Duelle der Tabellennachbarn: Zweimal Bundesliga am Sonntag

Von Stephan Roscher|Februar 4, 2022|bundesliga

Nur zwei statt wie vorgesehen drei Bundesligapartien werden am Wochenende, beide am Sonntag, ausgetragen. Das Spiel zwischen Ligaprimus Berlin und Schlusslicht Böblingen kann nicht stattfinden und wird mit 6:0 für eastside gewertet. Böblingen kann Corona-bedingt keine spielfähige Mannschaft entsenden und über eine Verlegung konnte keine Einigung erzielt werden. Somit also nur zweimal Bundesliga-Tischtennis, aber auf jeden Fall sind es sehr interessante Duelle von Tabellennachbarn, bei denen man im Vorfeld keine Wetten auf die Sieger abschließen möchte. Dies gilt sowohl für die Partie des Aufsteigers Weinheim gegen Pokalsieger Kolbermoor als auch für das Aufeinandertreffen von Weil und Schwabhausen. Natürlich hängt wieder vieles von den Aufstellungen ab, in denen die Kontrahenten an die Tische gehen, und da kann sich bis Sonntag gewiss noch einiges tun.

UPDATE 05.02.: LEIDER FÄLLT AUCH DAS SPIEL IN WEIL AUS! Der TSV Schwabhausen bekommt krankheitsbedingt keine spielfähige Mannschaft zusammen.

Sonntag, 14.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – SV DJK Kolbermoor

In Weinheim duelliert sich der gastgebende Tabellenfünfte mit dem Sechsten Kolbermoor. Beide Teams haben 7:11 Punkte auf dem Konto. Für den Aufsteiger, der gute Chancen auf den Klassenerhalt besitzt, sicher in Ordnung, für den Pokalsieger kaum befriedigend, auch wenn man im bisherigen Saisonverlauf nicht gerade vom Glück gesegnet war.

Das Hinspiel in Oberbayern endete mit einer Punkteteilung, der erste Coup der Nordbadenerinnen in ihrer ersten Saison im Oberhaus. Weitere folgten, Kolbermoor war aber die Initialzündung und machte den Weinheimerinnen erstmals so richtig bewusst, dass sie ein starkes Team sind und an einem guten Tag fast gegen jeden Gegner etwas reißen können.

Falls Bruna Takahashi als Weinheims Spitzenspielerin auflaufen kann, steigen die Chancen des Aufsteigers (Bild: Armin Schimkat).

In Kolbermoor konnte man mit einem 2:0 aus den Doppeln vorlegen, zudem gewannen Daria Trigolos, Jennie Wolf und Sophia Klee je ein Einzel. Letztere wird dies nicht wiederholen können, das Toptalent fällt, was sehr bedauerlich ist, verletzungsbedingt für den Rest der Saison aus. Die Brasilianerinnen-Spitzenposition besetzte damals Caroline Kumahara, die in den Einzeln leer ausging. Eine wirklich gute Spielerin, aber nicht so stark wie ihre Landsfrau Bruna Takahashi – sollte die Weltranglisten-32. zum Einsatz kommen, könnte sie gewiss auch Kristin Lang und Yuan Wan gefährlich werden. Gespannt darf man überdies sein, ob bei Kolbermoor die zuletzt verletzungsbedingt fehlende Svetlana Ganina wieder am Tisch stehen kann.

„Nach dem tollen und deutlichem Sieg in Bingen haben wir mit Sophia Klee leider eine schwer verletzte Spielerin“, informier Christian Säger. „Bei ihr besteht der Verdacht auf einen Kniescheibenbruch. Sie wird in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen können.“ Weinheims Manager äußert sich natürlich auch zum Duell mit Kolbermoor: „Unser Team für Sonntag wird versuchen, den hoffentlich zahlreichen Zuschauern attraktives Tischtennis zu bieten. Wenn Kolbermoor, wie ich denke, komplett antreten kann, wird es für uns mehr als schwer. Aber wir können locker aufspielen und werden versuchen, ein gutes Ergebnis zu erzielen.“

„Es wird auf jeden Fall ein schweres Spiel für uns“, meint Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs. „Einerseits ist Weinheim gegenüber der Vorrunde mit Bruna Takahashi wohl noch einmal stärker im vorderen Paarkreuz besetzt, andererseits fällt Sophia Klee nach ihrer Verletzung aus.“ Fuchs weiter: „Es wird alles sehr ausgeglichen sein und wird wohl auch auf die Tagesform ankommen. Ich bin auch gespannt, wie die Halle und die Stimmung in Weinheim sein werden. Für uns ist es das erste Spiel dort.“

Einiges wird davon abhängen, ob Svetlana Ganina wieder spielen kann (Bild: Marco Steinbrenner).

Sonntag, 14.00 Uhr: ESV Weil – TSV Schwabhausen SPIEL FÄLLT AUS!

In der anderen Begegnung trifft zeitgleich der Tabellenvierte Weil auf den Dritten Schwabhausen. Punktemäßig liegen beide aber doch recht weit auseinander: Weil 9:9, Schwabhausen 12:4.

Der TSV hat noch den zweiten Platz im Visier, der zur direkten Halbfinalteilnahme in den Play-offs berechtigen würde, darf also zur Elite der Liga gerechnet werden. Die Ambitionen bei der Truppe aus dem Dreiländereck sind niedriger angesetzt. Man wollte im schwierigen zweiten Jahr einfach nur die Klasse halten und hat dieses Ziel nach dem Wunschergebnis in Böblingen, wo es zur Punkteteilung kam, bereits so gut wie erreicht. Nur noch ein einziger Zähler und der Klassenerhalt ist auch rechnerisch in trockenen Tüchern. Vielleicht schon gegen Schwabhausen? Doch das wird schwierig, richtig schwierig.

Weil hatte sich zur aktuellen Saison mit der hoch talentierten jungen Kroatin Hana Arapovic verstärkt – ein Volltreffer, wie sich längst erwiesen hat. Ansonsten blieb man zusammen und ist als gut harmonierendes, eingespieltes Team immer gefährlich.

Eingespieltes, prächtig harmonierendes Team: ESV Weil (Bild: Verein).

Das Hinspiel im Oktober ging mit 6:2 deutlich an die Oberbayern – lediglich Ievgeniia Sozoniuk (gegen Alina Nikitchanka) und das Doppel Trifonova/Sozoniuk konnten für den ESV punkten. Schwabhausen ist eigentlich ein angenehm klingender Name für die Weilerinnen. Sensationell konnte man nämlich Sabine Winter und Kolleginnen letzte Saison in drei packenden Play-off-Viertelfinal-Matches niederringen, der größte bisherige Erfolg der Weiler Vereinsgeschichte.

Natürlich wird es maßgeblich von der Aufstellung der Gäste abhängen, ob eventuell erneut etwas gehen könnte. Falls Schwabhausen mit Sabine Winter und Liu Yangzi aufläuft, wird es extrem schwierig zu bestehen. Zuletzt in Weinheim fehlten beide und es reichte trotzdem zu einem Remis.

„Nach dem Erfolg gegen Böblingen sind natürlich alle motiviert“, sagt Abteilungschefin Doris Spiess. „Wir können ohne Druck befreit aufspielen. Schwabhausen ist zwar favorisiert, aber an einem guten Tag ist alles möglich.“

„Alle Jahre wieder, könnte man schon fast sagen“, so TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Wir kennen uns schon lange, auch schon früher aus der 2. Liga, und unsere Spiele sind emotional und sportlich immer fair, immer ein Leckerbissen. Wir freuen uns drauf und sind gut vorbereitet.“

Sabine Winter (hier mit TSV-Trainer Alexander Yahmed) ist auch in dieser Saison eine Erfolgsgarantin für ihr Team (Bild: Dr. Stephan Roscher).

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – SV Böblingen (fällt aus!)

Andreas Hain, Manager des ttc eastside, informiert im Telegrammstil: „Spiel ist abgesagt, wir haben kampflos gewonnen. Böblingen hat Corona-Fall.“

Böblingens Manager Frank Tartsch äußert sich ausführlicher: „Wir können leider nicht mit einer bundesligatauglichen Mannschaft nach Berlin fahren. Eine Infektion bei einer Spielerin, eine bei einer Ergänzungsspielerin sowie Infektionen beim Betreuerstab machen es uns unmöglich, die Reise antreten zu können. Wir bedauern das, aber eine einvernehmliche Regelung, das Spiel neu ansetzen zu lassen, konnten wir mit den Verantwortlichen in Berlin nicht erzielen.“

Natürlich betrifft es aus SVB-Sicht „nur“ das Spiel in Berlin, doch auch eine solche Partie muss normal erst einmal gespielt werden und nun hat man nur noch vier Chancen, vom letzten Tabellenplatz wegzukommen und das „Wunder von Böblingen“ zu schaffen. Der Druck auf die Spielerinnen wird – trotz der recht starken Rückrunden-Aufstellung – immer größer, denn sie müssen vermutlich drei der vier Begegnungen gewinnen, um noch ein anderes Team hinter sich zu lassen. Unter Umständen könnten auch zwei Siege und ein Unentschieden reichen, doch das hängt stark davon ab, wie die Konkurrenten noch untereinander spielen.

Foto oben: Bärenstarkes Schwabhäuser Doppel: Sabine Winter/Orsolya Feher (Bild: Dr. Stephan Roscher).

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