Punkteteilung in Langstadt, Kolbermoor gewinnt Bayern-Derby
Am Sonntagnachmittag standen zwei interessante Partien in der 1. Bundesliga Damen auf dem Spielplan, die beide einen spannenden Verlauf nahmen. Dabei trotzte der TSV Langstadt dem SV Böblingen ein Remis ab, während der SV DJK Kolbermoor das Bayern-Derby in Schwabhausen auch ohne Kristin Lang mit 6:3 gewann und Spitzenreiter Weinheim dicht auf den Fersen bleibt.
TSV Langstadt – SV Böblingen 5:5
Rund 160 Fans in der Langstädter Eckehard-Colmar-Halle erlebten am Sonntagnachmittag ein tolles Bundesligaspiel auf gutem Niveau mit Happyend für den TSV Langstadt. Trotz zwischenzeitlicher 4:2-Führung muss man nämlich den Punkt gegen die favorisierte Sportvereinigung Böblingen als Erfolg bewerten, zumal durch diesen der Klassenerhalt in einer schwierigen Saison mit Personalsorgen zwei Spieltage vor Ende der Punktrunde in trockenen Tüchern ist. Zudem wird das Erreichen der Play-offs um die Deutsche Meisterschaft immer wahrscheinlicher.
Eine überragende Alena Lemmer aus der 2. Mannschaft, die zurzeit alles andere als bloß Ersatz ist, sicherte dem Team das Remis durch zwei Einzelsiege gegen die Böblinger Stammspielerinnen Mitsuki Yoshida und Leonie Hartbrich, die sie jeweils in vier Sätzen auf Distanz halten konnte. “Ich bin sehr glücklich, dass ich mit den zwei Siegen der Mannschaft helfen konnte“, so eine freudestrahlende Alena Lemmer kurz nach der spannenden Partie. „Die Fans waren wieder unglaublich. Sie haben uns nach vorne gepeitscht, da wollten wir sie natürlich nicht enttäuschen.“
In den Doppeln trennte man sich mit einem 1:1 – Chantal Mantz und Alena Lemmer hatten zwar gegen Kaufmann/Hartbrich keine Chance, jedoch hatten Franziska Schreiner und Tanja Krämer am anderen Tisch nicht allzu viel Mühe mit der Böblinger Formation Gotsch/Yoshida. Franziska Schreiner kämpfte sich gegen SVB-Jungstar Annett Kaufmann – die 16-jährige Schwäbin hatte diese Woche in Düsseldorf ihr erstes WTT-Turnier gegen starke chinesische Konkurrenz gewonnen – nach 0:2-Satzrückstand zwar in den Entscheidungsdurchgang, machte da allerdings kaum einen Stich mehr.
Dafür der Paukenschlag durch die in den letzten Wochen ohnehin sehr starke Chantal Mantz, die zum ersten Mal in ihrer Karriere Böblingens routinierte Defensivstrategin Qianhong Gotsch schlagen konnte – mit 3:2 nach 0:2-Satzrückstand. Gotschs erste Einzelniederlage in der Rückrunde und ein Bonuspunkt für die Südhessinnen, den man eigentlich nicht eingeplant hatte.
Hinten dann „großes Kino“ seitens top motivierter Langstädterinnen. Tanja Krämer bezwang Leonie Hartbrich in fünf umkämpften Sätzen und Alena Lemmer zeigte in vier Durchgängen starkes Tischtennis beim Sieg gegen Mitsuki Yoshida.
4:2 für die Hessinnen: Sollten tatsächlich zwei Punkte drin sein? Nach dem zweiten Durchgang im Spitzenpaarkreuz sah es nicht mehr danach aus, denn sowohl Schreiner gegen Gotsch als auch Mantz gegen die bärenstarke Kaufmann blieben ohne Chance und konnten nicht einen einzigen Satz für sich verbuchen. Speziell die Leistungsentwicklung der jüngsten Böblingerin ist atemberaubend. „Annett ist inzwischen wie Hongi eine Bank für uns“, lobte SVB-Coach Sönke Geil.
Im Anschluss gelang es Krämer nicht, Yoshida in die Knie zu zwingen (1:3), sodass der für Langstadt so wichtige eine Punkt nur noch durch Lemmer zustande kommen konnte. Sie hatte den Langstädter Hexenkessel hinter sich, aber spielte einfach auch stark und besiegte eine angeschlagene, am Daumen verletzte Hartbrich mit 11:5, 12:10, 8:11 und 11:5 zur von den Langstädter Fans bejubelten und wohl auch leistungsgerechten Punkteteilung.
Dem Sportlichen Leiter des TSV, Manfred Kämmerer, fiel ein Stein vom Herzen. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir mit dem Punktgewinn auch endgültig die Klasse gehalten haben“, sagte Kämmerer. „Das Spiel war ein Auf und Ab. Überragend Alena Lemmer mit zwei Siegen. Dazu hat Chantal zum ersten Mal gegen Hongi Gotsch gewonnen, da hat die Halle getobt.“ Thomas Hauke meinte: „Heute hat man gemerkt, dass uns letzte Woche der Punkt gegen Weil gut getan hat. Der große Druck im Abstiegskampf war raus, wir konnten relativ befreit aufspielen. Von dieser Lockerheit plus unseren Zuschauern im Rücken haben wir profitiert.“ Der TSV-Coach fügte hinzu: „Für das Unentschieden mussten wir heute richtig hart arbeiten. Vorne war es sehr schwer für uns. Dass Alena über ganz besondere Fähigkeiten verfügt, sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Sie hat einen großen Anteil daran, dass wir wahrscheinlich für die Play-offs planen dürfen.“
„Ich bin zufrieden. Eigentlich haben wir 5:5 gewonnen, wir haben das Optimum herausgeholt, mehr war heute nicht drin“, so Sönke Geil. „Chantal Mantz hat stark gespielt gegen Hongi, abwartend, einfach, und dann packte sie plötzlich Hammer-Schmetterbälle aus. Leonie hat sich im letzten Einzel den Daumen am Tisch angeschlagen, er schwoll an, da war an Gewinnen nicht zu denken“, fasste der Tischtennislehrer die Partie aus Böblinger Sicht zusammen.
TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor 3:6
Viele hatten im Vorfeld mit einem Remis gerechnet – schon oft hatten sich beide Teams im Derby mit 5:5 getrennt. Und da Kolbermoors zuverlässige Punktesammlerin Kristin Lang wegen Rückenproblemen ausfiel, schienen die Chancen für den Gastgeber, dem Tabellenzweiten mindestens einen Zähler abzutrotzen, nochmals gestiegen zu sein.
Doch was folgte, war ein sehr stabiler, hoch fokussierter Auftritt Kolbermoors, wie er gewiss auch manchen Tischtennisfan in der Halle erstaunte, weil man eben angenommen hatte, dass der Gast das Fehlen Langs nur schwer würde kompensieren können. Genau das gelang aber, da alle SV DJK-Asse stark spielten und an ihre Leistungsgrenze gingen. So etwa die ins Spitzenpaarkreuz aufgerückte Svetlana Ganina, die Liu Yangzi in fünf spannenden Sätzen auf Distanz halten konnte, oder hinten Solomiya Brateyko, die nicht nur spielerische Klasse, sondern auch Nervenstärke unter Beweis stellte, als sie Alina Nikitchanka und Mercedesz Nagyvaradi jeweils in fünf umkämpften Durchgängen besiegen konnte. Überzeugend auch die ins Team gerückte Laura Tiefenbrunner – ursprünglich sollte Naomi Pranjkovic zum Einsatz kommen, die aber gesundheitlich nicht auf der Höhe war -, die mit dem 3:1 über Mercedes Nagyvaradi ein Schlüsselmatch für ihr Team gewann.
Natürlich war es ein enges, umkämpftes Derby – alle drei Fünfsatz-Matches gingen an Kolbermoor. Alina Nikitchanka unterlag Solomiya Brateyko mit 11:13 im Entscheidungssatz, Liu Yangzi Svetlana Ganina mit 9:11 in finalen Durchgang. Nur Brateykos 3:2 gegen Nagyvaradi war zumindest am Ende (11:6) eindeutiger. Dass Sabine Winter wieder in gewohnter Form aufspielte und dreifach für den TSV erfolgreich war – im Doppel gemeinsam mit Liu Yangzi mit 3:0 gegen Brateyko/Tiefenbrunner, in den Einzeln gegen Svetlana Ganina (3:1) und Linda Bergström (3:0) – half ihrem Team diesmal aber nicht weiter.
„Es war schon etwas unglücklich aus unserer Sicht, was man auch an den Bällen erkennen kann. 334:336 sind die gewonnen Bälle gegen uns ausgegangen und mit zwei weniger gewonnenen Bällen haben wir drei Spiele mehr verloren“, so Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. „Aber der Schlüssel zur Niederlage war heute klar, dass wir alle drei 3:2-Spiele verloren haben, sogar mit Matchball, aber so ist das im Sport halt ab und zu.“ Yahmed blickt nach vorne: „Es hilft alles nichts, Mund abwischen und Konzentration aufs nächste Wochenende, das ist es, was jetzt zählt.“
„Für uns war es ein vorher schwer einzuschätzendes Spiel“, betonte Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Ohne Kristin, die mit leichten Rückenproblemen eine Pause bekommen hat, wussten wir einerseits, dass es gegen Sabine mit zwei Abwehrerinnen im vorderen Paarkreuz schwer wird, andererseits haben wir uns gute Chancen gegen Yangzi erhofft. Letztendlich ist es genau so gekommen und Svetlana hat sozusagen das kleine Break gegen Yangzi gemacht.“ Fuchs fährt fort mit seiner Analyse: „Der Knackpunkt war allerdings das untere Paarkreuz, wo kurzfristig auch noch Naomi mit gesundheitlichen Problemen ausgefallen ist. Miya (Solomiya Brateyko) blieb in beiden Partien sehr konzentriert und gewinnt diese sehr knapp am Ende. Ein besonderes Lob geht allerdings an Laura, die für Naomi eingesprungen ist und gegen Mercedesz ein super reifes Spiel gezeigt hat und ich denke auch verdient gewonnen hat, was uns im Endeffekt die entscheidende Führung gebracht hat.“ Das Fazit des Trainers und Abteilungsleiters: „Für uns ein unter den Voraussetzungen nicht wirklich zu erwartender Sieg gegen eine komplette Schwabhausener Mannschaft, aus dem wir hoffentlich das Momentum mit in die kommenden Wochen nehmen können.“
Kolbermoor, das nach Minuspunkten besser dasteht als Tabellenführer Weinheim (17:5 / 18:6), empfängt am kommenden Sonntag die SV Böblingen. Schwabhausen, Tabellenfünfter mit 11:11 Punkten, muss die diffizile Aufgabe bei Titelverteidiger ttc berlin eastside in Angriff nehmen.
Beitragsbild ganz oben: Schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche rettete Alena Lemmer ihrem Team einen wichtigen Punkt (Foto: Dr. Stephan Roscher).