Finaler Showdown zwischen berlin eastside und Weinheim

Von Stephan Roscher|Juni 8, 2023|bundesliga

Nachdem vier Wochen zwischen den Viertelfinal- und den Halbfinal-Play-offs ins Land gezogen waren – der internationale Turnierplan ließ es nicht anders zu –, geht es nun im Eiltempo auf die Entscheidung zu. Titelverteidiger ttc berlin eastside und Punktrundengewinner TTC 46 Weinheim sind nicht unerwartet als letzte Teams im Titelrennen geblieben. Am Freitag in der Hauptstadt sowie am Sonntag in Weinheim stehen die Play-off-Endspiele um die Deutsche Meisterschaft 2023 an. Ein etwaiges drittes Spiel würde am Montag ebenfalls in Weinheim ausgetragen. Für Berlin wäre es – lässt man die zahlreichen Erfolge der Vorgängerklubs in der DDR außen vor – der neunte Meistertitel, für Newcomer Weinheim dagegen der allererste der Vereinsgeschichte. Spannung ist angesagt, beide Teams spielen zumeist auf sehr hohem Niveau.

Freitag, 18:30 Uhr: ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim
Sonntag
, 14:00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside

Das “Highlight des Jahres”, wie wir es auf der Weinheimer Homepage lesen, beginnt am Freitagabend in der Großen Spielhalle des Sportkomplexes Berlin in der Paul-Heyse-Straße und endet auf jeden Fall in der nordbadischen, idyllisch an der Bergstraße gelegenen 44.000-Einwohner-Stadt Weinheim.

Zwei oder drei spannende Duelle?

Ob dies wie vorgesehen am Sonntagnachmittag der Fall sein wird. oder ob die Fans sich bis Montagabend gedulden müssen, bis der Meistertitel vergeben ist, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Es ist jedenfalls gar nicht so abwegig, dass es eventuell in die Verlängerung geht, die – wie das zweite Play-off-Match – in der Sporthalle des Weinheimer Werner-Heisenberg-Gymnasiums in der Friedrichstraße stattfinden würde. Der Beginn wäre dann um 19 Uhr. Weinheim genießt als Erster der Punktrunde – man kam im März mit einem Zähler Vorsprung vor den Hauptstädtern ins Ziel – in einer dritten Partie Heimrecht, sodass der Rekordmeister nur einmal in eigener Halle und gegebenenfalls zweimal in der Fremde an die Tische gehen muss.

Berlin in Finalsituationen erprobt, für Newcomer Weinheim schon jetzt eine traumhafte Saison

Dies beunruhigt die Berlinerinnen mit ihrer einzigartigen Final-Erfahrung in Meisterschaft, Pokal und Champions League aber nicht wirklich, denen auch vor dem Weinheimer Hexenkessel nicht bange ist, wohl wissend, dass ihnen alles andere als ein Spaziergang bevorsteht. Natürlich trägt man, auch wenn man in der Punktrunde gegen den Senkrechtstarter zwei Niederlagen quittieren musste, schon als ttc berlin eastside die Bürde des Favoriten, dürfte damit aber umzugehen wissen.

Der Herausforderer: TTC 1946 Weinheim (v.l. Luisa Säger, Yuan Wan, Giorgia Piccolin, Bruna Takahashi, Sophia Klee, Mateja Jeger, Jennie Wolf – Foto: Armin Schimkat).

Tatsache ist indes auch, dass die Weinheimerinnen einen Tick lockerer in die Boxen gehen können, da etwas weniger Druck auf ihren Schultern lastet. “Das Saisonziel zu Beginn der Runde hieß einmal Play-off, also ein Platz unter den ersten Sechs. Dass es dann am Ende der Ligaspiele der erste Platz wurde, war für alle mehr als überraschend und schon der größte Erfolg der Vereinsgeschichte”, so die Einordnung der Punktrunde in einer Final-Vorschau auf der Weinheimer Homepage. Natürlich stellte sich auch schnell heraus, dass der neue Kader des TTC 46 clever zusammengestellt war und prächtig harmonierte, sodass das ursprüngliche Saisonziel nur ein Zwischenschritt sein konnte.

Dennoch können die Weinheimerinnen trotz internationaler Starbesetzung im ersten Finale der Weinheimer Klubgeschichte eigentlich nur etwas gewinnen – bitter wäre ein Scheitern vor der letzten Hürde ausschließlich für den Gegner, der die Saison gerne als Triple-Sieger beendet hätte und nun das Double benötigt, um ein positives Fazit dieser Spielzeit ziehen zu können.

Doch genug der psychologischen Betrachtungsweise, am Ende zählen selbstredend nur die Fakten und die Wahrheit liegt natürlich ausschließlich an den Tischen.

Shan Xiaona spielt auch in dieser Saison auf konstant hohem Niveau und verfügt über reichlich Erfahrung in Partien mit Finalcharakter (Foto: Maria Wohllaib).

Souveräne Halbfinal-Leistungen

Fakt ist, dass beide Mannschaften ihre Halbfinal-Aufgaben in souveräner Manier gelöst haben – nach so langer Pause, beide hatten zehn Wochen nicht mehr gespielt, und direkt nach einer nervenaufreibenden WM keineswegs selbstverständlich. Der ttc eastside ließ gegen ein zumindest im Hinspiel extrem starkes Kolbermoor in eigener Halle keinen Zweifel aufkommen und Weinheim hatte die Böblingerinnen trotz einer glänzend aufgelegten “Hongi” Gotsch und einer überzeugenden Annett Kaufmann letztlich gut im Griff und fuhr zwei deutliche Siege ein.

Berlin und Weinheim in Topbesetzung erwartet

Beide wissen, dass dies nur das Vorspiel war und sie nun noch etwas draufpacken müssen, um in den Finals auf vermutlich brutal hohem Niveau zu bestehen. Beide werden ihre Topbesetzungen aufbieten und sind gut gerüstet für den großen Showdown. Im Berliner Team erwartet man Shan Xiaona, Nina Mittelham, Ding Yaping und Sabina Surjan, Weinheim hat die Top 5, also Bruna Takahashi, Yuan Wan, Mateja Jeger, Giorgia Piccolin und Sophia Klee, zur Verfügung.

Bruna Takahashi will mit ihrem Team auch gegen den Rekordmeister etwas reißen (Foto Roscher).

“Das Damen-Quintett des TTC 46 fliegt am Donnerstag in die Hauptstadt”, lesen wir auf der Weinheimer Homepage. “Mit Bruna Takahashi und Yuan Wan stehen die beiden für das vordere Paarkreuz fest, während Trainer Andreas Dörner für das hintere Paarkreuz aus Mateja Jeger, Giorgia Piccolin und Sophia Klee noch die Auswahl treffen muss. Alle konnten zuletzt stabile Leistungen bringen, so dass auch gegen die favorisierten Berlinerinnen etwas möglich sein könnte.”

Weinheim hatte in den Punktspielen die Nase vorn

In der Hinrunde hatte Ende November der TTC gegen eastside, das natürlich noch ohne die Top-Asse Shan und Mittelham auskommen musste, deutlich mit 6:2 die Oberhand behalten. Zwei Monate später stand man sich abermals in Weinheim gegenüber, diesmal auf beiden Seiten mit allem, was Rang und Namen hat. Die Fans erlebten eine unvergleichliche Partie, vermutlich eine der besten der letzten Jahre in der 1. Bundesliga Damen. Nach furiosem Endspurt sicherten sich Takahashi und Co. einen 6:4-Erfolg gegen fraglos gleichwertige Berlinerinnen, die tags zuvor ungücklich im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden waren und dennoch richtig gut spielten. Man kann davon ausgehen, dass die Finals auf ähnlich hohem Niveau über die Bühne gehen werden und nur das Team, das die Leistung vom Januar erneut abrufen kann, eine Chance hat, am Ende ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.

So voll wie am letzten Sonntag gegen Böblingen, dürfte es auch diesmal wieder in der Weinheimer Halle werden, vielleicht sogar noch voller (Foto: Armin Schimkat).

eastside hofft auf fitte Nina Mittelham und will mit Heimsieg Grundlage schaffen

“Am Freitagabend geht es für eastside darum, durch einen Sieg vor heimischer Kulisse die Grundlage für eine erfolgreiche Titelverteidigung zu legen”, lesen wir auf der Berliner Homepage. Man setzt nicht zuletzt auf die Erfahrung der Mannschaft, die in Finalsituationen im Normalfall viel schwerer zu bezwingen ist als in weniger bedeutsamen Partien. Hilfreich wäre es, wenn die schon im Rückspiel gegen Kolbermoor wieder recht gut spielende Nina Mittelham bis dahin gesundheitlich wieder voll auf der Höhe wäre. „Wir hoffen, dass Nina sich gesundheitlich weiter stabilisiert und ihre Erkältung auskurieren kann”, so eastside-Präsident Alexander Teichmann. “Zusammen mit Nana sind wir vorne schon extrem stark. Neben der spielerischen Klasse, die unser Team auszeichnet, sind wir gewohnt, mit Druck umzugehen. Wir werden Weinheim mit dem nötigen Respekt, aber auch mit dem Vertrauen in die eigene Stärke gegenübertreten.”

Die frühere deutsche Nationalspielerin Jessica Göbel, die ihre aktive Karriere beendet hat und dem Berliner Trainerstab angehört, macht deutlich: “Wir sind Titelverteidiger und wollen, dass der Titel auch in Berlin bleibt. Dass Weinheim ein starker Gegner ist, haben sie bereits durch die Konstanz in der Bundesliga unter Beweis gestellt. Es wird sicher ein Spiel auf Augenhöhe sein und die Zuschauer dürfen sich schon jetzt auf spannende Spiele freuen. Unsere erste Zielsetzung ist ein Sieg im Heimspiel.”

Nicht zuletzt auf einer Nina Mittelham in Topform beruhen die Berliner Hoffnungen auf den erneuten Titelgewinn (Foto: Maria Wohllaib).

Hohe Spannung in Weinheim bei “sehr emotionaler” erster Finalteilnahme

“Die Spannung ist natürlich hoch”, räumt Weinheims Manager Christian Säger ein. “Die erste Teilnahme an einem Finale ist für unseren Club und die Stadt Weinheim sehr emotional. Wir sind gegen das Bayern München des Frauen-Tischtennis Außenseiter. Erreicht haben wir schon jetzt viel mehr als gedacht.“ Man wird natürlich alles versuchen und kündigt an, dem mit großem Abstand erfolgreichsten deutschen Verein der letzten zehn Jahre heftigen Widerstand zu leisten: „Die Mannschaft ist eingeschworen und wird in den Spielen alles geben, was möglich ist. Unser Trainer hat das komplette Team zur Verfügung. Das heißt, wir sind flexibel und können so auch auf den Gegner reagieren. Es herrscht riesige Vorfreude überall, besonders auf das Heimspiel am Sonntag, bei dem die Atmosphäre wieder super sein wird.“

Karten an der Tageskasse / Livestream

Schon im Rückspiel gegen Böblingen war die Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums mit 350 Fans ausverkauft. Dass dies auch am Sonntag der Fall sein wird, steht außer Frage. Dennoch gibt es eine gute Nachricht für Kurzentschlossene: Die Tageskasse wird geöffnet und es wird dort ein Restkontingent an Tickets erhältlich sein.

Es lohnt sich also, nach Weinheim zu kommen, wenn man es irgendwie einrichten kann. Und selbstverständlich auch am Freitagabend zum weichenstellenden Finalhinspiel nach Berlin. Auch für diese Partie sind noch Tickets vorrätig.

Wer es partout nicht packt, muss nicht komplett leer ausgehen, da beide Partien im Internet via Livestream in guter Qualität zu verfolgen sein werden.

Livestream Hinspiel, Tisch 1: https://www.youtube.com/watch?v=lDbEJHgvSJQ

Livestream Hinspiel, Tisch 2: https://www.youtube.com/watch?v=ERASilWlSRw

Livestream Rückspiel über die Facebook-Seite des TTC 46 Weinheim: https://www.facebook.com/ttc1946weinheim

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Alles ist angerichtet für ein großartiges Finale um die Deutsche Meisterschaft in zwei oder drei Episoden. Genießen wir die Spannung und Vorfreude.

Endspiele um die Deutsche Meisterschaft 2022/23

09.06.2023, 18:30 Uhr: ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim
11.06.2023, 14:00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside
mögliches 3. Spiel: 12.06.2023, 19:00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside

Homepage ttc berlin eastside

Homepage TTC 46 Weinheim

Beitragsbild oben: So bejubelten die Berlinerinnen ihren Pokalsieg im Januar. Sie hoffen, am Wochenende ähnlichen Grund zur Freude zu haben, doch Weinheim möchte das verhindern (Foto Roscher).

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