Prickelnder Vorrundenabschluss erwartet

Von Stephan Roscher|Dezember 17, 2021|bundesliga

Der Vorrundenabschluss in der 1. Bundesliga Damen verspricht nochmals Spannung pur. Drei Partien stehen noch aus und die Emotionen der Beteiligten werden sich am Wochenende nochmals auf Berg- und Talfahrt begeben. So geht es um die Frage, wer nach Herbstmeister berlin eastside auf Platz 2 überwintert und die besten Aussichten auf einen direkten Halbfinalplatz hat. Hier sind Langstadt und Schwabhausen involviert, Kolbermoor will oben dran bleiben. Und dann ist auch noch die SV Böblingen in doppeltem Einsatz, die dringend Punkte im Abstiegskampf benötigt und den Favoriten Schwabhausen und Langstadt oder zumindest einem der beiden ein Bein stellen möchte. Ein besonderer Leckerbissen ist das Bayern-Derby am Sonntag zwischen Schwabhausen und Kolbermoor.

Samstag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – SV Böblingen

Die Konstellation scheint eindeutig: Schwabhausen eine Topmannschaft, besonders wenn Sabine Winter und Li Yangzi vorne spielen, Böblingen dagegen noch ohne Punktgewinn und im Abstiegskampf befindlich. Dennoch erscheint es nicht ganz so einfach: Die Schwäbinnen haben sich bisher unter Wert verkauft, das vordere Paarkreuz mit Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann ist richtig gut besetzt und das hintere Paarkreuz auch gefährlich, zumal die so lange glücklose Alexandra Kaufmann nun auch endlich ihr erstes Bundesligamatch gewonnen und frisches Selbstvertrauen getankt hat. Böblingen ist kein Team, das irgendwer in der Liga mal so eben aus der Halle fegt. Auch der TSV Schwabhausen, der in Bestbesetzung auflaufen wird, muss sich auf einen zähen Kampf gegen einen hoch motivierten Gegner einstellen, der zudem wenig zu verlieren hat.

Frisches Selbstbewusstsein getankt: Alexandra Kaufmann (Archivfoto: Dr. Stephan Roscher).

„Liu Yangzi wird am Wochenende dabei sein“, verrät Trainer Alexander Yahmed. „Wir stellen bestmöglich auf und hoffen, weiter ganz oben dranbleiben zu können dazu muss man Böblingen schlagen. Das hört sich alles gut an, nur dürfen wir nicht denn Fehler machen, dass sich jeder auf denn anderen verlässt, denn es wird eine gute Team-Leistung nötig sein, da Böblingen die Möglichkeiten hat, uns weh zu tun. Mit Gotsch haben sie eine Spielerin, die ohne Probleme drei Punkte machen kann, auch wenn wir vorne in absoluter Top Aufstellung spielen.“ Yahmed geht aber auch davon aus, dass der Druck auf den Schultern der Gäste größer ist als beim eigenen Team: „Ich denke, der Druck auf Böblingen ist extrem und wir können frei aufspielen.“

In der aktuellen Pressemitteilung der SVB lesen wir unter anderem: „Für die SV Böblingen gilt es, nach dem enttäuschenden letzten Wochenende mit den Niederlagen gegen Berlin und Weinheim, wieder neuen Mut zu fassen. Nur Qianhong Gotsch und Alexandra Kaufmann konnten zuletzt punkten. Annett Kaufmann hat diese Woche zur Regeneration von der U15-WM in Portugal genutzt und spielt hoffentlich wieder in alter Frische auf. Eine schnelle Genesung ist Mitsuki Yoshida zu wünschen. Die Japanerin musste trotz schmerzhafter Ellbogenentzündung letztes Wochenende durchspielen, weil die SVB keine personellen Alternativen hat. Das wird sich erst zur Rückrunde ändern, wenn Leonie Hartbrich und Lin Chia Hsuan den Böblinger Kader verstärken.“ 

Die Einlassregelung ist wie gehabt, Zuschauer dürfen nach der 2Gplus-Regel dabei sein, was natürlich ebenso für das Derby gegen Kolbermoor tags darauf gilt. Wir zitieren dazu TSV-Abteilungsleiter Helmut Pfeil: „Wir im Kreis Dachau haben eine Inzidenz von unter 500 und da sind Zuschauer unter gewissen Regeln erlaubt. Diese werden, wie bisher auch, mit 1,5 Metern Abstand an den Plätzen sitzen. Bei uns gilt die 2Gplus-Regel. Das heißt, dass nur noch geimpfte oder genesene Personen in die Halle dürfen, die zusätzlich noch einen negativen Test vorweisen können. Wegen der etwas zeitraubenden Kontrollen am Eingang sollten die Zuschauer rechtzeitig anreisen.“

Sonntag, 10.30 Uhr: SV Böblingen – TSV Langstadt

Am vergangenen Wochenende glänzte der TSV Langstadt mit klaren Erfolgen in Bingen und gegen Kolbermoor, wodurch man sich auf den 2. Tabellenplatz der Damen-Eliteliga vorschob. Bei aller Anerkennung gerade für die Wahnsinnsleistung gegen Kolbermoor: Es war pyschologisch betrachtet einfach zu spielen, da man gegen den vormaligen Angstgegner wenig zu verlieren hatte. Und das wird zum Abschluss der Vorrunde am Sonntag in Böblingen in der Sporthalle am Silberweg komplett anders sein.

Diesmal sind es nämlich die Schwäbinnen, die nach ihrer Misserfolgsserie – fünf Spiele, fünf Niederlagen, zuletzt ein enttäuschendes 2:6 zu Hause im Kellerduell gegen Weinheim – wenig zu verlieren haben. Sie spielen als Außenseiter ohne große Druck, werden aber alles versuchen, so kurz vor Weihnachten den Südhessinnen das Leben schwer zu machen. Und mit einer Qianhong Gotsch, deren Spiel weder Petrissa Solja noch Chantal Mantz gut liegt, sowie einer Annett Kaufmann, die zuletzt überspielt wirkte, aber am Wochenende nochmals angreifen will, haben sie auch die nötige Qualität für eine Überraschung. Ein Remis zum Beispiel würde die Perspektive für die Rückrunde deutlich verbessern, in der man mit zwei Neuzugängen nochmals Gas geben will, wohl wissend, dass es diese Saison so gut wie sicher einen Absteiger geben wird.

Petrissa Solja und Chantal Mantz wollen den TSV Langstadt auch in Böblingen zum Sieg führen (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Beim derzeitigen Tabellenletzten wird es für die Südhessinnen mit Sicherheit also kein lockerer Sonntagmorgen-Spaziergang zwischen Frühstück und Mittagessen. Es ist alles andere als unmöglich, dass die Partie eng und umkämpft verläuft und über die volle Distanz geht. Bei einem Sieg wäre für Langstadt die Chance auf Platz zwei nach der Vorrunde groß. Lediglich Schwabhausen könnte dann mit zwei hohen Erfolgen am Wochenende theoretisch noch am TSV vorbeiziehen.

Der TSV Langstadt wird wieder in Bestbesetzung, wie bislang immer in der Vorrunde, auflaufen – nicht ein einziges Mal wurde eine Ersatzspielerin benötigt. Man hofft,  wieder mit einem 2:0 aus den Doppeln herauszugehen – beide TSV-Formationen zeigten sich zuletzt in Topform.

SVB-Trainer Volker Ziegler, gerade vom VDTT zum Trainer des Jahres gekürt, gibt sich trotzdem zuversichtlich: „Wir kämpfen wie immer, haben Spaß am Spiel, unabhängig vom Tabellenplatz. Von daher freue ich mich auf die beiden Partien und wir schauen, dass wir bis zum Ende der Rückrunde von Platz acht wieder wegkommen.“

Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer blickt voraus. „Wir wollen den positiven Schwung aus dem vergangenen Wochenende auch ins letzte Vorrundenspiel gegen Böblingen mitnehmen“, betont Kämmerer. „Vom derzeitigen Tabellenplatz sollte sich aber niemand täuschen lassen. Deshalb heißt es voll konzentriert die Aufgabe anzugehen.“ „Nach unserem erfolgreichen Doppelspieltag wollen wir mit einem Sieg nachlegen“, sagt TSV-Coach Thomas Hauke. „Unser Fokus muss darauf liegen, wieder punktgenau unsere Qualität abzurufen. Konstanz ist auch ein Merkmal von Qualität.“

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor

Eines der Spiele, die grundsätzlich immer interessant sind, egal welche Tabellenkonstellation gerade gegeben ist. Wenn es aber auch noch um Platz 2 in der Halbzeittabelle geht, zumindest für den Gastgeber, ist noch mehr Pep im Oberbayern-Derby.

75 Kilometer liegen zwischen den beiden Rivalen, zudem eine Kreisgrenze. Die 6.500-Einwohner-Gemeinde Schwabhausen gehört zum Landkreis Dachau, die 18.000-Einwohner-Stadt Kolbermoor zum Landkreis Rosenheim.

Gerade in dieser Saison sind beide Teams erkennbar auf Augenhöhe, während in den letzten Jahren Kolbermoor immer deutlich voraus war. Der TSV ist vor dem letzten Vorrunden-Spieltag Tabellendritter mit 7:3 Punkten, der SV DJK Vierter mit 7:5 Zählern.

Lupenreine 5:0-Bilanz: Schwabhausens Topdoppel Orsolya Feher/Sabine Winter (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Der Gastgeber kann noch am Zweiten Langstadt (9:3) in der Tabelle vorbeiziehen, selbst wenn die Hessinnen in Böblingen gewinnen sollten. In diesem Fall bräuchten Winter und Co. allerdings zwei deutlich Siege – keine einfache Übung. Sollte Langstadt allerdings in Böblingen den Kürzeren ziehen oder einen Punkt einbüßen, sähe das schon ganz anders aus. Kolbermoor kommt in der ersten Halbrunde nicht mehr an Solja und Kolleginnen vorbei – selbst bei Punktgleichheit würde das Spielverhältnis noch für die Langstädterinnen sprechen. Schwabhausen könnte man aber noch überflügeln, doch das hängt nicht nur vom Derby ab, sondern auch vom Ergebnis des Vortages beim Spiel des TSV gegen Böblingen.

Alles in allem eine sehr interessante Konstellation, die reichlich Spannung verspricht. Nicht nur die Frage, wer als Berlin-Verfolger Nummer eins in die Rückrunde geht, sondern auch, ob es Kolbermoor gelingt, oben dran zu bleiben und weiter Kurs auf Platz 2 zu halten. Und einfach wird es gewiss nicht für Kristin Lang und ihre Mitstreiterinnen, zumal Schwabhausen mit Liu Yangzi an die Tische gehen wird.

„Wenn Schwabhausen in voller Aufstellung spielt, sehe ich uns in der Außenseiterrolle“, sagt denn auch Kolbermoors Trainer Michael Fuchs im Vorfeld des Derbys. „Liu Yangzi hat beim WTT-Turnier in Düsseldorf wiederholt ihre Klasse unter Beweis gestellt und Sabine ist aktuell gut drauf. Für mich nominell die beste Schwabhausener Mannschaft, auf die wir jemals getroffen sind. Es wird ein schweres Derby für uns.“ 

Kolbermoors unumstrittene Nummer 1: Kristin Lang (Foto: Petra Steyer).

Der Gastgeber hofft natürlich auf den großen Coup und signalisiert Vorfreude auf ein tolles Tischtennis-Wochenende so kurz vor Weihnachten. „Ich finde die Liga ist super interessant und knapp, was es spannend macht und unserer Liga gut tut“, sagt Alexander Yahmed. „Wir freuen uns aufs Wochenende.“

In der Vorsaison endeten beide Derbys mit einer Punkteteilung, was man sich auch diesmal durchaus wieder vorstellen könnte. Spannung ist jedenfalls angesagt und die Fans können in der Halle live dabei sein, zumindest wenn sie die geforderten Corona-Kriterien erfüllen.

Titelbild: Liu Yangzi, Chinesin mit australischer Staatsbürgerschaft und ungemein spielstark, wird am Wochenende als Nummer 1 des TSV Schwabhausen aufschlagen (Foto: Helmut Hörnschemeyer).

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