Startschuss am Sonntag: Vorfreude auf eine interessante Saison
Das Warten hat ein Ende. Am kommenden Sonntag startet auch die 1. Bundesliga Damen in die Saison. Es stehen die Partien ttc berlin eastside – SV Böblingen und TTC 1946 Weinheim – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim auf dem Programm, zwei von insgesamt 56 Begegnungen der Punktrunde, auf die natürlich dann mit den Play-offs das Sahnehäubchen folgt.
Und es verspricht eine äußerst interessante Saison auf hohem Niveau zu werden. Sechs der acht Klubs, die am Start sind – dieselben wie in der Saison 2021/22 –, haben personell nochmals aufgerüstet und sich, wie es scheint, sehr gut und zielgerichtet verstärkt. Lediglich der TSV Schwabhausen und der ESV Weil haben keine Neuverpflichtungen getätigt, doch das sind zwei extrem gut eingespielte Teams, die den Erfolg über den Schlüssel Kontinuität suchen.
Titelfavorit ist natürlich wieder der ttc berlin eastside, der auch in den übrigen Wettbewerben Champions League und Pokal ganz oben landen möchte. Doch die Konkurrenz hat nicht geschlafen. So haben sich Vizemeister Langstadt sowie Pokalsieger Kolbermoor auf wichtigen Positionen verstärkt. Stellt man die Frage nach potenziellen Absteigern, wird man nur Achselzucken ernten, denn schwache Teams wollen einem partout nicht einfallen, sodass es am Ende einen erwischen könnte, der heute noch nicht im Traum daran denkt.
Lee Ho Ching, Minnie Soo, Linda Bergström und weitere namhafte Zugänge
Neue interessante Gesichter wie die beiden spielstarken Honkong-Chinesinnen Lee Ho Ching (Berlin) und Soo Wai Yam Minnie (Langstadt), in Kurzform überall Minnie Soo genannt, werden die Liga bereichern. Gleiches gilt für die 19-jährige Armenierin Elizabet Abrahamyan, die künftig ebenfalls im Berliner Dress aufschlägt und schon auf Platz 25 der Weltrangliste stand. Kolbermoor kann mit der Schwedin Linda Bergström eine Abwehrspielerin von internationalem Rang ins Rennen schicken, die mit ihren 27 Jahren schon reichlich Champions-League-Erfahrung aufweist. Die 26-jährige kroatische Nationalspielerin Lea Rakovac wird nunmehr Bingens Dress tragen. Ihr erklärtes Ziel ist es nicht nur, mit der TTG erfolgreich in der Bundesliga zu spielen, sondern sich auch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren. Und das Beste: Die genannten Spielerinnen sollen nicht bei seltener Gelegenheit im Oberhaus zu sehen sein, sondern häufig bis regelmäßig eingesetzt werden.
Auch aus der 2. Liga kamen Spielerinnen nach oben, die nun in der Beletage des deutschen Damentischtennis zeigen können, was tatsächlich in ihnen steckt. Zu nennen wären die Ukrainerin Solomiya Brateyko (Kolbermoor) und die neue Nummer zwei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die Russin Elena Kuzmina, die sich auf internationaler Bühne unter ihrem Mädchennamen Elena Troshneva einen Namen gemacht hat. Beide wechselten vom Zweitliga-Vizemeister TuS Uentrop in die 1. Bundesliga Damen. Vom TTC Langweid stieß die 19-jährige englische Nationalspielerin Charlotte Bardsley zur SV Böblingen.
Bei den Schwaben freut man sich besonders, dass die quirlige Taiwanerin Lin Chia-Hsuan, die in der letzten Rückrunde zum Team stieß, sportlich sofort für Furore sorgte und – natürlich neben Tischtennis-Ikone Qianhong Gotsch – zum Publikumsliebling avancierte, nun ständig dabei sein kann.
Auch innerhalb der 1. Bundesliga wurde gewechselt. Mit Yuan Wan, Mateja Jeger und Giorgia Piccolin hat sich der ambitionierte TTC 1946 Weinheim die Dienste von gleich drei Spielerinnen gesichert, die bisher bei Ligakonkurrenten unter Vertrag standen. Nicht wenige trauen den Nordbadenern mit ihrer brasilianischen Weltklassespielerin Bruna Takahashi zu, diesmal unter die besten Vier zu kommen.
Mit der 12-jährigen Josephina „Josi“ Neumann – von Zweitliga-Aufsteiger Langstadt II gekommen – hat der amtierende Deutsche Meister Berlin nunmehr die jüngste Bundesligaspielerin aller Zeiten und das vermutlich größte Talent Europas im Kader.
Startschuss am Sonntag in Berlin
Titelverteidiger ttc berlin eastside wird am Sonntag um 13 Uhr in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz die Saison standesgemäß eröffnen. Auftaktgegner ist die SV Böblingen, deren furioser Schlussspurt in der Vorsaison allen noch gut in Erinnerung ist. Eine Stunde später geht es in Weinheim los, wo Bingen/Münster-Sarmsheim seine Visitenkarte abgibt. Schon letzte Saison war dies die Auftaktpartie beider Teams, die damals mit einem unerwartet klaren 6:1 für die Rheinhessinnen endete. Eine Wiederholung will man seitens des TTC 46 unbedingt verhindern (eine Vorschau auf die beiden Auftakt-Begegnungen erfolgt separat).
Die übrigen Mannschaften müssen sich mindestens noch knappe zwei Wochen gedulden, bis sie endlich an die Tische dürfen. Die Langstädterinnen müssen sogar bis zum 16. Oktober ausharren, bis auch sie in die Runde einsteigen dürfen – man möchte dies, etwas überspitzt formuliert, fast als psychologische Folter bezeichnen. Denn heiß und hungrig sind alle acht Teams. So wichtig die rund um den Globus zuhauf ausgetragenen WTT-Turniere für die Karrieren der Spielerinnen sein mögen, das Mannschaftstischtennis, besonders in der 1. Bundesliga, ist eben das Salz in der Suppe des Tischtennissports, dort sind große Emotionen und begeisterte Fans an der Tagesordnung.
Alles ist angerichtet für eine tolle und gewiss sehr spannende Saison. Freuen wir uns darauf!
Beitragsbild: Das Berliner Team, teilweise in anderer Besetzung, feiert den Titelgewinn 2021/22 (Fotocredit: ttc berlin eastside).