Bayern-Derby in Schwabhausen, Böblingen gastiert in Langstadt
Zwei Partien stehen am Wochenende in der 1. Bundesliga Damen an, beide werden zeitgleich am Sonntag ausgetragen. Einen Punkt braucht der TSV Langstadt noch, um auch rechnerisch aller Abstiegssorgen ledig zu sein. Ob dieser ausgerechnet gegen die Böblingerinen mit ihrem starken Spitzenpaarkreuz gelingt? Man wagt kaum Prognosen. Das bayrische Derby zwischen Schwabhausen und Kolbermoor verspricht wie immer reichlich Spannung und enge, umkämpfte Matches. Kolbermoor hat mit Winter und Co. noch eine Rechnung offen.
TSV Langstadt – SV Böblingen (Sonntag, 14.00 Uhr)
Am Sonntag empfängt der TSV Langstadt, Tabellensechster in der 1. Bundesliga Damen, den Fünften SV Böblingen zum Duell in der Eckehard-Colmar-Halle – eine Partie in die der Gastgeber nicht als Favorit geht, zumal die Schwäbinnen mit Defensivstrategin Qianhong Gotsch und Jungstar Annet Kaufmann ein extrem starkes Spitzenpaarkreuz aufbieten können.
Das Etappenziel des TSV besteht darin, den Klassenerhalt in trockene Tücher zu packen. Das klingt äußerst bescheiden für den deutschen Vizemeister und Vizepokalsieger, ist aber nach nur einem Punkt aus vier Rückrundenpartien durchaus erst einmal ein realistisches Ziel, zumal man weiter auf die Spitzenspielerin verzichten muss – Minnie Soo soll dem Vernehmen nach zu Hause in Hongkong gerade eine Verletzung auskurieren, Petrissa Solja hat ihre Karriere beendet. In dieser starken, extrem ausgeglichenen Liga kann man dann schnell unter die Räder kommen, wenn man von personellen Sorgen gebeutelt ist.
Der bisher einzige Punktgewinn im Jahr 2023 gelang den Hessinnen beim Schlusslicht ESV Weil, das am letzten Sonntag sechs Matchbälle vom Sieg trennten, die alle von einer nervenstarken Alena Lemmer abgewehrt wurden. Somit fehlt nur noch ein Punkt aus drei Begegnungen, um definitiv erstklassig zu bleiben.
Hat man den Klassenerhalt eingetütet, gilt es im nächsten Schritt, die Play-off-Teilnahme zu sichern, also mindestens auf Rang sechs ins Ziel einzulaufen. Auch das sollte eigentlich gelingen, da man auch vier Zähler Vorsprung vor Bingen hat, das man im letzten Punktrundenspiel am 19.03. empfängt, wo man gegebenenfalls die letzten Zweifel beseitigen könnte.
In der Vorrunde gelang ein Teilerfolg bei der Sportvereinigung. Da war allerdings noch Minnie Soo mit dabei, die immerhin Gotsch schlagen konnte. „Böblingen ist gerade im vorderen Paarkreuz mit Annett Kaufmann und „Hongi“ Gotsch sehr stark besetzt“, so Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer. „Da müssen unsere Mädels schon über sich hinauswachsen, um Punkte zu holen. Dennoch möchten wir mit dem Heimvorteil im Rücken wieder alles geben und die Halle zum Toben bringen. Unsere Fans werden uns sicher wieder nach vorne peitschen.“
Für die SVB ist es das dritte Auswärtsspiel in Serie nach einem 2:6 in Weinheim und einem Remis in Schwabhausen. Man könnte in Langstadt vorzeitig die Play-offs buchen. Bei einem Sieg wäre den Württembergerinnen Platz sechs nicht mehr zu nehmen. Im November im Hinspiel war Böblingen bei einer 5:0-Führung sehr nahe dran, am Ende hieß es jedoch 5:5. „Eine Prognose für Sonntag ist schwierig, weil wir nicht wissen, wie Langstadt aufstellt. Viel hängt davon ab, ob Minnie Soo spielt. Langstadt hat aber auch sehr gute Ergänzungsspielerinnen. Wir wollen immer gewinnen, mit dieser Einstellung steigen wir in Böblingen ins Auto. Dann schauen wir mal“, so SVB-Manager Frank Tartsch.
TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor (Sonntag, 14.00 Uhr)
Auch wenn die Tabellenposition und der Punktestand für Kolbermoor sprechen, das als Tabellenzweiter zwei Plätze und vier Punkte vor Schwabhausen liegt, gibt es am Sonntag keinen Favoriten. Das Bayernderby ist immer etwas Besonderes und garantiert geradezu enge, umkämpfte Matches, die sehr oft mit Punkteteilungen endeten.
Beim Pokalturnier im Januar in Berlin gab es keine Unentschieden. Da setzte sich Schwabhausen im entscheidenden Gruppenspiel mit 3:1 durch, weil sich Sabine Winter und Liu Yangzi in Galaform präsentierten. Im Ligahinspiel am 13.11. in Kolbermoor gab es dagegen das übliche Remis. Der Verlauf war ein wenig kurios: 3:0 für die Gastgeberinnen, 3:4, 5:4 und am Ende eben die Punkteteilung, da Orsolya Feher gegen die junge Naomi Pranjkovic nichts anbrennen ließ. Bei Kolbermoor, das ohne Svetlana Ganina auskommen musste, überzeugten beide Doppel (Lang/Brateyko, Pranjkovic/Tiefenbrunner) sowie Defensiv-Ass Linda Bergström und Kristin Lang, die beide Liu Yangzi besiegen konnten, bei Schwabhausen war einmal mehr Sabine Winter mit Siegen über Lang und Bergström die herausragende Spielerin, aber auch Feher wusste zu gefallen, die auch ihr erstes Einzel gegen Solomiya Brateyko gewann.
Kolbermoor ist mit 5:1 Punkten gut in die Rückrunde gestartet – Bingen und Langstadt wurden klar mit 6:2 geschlagen und bei den starken Weinheimeinnen sprang immerhin ein Remis heraus. Schwabhausen hatte zuletzt mit dem Handikap einiger erkrankter Spielerinnen zu kämpfen, inzwischen sollten alle inklusive der noch beim Remis gegen Böblingen etwas angeschlagenen Sabine Winter wieder fit sein. Zuvor spielte man in Weil unentschieden und bezwang mit einer Energieleistung ohne Winter den TSV Langstadt mit 6:2 – sämtliche Einzel gingen da an die TSV-Spielerinnen.
„Ein Derby ist immer etwas Besonderes“, erklärt TSV-Trainer Alexander Yahmed, der augenzwinkernd hinzufügt: „Wir versuchen diesmal ein Doppel zu gewinnen, mehr Ziele haben wir noch nicht.“ Yahmed weiter: „Spaß beiseite, Kolbermoor spielt eine super Saison und ist deswegen Favorit, wir versuchen aber dagegenzuhalten, mal schauen was geht.“
„Wir wollen natürlich die Niederlage aus dem Pokal wiedergutmachen und unsere gute Position in der Tabelle verteidigen“, sagt Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs vor dem oberbayrischen Duell. „Die vielen Unentschieden in den Partien davor zeigen grundsätzlich die Ausgeglichenheit zwischen Schwabhausen und uns und es wird sicher auf die Tagesform und die kleine Prise Glück ankommen. Schwabhausen hat außerdem einen umfangreichen Kader und ich bin gespannt, wer letztendlich spielen wird. Daran wird auch viel hängen.“
Beitragsbild oben: Einiges wird für die SV Böblingen in Langstadt davon abhängen, ob Annett Kaufmann direkt nach dem WTT Feeder in Düsseldorf wieder in Topform an den Tisch gehen kann (Foto: Dr. Stephan Roscher).