Rundenstart in der 1. Bundesliga Damen mit Heimspielen für berlin eastside und Weinheim

Von Stephan Roscher|September 8, 2022|bundesliga

Es geht endlich wieder los – und alle freuen sich darauf. Am Sonntag um 13 Uhr eröffnet mit dem ttc berlin eastside der Titelverteiger standesgemäß die neue Saison. Gegner ist die SV Böblingen, die in der letzten Rückrunde bärenstarke Leistungen zeigte. Eine Stunde später fällt auch der Startschuss in Weinheim. Das Team aus Nordbaden, dem viele zutrauen, mit seinen drei namhaften Zugängen und Bruna Takahashi auf der Spitzenposition in dieser Saison eine richtig gute Rolle zu spielen, empfängt mit Bingen/Münster-Sarmsheim eine Mannschaft, die man nach einigen Änderungen im Kader und auf der sportlichen Kommandobrücke nur schwer einschätzen kann.

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – SV Böblingen

Einen sportlichen Riesen – und das ist und bleibt der ttc berlin eastside, seit Jahren das Maß der Dinge im deutschen Damen-Tischtennis – kann man eigentlich zu Beginn einer Saison am ehesten überraschen oder vielleicht sogar kalt erwischen. Gerade wenn ein umformiertes Team noch nicht eingespielt ist, ist manches möglich. So gesehen, wäre am Sonntag vielleicht sogar eine faustdicke Überraschung drin, doch dazu müsste die SV Böblingen wohl zunächst einmal mit ihrem stärksten Quartett in der Hauptstadt auflaufen. Mit der 16-jährigen deutschen Nationalspielerin Annett Kaufmann wird jedoch eine der Besten fehlen. Manager Frank Tartsch gönnt seiner jüngsten Spielerin nach ihren zahlreichen Einsätzen im Sommer eine schöpferische Pause. „Nach EM und zwei WTT-Turnieren ist das jetzt die einzige Woche, in der Annett mit Familie eine Woche ausspannen kann“, erläutert Tartsch.

Die SV Böblingen hat sechs Akteurinnen im Kader. Das Erfolgsteam der letzten Rückrunde blieb zusammen, die Engländerin Charlotte Bardsley kam hinzu. Sie wird am Sonntag voraussichtlich aber nicht in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz aufschlagen. Neben Qianhong Gotsch, Lin Chia-Hsuan und Leonie Hartbrich ist Tamara Papadopoulos aus der Böblinger Landesliga-Mannschaft als Ersatzfrau vorgesehen. Dementsprechend sieht man sich als krassen Außenseiter, wobei die Berliner Asse natürlich auch erst einmal gegen eine „Hongi“ Gotsch oder gegen Lin gewinnen müssen – kein entspannter Sonntagsspaziergang also.

Beim Hauptstadtklub werden einige Neuzugänge zum Einsatz kommen, allzu viele Details verrät Manager Andreas Hain nicht, der sich aber entlocken lässt, dass die 19-jährige Elizabet Abrahamyan an den Tisch gehen wird – und die zählt schließlich zu den besten Juniorenspielerinnen der Welt. Ob auch die spielstarke Hongkong-Chinesin Lee Ho Ching ihr Bundesliga-Debüt feiern wird, bleibt offen. Ding Yaping und Sabina Surjan könnten zum Einsatz kommen, doch bei dem großen Kader, den Berlin gemeldet hat, lassen sich konkrete personelle Aussagen schwer treffen.

Die 20-jährige Serbin Sabina Surjan könnte am Sonntag für den Titelverteidiger in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz aufschlagen (Fotocredit: ttc berlin eastside).

„Am Sonntag werden sicher einige Neuzugänge gegen Böblingen spielen und wir sind vor allem auf den Einsatz von Elizabet Abrahamyan gespannt, die ja seit über einem halben Jahr nicht mehr spielen konnte“, so Hain. „Sie wird jetzt wieder für ihr Geburtsland Armenien spielen und so die gesamte Zeit zur Verfügung stehen.“ Der ttc-Manager liefert die Erklärung gleich mit: „Als Russin wird sie kein Visum mehr bekommen, als Armenierin schon.“

Vom Berliner Team wird nicht erwartet, in der Punktrunde die komplette Konkurrenz in Grund und Boden zu spielen. Andreas Hain macht deutlich, wie die Strategie aussieht: „Für uns geht es in der regulären Runde darum, genügend Punkt für die Play-off-Teilnahme zu sammeln, um danach unseren Titel zu verteidigen.“

Wer nicht selbst vor Ort sein kann, hat die Chance, sich die Partie gratis und in guter Qualität im Livestream auf Sportdeutschland.tv anzuschauen.

Sonntag 14.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

Letzte Saison bereits kreuzten beide Teams zum Saisonauftakt in Weinheim die Klingen – und am Ende hatte der gut besetzte Aufsteiger, den man als favorisiert angesehen hatte, mit sage und schreibe 1:6 das Nachsehen. Allen Spielerinnen des Gastgebers war die Premieren-Nervosität überdeutlich anzumerken, während den Gästen aus Rheinhessen beinahe alles gelang. Auf eine Wiederholung legt man bei den ambitionierten Nordbadenern keinen Wert.

Das mit drei gestandenen Bundesligaspielerinnen – Yuan Wan, Mateja Jeger und Giorgia Piccolin – verstärkte Team um die Weltklasse-Brasilianerin Bruna Takahashi will diesmal nichts anbrennen lassen und die TTG ohne viel Federlesens in die Schranken weisen.

Macher und Manager Christian Säger kann die Vorfreude kaum verbergen. „Es geht endlich wieder los!“, so Säger. „Wir werden mit dem kompletten Team vom 9.9. bis zum 11.9. zur Saisonvorbereitung zusammen sein. Wer dann am Sonntag spielt, wird unser Trainer Andy Dörner entscheiden.“ Durchaus denkbar, dass man in Topbesetzung, also mit Takahashi, Wan, Jeger und Piccolin an die Tische geht. Doch auch Sophia Klee wäre eine Option – nach ihrer langwierigen schweren Verletzung in der zurückliegenden Saison wäre das auch eine Art Premiere.

Auch die Fans dürften heiß sein auf den Saisonstart. „Wir rechnen mit einer tollen Zuschauerkulisse und freuen uns sehr, mit einer runderneuerten Mannschaft in die Saison 22/23 starten zu können“, erklärt Säger. „Natürlich möchten wir versuchen, diesmal einen positiven Heimauftakt mit einem Sieg zu haben, allerdings muss man abwarten, mit welchem Team unser Gast aus Bingen antreten wird.“

Letzteres konnten wir trotz beharrlichem Nachfragen nicht in Erfahrung bringen. „Sollte Weinheim mit seiner besten Mannschaft auflaufen, sind wir klarer

Außenseiter“, ist TTG-Vorsitzender Joachim Lautebach überzeugt. „Für uns geht es in diesem Spiel darum, dass sich die neu formierte Mannschaft findet und trotz der Außenseiterrolle eine gute Leistung bietet.“ Lautebach fügt hinzu: „Am Samstag wird sich das Team zu einem gemeinsamen Training treffen und sich auf die Begegnung vorbereiten.“

Der Achte des Liga-Klassements 2021/22, der mit dieser Platzierung – nach elf wirklich guten, erfolgreichen Jahren im Oberhaus mit drei Finalteilnahmen um die Meisterschaft und drei Pokalendspielen – zum zweiten Mal in Folge die Play-off-Teilnahme verpasste, will nicht wieder zittern müssen, dass kein Zweitligist nach oben will. „Unser Saisonziel ist der Klassenerhalt“, verdeutlicht Lautebach.

Es ist gut möglich, dass die beiden Neuzugänge – die Russin Elena Kuzmina und die Kroatin Lea Rakovac – zum Einsatz kommen. Ob die beiden Inderinnen, Archana Girish Kamath und Diya Parag Chitale, beide jung, spielstark und ambitioniert, dabei sein werden, ist offen. Falls nicht, wären da ja noch die beiden Tschechinnen Katerina Tomanovska, kampfstark und aufgrund ihrer Ausstrahlung eine Führungsspielerin, und Karolina Mynarova, die nunmehr auch als Spielertrainerin fungiert.

Am Rande der Bande wird aber, zumindest beim Auftaktspiel, mit Cheftrainer Peter Engel ein ganz erfahrener Tischtennislehrer von internationalem Renommee die taktischen Direktiven ausgeben. Auch das könnte der Mannschaft aus Rheinhessen von Nutzen sein, die sich in Weinheim keinesfalls „abschießen“ lassen möchte.

Darüberhinaus äußert Joachim Lautebach einen Herzenswunsch: „Es wäre für alle Beteiligten wichtig, wieder einmal eine geordnete Saison ohne Beschränkungen und ohne viele Verlegungen spielen zu können.“

Beitragsbild oben: Für die Weinheimerin Giorgia Piccolin könnte es am Sonntag zum Wiedersehen mit ihrem alten Verein Bingen kommen (Fotocredit: ITTF).

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