Weinheim und Langstadt festigen Spitzenplätze

Von Stephan Roscher|Januar 19, 2025|bundesliga

In den Samstagsspielen der 1. Bundesliga Damen ließen die Topklubs nichts anbrennen. Der Tabellenzweite Langstadt ließ Schlusslicht Bingen, obwohl es sich deutlich verbessert zeigte, keine echte Chance. Spitzenreiter Weinheim gab Dachau nach einer Klasseleistung das Nachsehen. Besonders Yuan Wan präsentierte sich in Galaform.

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:2

Ein 6:2 klingt eindeutig, doch es war eine kurzweilige, unterhaltsame Partie, die die Fans in der Langstädter Eckehard-Colmar-Halle geboten bekamen. Auch ohne Thailand-Ass Orawan Paranang präsentierten sich die Langstädterinnen in ansehnlicher Form.

Die Gäste versteckte sich aber keineswegs ehrfurchtsvoll, man hatte phasenweise gar nicht den Eindruck, dass hier der Tabellenzweite gegen das abgeschlagene Schlusslicht spielte. Und zumindest eine TTG-Spielerin meldete sich nach langer Durststrecke in guter Verfassung zurück: Lea Rakovac zeigte eindrucksvoll, dass ihre 1:10-Vorrundenbilanz tatsächlich lediglich Kopfsache war und sorgte für die beiden Punkte der Truppe aus Rheinhessen durch 3:1-Erfolge über Franziska Schreiner und Chantal Mantz.

Endlich wieder an Bord: Katerina Tomanovska (Foto: Armin Schimkat).

Eine weitere, lange schmerzlich vermisste Bingener Spielerin zeigte sich erstmals in dieser Saison am Tisch: Die Tschechin Katerina Tomanovska hatte ihre langwierige Knieverletzung auskuriert, konnte allerdings 0:3-Niederlagen gegen Mantz und Schreiner nicht vermeiden.

Durch Tomanovskas Einsatz rutschte Shi Qi ins hintere Paarkreuz, was ein Vorteil für Bingen hätte werden können, doch ihre Gegnerin Sophia Klee war hellwach und bestätigte ihre gute Form der Vorrunde. Wie schon mehrmals in dieser Spielzeit, kämpfte sich die 21-Jährige, die letzte Saison noch bei Vizemeister Weinheim unter Vertrag stand, nach anfänglich klar erscheinendem Rückstand wieder ins Match und gewann das Schlüsselspiel gegen Shi mit 4:11, 10:12, 11:8, 11:9 und 11:6. Klees tolle Bilanz von 7:2 spricht Bände, nur noch übertroffen von Izabela Lupulesku, die hinten sogar mit 7:1 notiert ist. Lupulesku besiegte eine keineswegs schwache Elena Kuzmina in vier Sätzen.

Bei Izabela Lupulesku läuft es zurzeit richtig gut (Foto Roscher).

Der Türöffner für die Südhessinnen war natürlich das 2:0 in den Doppeln – so nicht unbedingt erwartet, da es in der Vorrunde beim TSV oft in den Doppeln “klemmte”, während die TTG zumindest in den vorhergehenden Spielzeiten immer mit erfolgreichen, gut harmonierenden Doppeln zu gefallen wusste. Chantal Mantz/Izabela Lupulesku rissen das Match gegen Lea Rakovac/Shi Qi nach 0:2-Satzrückstand noch herum, während sich Franziska Schreiner und Sophia Klee in vier Durchgängen gegen Katerina Tomanovska/Elena Kuzmina behaupteten.

„Ich bin erstmal megafroh, dass wir gegen Bingen so hoch gewinnen konnten, obwohl sie ja mit Tomanovska eine Spielerin dabei hatten, die in der ganzen Vorrunde gefehlt hat“, so eine zufriedene Sophia Klee. „Auch das hat uns nicht davon abgehalten, dass wir unser Spiel gut durchgezogen haben. Wir haben heute alles reingeworfen. Einzig Lea Rakovac stellte uns vor Probleme, wobei das Spiel von Chantal gegen sie super spannend war und auf der Kippe stand.“ Auch mit ihrer eigenen Leistung war sie einverstanden: „Ich bin natürlich happy, dass ich das 0:2 gegen Shi Qi noch drehen konnte, dass ich kühlen Kopf behalten habe, nochmal eine Schippe drauflegen konnte und meinem Team dadurch geholfen habe. Im Doppel haben wir auch sehr gut gespielt, also ein wirklich gelungener Tag für uns.“

„Ich bin sehr glücklich, dass die Mannschaft das erste Spiel in der Rückrunde so souverän gemeistert hat, auch wenn es sich am Ende klarer anhört, als es gewesen ist“, meinte Franziska Schreiner nach den unterhaltsamen 190 Minuten. „Wir hatten sehr viele knappe Spiele dabei und es hätte sehr schnell auch wieder eng werden können, zumal wir uns in der Vergangenheit gegen Bingen ja schon öfters schwergetan haben.“ Die 23-jährige Aschaffenburgerin fügte hinzu: „Man muss bei unserem Gegner anerkennen, dass Lea Rakovac zu ihrer alten Form zurückgefunden und zweimal gepunktet hat. Wir haben aber eine geschlossene Teamleistung dagegen gesetzt, gleich zwei Doppel gewonnen und im Endeffekt das Spiel verdient nach Hause gebracht.“

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach hatte konkrete Kritik anzubringen: „Wenn man in zwei Spielen 2:0 führt und sie nicht nach Hause bringt, braucht man sich über die Niederlage nicht zu wundern. Wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten, hätten wir zumindest das Ergebnis wesentlich freundlicher gestalten können. Im Doppel von Lea und Shi Qi 2:0 geführt, Shi dann im Einzel 2:0 geführt und dann jeweils im fünften Satz verloren, das ist inzwischen schon etwas entäuschend, dass wir unsere Führungen nicht durchbringen.“ Doch es gab auch Erfreuliches zu konstatieren: „Der Lichtblick war, dass Lea Rakovac endlich wieder Spiele gewinnt und dann gleich zwei Stück, was ihr sicher Auftrieb geben wird.“ Lautebach musste anerkennen: „Langstadt war auch ohne die Asiatin einfach besser an diesem Tag, zumal wir unsere Chancen zumindest auf ein besseres Ergebnis halt nicht genutzt haben.“ Sein Blick auf das Sonntagsspiel: „Gegen Dachau wird es natürlich genau so schwer, doch wir werden alles versuchen, uns gut zu präsentieren und teuer zu verkaufen.“

Während die TTG, wie erwähnt, bereits heute wieder an die Tische gehen muss und darauf hofft, vor heimischer Kulisse gegen die starken Dachauerinnen etwas Zählbares zu verbuchen, sind die Langstädter Asse, die mit nunmehr 11:3 Punkten recht komfortabel auf dem zweiten Tabellenplatz stehen, am kommenden Freitag wieder gefordert, dann aber richtig. Denn der Gegner heißt ttc berlin eastside, der in seiner starken Rückrunden-Aufstellung bei den Hessen gewiss voll auf Sieg spielen wird.

TTC 1946 Weinheim – TSV Dachau 65 6:3

Die Zuschauer in der Sporthalle des Weinheimer Werner-Heisenberg-Gymnasiums erlebten am Samstagabend ein tolles Bundesligaspiel auf hohem Niveau und durften sich am Ende über einen verdienten Sieg des Gastgebers freuen, der sich tatsächlich auch beim Rückrunden-Auftakt wie ein echter Ligaprimus präsentierte.

Dabei hatten manche eher mit einem Remis kalkuliert, da Dachau in Bestbesetzung angereist war und seine starke südkoreanische Defensivspielerin Byun Seoyoung – Vorrunden-Bilanz 9:2 – an Bord hatte, während der TTC 46 auf seine in der Bundesliga noch ungeschlagene Top-Taiwanerin Chien Tung-Chuan nicht zurückgreifen konnte. Stattdessen nahm Chiens Landsfrau Cheng Hsien-Tzu die “Ausländer-Position” ein, die nur im Doppel punkten konnte. Doch ihre Teamkolleginnen, allen voran Yuan Wan und Ece Harac, spielten so stark, dass dies wenig ausmachte.

In den Doppeln trennte man sich 1:1: Cheng Hsien-Tzu und Yuan Wan ließen Seoyoung Byun und Emine Ernst nicht die Spur einer Chance, während Ece Harac/Mateja Jeger ihren Gegnerinnen Sabine Winter/Naomi Pranjkovic nach fünf Durchgängen gratulieren mussten.

Dachau blieb bis zur Pause dran: Zwar konnte die bärenstarke Yuan Wan ein wenig überraschend Defensivstrategin Byun Seoyoung – nach verlorenem erstem Satz wurde es noch eine klare Angelegenheit zugunsten der 27-jährigen deutschen Nationalspielerin – besiegen, doch eine Sabine Winter, die immer stärker zu werden scheint und ihren Antitop-Belag immer gefährlicher einsetzt, schlug Cheng Hsien-Tzu letztlich klar in vier Sätzen, sodass es 2:2 stand.

Im hinteren Paarkreuz stellte Weinheim dann bereits die Weichen auf Sieg, auch wenn beim Zwischenstand von 4:2 natürlich noch keine Entscheidung gefallen war. Ece Harac ließ Naomi Pranjkovic beim 3:0 keine echte Chance und Mateja Jeger gewann das umkämpfte Match gegen die Engländerin Tin-Tin Ho in vier Durchgängen – das 18:16 Jegers im zweiten Satz war der Türöffner zum Erfolg.

Was konnte Dachau noch dagegensetzen? Eine wieder gut die Bälle verteilende und mit gefährlichen Schnittwechseln operierende Byun Seoyoung, die den Schock ihrer Auftaktniederlage überwunden hatte und sich von Cheng Hsien-Tzu keinen Satz abknöpfen ließ.

Sabine Winter war in Spiellaune, auch wenn sie ihr zweites Einzel gegen eine überragende Yuan Wan knapp verlor (Foto Roscher).

Doch die Gäste standen nun unter Zugzwang und Sabine Winter musste gegen Nationalmannschaftskollegin Yuan Wan gewinnen, wenn noch etwas gehen sollte. Doch die hatte immer wieder gute Antworten parat auf alle Versuche Winters im spannendsten Spiel des Tages. Wan schnappte sich die ersten beiden Sätze knapp (11:9, 12:10), wobei ihre Gegnerin im zweiten Durchgang aus einem 4:9 ein 10:9 gemacht hatte, den psychologischen Vorteil jedoch nicht nutzen konnte. Dann lief Winters Turbo aber auf vollen Touren und sie kam durch ein 11:3 sowie ein 11:8 (nach 1:6) zum Satzausgleich. Im Entscheidungssatz war Wan dann aber wieder den entscheidenden Tick besser: Über 6:3 und 8:4 zog sie auf 9:5 davon, ihre unermüdliche Gegnerin kam noch auf 8:9 und 9:10 heran, doch wenig später dann das aus Weinheimer Sicht erlösende 11:9 für Wan.

Ece Harac krönte ihre starke Performance durch ein umkämpftes 3:0 über Tin-Tin Ho (11:8, 14:12, 11:9). Die hochgewachsene türkische Nationalspielerin steht nun 8:2 im hinteren Paarkreuz, so stark hatten sie vor der Saison nur wenige erwartet.

Weinheims Manager Christian Säger war rundum zufrieden: “Das Team insgesamt war wieder super und knüpfte an die Leistungen der Vorrunde an. Im Moment läuft es halt und auch die knappen Spiele kommen auf unsere Seite.” Säger lobte besonders seine Nummer zwei Yuan Wan: “Ohne Reisestress und völlig gesund, spielt Yuan auf einem Wahnsinns-Niveau. Sabine Winter spielte auf Dachauer Seite überragend und die Zuschauer waren begeistert.“

Tadellose Leistung: Ece Harac (Foto Roscher).

„Weinheim ist die Mannschaft der Stunde, es war ein verdienter Sieg mit einer herausragenden Wan“, so das kurze, prägnante Urteil von Dachaus Trainer Alexander Yahmed. „Wir haben super gespielt, aber es hat nicht gereicht.“

Beide Teams sind bereits am heutigen Sonntag erneut gefordert und müssen auswärts antreten, wobei die Dachauer Aufgabe in Bingen auf dem Papier einfacher erscheint als die des Spitzenreiters in Weil (beide 14 Uhr), doch alles muss erst einmal gespielt werden und Überraschungen hat es in dieser Saison ja bereits einige gegeben.

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Beitragsbild ganz oben: Yuan Wan zeigte gegen Dachau eine ihrer besten bisherigen Saisonleistungen und besiegte sowohl Byun Seoyoung als auch Sabine Winter, zudem punktete sie im Doppel (Foto: Dr. Stephan Roscher).

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