraussetzungen ganz gut verkauft“, so TSV-Team-Manager Manfred Kämmerer. „Es waren noch einige enge Sätze dabei, vielleicht wäre ein 2:6 leistungsgerechter gewesen. Aber natürlich geht der Sieg von Kolbermoor absolut in Ordnung.“ Kämmerer blickt jedenfalls optimistisch in die nähere Zukunft: „Das wird uns nicht zurückwerfen, wir konzentrieren uns jetzt voll auf das wichtige Spiel gegen Busenbach am 23.02. Da werden die Karten neu gemischt und wir werden sicher in anderer Aufstellung antreten.“

 

TTK Anröchte – TuS Bad Driburg 0:6

Ostwestfalen-Derby Teil zwei und eine vom Ergebnis drastisch ausgefallene Revanche der Bad Driburgerinnen für das in den Sand gesetzte Hinspiel (2:6).

Allerdings war das 0:6 aus Sicht des TTK nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass mit den Defensiv-Assen Aimei Wang und Jing Tian-Zörner dem Gastgeber zwei Leistungsträgerinnen fehlten, während der Gast in Bestbesetzung angereist war. „Aimei Wang ist wegen einer familiären Angelegenheit ganz kurzfristig in die Heimat geflogen. Jing Tian-Zörner war für dieses Spiel nicht eingeplant und hatte demzufolge einen nicht verschiebbaren Termin“, erläuterte Anröchtes Vorsitzender Manfred Vogel die Personalnot. „Wir haben schon im Vorbericht auf dieses Spiel in der Zeitung unsere Probleme bekannt gegeben. Sonst wären sicherlich mehr Zuschauer gekommen. Aber ich glaube, trotz des klaren Sieges haben die Zuschauer spannende Spiele gesehen.“

Die 130 Fans, die dennoch dabei waren, sahen tatsächlich einige interessante Matches, bei denen der Gastgeber jedoch nicht das erforderliche Quäntchen Glück hatte. Besonders im Duell der beiden Einser-Doppel ging es extrem eng zu. Shi Qi/Yang Henrich legten 2:0 Sätze vor, mussten dann den Ausgleich hinnehmen und waren im Entscheidungsdurchgang einem Sieg sehr nahe, zogen jedoch nach vier vergebenen Matchbällen mit 17:19 den Kürzeren. Zwischen Shi Qi und Sarah de Nutte (0:3) waren die letzten beiden Sätze umkämpft, zwischen Yang Henrich und Britt Eerland (1:3) alle Durchgänge. Spannend machte es die junge Sophia Klee, die gegen Marta Golota nach fünf Sätzen einen, kleinen aber entscheidenden Tick besser war.

Anröchtes Polin Marta Golota zog gegen Sophia Klee knapp den Kürzeren.

„Da Anröchte doch stark dezimiert war, wurde es natürlich ein Pflichtsieg für uns“, so TuS-Manager Franz-Josef Lingens. „Aber das Ergebnis täuscht etwas. Einige Spiele hätten auch umgekehrt ausgehen können. Vor allem der knappe Doppelsieg von Eerland/De Nutte war sehr glücklich. Toll aber die Siege von de Nutte gegen Shi und von Klee gegen Golota in sehr schönen Spielen.“ Lingens war auch in Hinblick auf den Kampf um einen direkten Halbfinalplatz zufrieden: „Den ersten von vier Schritten haben wir damit gemacht und auch etwas für das Spielverhältnis getan.“

Mit 15:7 Punkten ist sein Team Tabellenzweiter, gefolgt von Bingen (12:8) und Kolbermoor (11:7), die allerdings weniger Spiele absolviert haben. Fünfter ist nun Anröchte (11:9), das rein rechnerisch immer noch einen Zähler benötigt, um das Play-off-Ticket zu lösen. Doch das ist reine Theorie, da kann nach menschlichem Ermessen nichts mehr schiefgehen. 

Beitragsbild oben: Britt Eerland gewann in Anröchte ihr Einzel gegen Yang Henrich sowie ihr Doppel an der Seite von Sarah de Nutte gegen Shi/Henrich.

Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher

 

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