Tag der Unentschieden: Weil und Langstadt sowie Schwabhausen und Böblingen teilen sich die Punkte

Von Stephan Roscher|Februar 12, 2023|bundesliga

Nach dem letzten Wochenende mit nur deutlichen Ergebnissen hatten wir gemutmaßt, dass diesmal wieder spannende, umkämpfte Partien auf der Tagesordnung stehen könnten. Und so kam es tatsächlich: Am Sonntag endeten beide Partien mit einer Punkteteilung – Weil konnte seinen „Elfmeter“ gegen Langstadt nicht verwandeln, Schwabhausen trotzte Böblingen nach 2:5-Rückstand noch ein 5:5 ab. Und am gesamten Wochenende waren drei Remis in vier Begegnungen zu verzeichnen.

ESV Weil – TSV Langstadt 5:5

Nach der klaren Niederlage am Samstag gegen Berlin, war die Langstädter Aufstellung in Weil wieder die momentan bestmögliche. Franziska Schreiner war wieder spielfähig und als Ersatz wurde Alena Lemmer aufgeboten, die zuletzt einige gute Spiele in der „Ersten“ gemacht hatte.

Es wurde der fast schon erwartete Krimi, ein Krimi mit Happyend für die Hessinnen, da das Remis nach 220 Minuten den Langstädterinnen mehr nützt als dem Tabellenschlusslicht. Lemmer sicherte dem Team am Ende den Punkt, sicher letztlich nicht unverdient aufgrund einer geschlossenen Mannschaftsleistung – jede Spielerin gewann vor 100 Zuschauern jeweils ein Einzel und Schreiner/Krämer brachten überdies ihr Doppel nach Hause. Bei Weil überragte erneut Ievgeniia Sozoniuk mit Siegen gegen Lemmer (3:1) und Tanja Krämer (3:2), diesmal aber auch die gegen Schwabhausen etwas enttäuschende Izabela Lupulesku, die im Spitzenpaarkreuz Franziska Schreiner (3:2) und Chantal Mantz (3:1) schlagen konnte. Ansonsten punktete nur noch das Doppel Arapovic/Sozoniuk (3:2 gegen Mantz/Lemmer).

Gegen Langstadt in Topform: Izabela Lupulesku (Foto Roscher).

Allerdings hing der Gäste-Punkt am seidenen Faden, als Vivien Scholz im Duell der „Vierer“ mit 2:1 Sätzen und 10:4 gegen Alena Lemmer in Führung ging. Sechs Matchbälle zum Sieg für den Gastgeber, doch die Langstädterin wehrte nervenstark alle ab und brachte nach acht Punkten in Serie den Durchgang noch mit 12:10 nach Hause. Im fünften Satz machte Lemmer dann den Sack zu. „Ich bin sehr froh darüber, den wichtigen Punkt fürs Team geholt zu haben“, so die freudestrahlende Siegerin. „Nach einem 4:10-Rückstand im 4. Satz das Spiel noch zu drehen, das gibt es ja auch nicht alle Tage.“

Der ESV konnte nun nach Pluspunkten mit Bingen/Münster-Sarmsheim gleichziehen, hat aber nur noch zwei Partien zu bestreiten, während der Hauptrivale noch vier Spiele vor sich hat. Am 26. Februar kommt es zum großen Showdown in Bingen, man könnte es auch als kleines Finale um den Klassenerhalt bezeichnen.

„Das wäre natürlich das i-Tüpfelchen gewesen, wenn Vivien ihr Spiel heimbringt“, sagte Doris Spiess nach der aufregenden Partie. „Aber es hätte auch ganz anders laufen können. Ievgeniia hat bisher noch nie gegen Tanja Krämer gewonnen. Dass sie es diesmal schaffte, hat uns das Unentschieden gerettet.“ Die Weiler Abteilungschefin weiter: „Es war ein Topspiel, beide Mannschaften schenkten sich nichts. Kein einziges Spiel enden 3:0 und sieben von zehn Spielen wurden erst im fünften Satz entschieden. Überragend auf Weiler Seite waren Izabela Lupulesku und Ievgeniia Sozoniuk, die im Einzel ungeschlagen blieben. Unglücklich agierten dagegen Hana Arapovic und Vivien Scholz.“ Fazit und Ausblick: „Wir sind natürlich froh über den Punktgewinn, trauern aber trotzdem ein bisschen den verpassten Chancen nach. Im Hinblick auf den Klassenerhalt haben wir jetzt zwar mit Bingen gleichgezogen, aber es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns, um endgültig in der Liga zu bleiben.“

Der Klassenerhalt für Langstadt ist dagegen nun äußerst wahrscheinlich, auch wenn er noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist. Ein Punkt fehlt den Südhessinnen noch, um ganz sicher zu sein – und der sollte sich in den drei verbleibenden Partien, alles Heimspiele, noch an Land ziehen lassen.

Darüber hinaus geht es natürlich noch um die Play-off-Teilnahme. Dazu müsste man zumindest Platz sechs halten, und auch das scheint gut machbar bei jeweils vier Punkten Vorsprung auf die Teams auf den Rängen sieben und acht. Der sechste Platz mag nach einem sehr bescheidenen Ziel für den Vizemeister und Vizepokalsieger klingen, ist es jedoch in dieser extrem ausgeglichenen Liga nicht, gerade wenn man so häufig ohne Spitzenspielerin an die Tische muss wie Langstadt.

„Nach den ganzen Nackenschlägen in der letzten Zeit endlich mal wieder wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis“, atmete Manfred Kämmerer tief durch. „Das Unentschieden war hart erkämpft. Wie so oft gab es natürlich für beide Teams Möglichkeiten zum Sieg. Deshalb denke ich, es war ein gerechtes Ergebnis. Wir haben den Abstand auf den Abstiegsrang gehalten, das war das Ziel fürs Wochenende und das haben wir geschafft, deshalb sind wir sehr zufrieden.“ TSV-Coach Thomas Hauke sagte: „Es war das emotionalste Spiel der Saison. Die ganze Halle war gegen uns. Es war so hart, permanent fokussiert und selbstbewusst zu bleiben.“ Hauke weiter: „Ein großes Kompliment an das ganze Team für den Fight, aber auch an Weil für ein tolles Spiel. Dazu gelingt Alena ein wahnsinniger Coup. Bei 4:10 gegen Scholz bleibt sie cool, wehrt sechs Matchbälle ab und dreht das Einzel.“ Sein Fazit: „Der Punktgewinn war super wichtig, dadurch bleiben wir auf Abstand zu Platz acht.“

TSV Schwabhausen – SV Böblingen 5:5

Hatte der TSV Schwabhausen am Freitag gegen Weil so lange vorne gelegen, um sich dann doch mit einem Unentschieden begnügen zu müssen, lief es heute gegen die SV Böblingen genau umgekehrt. Die Schwäbinnen legten immer wieder vor und gingen zwischenzeitlich sogar mit 5:2 in Führung, doch das Team aus Oberbayern steckte nie auf und erkämpfte sich am Ende noch einen Punkt.

In den Doppeln zu Beginn teilten sich beide Teams die Punkte. Gotsch/Yoshida gewannen für Böblingen. Die aktuelle deutsche Meisterin und EM-Dritte Sabine Winter traf in ihrem ersten Einzel auf Böblingens Youngster Annett Kaufmann. „Diesmal war ich noch nicht bereit, gegen Annett zu verlieren“, wurde Sabine Winter bei der DM letztes Jahr zitiert. Am Sonntag war es dann aber so weit: Kaufmann gewann deutlich mit 11:6. 11:7, 11:8 gegen eine Kontrahentin, die ihre Magen-Darm-Verstimmung der letzten Woche allerdings noch nicht ganz auskuriert hatte, was Kaufmanns starke Keistung aber nicht schmälern soll. Nachdem auch noch Qianhong Gotsch in vier Sätzen gegen Liu Yangzi die Oberhand behielt, stand es 3:1 für die Gäste.

Bisher in der Rückrunde nicht zu schlagen: Qianhong Gotsch (Foto Roscher).

Die Deutsch-Ungarin Leonie Hartbrich begann stark gegen die Ungarin Mercedesz Nagyvaradi und holte sich den ersten Satz, doch am Ende gewann die Schwabhäuserin mit 3:1. Mitsuki Yoshida zeigte sich gegen Defensivstrategin Alina Nikitchanka in deutlich verbesserter Form und gewann souverän zum 4:2 für die SVB. Qianhong Gotsch begann gegen Sabine Winter wie die Feuerwehr und schnappte sich den ersten Satz mit 11:3. Die deutsche Nationalspielerin konnte zwar egalisieren, doch den Rest des Matchs hatte „Hongi“ gut im Griff: 5:2. Durch ihren Sieg schraubte die Böblingerin übrigens ihre Rückrundenbilanz auf makellose 6:0.

Die Gelegenheit schien günstig, durch Annett Kaufmann den Deckel drauf zu machen, doch es missglückte. Liu Yangzi gewann mit 3:0 bei allerdings recht knappen Satzergebnissen gegen Böblingens Nachwuchsstar. Mitsuki Yoshida hatte dann im einzigen Fünfsatzspiel des Tages die große Chance, die Gäste zum Sieg zu führen, doch auch das missglückte. Mercedesz Nagyvaradi durfte am Ende einen knappen Erfolg bejubeln.

Das Match zwischen Alina Nikitchanka und Leonie Hartbrich musste also die Entscheidung bringen. Lange sah es bei einer 2:1-Satzführung der Schwabhäuserin nach einem fünften Durchgang aus. Die Böblingerin führte mit 10:7, doch Nikitchanka machte den Sack zu und gewann den vierten Durchgang noch mit 13:11 und sicherte somit ihrem Team im letzten Match des Tages das zwischenzeitlich kaum mehr für möglich gehaltene 5:5.

Sicherte dem TSV Schwabhausen das Unentschieden: Alina Nikitchanka (Archivfoto Roscher).

Beide Mannschaften liegen Kopf an Kopf auf den Plätzen vier und fünf mit jeweils 11:9 Zählern, bei minimal besserem Spielverhältnis für Winter und Co. Damit haben beide vier Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt bereits sicher. Absteigen können nur noch die Teams aus Weil, Bingen und Langstadt, wobei letzterer Fall eher unwahrscheinlich ist.

Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed kann mit dem Punkt gut leben: „Das war so ein bisschen wie vorgestern in Weil, nur verdrehte Welt, denn diesmal sind wir von Anfang an immer hinterher gelaufen, aber haben dann am Schluss noch gepunktet. Wir sind zufrieden.“

„Die letzten drei Partien liefen etwas unglücklich für uns. Ich hoffte schon, wir bringen die Führung nach Hause“, so SVB-Manager Frank Tartsch. „Ein Sonderlob an Mitsuki, die sich trotz Ersatzschläger sehr gut präsentierte.“ Tartsch kam auch nochmals auf das Thema Ligaverbleib zu sprechen: „An Positivem nehmen wir mit, dass wir durch den Punkt den Klassenerhalt schon vier Spieltage vor Schluss gesichert haben, wir können also für eine weitere Saison in der Bundesliga planen.“

Beitragsbild oben: Alena Lemmer (TSV Langstadt) in emotionaler Pose (Archivfoto Roscher).

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