Punktloses Wochenende: Berlin muss auch Dachau gratulieren
ttc berlin eastside – TSV Dachau 65 1:6
Mit einem Galaauftritt in der Hauptstadt empfahl sich der TSV Dachau am Sonntagnachmittag für die kommenden Aufgaben. Was Seoyoung Byun, Sabine Winter, Koharu Itagaki und Naomi Pranjkovic in der „Heyse25“ aufführten, die in den Einzeln einen einzigen Satz hergaben, war schon sehenswert. Die junge Truppe des ttc eastside, nach wie vor ohne Nina Mittelham und Ding Yaping, musste zudem der anstrengenden Kolbermoor-Tour mit der umkämpften Partie am Freitagabend Tribut zollen und fand keine Lösungen gegen den bärenstarken Widersacher aus Oberbayern.
Zunächst war noch keine Richtung abzusehen, denn in den Doppeln trennte man sich schiedlich-friedlich 1:1: Während Mia Griesel/Kathrin Mühlbach gegen Seoyoung Byun/Koharu Itagaki ganz ordentlich mitspielten, jedoch keinen Satz gewinnen konnten, sorgte das gut eingespielte Berliner Doppel Sabina Surjan/Josi Neumann gegen Sabine Winter und Naomi Pranjkovic in fünf Durchgängen für den Ausgleich.
Sabina Surjan führte im ersten Satz des ersten Einzels gegen Sabine Winter mit 10:5 und konnte den Sack nicht zumachen – der Deutschen gelangen sieben Punkte in Folge zum 12:10. Zwar konnte Berlins Serbin ausgleichen, doch die DTTB-Nationalspielerin war in den Sätzen drei und vier obenauf. Zu dem Zeitpunkt hatte die Südkoreanerin Seoyoung Byun gegen Mia Griesel bereits ein weiteres Match für Dachau verbucht (11:7, 11:7, 11:5).
Dass der Gast vorne Vorteile haben würde, hatte man vermutet, doch im hinteren Paarkreuz schien alles möglich und man rechnete dort mit engen, umkämpften Matches. Doch auch da konnten die Bayern Akzente setzen und tatsächlich auf 5:1 erhöhen. Josi Neumann arbeitete sich gegen eine auch nervlich starke Naomi Pranjkovic zwar heran und gestaltete jeden Satz etwas enger, blieb beim 0:3 aber glücklos und konnte sogar eine 10:6-Führung im dritten Durchgang nicht ins Ziel bringen. Kathrin Mühlbach erging es gegen die 14-jährige Schülerinnen-Nationalspielerin Koharu Itagaki nicht besser und unterlag mit 9:11, 5:11 und 12:14.
Dass Defensiv-Ass Byun nach einer Gesamtspieldauer von 140 Minuten den Sack gegen Surjan zumachen würde, war keine wirkliche Überraschung: Mit 11:7, 11:9, 11:8 endete das Match zugunsten von Dachaus neuer Spitzenspielerin, die immer dann punktete, wenn es sich als nötig erwies, und ihre Einzelbilanz auf 6:1 schraubte – in den Doppeln ist die Asiatin übrigens sogar noch ungeschlagen.
eastside-Trainer Jens Ruland räumte ein: „Generell ist es natürlich so, dass wir uns auf einem schmalen Grat zwischen fördern und fordern bewegen. Da wird man manchmal zurückgeworfen und natürlich hinterlassen Niederlagen dann auch Spuren. Das gilt es zu berücksichtigen. Allerdings ist meiner Meinung nach gerade bei jungen Spielern der Prozess manchmal wichtiger als das einzelne Ergebnis und deshalb werden wir unser Konzept nicht über den Haufen werfen.“ Wie das Team in den verbleibenden beiden Vorrundenspielen antreten werde, sei aber noch offen: „Nichtsdestotrotz werden wir natürlich nüchtern analysieren und dann schauen, was für eine Aufstellung in den nächsten Spielen für uns Sinn macht.“
„Wir haben richtig gut performt“, freute sich Dachaus Trainer Alexander Yahmed. „Jede einzelne war wirklich sehr gut und wir hatten eine super Stimmung.“ Auf die Frage, ob man sich als eines der Spitzenteams sehe, das um Titel mitspielen könne, sagte Yahmed: „Bis dato kann man wohl sagen, dass wir oben mitspielen können. Aber uns ist auch klar, dass es mit so einer extrem jungen Mannschaft und der Spiel-Umstellung von Sabine immer auch schnell andersrum laufen kann. Deswegen bleiben wir ruhig, arbeiten weiter und schauen, was am Ende rauskommt. Am liebsten natürlich so perfekte Spiele wie in Berlin.“ Zur Spiel-Umstellung von Sabine Winter: Die 32-jährige deutsche Nationalspielerin ist inzwischen mit einem Antitop-Belag auf der Rückhand unterwegs. Yahmed: „Normal dauert die Umstellung auf diesem Niveau ein, zwei Jahre, aber Sabine hat es geschafft, in kurzer Zeit ein extremes Level aufzubauen.“
Mit nun 6:2 Punkten rückte Dachau auf den dritten Tabellenplatz vor, während der Hauptstadtklub (Rang sechs, 1:7 Zähler) allmählich ans Punkten denken sollte. Es ist mutig und lobenswert, dass man bisher das Prinzip der Förderung jungen Spielerinnen konsequent praktiziert, und diese haben ja auch schon gute Ansätze gezeigt. Jedoch folgt am kommenden Sonntag das wichtige Heimspiel gegen Bingen, in dem die Weichen gestellt werden, ob es nun auch punktemäßig bergauf geht. Es ist folglich damit zu rechnen, dass dann auch Nina Mittelham und/oder Ding Yaping an die Tische gehen werden.
Die Dachauerinnen haben ein schweres Wochenende mit lauter Spitzenspielen vor der Brust, am Samstag empfängt man den verlustpunktfreien TTC 46 Weinheim, tags darauf ist man beim TSV Langstadt (7:3 Punkte) gefordert.
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Beitragsbild oben: Sabine Winter konnte ihr Match gegen Sabina Surjan in vier Sätzen gewinnen (Foto: Dr. Stephan Roscher).