Klare Heimsiege für Schwabhausen und Weinheim
Nichts drin war für die Gästeteams am Samstag in der 1. Bundesliga Damen. In dem einen Fall überraschend, denn dass der TSV Langstadt in Schwabhausen, das auch noch auf Sabine Winter verzichten musste, nach einem 2:0-Start in den Doppeln kein einziges Einzel gewinnen würde, war nicht zu erwarten. Eher schon der 6:2-Erfolg des Spitzenreiters Weinheim gegen Böblingen, da die Gäste, wie angekündigt, mit nur zwei Stammspielerinnen angereist waren. Lediglich Qianhong Gotsch konnte für die SVB punkten – und das gleich doppelt.
TSV Schwabhausen – TSV Langstadt 6:2
Ein merkwürdiges Spiel. Der Pokalfinalist aus Hessen startet furios mit zwei klaren Doppelsiegen und bekommt nachfolgend gar nichts mehr auf die Kette. Kein einziger Einzelerfolg gelingt den Gästen, die es selbst nicht fassen können.
Natürlich muss man auch anerkennen, dass die Schwabhäuserinnen richtig gut spielten, man könnte sogar von einem kleinen Spielrausch sprechen. Unerwartet war dieser klare Heimsieg dennoch. Als die Aufstellung der Oberbayern bekannt wurde, nämlich ohne Sabine Winter und Alina Nikitchanka, waren viele fest davon überzeugt, es würde auf ein ganz enges Duell, ähnlich wie im Pokalhalbfinale, hinauslaufen. Doch die Langstädterinnen hatten nach den Doppelerfolgen von Mantz/Lemmer und Schreiner/Krämer gar keinen Zugriff mehr, die Partie lief vollkommen an ihnen vorbei.
Nur zwei Matches gingen über die volle Distanz. Dabei zeigte Ersatzfrau Alena Lemmer eine wirklich akzeptable Leistung und unterlag Orsolya Feher nach 2:1-Satzführung noch mit 2:3, wobei die Ungarin bis zum letzten Ball um ihren Sieg kämpfen musste. Enttäuschend war das 2:3 der frischgebackenen Hessenmeisterin Tanja Krämer gegen Schwabhausens Ersatzspielerin Emine Ernst. Auch Krämer führte zwischenzeitlich mit 2:1 Sätzen. Im Entscheidungsdurchgang vergab sie bei 10:9 einen Matchball und unterlag schließlich mit 11:13. Aber auch hier muss man ihre Gegnerin loben, denn was die 19-jährige Holländerin, die etatmäßig im Drittligateam der Bayern aufschlägt, bot, war herausragend und nervenstark obendrein.
Der Rest war überhaupt nicht knapp, im vorderen Paarkreuz waren indisponierte Langstädterinnen vollkommen chancenlos – sowohl Chantal Mantz, die Liu Yangzi und Mercedesz Nagyvaradi jeweils mit 0:3 unterlag, als auch die heutige Nummer eins, Franziska Schreiner, die wenigstens je einen Satz gewann, blieben weit von einem Matchgewinn entfernt.
Doch natürlich gilt auch in diesem Fall die alte Sportler-Weisheit, dass man stets so gut spielt, wie es der Gegner zulässt, und es war schon arg wenig, was ein überragender TSV Schwabhausen an diesem Nachmittag zuließ, der mit diesem Erfolg die Langstädterinnen in der Tabelle vom fünften Platz verdrängte.
„Ich bin überglücklich, das waren wichtige zwei Punkte, obwohl die Vorzeichen ohne Sabine und Alina, die verletzungsbedingt fehlten, nicht gut waren“, freute sich Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. „Und die Lage wurde noch schwieriger nach den Doppeln, aber wie so oft zeigten wir eine extrem starke Teamleistung. Ich bin total happy, das war nicht zu erwarten. Es waren einige knappe Siege dabei und hätte vielleicht auch anders laufen können, ich finde aber trotzdem unseren Sieg verdient. Wir haben das Glück quasi erzwungen.“
„Das war heute sicher die schlechteste Saisonleistung der TSV-Damen“, so der Langstädter Sportliche Leiter Manfred Kämmerer. „Trotz des guten Starts mit zwei klar gewonnenen Doppeln sind wir nie ins Spiel gekommen. Eigentlich nicht zu erklären. Das Spiel müssen wir jetzt erstmal verdauen. Gegen Kolbermoor müssen wir uns auf jeden Fall anders präsentieren.“
TTC 1946 Weinheim – SV Böblingen 6:1
Der Spitzenreiter ließ gegen die ersatzgeschwächten Schwäbinnen, die mit zwei Spielerinnen aus der Verbandsliga aufliefen, nichts anbrennen. Mit 16:6 Punkten führt man weiterhin die Tabelle an vor Kolbermoor (13:5) und Berlin (11:7), allerdings sind nach Minuspunkten die Oberbayern derzeit das beste Team.
Vor 120 Tischtennisfans konnte nur Böblingens Spitzenspielerin Qianhong Gotsch für Spannung sorgen und mit ihren 3:2-Erfolgen über Giorgia Piccolin und Yuan Wan in wirklich sehenswerten, umkämpften Matches für den Tabellenvierten punkten. Besonders Piccolin war aber richtig gut drauf und hätte um ein Haar gegen die gefürchtete Defensivstrategin gewonnen, doch bei 10:9 im fünften Satz vergab sie ihren Matchball und musste dann doch ein 10:12 quittieren.
Die Gäste mussten Annett Kaufmann wegen eines WTT-Jugend-Turniers in Tunis und Leonie Hartbrich, die mit dem ungarischen Nationalteam unterwegs war, ersetzen. Die Engländerin Charlotte Bardsley, SVB-Neuzugang und Ex-Zweitligaspielerin, kam für einen Einsatz nicht in Frage. „Der Kontakt zu Charlotte ist abgerissen, sie wird wohl kein Spiel im SVB-Trikot bestreiten“, erklärte Böblingens Manager Frank Tartsch.
Da der Verein keine 2. Mannschaft in einer höheren Spielklasse hat, mussten zwei Spielerinnen zum Schläger greifen, die normal in der Landesliga aufschlagen und dort negative Bilanzen aufweisen. Mit Herzblut gekämpft haben Tamara Papadopoulos und Katrin Quarg auf jeden Fall, doch gewinnen konnten sie gegen Mateja Jeger beziehungsweise Sophia Klee natürlich nicht, höchstens an Erfahrung. Im Doppel durften sie sogar gegen die Weltklasse-Brasilianerin Bruna Takahashi spielen, was nicht vielen Tischtennisfrauen in Deutschland vergönnt ist. Ein krasses Erlebnis für die beiden Böblingerinnen. „Die beiden fühlen sich gut, haben trotz allem Spaß gehabt. Sogar Katrins Eltern sind mitgereist“, wusste Frank Tartsch zu berichten.
Da schon die Doppel einseitig zugunsten der Weinheimerinnen verliefen, musste der Ligaprimus nicht volles Risiko gehen und konnte auf einen Einsatz von Takahashi in den Einzeln verzichten, die an einer leichten Fußverletzung laboriert und somit für das morgige Spiel in Weil geschont wurde. Die hochgerückte Giorgia Piccolin präsentierte sich in Topform und ließ Mitsuki Yoshida, etatmäßig Böblingens Nummer drei, ebensowenig eine Chance wie zuvor Yuan Wan.
„6:2 war ein deutliches Resultat“, so ein zufriedener TTC-Manager Christian Säger. „Wir im Einzel ohne Takahashi, die leicht am Fuß verletzt ist, Böblingen ohne Kaufmann und Hartbrich. Für uns natürlich ein weiterer Schritt zu unserem Ziel Play-offs. Ein Arbeitssieg, der Selbstbewusstsein für das Spiel morgen in Weil bringt.“
Am Sonntag spielen: ttc berlin eastside – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (13 Uhr), ESV Weil – TTC 1946 Weinheim (14 Uhr), SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt (14 Uhr).
Beitragsbild ganz oben: Liu Yangzi vertrat Sabine Winter als Spitzenspielerin des TSV Schwabhausen würdig und gab sich gegen Franziska Schreiner und Chantal Mantz keine Blöße (Foto: Dr. Stephan Roscher).