Berlin und Weinheim lösen Finaltickets
Es wird kein “Nachsitzen” geben, in den Rückspielen der Play-off-Halbfinals fielen am Sonntagnachmittag bereits die Entscheidungen über den Finaleinzug. Die Endspiele am 9. und 11. Juni, bei denen es keinen Favoriten gibt, bestreiten mit dem ttc berlin eastside und dem TTC 1946 Weinheim der Serienmeister und der Newcomer. Der Hauptstadtklub, der das Double aus Meisterschaft und Pokal anstrebt, gewann den Bundesliga-Klassiker gegen den SV DJK Kolbermoor mit 6:2 deutlicher als nach dem Remis im Hinspiel erwartet worden war. Die spielstarken Weinheimerinnen ließen vor der Rekordkulisse von 350 Fans auch im Rückspiel gegen die SV Böblingen nichts anbrennen und siegten mit 6:3 letztlich ungefährdet – am Freitag hatten Takahashi und Co. bei der SVB mit 6:2 gewonnen.
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 6:2
Vorne 4:0 – das war mehr als die halbe Miete für den Titelverteidiger, der hoch fokussiert an die Tische ging und eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zum Freitag erkennen ließ, als sich beide Teams in Kolbermoor auf Augenhöhe begegnet waren.
Shan Xiaona wiederholte ihre Siege über Kristin Lang und Linda Bergström und gewann beide Matches in vier Sätzen. Nina Mittelham war wieder fit, der Weltranglisten-14. gelang die perfekte Revanche für das Hinspiel mit einem 3:0 über Bergström und einem 3:1 über Lang. Ding Yaping verbuchte einen Punkt nach zwischenzeitlichem 1:2-Satzrückstand gegen eine starke Solomiya Brateyko, zudem konnten Shan/Mittelham erneut ihr Doppel gegen Lang/Brateyko gewinnen, mit 3:1 diesmal weniger knapp als im Hinspiel.
In den Einzeln war für Kolbermoor diesmal nur Svetlana Ganina erfolgreich, die erneut Sabina Surjan auf Distanz halten konnte. Im Doppel verbuchte die Defensivformation Bergström/Ganina einen Sieg über Josephina “Josi” Neumann/Ding Yaping.
Der ttc berlin eastside sendete mit diesem rundum gelungenen Auftritt auch ein Signal an den Finalgegner aus Weinheim, der in der Punktrunde beide Aufeinandertreffen gewonnen hatte. Die Botschaft lautet zum einen, dass der Hauptstadtklub extrem heimstark ist und zum anderen, dass man in einer Finalsituation nochmals ein ganzes Stück besser ist als in Partien, in denen es noch nicht um allzu viel geht.
Dennoch deutet vieles darauf hin, dass wir am kommenden Freitag in Berlin sowie am Sonntag in Weinheim – ein drittes Spiel fände am Montag ebenfalls in Weinheim statt, weil letzteres die Punktrunde mit der besseren Platzierung abschloss – spannende Endspiele auf höchstem Niveau erleben werden. Beide Kontrahenten haben eine realistische Chance auf den Titel.
Der SV DJK Kolbermoor hat eine unter dem Strich gute Saison gespielt und ist in Berlin gewiss etwas unter Wert geschlagen worden. Hätte man im Hinspiel das durchaus mögliche 6:4 ins Ziel gebracht, wäre man in der “Verlosung” geblieben. So aber müssen wir uns von dem sympathischen Klub aus Oberbayern für einige Monate verabschieden, der in der kommenden Saison erneut angreifen wird.
Von Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs liegt uns ein ausführliches Statement vor. “Es war schon eine etwas bittere Niederlage für uns, das Ergebnis spiegelt, denke ich, auch nicht den wahren Spielverlauf wieder“, meinte Fuchs. „Im vorderen Paarkreuz kann von 0:4 bis 4:0 einfach alles passieren, da hat Berlin heute die engen Partien für sich entschieden und wir haben in den entscheidenden Phasen leider unsere Chancen nicht genutzt. Wenn man dann oben ohne Punkt rausgeht, kann man leider nicht gewinnen.“ Auf den Positionen drei und vier sei man aber durchaus auf Augenhöhe gewesen: „Im unteren Paarkreuz konnte Miya, die sich im Vergleich zu Freitag super steigern konnte, nach 4:0-Führung im fünften Satz gehen Yaping leider das Spiel nicht über die Ziellinie bringen, was unsere Chance zum „Rebreak“ gewesen wäre. Svetlana war wieder einmal bärenstark.“ Der Trainer der Oberbayern gelangt zu dem Fazit: „Insgesamt war es ein Halbfinale, in dem wir uns gut präsentiert und alle Spielerinnen gut gekämpft haben, wir aber in Kolbermoor leider die Chancen zum Sieg nicht nutzen konnten.“ Fuchs beschließt seine Ausführungen wie folgt: „Abschließend will ich mich bei allen meinen Spielerinnen, dem Team drumherum und natürlich unseren tollen Fans für eine gute Saison mit einem tollen Teamgeist bedanken und speziell Linda und Miya, die uns leider verlassen werden, alles Gute für die Zukunft wünschen!“
TTC 1946 Weinheim – SV Böblingen 6:3
Es ist vollbracht: In seinem zweiten Jahr in der 1. Bundesliga ließ Punktrundensieger TTC 46 Weinheim auch im Rückspiel gegen die SV Böblingen nichts anbrennen und steht folgerichtig zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im Finale um die Deutsche Meisterschaft.
Der Senkrechtstarter aus Nordbaden war vor der Rekordkulisse von 350 Zuschauern, die für eine tolle Atmosphäre sorgten, erneut die überlegene Mannschaft, auch wenn man es diesmal mit einer Qianhong Gotsch in Galaform zu tun hatte. Gotsch gewann nicht nur wie im Hinspiel gegen Yuan Wan, sondern diesmal sogar gegen Bruna Takahashi, gegen die sie zuvor noch nie etwas hatte ausrichten können. Da ansonsten aber nur noch Annett Kaufmann punkten konnte, die die diesmal nicht so gut aufgelegte Wan in der Revanche für den Freitag recht glatt besiegte, war für die Gäste trotz ihres insgesamt guten Auftritts letztlich nichts zu holen.
Das 2:0 in den Doppeln, so wie es den TTC-Assen bereits am Freitag gelungen war, bedeutete bereits eine kleine Vorentscheidung zugunsten der Weinheimerinnen – Takahashi/Jeger gewannen gegen Gotsch/Yoshida (3:1) und Wan/Klee gegen Kaufmann/Hartbrich (3:0). Bruna Takahashi legte gegen Annett Kaufmann den 3:0-Zwischenstand vor, und nach Gotschs Anschlusspunkt gegen Wan spielte das hintere Paarkreuz des TTC gnadenlos seine Klasse aus, auch wenn Giorgia Piccolin diesmal fehlte. Kurznoppenspielerin Mateja Jeger hatte wenig Mühe beim 3:0 über Leonie Hartbrich. Die 19-jährige Sophia Klee war zwar gegen Mitsuki Yoshida stärker gefordert, doch auch sie durfte ein 3:0 (14:12, 14:12, 11:7) bejubeln.
Mit der 5:1-Führung war bereits das Finale erreicht. Es folgten die beiden Niederlagen im Spitzenpaarkreuz von Takahashi gegen Gotsch und Wan gegen Kaufmann, doch Jeger packte anschließend den Sieg in trockene Tücher mit einem ungefährdeten 3:0 über Yoshida. Es durfte gefeiert werden.
Zudem war bereits die Vorfreude spürbar auf das kommende Wochenende mit dem Final-Krachern gegen Rekordchampion ttc berlin eastside. Das Wunder von Weinheim geht in die Verlängerung und man darf gespannt sein, ob der Griff nach den Sternen bereits diese Saison gelingt. Allerdings duelliert man sich mit einem Gegner, der auch heute wieder gezeigt hat, dass er in den entscheidenden Momenten einer Saison noch zulegen kann. Man darf äußerst gespannt sein.
Kurz nach Spielende stand Weinheims Macher und Manager Christian Säger noch ganz unter dem Eindruck des Geschehens: “Ein unglaublich tolles Erlebnis. Wir haben schon jetzt mehr als erwartet erreicht. Heute nach dem 2:0 im Doppel lief alles glatt bis zum 5:1. Dann war klar, dass wir im Finale sind und ein leichter Spannungsabfall war logischerweise zu sehen. Mateja Jeger machte dann aber wie gewohnt alles klar. Die Kulisse war überragend. Das hat richtig Spaß gemacht und alle freuen sich auf das Finale gegen Berlin.“
SVB-Manager Frank Tartsch war mit den Auftritten seines Teams letztlich nicht unzufrieden und vom Saisonverlauf sogar sehr angetan. „Glückwunsch an den TTC Weinheim zum verdienten Einzug ins Finale. Wir haben versucht, uns so teuer wie möglich zu verkaufen, leider hat es beide Male nicht zu einem knapperen Ergebnis gereicht“, so Tartsch. „Großes Kompliment an Hongi und Annett, beide haben sehr gut gespielt. Wir können mit der Saison zufrieden sein, das Erreichen des Play-off-Halbfinales ist für uns ein großer Erfolg, vor allem die Stimmung in der BBG-Arena im Hinspiel war einmalig.“
Endspiele um die Deutsche Meisterschaft 2022/23
09.06.2023, 18:30 Uhr: ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim
11.06.2023, 14:00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside
mögliches 3. Spiel: 12.06.2023, 19:00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside
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Beitragsbild ganz oben: Shan Xiaona hat soeben Kristin Lang besiegt (Foto: Maria Wohllaib).