Punkteteilungen in Böblingen und Langstadt, Berlin lässt nichts anbrennen

Von Stephan Roscher|Januar 14, 2024|bundesliga

Das Standardergebnis der 1. Bundesliga Damen stand auch beim Rückrundenauftakt zweimal auf der Anzeigetafel. Die SV Böblingen trennte sich vom SV DJK Kolbermoor ebenso mit einem Remis wie der TSV Langstadt vom TSV Dachau, der einem Sieg entgegenzustreben schien, jedoch den Sack nicht zumachen konnte. Der ttc berlin eastside ließ dagegen beim 6:2 in Bingen nichts anbrennen und verkürzte den Rückstand auf Spitzenreiter Langstadt auf einen Zähler.

SV Böblingen – SV DJK Kolbermoor 5:5

Böblingens Rückrunden-Neuzugang Airi Avameri erwies sich gleich als Volltreffer und war mit einem Sieg im Doppel an der Seite von Annett Kaufmann und einem Einzelerfolg gegen die Inderin Swastika Ghosh maßgeblich beteiligt am Punktgewinn der Schwaben. Da die 25-jährige Estin allerdings am Ende einer willensstarken Hana Arapovic in fünf Sätzen unterlag, wurde es nichts mit einem Heimsieg, der bei Spielständen von 4:1 und 5:3 zwischenzeitlich in der Luft zu liegen schien.

Stark gegen Ganina, doch ohne Chance gegen Lang: Qianhong Gotsch (Foto Roscher).

Für Böblingen punkteten ferner Qianhong Gotsch, die Svetlana Ganina im Defensivduell mit 3:0 bezwang, und Annett Kaufmann sogar doppelt. Die 17-jährige deutsche Nationalspielerin hielt sich an Kristin Lang und Svetlana Ganina in jeweils 3:1 Sätzen schadlos. Für Kolbermoor punktete das Doppel Lang/Ghosh sowie im vorderen Paarkreuz Kristin Lang, die „Hongi“ Gotsch keinen Satz gönnte, deren Spiel ihr perfekt liegt. Hinten ließ Hana Arapovic nichts anbrennen, während Swastika Ghosh wenigstens den erwarteten Punkt gegen Alexandra Kaufmann beisteuerte.

„Das 5:5 geht okay gegen ein Team, das besser ist als es die aktuelle Tabelle aussagt. Mit Airi bin ich absolut zufrieden, sie hatte ein sehr gutes Debüt. Ich kannte sie bisher auch nur von Videos, sie ist eine sehr angenehme Person“, kommentierte SVB-Coach Ingo Gotsch. So angenehm als Mensch, so unangenehm ist Avameris Spiel. „Mit ihren unorthodoxen Blockbällen mit langen Noppen auf der Rückhand ist sie auf jeden Fall eine Bereicherung für die SV Böblingen“, beschreibt SVB-Pressewart Manfred Schneider, was die Neu-Schwäbin am Tisch so gefährlich macht.

Michael Fuchs, Trainer des SV DJK Kolbermoor, sagte: „Es war von vornherein ein 50:50-Spiel. Unsere Hoffnung war hinten vier Zähler und vorne vielleicht ein Break gegen Hongi und Annett. Das Break kam, aber halt auch eines für Böblingen durch Airi Avameri, die mit ihrem Spielsystem sehr unangenehm zu spielen ist und sicher der ein oder andere Spielerin in der Liga noch gefährlich werden wird. Das 5:5 ist gerecht.“ Fuchs fährt fort mit seiner Spielanalyse: „Kristin sehr stark gegen Hongi, ebenfalls waren die ersten beiden Sätze von Svetlana äusserst knapp und hätten auch an sie gehen können. Nach 0:2 war das Spiel dann aber gelaufen. Gegen Annett hatten zwar beide auch ihre Chancen, aber sie war dann auf das ganze Spiel gesehen zu konstant und konnte, wenn nötig, immer wieder zulegen. Hana mit einer guten kämpferischen und mentalen Leistung und einem wichtigen Comeback gegen Airi in einem für die Mannschaft so wichtigen Spiel. Das Fazit des Kolbermoorer Tischtennislehrers: „Wir sind letztendlich froh über den einen Punkt und das 5:5 ist meiner Meinung nach gerecht.“

Gewann beide Einzel in Böblingen: Hana Arapovic (Foto Roscher).

Während die Oberbayern bereits am kommenden Wochenende erneut reisen müssen – am Sonntag steht die wichtige Partie in Bingen an -, können sich die Böblingerinnen länger regenerieren. Am 4. Februar geht es für den Tabellenfünften in der BBG-Arena am Silberweg gegen den Vierten TSV Dachau um Punkte. 

TSV Langstadt – TSV Dachau 65 5:5

Das war nichts für schwache Nerven. Die meisten der 130 Zuschauer in der Langstädter Eckehard-Colmar-Halle durchlebten am Sonntagnachmittag ein Wechselbad der Gefühle, bis nach ziemlich genau drei Stunden das Remis gegen Dachau feststand. Auch ohne Sabine Winter, die beim WTT Contender in Doha am Start ist, präsentierten sich die Oberbayern in starker Form und schienen bei einer zwischenzeitlichen 5:2-Führung einem sicheren Sieg entgegenzustreben.

Doch die Hessinnen bäumten sich auf: Franziska Schreiner mit einem hauchdünnen 3:2 über Tin-Tin Ho, Izabela Lupulesku (3:1 gegen Orsolya Feher) und Ersatzspielerin Alena Lemmer, die gegen Alina Nikitchanka im fünften Satz mit 9:1 führte, ihre Gegnerin bis auf 8:9 herankommen lassen musste, dann aber doch den sprichwörtlichen Sack zumachte, sorgten für das Remis. Für den Tabellenführer punkteten ferner Chantal Mantz (3:0 gegen Tin-Tin Ho) sowie das Doppel Mantz/Lupulesku (3:0 gegen Ho/Nikitchanka).

Beste Dachauerin in Langstadt: Liu Yangzi (Foto Roscher).

Für Dachau waren die überragende Liu Yangzi (3:0 gegen Schreiner, 3:1 gegen Mantz), sowie im ersten Durchgang des hinteren Paarkreuzes Alina Nikitchanka mit einem überraschenden 3:1 über Izabela Lupulesku und Orsolya Feher mit einem fulminanten 3:0 gegen Alena Lemmer erfolgreich. Zudem ging das Doppel Liu/Feher (3:1 gegen Schreiner/Lemmer) als Sieger vom Tisch.

„Wir sind sehr schwer in die Partie gekommen. Da war auch die Körpersprache unserer Spielerinnen nicht gut“, räumte Manfred Kämmerer, Langstadts Sportlicher Leiter, ein. Doch das Happyend habe für alles entschädigt: „Mit der Unterstützung unserer super Fans haben wir dann eine tolle Aufholjagd gestartet. Aufgrund des großen Kampfgeists ein verdienter, wenn auch glücklicher Punkt. Am Ende hat die Halle gebebt, das war Wahnsinn.“ Trainerin Anna Rauch brachte es auf folgenden Nenner: „Eine absolute Willensleistung unseres Teams. Anfangs hat bei uns der Biss und die Spannung etwas gefehlt.“ Auch Rauch stellte fest: „Wie die Zuschauer heute wieder die Mannschaft unterstützt haben, war unglaublich.“ Izabela Lupulesku war schwer begeistert: „Wir haben heute erneut gezeigt, dass wir ein sehr gutes Team sind, in dem jede Spielerin von den anderen perfekt unterstützt wird. Und die Fans sind einfach unglaublich, wie sie uns auch beim Stand von 2:5 noch angefeuert haben, war unfassbar.“

Behielt am Ende die Nerven: Langstadts Nummer 4 Alena Lemmer (Foto Roscher).

Die tolle Stimmung in der Halle war auch an Dachaus Trainer Alexander Yahmed nicht spurlos vorbei gegangen. Auch wenn er sich nach menschlichem Ermessen hätte ärgern können, dass seinem Quartett der sechste Punkt nicht gelang, nahm er nur positive Eindrücke mit: „Ein mega Spiel, ganz toll und ich bin sehr glücklich mit dem 5:5. Wie immer eine supertolle Stimmung in Langstadt. Es macht echt Spaß, dort zu spielen, da wird Tischtennis noch gelebt.“

In drei Wochen empfängt Langstadt vor heimischer Kulisse Vizemeister TTC 46 Weinheim zum nächsten Bundesligamatch, eine Partie mit derbyartigem Charakter. Abermals eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Hessinnen, doch vieles wird auch davon abhängen, in welcher Aufstellung die beiden Teams auflaufen werden. Der TSV Dachau ist ebenfalls am 04.02. gefordert und muss versuchen, in Böblingen zu bestehen. 

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ttc berlin eastside 2:6

Letztlich keine Chance auf einen Punktgewinn gegen den Meisterschaftsfavoriten hatte das krankheitsbedingt ersatzgeschwächte Team aus Rheinhessen, das wenigstens wieder auf drei Stammspielerinnen zurückgreifen konnte. das wenigstens wieder auf drei Stammspielerinnen zurückgreifen konnte. Der frischgebackene Pokalchampion aus der Hauptstadt gab sich gegen das aufopferungsvoll kämpfende Bingen, das im vorderen Paarkreuz durchaus Duftmarken setzen konnte, keine echte Blöße.

Die Gastgeberinnen konnten einen Doppelpunkt durch Lea Rakovac und Karolina Mynarova ergattern und zudem einen Einzelpunkt durch die einmal mehr starke Rakovac verbuchen, die Britt Eerland in fünf umkämpften Sätzen auf Distanz hielt. Doch mehr war nicht drin, die Qualität des eastside-Aufgebots war eben einfach höher, auch wenn es der TTG im zweiten Durchgang des oberen Paarkreuzes nochmals gelang, über die volle Distanz dagegenzuhalten.

Bingens beste Spielerin gegen Berlin: Lea Rakovac (Foto Roscher).

Die Berliner Punkte besorgten vorne Nina Mittelham, die gegen Elena Kuzmina (3:0) und Lea Rakovac (3:2) gewann, sowie Britt Eerland, die Kuzmina schlagen konnte. Beide gewannen auch ihr gemeinsames Doppel. Hinten zeigte sich Josi Neumann sehr dominant beim 3:0 gegen Karolina Mynarova, während Sabina Surjan gegen Ersatzspielerin Miriam Lott kaum gefordert war.

„Leider waren wir immer noch gesundheitlich gehandikapt. Bei Katerina Tomanovska war immer noch nicht an einen Einsatz zu denken und Karolina Mynarova ging angeschlagen in die Partie“, stellte Joachim Lautebach, Vorsitzender der TTG, klar. „Umso erfreulicher waren eigentlich unsere Spiele im vorderen Paarkreuz, wo hervorragende Leistungen gezeigt wurden. Schade, dass Rakovac und Kuzmina in ihren beiden letzten Einzeln gegen Mittelham und Eerland trotz jeweiliger 2:1-Führung den Sack nicht zumachen konnten. Da bestand die Chance, noch ein besseres Ergebnis zu erzielen, doch am Ende hat sich die Klasse der beiden Berlinerinnen durchgesetzt. Insgesamt konnten wir aber mit den Leistungen unserer Spielerinnen zufrieden sein.“ Die vakante Position vier nahm eine Ersatzspielerin ein, die normal viele Klassen tiefer aufschlägt: „Mit Miriam Lott hatte sich erfreulicherweise eine Spielerin aus unserer zweiten Mannschaft in der 1. Verbandsliga zur Verfügung gestellt. Es ist schließlich nicht einfach, sich zum ersten Mal einem größeren Publikum zu präsentieren. Klar war natürlich, dass sie als Verbandsligaspielerin keine Siegchance haben würde.“ Am nächsten Sonntag spielt man erneut vor heimischer Kulisse und hofft, dann wieder ein komplettes Quartett einsetzen zu können. Lautebach: „Wir müssen in der Woche daran arbeiten, dass unsere Spielerinnen nun schnell wieder fit werden, schließlich steht am kommenden Sonntag das schwere Spiel gegen Kolbermoor ins Haus.“

Dann empfängt nämlich der Tabellensechste (7:9 Punkte) den Siebten (6:10) zu einer Partie, die durchaus eine gewisse Signalwirkung im Kampf um den Klassenerhalt haben könnte. 

Stark im Aufwind: Josi Neumann (Foto Roscher).

Beim Hauptstadtklub war man unter dem Strich zufrieden. „Leider war Bingen ja stark ersatzgeschwächt und so war es für unsere Spielerinnen schwer, die richtige Spannung aufzubauen“, so Präsident Alexander Teichmann. „Letztlich gelang dies aber doch ganz gut und alle wussten zumindest in den Einzeln zu überzeugen. Es war ein Arbeitssieg und wir sind einfach nur froh, dass die Punkte nach Berlin gehen.“

Der ttc berlin eastside geht erst am 4. Februar wieder an die Tische, wenn der Bundesliga-Klassiker in Kolbermoor ansteht.

Links

1. Bundesliga Damen auf tischtennis.de

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Beitragsbild oben: Franziska Schreiner behielt gegen Tin-Tin Ho die Nerven und startete die Langstädter Aufholjagd, die am Ende doch noch mit einem Punkt belohnt wurde (Foto Roscher).

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