Vier Bundesligisten gleich doppelt gefordert

Von Stephan Roscher|November 22, 2024|bundesliga

Langstadt, Weil, Weinheim und Bingen vor echten Herausforderungen

Erneut ein gut gefülltes Wochenendprogramm in Deutschlands Topliga mit vier interessanten, gewiss auch richtungsweisenden Partien. Diesmal sind allerdings nur vier Mannschaften involviert, die alle zweimal an die Tische müssen. Folglich sind zwei Partien für den Samstag und zwei für den Sonntag angesetzt. Langstadt muss gegen Favoritenschreck Weil und in Bingen zeigen, ob der Aufwärtstrend anhält. Weinheim, vor vier Wochen vorzüglich in die Runde gestartet, möchte gegen dieselben Gegner sein Punktekonto auf 6:0 ausbauen. Bingen will die „Packung“ in Dachau vergessen machen und Weil schauen, ob man weitere Topteams ärgern kann.

Samstag, 15 Uhr: TSV Langstadt – ESV Weil

Vor der Saison hätte mancher angenommen, dass nach dem schweren Start mit den Partien in Weinheim und Berlin sowie gegen Kolbermoor nun für die Hessen ein Spiel zum Entspannen gegen einen im Grunde überforderten Underdog folgen würde.

Zwar begann die Saison für die Truppe aus dem südbadischen Dreiländereck mit einer „standesgemäßen“ Heimniederlage gegen Dachau, doch was dann folgte, verschlug selbst kühnsten Optimisten die Sprache. Zunächst gab man Kolbermoor mit 6:4 das Nachsehen, dann gewann man mit demselben Ergebnis beim Titelverteidiger berlin eastside. Den beiden Mannschaften also, die fast alle Vereine am Ende ganz oben sehen. Natürlich waren beide nicht in allerbester Besetzung angetreten, doch das ist in der Liga business as usual. Aktuell darf der Eisenbahner Turn- und Sportverein Weil am Rhein als der Favoritenschreck schlechthin gelten – man darf gespannt sein, ob die Langstädterinnen, bei denen sich die Zugänge Orawan Paranang und Sophia Klee gegen Kolbermoor in toller Verfassung präsentierten, diesen Nimbus brechen können.

Mit der erst 18-jährigen Waliserin Anna Hursey hat Weil eines der hoffnungsvollsten Talente Europas in seinen Reihen. Eine unangenehme Gegnerin ist die mehrfache ukrainische Meisterin Ievgeniia Sozoniuk mit ihrem Kurznoppenspiel, die vor 14 Tagen Annett Kaufmann und Qianhong Gotsch schlagen konnte. Im hinteren Paarkreuz verfügt man mit der jungen deutschen Abwehrspielerin Lea Lachenmayer und der Chilenin Daniela Ortega über zwei Bundesliga-Newcomerinnen, die in Berlin ungeschlagen blieben.

Guter Saisonstart mit 4:2-Bilanz im vorderen Paarkreuz: Anna Hursey.

Der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer unterstreicht: „Die Liga ist in dieser Saison wahnsinnig stark. Die meisten hatten vor der Saison den ESV Weil als schwächste Mannschaft eingestuft, jetzt haben sie bereits gegen Kolbermoor und Berlin gewonnen. Es hat sich meine Vorhersage bewahrheitet: Mannschaften die nicht komplett spielen, werden es in dieser Saison schwer haben.“

In Weil bleibt man gelassen und fährt ohne überzogene Erwartungen ins Hessische sowie an die nordbadische Bergstraße. Man sieht sich nicht unter Druck, die letzte Top-Ergebnisse zu bestätigen, und will einfach mal sehen, ob vielleicht etwas gehen könnte. „Wir bleiben auf dem Boden der Tatsachen und da sind wir trotz unserer Überraschungserfolge immer noch Außenseiter“, sagt Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Natürlich werden wir auch in den beiden Spielen am Wochenende alles daran setzen, um zu punkten und die Gegner zu ärgern. Sind Langstadt und Weinheim komplett, wird es aber sehr schwer werden.“

Samstag, 17 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TTC 1946 Weinheim

Nachbarschaftsduell in Bingen: Vizemeister TTC 46 Weinheim reist an und würde aus Rheinhessen gerne die Punkte mitnehmen, rechnet aber nicht damit, dies ebenso lässig erledigen zu können wie zuletzt Dachau. Zumal man in Bingen antreten muss. Das als heimstark gilt. Der tolle Auftaktsieg gegen Langstadt (6:2) liegt bereits einen Monat zurück, sodass man nicht weiß, ob der Schwung aus dieser Partie noch vorhanden ist.

Weinheim rechnet mit einer echten Herausforderung. Der Macher und Manager Christian Säger meint: „Das Spiel in Bingen ist für uns immer schon herausfordernd. Bingen hat eine harmonisch gewachsene Mannschaft, die jedem Team in der Liga weh tun kann. Natürlich möchten wir dort gerne gewinnen. Unser Coach Rainer Schmidt wird das Team gut vorbereitet in das Spiel schicken und wir werden mit bestmöglicher Aufstellung antreten.“

Der Gastgeber möchte aber keineswegs leer ausgehen. Allzu lange hat man warten müssen, um sich endlich wieder den heimischen Fans präsentieren zu können und möchte sein bestes Gesicht zeigen. Man hofft, dass die Fans nach der extremen Pause noch oder gerade wieder hungrig auf Toptischtennis sind und möchte ihnen in den beiden Heimspielen gegen Weinheim und Langstadt eine Motivationshilfe geben, die Halle in den kommenden Wochen und Monaten wieder zum Hexenkessel zu machen. „Nach sieben Monaten nun ein Doppelspieltag zu Hause, was für uns nicht so gut ist“, meint der Vorsitzende Joachim Lautebach. „Das Weinheim-Spiel war ursprünglich auf den 08.12. terminiert. Aber da Yuan Wan vom DTTB nominiert wurde, musste es verlegt werden, und der kommende Samstag war der einzige Termin, der noch übrig blieb. Mal sehen, wie viele Zuschauer kommen werden. Ich hoffe natürlich, dass die Leute jetzt doch wieder Interesse am Tischtennis haben und dann auch zu den Spielen kommen.“

In Kolbermoor stark: Elena Kuzmina.

Lautebach zur sportlichen Konstellation: „Man muss abwarten, wie die Mannschaft das vergangene Wochenende verkraftet hat. Es geht auch etwas um Wiedergutmachung, denn 0:6 zu verlieren ist natürlich nicht schön, auch wenn Dachau an diesem Tag einfach zu stark war. Wir hoffen natürlich, dass unser Team sich am Wochenende gegen zwei ebenfalls starke Gegner behaupten kann und erwarten spannende, hochklassige Spiele.“ Ein Debüt steht an: „Die endgültige Aufstellung müssen wir abwarten, auf jeden Fall ist vorgesehen, dass auch unser Neuzugang Qi Shi spielen wird. Und dann schauen wir mal, was möglich ist.“

Sonntag, 13 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ESV Weil

Der Favoritenschreck kommt nach Weinheim. Zwar handelt es sich um das Baden-Württemberg-Derby, doch von geographischer Nähe zwischen beiden Städten kann man bei gut 260 Kilometern Distanz guten Gewissens nicht sprechen.

Trotz der beeindruckenden Siege gegen Kolbermoor und Berlin sieht sich der Gast als Außenseiter, aber nicht mehr als chancenloser Underdog. Man fühlt sich nicht unter Druck, beim einzigen noch verlustpunktfreien Team etwas Zählbares zu ergattern, sondern schaut zunächst einmal, was auf das Team zukommt. Sollte man gut in die Partie hineinkommen und sich ernsthaft die Chance ergeben, auch den Vizechampion zu ärgern, will man aber zugreifen. Ansonsten möchte man in jedem Fall eine gute Visitenkarte hinterlassen und sich ansprechend sowie vor allem kampfstark präsentieren.

„Wir bleiben auf dem Boden der Tatsachen und da sind wir trotz unserer Überraschungserfolge immer noch Außenseiter“, sagt Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Natürlich werden wir alles daran setzen, um zu punkten und die Gegner zu ärgern. Sind diese komplett, wird es aber sehr schwer werden.“

Und dass der TTC 46 in starker Besetzung an die Tische gehen wird, hat er bereits angekündigt. Christian Säger lässt keinen Zweifel aufkommen: „Weil hat Kolbermoor und Berlin geschlagen. Daher wissen wir dass es eine schwere Aufgabe werden wird.“ Der Plan hört sich vielversprechend an: „Wir möchten gerne am Samstag in Bingen gewinnen, um dann am Sonntag beim Heimspiel gegen Weil genug Selbstbewusstsein getankt zu haben, um auch dieses Match erfolgreich zu gestalten. Unser Coach Rainer Schmidt wird das Team gut vorbereitet in beide Spiele schicken und wir werden mit bestmöglicher Aufstellung antreten.“

Spitzenspielerin des TTC 46 Weinheim: Yuan Wan.

Mit DTTB-Nationalspielerin Yuan Wan und Neuzugang Cheng Hsien-Tzu, im Auftaktspiel gegen ihren alten Klub Langstadt in Galaform, verfügt man über ein spielstarkes vorderes Paarkreuz. Mit der aus Jena gekommenen Ece Harac und Mateja Jeger muss sich auch das hintere Paarkreuz nicht verstecken, zumal man mit Wan/Cheng und Harac/Jeger über starke Doppel zu verfügen scheint – zumindest gaben beide Formationen gegen Langstadt keinen Satz ab.

Sonntag, 14 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt

In den letzten Jahren hat der TSV Langstadt den Ligarivalen aus Rheinhessen zu Hause fast immer geschlagen, doch auswärts kassierte man nicht selten Niederlagen. Auch in den Viertelfinals der Saison 2023/24 benötigten die Südhessen, nach einer klaren Niederlage in Bingen und dem Ausgleich im Rückspiel, das „Golden Match“, um sich vor heimischer Kulisse knapp zu behaupten. Dumm nur, dass man nun zu den Rheinhessen an den Binger Mäuseturm muss.

Da der Gastgeber, nach einem respektablen Remis am Samstag in Kolbermoor, am Tag darauf eine drastische 0:6-Niederlage in Dachau bezog, hat das Team um die Kroatin Lea Rakovac, die Inderin Diya Chitale, die in China geborene Shi Qi, die Russin Elena Kuzmina und die Tschechinnen Katerina Tomanovska und Karolina Mynarova Rehabilitation im Sinn, gerade vor den eigenen Fans. Der TSV Langstadt muss sich folglich auf einen heißen Tanz am Rhein einstellen, zumal die Doppel bisher noch nicht wie gewünscht funktionieren (1:5), während Bingen zumindest letzte Saison prächtig harmonierende Doppel vorzuweisen hatte.

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach bestätigt, dass sein Team auf die beiden Beinahe-Derbys gegen Weinheim und Langstadt – 95 Kilometer und eine Landesgrenze trennen in beiden Fällen die Kontrahenten – brennt und man den heimischen Fans etwas besonderes bieten möchte. „Nach dem Unentschieden in Kolbermoor und der deutlichen Niederlage in Dachau am vergangenen Wochenende, geht es nun auch um Wiedergutmachung für unsere Mannschaft. Man darf gespannt sein, wie unsere Spielerinnen die Niederlage gegen Dachau verkraftet haben und sich gegen die beiden starken Gegner aus Weinheim und Langstadt behaupten können. Wir rechnen jedenfalls mit spannenden und hochklassigen Spielen.“

Kein leichtes Wochenendprogramm auch für die Langstädterinnen. „Meine Mannschaft hat sich durch den ersten Saisonsieg gegen Kolbermoor hoffentlich genug Selbstvertrauen geholt, um auch beim Doppelspieltag am Wochenende zu punkten“, so Trainerin Anna Rauch. „Auch wenn es wieder zwei schwere Aufgaben werden, bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingen kann.“

Bezüglich der Aufstellung hält man sich beim TSV wie immer bedeckt. Sollte Orawan Paranang nochmals dabei sein, stünden die Chancen für ihr Team nicht schlecht. Wenn sie da ist, ist sie gesetzt und unbestritten die Beste des Quintetts – Annett Kaufmann hat zuletzt schmerzhaft erfahren, wie gut die 1,53 Meter kleine Linkshänderin aus Thailand spielen kann. Chantal Mantz hat gegen Kolbermoor in den Einzeln ausgesetzt, dürfte also wieder spielen. Aus dem Trio Schreiner, Lupulesku, Klee würde dann eine Spielerin pausieren.

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Fotos: Dr. Stephan Roscher

Beitragsbild oben: Chantal Mantz und Izabela Lupulesku gewannen letzten Sonntag gegen Kolbermoor das erste Doppel für Langstadt in dieser Saison. Gut denkbar, dass das Duo auch am Wochenende gemeinsam an die Tische geht.

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