Fünf Bundesliga-Partien am Wochenende: Berlin will zurück in die Erfolgsspur, Langstadt vor hohen Hürden in Oberbayern
Die 1. Bundesliga Damen nimmt rasant Fahrt auf. Gleich 15 Partien stehen aufgrund der mit heißer Nadel gestrickten internationalen Terminpläne im Februar an, fünf davon am kommenden Wochenende – alle acht Teams werden im Einsatz sein. Darunter einige richtungsweisende Spiele, auf die man richtig gespannt sein darf. Schwabhausen empfängt Langstadt, das tags darauf auch bei Herbstmeister Kolbermoor an die Tische muss. Auch Spitzenreiter Weinheim steht vor einem Doppelspieltag, dem zweiten in Folge. Am Samstag hat man die Böblingerinnen zu Gast, am Sonntag steigt das Baden-Derby in Weil, das dringend Punkte benötigt. Glasklarer Favorit ist Berlin im Heimspiel gegen Bingen.
TSV Schwabhausen – TSV Langstadt (Samstag, 14.00 Uhr)
376 Kilometer sind es von Langstadt nach Schwabhausen im Landkreis Dachau, von dort fährt der Langstädter Tross nach getaner Arbeit weiter nach Kolbermoor im Landkreis Rosenheim. Das wäre kein Problem, wenn es mit Punkten honoriert würde. Ob dies aber klappt, muss zumindest als fraglich erscheinen, denn die Gegner sind sehr stark und die Langstädter müssen weiter ohne echte Nummer eins zurechtkommen. Petrissa Solja hat bekanntlich aufgehört und Minnie Soo steht noch nicht wieder zur Verfügung. Folglich ist man auf eine Ersatzfrau aus dem Zweitliga-Team angewiesen.
Schwabhausen ist punktgleicher Tabellennachbar von Langstadt und verfügt mit der deutschen Nationalspielerin Sabine Winter, seit Jahren immer wieder erfolgreichste Bundesligaspielerin, über eine herausragende Nummer eins. Im Pokal-Halbfinale konnten sich die Südhessinnen knapp durchsetzen, doch Dreierteams mit den drei momentan zur Verfügung stehenden Stammspielerinnen sind eben keine Vierermannschaften wie in der Bundesliga. Schwabhausen startet am Samstag ebenso wie Langstadt in die Rückrunde. Natürlich wollen die Oberbayern mit einem Erfolgserlebnis in die zweite Saisonhälfte gehen, zumal vor heimischer Kulisse.
„Das gibt einen stressigen Februar. An vier Wochenenden haben wir sechs Spiele“ blickt der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer voraus. Nach dem Karriereende von Petrissa Solja muss sich der TSV erst einmal neu sortieren. „Wenn man seine Führungsspielerin verliert, bedeutet das auch immer, dass sich andere Spielerinnen in diese Rolle hineinspielen können. Ich denke, wir haben diese Spielerinnen“, ist Kämmerer überzeugt. „Wir möchten deshalb auch gut in die Rückrunde starten, wenngleich sich die Saisonziele aufgrund der neuen Situation natürlich verändert haben. Es gilt als erstes, Punkte zu sammeln, um sich soweit es geht vom Tabellenende zu entfernen.“ Immerhin sind es aber halbwegs beruhigende fünf Punkte Vorsprung auf den einzigen Abstiegsplatz.
„Wir freuen uns auf Langstadt“, versichert Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. „Besonders nach dem Pokal wollen wir etwas gut machen. Ob uns das gelingt, ist eine andere Frage, aber wir sind bereit, Topleistung zu zeigen.“
„Gegen Schwabhausen wird es auch auf die Aufstellung der Gastgeberinnen ankommen“, sagt Kämmerer. „Sie haben einen großen Kader. Wenn sie mit ihrer stärksten Aufstellung antreten, sind wir aber wohl nur Außenseiter.“ In der Vorrunde trennte man sich von Schwabhausen 5:5, nicht zuletzt dank einer überragenden Minnie Soo, die sogar Sabine Winter schlagen konnte.
TTC 1946 Weinheim – SV Böblingen (Samstag, 17.30 Uhr)
Mit Doppelspieltagen haben die Tischtennisfrauen des aktuellen Spitzenreiters recht gute Erfahrungen gemacht, zuletzt in der Vorwoche gegen Berlin (6:4) und Kolbermoor (5:5). Leicht zu werden verspricht es aber auch gegen den Tabellenvierten Böblingen nicht, der im Februar gleich viermal auswärts an die Tische gehen muss. Allerdings wird dieser in Weinheim nicht in Bestbesetzung auflaufen können.
Bruna Takahashi aus Brasilien ist der Star des Teams aus Nordbaden. 10:4 lautet die bisherige Bilanz der Brasilianerin, aber auch Wan Yuan konnte überzeugen. Mit Mateja Jeger, Giorgia Piccolin und Sophia Klee ist die Mannschaft auch am zweiten Paarkreuz gut besetzt. In der Vorrunde gewann Weinheim mit 6:3 in Böblingen und ist auch diesmal favorisiert.
Die SV Böblingen kann zudem nicht in Topbesetzung antreten. Letztes Wochenende noch startete man gegen Weil erfolgreich in die Rückrunde. Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann holten alle vier Zähler im vorderen Paarkreuz. Doch jetzt spielt Annett Kaufmann bis zum Wochenende das U19-Turnier der WTT-Serie in Tunesien. Sie benötigt die internationalen Turniere, um Weltranglisten-Punkte zu sammeln, um sich den Traum von Olympia 2024 zu erfüllen. Eigentlich wären solche Turniere ein Verlegungsgrund für ein angesetztes Bundesligaspiel. „Es gibt aber im Bundesliga-Spielplan keine freien Termine mehr“, beklagt Frank Tartsch, Manager der Böblinger Frauen. Denn bereits am 19. März muss die reguläre Saison abgeschlossen sein. Auch Leonie Hartbrich wird am Samstag nicht zur Verfügung stehen, sie hat ein Spiel mit der ungarischen Nationalmannschaft.
„Nach dem letzten Doppelspieltag jetzt wieder zwei Spiele am kommenden Wochenende, das ist schon viel Arbeit und Stress“, räumt Weinheims Macher und Manager Christian Säger ein. „Aber natürlich ist es immer einfacher, nach einem super erfolgreichen Spieltag zu den kommenden Aufgaben anzutreten. Am Samstag zu Hause gegen Böblingen ist vom Papier her das nächste Spitzenspiel in unserer Halle. Wir werden wieder komplett sein und versuchen, den Hinspielerfolg zu wiederholen. Gleichzeitig hat Böblingen ein tolles Team mit Erfahrung und Routine sowie jugendlichem Elan, das uns alles abverlangen wird.“ Ob letzteres freilich ohne Kaufmann und Hartbrich tatsächlich der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
ttc berlin eastside – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Sonntag, 13.00 Uhr)
Der ttc berlin eastside will sich am Sonntag eine Menge Frust von der Seele spielen. Das Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League war ärgerlich, zumal die Mannschaft nicht schlechter war als Gegner Metz, doch es fehlte das zum Weiterkommen nötige Quäntchen Glück. Somit ist das Triple nicht mehr möglich für die Hauptstädterinnen, folglich soll, nein muss es nun wenigstens das Double werden. Doch am Tag nach Metz gab es auch in der Bundesliga einen Dämpfer für den Pokalsieger mit dem 4:6 in Weinheim, obwohl man auch da, bei einem bärenstarken Gegner, gleichwertig war und zumindest ein Unentschieden eigentlich in der Luft lag. Doch abermals fehlte ein winziger Tick.
Nun will man aber so schnell nichts mehr anbrennen lassen und sich in den verbleibenden fünf Ligaspielen wenigstens den direkten Einzug in die Play-off-Halbfinals sichern, der von Anfang an das Ziel war – bei sieben Minuspunkten, Weinheim hat sechs, Kolbermoor fünf, noch gut zu schaffen.
Die gegen den Abstieg kämpfende TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die seit dem Überraschungssieg in Schwabhausen am 20. November 2022 auf ein Erfolgserlebnis wartet, kommt da gerade recht und soll als Aufbaugegner dienen. Natürlich wollen sich Rakovac und Co., die meist auch mit den Großen recht gut mitgehalten haben, auch in Berlin nicht abschlachten lassen, was aber nichts daran ändert, dass man als klarer Außenseiter anreist.
eastside-Präsident Alexander Teichmann sagt ohne Umschweife: „Unsere Mannschaft ist gefordert, gegen Bingen in die Erfolgsspur zurückzukehren. Bingen ist stärker als es ihr aktueller Tabellenplatz vermuten lässt. Entsprechend konzentriert werden wir zu Werke gehen. Das Ziel ist klar: Die Punkte müssen in Berlin bleiben.“
Joachim Lautebach, Vorsitzender der TTG, meint: „Nachdem wir die zwei aktuellen Topmannschaften Weinheim und Kolbermoor bereits hinter uns haben, geht es nun gegen den Deutschen Meister. Natürlich sind wir in Berlin wieder krasser Außenseiter, wollen aber gute Spiele zeigen.“ Man rechnet sich nichts aus, was sich danach aber ändert, da man dann nur noch gegen Teams auf Augenhöhe spielt. „Wichtig für uns sind die Partien Ende Februar und im März, wo wir dann unbedingt mal wieder punkten müssen, um eine Mannschaft, im Moment wäre das Weil, hinter uns zu lassen“, so Lautebach. „Wobei es vermutlich auch gegen Weil nicht so einfach wird, weil sie sehr ausgeglichen besetzt sind.“
ESV Weil – TTC 1946 Weinheim (Sonntag, 14.00 Uhr)
Auf dem Papier spricht fast alles für Spitzenreiter Weinheim, doch schließlich ist das graue Theorie und die einzige Wahrheit spielt sich ganz konkret am Sonntagnachmittag an den beiden Tischen in der Turnhalle der Leopoldschule in Weil am Rhein ab.
Zudem ist es – trotz der großen Entfernung von 260 Kilometern zwischen beiden Städten – ein Derby, nämlich das Baden-Derby, Südbaden empfängt den äußersten Norden. Und Derbys unterliegen bekanntlich eigenen Gesetzen. Schon das Hinspiel in Weinheim war eng und umkämpft und ging mit 6:4 gerade so an den TTC 46.
Nach drei Spielen gegen Topmannschaften in neun Tagen könnte zudem auch der Akku bei Takahashi und Kolleginnen am Sonntag nicht mehr ganz voll sein. Und schließlich kommt hinzu, dass Dobreva und Co. viele Partien knapp und unglücklich verloren haben. Eigentlich wäre es überfällig, mal wieder zu punkten, was zuletzt am 30. Oktober letzten Jahres mit dem Heimsieg gegen Bingen gelang. Und Punkte braucht man im Dreiländereck fast so sehr wie den Sauerstoff zum Atmen, will man noch aus dem Tabellenkeller herauskommen und die schwierige Saison mit einem Happyend abschließen. Man muss also nicht zwingend mit einer einseitigen Angelegenheit zugunsten der Gäste rechnen.
„In Weil sind zwar tabellarisch die Voraussetzungen eher so, dass wir Favorit sind, aber Weil hat sehr viele Spiele sehr knapp verloren, unter anderem auch das Hinspiel bei uns mit 4:6“, so Weinheims Manager Christian Säger. „Daher werden wir auch dort voll konzentriert sein müssen, um beide Punkte an die Bergstraße mitzunehmen. Unser Team freut sich auf die beiden Spiele, danach haben wir erst mal drei Wochen Pause.“
„Weinheim ist für uns momentan nicht der Gegner, bei dem wir uns eine reelle Chance ausrechnen zu punkten, zumal wir im Moment noch nicht genau wissen, wie wir spielen können“, sagt Doris Spiess, Abteilungsleiterin des ESV Weil. „Nichtsdestotrotz werden wir unser Bestes geben, um unseren Fans einen spannenden Tischtennis-Nachmittag zu bieten. Vielleicht gibt es ja doch einmal einen überraschenden Punktgewinn.“
SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt (Sonntag, 14.00 Uhr)
Teil zwei des Langstädter Oberbayern-Trips mit einer vermutlich noch schwierigeren Aufgabe für den Pokalfinalisten als bei Teil eins. Herbstmeister Kolbermoor ist aktuell Tabellenzweiter hinter Weinheim, aber nur, weil der Rivale eine Partie mehr bestritten hat. Nach der Partie geht es für die TSV-Asse zurück nach Südhessen, exakt 439 Kilometer an diesem vermutlich 1.000-Kilometer-Wochenende.
Die Langstädter Nummer vier könnte zum Beispiel Alena Lemmer sein, die früher selbst schon Stammspielerin im Oberhaus war. Der Verein bestätigt dies im Vorfeld aber nicht und hält sich in Sachen Personalien/Aufstellungen wie gewohnt bedeckt. Die Aufgaben sind diffizil genug, da möchte man den Gegnern nicht noch die Gelegenheit geben, sich auf alle Eventualitäten vorbereiten zu können.
Kolbermoor ist gut in der Rückrunde angekommen, hat klar in Bingen gewonnen und zuletzt in Weinheim ein respektables Remis erspielt. Das Spitzenpaarkreuz weist besondere Qualität auf: Die Schwedin Linda Bergström zählt zu den besten Abwehrspielerinnen des Kontinents und die erfahrene Kristin Lang liefert seit Jahren Topergebnisse.
„Grundsätzlich ist Langstadt ein schwer auszurechnender Gegner, weil nicht ganz klar ist, wer die vierte Spielerin sein wird. Je nachdem ändert das die Situation“, meint Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Wir konzentrieren uns aber einfach auf uns und wollen an unsere Leistung vom letzten Wochenende anknüpfen. Gerade Linda hat sehr gut gespielt und kommt langsam wieder an ihre alte Form heran, was uns sehr zuversichtlich macht. Solomiya hat mit dem Sieg über Sophia Selbstvertrauen getankt, wovon sie in den nächsten Spielen hoffentlich zehren kann. Insgesamt freuen wir uns einfach auf das erste Heimspiel der Rückrunde und wollen natürlich mit etwas Zählbarem aus dem Spiel gehen.“
„Wir möchten gut in die Rückrunde starten, wenngleich sich die Saisonziele aufgrund der neuen Situation natürlich verändert haben. Aber gegen Kolbermoor ist der TSV klarer Außenseiter“, so Kämmerer. Im Hinspiel gegen Kolbermoor musste man ohne Minnie Soo eine unglückliche 4:6-Niederlage quittieren.
Beitragsbild ganz oben: Franziska Schreiner möchte mit ihrem Team nicht mit leeren Händen aus Oberbayern zurückkehren (Foto: Dr. Stephan Roscher).