Play-offs: Langstadt zieht souverän ins Halbfinale ein, Weil erzwingt drittes Spiel
Die Fans erlebten in den Livestreams zwei völlig unterschiedliche Viertelfinal-Rückspiele am Samstag. Während der TSV Langstadt in Böblingen wenig Mühe hatte, den Halbfinaleinzug klarzumachen und den Gastgeberinnen nicht einmal den Ehrenpunkt gestattete, spielte sich in Schwabhausen ein Tischtenniskrimi mit dem besseren Ende für den ESV Weil ab. Die Gäste spielten stark auf und erzwangen durch einen von vielen im Vorfeld nicht erwarteten 5:3-Erfolg ein drittes und definitiv entscheidendes Spiel, das bereits am Sonntag an selber Stelle stattfindet.
SV Böblingen – TSV Langstadt 0:8
Ohne Qianhong Gotsch war die Aufgabe für Böblingen gegen die in Bestbesetzung angetretenen, in Galaform aufspielenden Hessinnen unlösbar. Die SVB blieb meilenweit von einem Tischtenniswunder entfernt, diesmal war ihr nicht einmal ein Matchgewinn vergönnt – Anett Kaufmann konnte also ihren Überraschungscoup gegen Petrissa Solja vom Gründonnerstag nicht wiederholen. Langstadt steht nach berlin eastside und Kolbermoor als dritter Halbfinalist fest und trifft in der Runde der besten Vier am 9. April in heimischer Halle und am 11. April auswärts auf den SV DJK Kolbermoor.
Die Spielzeit von nur zwei Stunden und 14 Minuten inklusive Pause und nur vier gewonnene Sätze für Böblingen sprechen eine deutliche Sprache. Den ersten holte Annett Kaufmann mit 11:9 gegen Dina Meshref. Die anderen Sätze dieser Partie waren ähnlich knapp, endeten allerdings zugunsten von Langstadts Ägypterin. Alexandra Kaufmann gewann den zweiten Satz gegen Tanja Krämer und führte im dritten mit 8:4, konnte diesen jedoch nicht ins Ziel bringen. Rosalia Behringer unterlag Franziska Schreiner mit 0:3.
Nach dem 4:0 zur Pause stand Langstadt bereits im Halbfinale, doch man spielte hoch konzentriert weiter und parierte gekonnt alle Versuche der Schwäbinnen, das Ergebnis wenigstens etwas freundlicher zu gestalten. So auch Petrissa Solja, die der druckvoll aufspielenden Annett Kaufmann im Duell der Linkshänderinnen zwar noch den Gewinn des ersten Satzes gestattete, dann aber gegen den beherzt spielenden Tischtennis-Teenager zeigte, dass man sie nicht einfach so zweimal in zwei Tagen schlägt (7:11, 11:9, 11:8, 11:8). Mitsuki Yoshida hatte im ersten und dritten Satz gegen Dina Meshref diverse Satzbälle, konnte sie aber alle nicht verwandeln. Der vierte gewonnene Böblinger Satz ging auf das Konto von Rosalia Behringer, die aber ihren Sieg aus der Vorwoche gegen Tanja Krämer nicht wiederholen konnte.
„Wir haben heute einige knappe Sätze gesehen, aber leider kein Spiel gewonnen“, so Böblingens Coach Andrzej Kaim. „Es war klar, dass es ohne Hongi schwer werden würde. Das ist einfach eine ganz andere Konstellation. Zumindest hat jede ihr Potenzial ausgeschöpft. Ganz besonders Annett, sie ist die Gewinnerin der Saison. Als 14-Jährige spielt sie bereits jetzt auf Augenhöhe mit den Besten.“
Größte Zufriedenheit herrschte im Langstädter Lager nach dem Kantersieg. Der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer brachte es auf den Punkt: „Eine klasse Vorstellung unserer Mannschaft, die die Aufgabe von Anfang an voll konzentriert angegangen ist.“ Coach Thomas Hauke stellte fest: „Extrem wichtig war unser guter Start. Nach der 4:0-Führung war das Spiel eigentlich schon durch, trotzdem blieben wir fokussiert und jede wollte unbedingt noch den zweiten Einzelsieg. Für uns war es eine mega gute Woche.“ Tanja Krämer lenkte den Blick in die nahe Zukunft: „Wir freuen uns auf das Duell gegen Kolbermoor und möchten den Favoriten ein bisschen ärgern.“
TSV Schwabhausen – ESV Weil 3:5
Der Champions-League-Sieger muss sich noch einen Tag gedulden. Erst am Sonntagnachmittag erfährt der ttc berlin eastside, mit wem er sich in den Play-off-Halbfinals auseinandersetzen muss. Nach dem Hinspiel, das Schwabhausen nach einem fulminanten Endspurt mit 6:2 gewann, hatten viele damit gerechnet, dass der TSV in heimischer Halle den Sack zumachen würde. Doch ein bärenstarker ESV Weil machte den Oberbayern erst einmal einen Strich durch die Rechnung.
Dass es in Schwabhausen wesentlich enger zugehen würde als zwei Stunden zuvor im „Ländle“, war schon nach wenigen Sätzen klar. Polina Trifonova brachte erneut das Kunststück fertig, Sabine Winter zu schlagen, diesmal mit 11:9 im fünften Satz. Ievgeniia Sozoniuk dagegen unterlag abermals knapp Mateja Jeger – ebenfalls mit 9:11 im Entscheidungsdurchgang. Doch danach war es erst einmal vorbei mit den Analogien zum Hinspiel. Eine diesmal bärenstarke Sophia Klee ließ der Ungarin Mercedesz Nagyvaradi, gegen die sie am Gründonnerstag noch klar den Kürzeren gezogen hatte, beim 3:0 (11:9, 11:7, 11:6) keine Chance. Das war das Signal für die Tischtennisfrauen aus dem Dreiländereck, dass diesmal etwas gehen würde. Die 21-jährige Serbin Izabela Lupulesku erhöhte gegen Orsolya Feher auf 3:1 – Schwabhausens Nummer vier egalisierte zwar einen 0:2-Satzrückstand, verlor den fünften Durchgang aber klar.
Sabine Winter ließ im Anschluss Ievgeniia Sozoniuk wie schon im Hinspiel keinen Stich – das Spiel gegen die kurzen Noppen der Ukrainerin beherrscht sie im Schlaf. Doch das nützte ihrem Team insofern nichts, als am Nebentisch Polina Trifonova für den vierten Weiler Punkt sorgte. Hatte die Bulgarin zwei Tage zuvor gegen Mateja Jeger noch ganz deutlich verloren, drehte sie diesmal den Spieß um und verbuchte einen klaren 3:0-Sieg, der ihrem Team schon einmal ein Remis sicherte. Doch das hätte den Weilerinnen nichts genützt, ein Sieg musste her. Und da ließ sich Sophia Klee nicht zweimal bitten. Ihr 3:0 (11:9, 11:8, 11:4) gegen Orsolya Feher – im Hinspiel hatte die Ungarin noch in vier Sätzen die Oberhand behalten – ließ den ESV jubeln. Dass zeitgleich Izabela Lupulesku gegen Mercedesz Nagyvaradi den Kürzeren zog, fiel nicht mehr ins Gewicht.
Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed hatte Recht behalten, der vorher vermutet hatte, dass es eine ganz enge Partie werden würde: „Es war wieder ein Spiel auf Augenhöhe, nur diesmal hat Weil gewonnen und das verdient. Wir werden versuchen, uns zu sammeln, und unsere ganze Kraft ins das morgige „Finale“ legen, in dem wir den Einzug ins Halbfinale schaffen wollen.“
Helmut Pfeil lobte den Gegner: „Heute hat Weil durchwegs großartig gespielt. Deshalb geht der Sieg auch in Ordnung. Wir fanden nicht immer den richtigen Zugriff auf unsere Gegner.“ Der Abteilungsleiter des TSV blickt mit Spannung auf das dritte Duell. „Morgen wird es wieder auf die Tagesform ankommen“, so Pfeil. „Bisher hatten wir die Spiele gegen Weil immer auf Augenhöhe in engen Einzelspielen gespielt, aber meistens das bessere Ende für uns buchen können. Auch diesmal waren es umkämpfte Spiele, aber mit dem besseren Ende für Weil. Beide Teams werden versuchen, die Akteure für morgen wieder fit zu bekommen. Das wird sicher wieder eine enge Kiste werden.“
„Das war mit Sicherheit eines unserer besten Spiele gegen Schwabhausen. Wir hatten vielleicht mit einem Unentschieden gerechnet, dass jetzt ein Sieg daraus wurde, ist unglaublich“, freute sich ESV-Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Wir hatten auch nicht gedacht, dass Polina Trifonova gleich nochmal gegen Sabine Winter gewinnt. Auch im hinteren Paarkreuz lief es viel besser. Jetzt beginnen wir wieder bei null und lassen uns überraschen. Wir haben absolut keinen Druck und können locker aufspielen.“
Sollte übrigens die dritte Begegnung mit einem Remis enden, wird nur diese zur Ermittlung des Halbfinalisten herangezogen, die beiden Aufeinandertreffen vom Donnerstag und Samstag zählen dann nicht mehr. Die Sätze und gegebenenfalls Bälle vom Sonntag werden den Ausschlag geben. Doch vielleicht wird es klarer als gedacht, zu wessen Gunsten auch immer, und solche Rechenspiele erübrigen sich. Auf jeden Fall verspricht die dritte Auflage dieses Duells binnen vier Tagen reichlich Spannung.
Beitragsbild oben: Bärenstarke Auftritte in Schwabhausen: Sophia Klee (ESV Weil).
Text & Fotos (4): Dr. Stephan Roscher