Kolbermoor zurück in der Erfolgsspur: 6:2 in Weinheim
Ursprünglich hatte man sich auf drei interessante Begegnungen an diesem Sonntag in der 1. Bundesliga Damen gefreut, eine blieb leider nur übrig. Die Partien berlin eastside – Böblingen und Weil – Schwabhausen mussten wegen Krankheits- bzw. Corona-Fällen bei den jeweiligen Gastmannschaften ausfallen, die keine spielfähigen Teams entsenden konnten und die Punkte somit kampflos hergaben. Das Duell der Tabellennachbarn in Weinheim aber war, obwohl die Gastgeberinnen ersatzgeschwächt an die Tische gingen, interessant und hochklassig. Dank einer starken Leitung entführte Pokalgewinner Kolbermoor beide Punkte aus Nordbaden und sicherte sich in überzeugender Manier den ersten Rückrunden-Sieg.
TTC 1946 Weinheim – SV DJK Kolbermoor 2:6
Der Gastgeber konnte aufstellungsmäßig nicht aus dem Vollen schöpfen. Zwar war mit der brasilianischen Weltranglisten-32. Bruna Takahashi die absolute Topspielerin an Bord, doch dahinter waren die Reihen gelichtet. Damit ist nicht nur die Verletzung von Sophia Klee gemeint, die wir diese Saison nicht mehr im Weinheimer Dress sehen werden, es gab zwei weitere Ausfälle: Daria Trigolos wurde positiv auf das Corona-Virus getestet und befindet sich in Quarantäne, Luisa Säger laboriert an einer Grippe. Somit kam man mit Takahashi, Lisa Lung und Jennie Wolf nur auf drei Akteurinnen, folglich musste eine Ersatzspielerin gefunden werden. Julia Weimer, von Hause aus eigentlich die Nummer eins der 3. Mannschaft, die in der Badenliga aufschlägt, aber auch im „B-Team“ (Regionalliga Süd-West) fast regelmäßig und erfolgreich im Einsatz, kam so zu ihrem Bundesligadebüt.
Bei Kolbermoor war die zuletzt verletzungsbedingt zweimal ausgefallene Defensivspielerin Svetlana Ganina wieder dabei. Mit Kristin Lang, Yuan Wan und Ganina waren die drei Besten im bisherigen Ligabetrieb nach Weinheim gereist, zudem kam erneut Winterneuzugang Ran Li-Kath zum Einsatz, die schon gegen Berlin gute Ansätze gezeigt hat und über reichlich Erfahrung verfügt. Von der Aufstellung her sprach also einiges für das Team aus Oberbayern, wobei man wusste, dass eine Takahashi für alle schwer zu bezwingen sein würde. Natürlich gewinnt die bloße Aufstellung noch keine Spiele, es kam natürlich auch auf die Tagesform der Spielerinnen an – und die passte beim SV DJK, der sich im Hinspiel noch mit einem Remis hatte begnügen müssen.
Den Grundstein für den Auswärtssieg legten bereits die Doppel, die beide an das Gästeteam gingen, jeweils in vier Sätzen. Ganina/Li-Kath besiegten Lung/Weimer und Lang/Wan ihre Gegnerinnen Takahashi/Wolf. Im Spitzenpaarkreuz schlug Bruna Takahashi in einem hochklassigen Match Yuan Wan mit 3:1 (7:11, 11:7, 11:8, 11:9), während die nach oben aufgerückte Lisa Lung gegen die gewohnt starke Kristin Lang beim 0:3 nur im ersten Satz (11:13) auf Augenhöhe war, dann aber die Überlegenheit ihrer Gegnerin anerkennen musste. Hinten blieb Weinheim ohne Chance. Die heute bärenstarke Defensivspielerin Ran Li-Kath machte mit Jennie Wolf kurzen Prozess (11:6, 11:2, 11:3) und Reservistin Julia Weimer stand natürlich gegen die frühere Weltklassespielerin Svetlana Ganina auf verlorenem Posten, schlug sich beim 7:11, 3:11, 7:11 jedoch wacker.
5:1 für die Gäste, die – das war jedem der 130 Tischtennisfans in der Halle bewusst – nichts mehr anbrennen lassen würden. Im spannendsten Spiel des Tages konnte Bruna Takashi gegen Kristin Lang nach 0:2-Satzrückstand noch das Ergebnis etwas freundlicher gestalten – Kolbermoors Spitzenspielerin ließ im dritten Durchgang zwei Matchbälle ungenutzt und am Ende hieß es 3:2 (4:11, 10:12, 13:11, 11:7, 11:6) zugunsten der Brasilianerin, deren aktuelle Bundesligabilanz von 9:1 zeigt, auf welchem Level sie spielt. Allein dieses aufwühlende Match auf Topniveau war das Eintrittsgeld wert gewesen. Zu retten war zu diesem Zeitpunkt aber nichts mehr für die Weinheimerinnen, da am anderen Tisch Yuan Wan gegen eine keineswegs schwach spielende Lisa Lung längst mit 3:0 (12:10, 11:9, 11:8) gewonnen hatte.
„Drei Ausfälle in der Woche sind schwierig zu kompensieren“, so Weinheims Macher und Manager Christian Säger. „Aber unter dem Strich ein absolut verdienter Sieg von Kolbermoor. Und für uns trotz der Niederlage kein Beinbruch. Bruna Takahashi war überragend und vor allen Dingen haben wir den Vertrag um ein Jahr verlängern können. Jetzt hoffen wir am Sonntag in Weil wieder auf ein einigermaßen vollständiges Team, um dort auf Augenhöhe mitspielen zu können.“
„Wir sind natürlich froh, dass wir heute gewinnen konnten“, sagte ein zufriedener Michael Fuchs. „Wie zuvor vermutet, lag vieles an der Aufstellung und da ist uns natürlich entgegengekommen, dass Weinheim massive Probleme hatte und vorne eine Spielerin fehlte, sodass alle aufrutschen mussten.“ Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter fügte hinzu: „Die Doppel haben wir auch so getroffen, wie wir es wollten. Und dann ist alles fast so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten, auch wenn es für Kristin natürlich bitter war, dass sie das Spiel gegen Takahashi bei 2:0 und 10:8 nicht zumachen konnte, aber ihre Gegnerin hat dann auch im weiteren Spielverlauf wirklich gut gespielt.“ Fuchs ging noch ein wenig auf das Match von Lang gegen Takahashi ein und gelangte daran anschließend zu seinem Fazit: „Man kann Kristin natürlich keinen Vorwurf machen, aber es ist immer ärgerlich für eine Spielerin, wenn sie nach zwei ausgelassenen Matchbällen dann doch noch im 5. Satz verliert. Das war halt der kleine Wermutstropfen für Kristin persönlich, wir sind als Team aber natürlich froh, dass wir zwei Punkte aus Weinheim mitnehmen konnten. Die Weinheimer haben gekämpft und nichts hergeschenkt und wir waren am Ende der verdiente Sieger.“
Beide Mannschaften tauschten in der Tabelle die Plätze. Kolbermoor verbesserte sich mit nun 9:11 Punkten auf Platz fünf und geht am kommenden Sonntag in Böblingen an die Tische. Weinheim ist nun Sechster mit 7:13 Zählern und noch nicht aller Abstiegssorgen ledig, da Böblingen maximal noch auf neun Punkte kommen kann. Auch Bingen mit gegenwärtig vier Punkten könnte den TTC noch überholen. Die Weinheimerinnen sind am Sonntag beim ESV Weil gefordert, dessen Klassenerhalt nach dem kampflosen Sieg über Schwabhausen nun auch rechnerisch in trockenen Tüchern ist.
Titelbild: Szene aus dem dramatischen Match Bruna Takahashi gegen Kristin Lang (Foto: Armin Schimkat).