Endspurt in der 1. Bundesliga Damen mit sechs Partien am Wochenende

Von Stephan Roscher|März 18, 2022|bundesliga

Mit sechs Begegnungen endet am Wochenende die Punktrunde in der 1. Bundesliga Damen. Es sind noch längst nicht alle Entscheidungen gefallen, die Vereine bringen sich in Position für die Play-offs ab dem 8. April. Alle werden nochmals im Einsatz sein, vier der acht Teams müssen sogar noch zweimal an die Tische, so der ttc berlin eastside, der TSV Langstadt, der TSV Schwabhausen und der TTC 46 Weinheim. Es wird zum Rundenabschluss mit ziemlicher Sicherheit nochmals spannende und hochklassige Spiele geben. 

Entwarnung gibt es für alle, die noch in Gefahr waren, auf dem achten und letzten Tabellenplatz ins Ziel einzulaufen: Alle acht Bundesligisten haben fristgerecht bis einschließlich 15.03. ihre Verpflichtungserklärung für die Saison 2022/23 abgegeben, jedoch kein weiterer Klub. Somit gibt es keinen Aufsteiger und keinen Absteiger. Natürlich ist die Durchlässigkeit, auch nach unten, ein wichtiges Kriterium für eine spannende Liga. Wir hatten jedoch über Wochen und Monate, als sich die letzte Entwicklung noch nicht absehen ließ, einen spannenden Abstiegskampf, der nun mit Happyend für alle beendet ist. So schön es gewesen wäre, ein neues Gesicht im Oberhaus begrüßen zu können, hatte sich auch gezeigt, dass keiner den Abstieg verdient gehabt hätte, wo alle mit so viel Herzblut um den Ligaverbleib gekämpft haben. 

Samstag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – TSV Langstadt

Am letzten Punktspiel-Wochenende der 1. Bundesliga Damen will der noch immer ungeschlagene Tabellenzweite TSV Langstadt seine weiße Weste verteidigen – doch das wird schwer, ganz schwer. Die als Play-off-Halbfinalist feststehenden Südhessen haben bisher acht Siege und vier Unentschieden, also 20:4 Punkte verbucht. Im Hinspiel gegen den TSV Schwabhausen kam es zu einer Punkteteilung. Der Tabellendritte aus Oberbayern, der maximal noch einen Punkt benötigt, um auf dieser Position ins Ziel einzulaufen, ist ein extrem starker, unbequemer Gegner. Die an Position zwei gemeldete „heimliche“ Spitzenspielerin Sabine Winter ist eine Klasse für sich – ihre 17:2-Bilanz spricht Bände. Petrissa Solja (18:3) kann allerdings in diesen Regionen mithalten. Wenn die international für Australien aufschlagende junge Chinesin Liu Yangzi spielt, rutscht die spielstarke Kroatin Meteja Jeger an Position drei. Und als Nummer vier könnte eine der beiden Ungarinnen, Mercedesz Nagyvaradi oder Orsolya Feher, spielen, die beide auch mit positiven Bilanzen notiert sind. Andererseits können Solja und Kolleginnen, die so gut wie immer in Topbesetzung an die Tische gehen, unbeschwert aufspielen. Den zweiten Rang, die bisher beste Platzierung in vier Jahren 1. Bundesliga, hat man sicher in der Tasche. 

„Für uns geht es am Wochenende darum, mindestens einen Punkt zu holen, was es nicht leichter macht gegen solche Brocken wie Langstadt und Kolbermoor“, so TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Wir werden unsere Chancen suchen und freuen uns auf Langstadt, welches im Moment wohl das einzige Team ist, das mit tollen Spielerinnen Berlin gefährden kann.“ „Das ist ein 50:50-Spiel, bei dem die Tagesform auch mitentscheidend sein wird“, ist Langstadts Sportlicher Leiter, Manfred Kämmerer, der von der Qualität des Gegners eine hohe Meinung hat, überzeugt.  

Gut harmonierendes Duo beim TSV Schwabhausen: Orsolya Feher (links) und Sabine Winter (Bild: Dr. Stephan Roscher).

Samstag, 18.00 Uhr (in Sinzheim/Baden): ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim 

Einen Sieg noch braucht der letztjährige Triple-Sieger, um die Punktrunde ganz sicher auf der Spitzenposition abzuschließen. Das sollte eigentlich zu machen sein. Doch natürlich will man sich nicht zu zwei Pünktchen zittern, sondern hat den Anspruch, die Runde souverän zu beenden und zwei weitere Siege einzufahren. Bisher hat man 23:1 Zähler verbucht, musste also erst einmal ein Remis quittieren und hat ansonsten sein Programm mit seinen exquisiten Kader kompromisslos durchgezogen. Für Aufsteiger TTC Weinheim geht es nach einer Saison mit Höhen und Tiefen und starken Auftritten vor allem gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte noch um die Sicherung eines Play-off-Platzes. Dazu darf man vor allem am Sonntag gegen Böblingen nicht verlieren. Gegen den ttc eastside rechnen sich natürlich nur kühnste Optimisten etwas aus. Doch es ist ein besonderes Spiel in besonderem Rahmen. Gespielt wird nämlich nicht in der Hauptstadt. Man ist den Weinheimern geographisch ein gutes Stück entgegen gekommen und spielt im badischen Sinzheim in der Nähe von Baden-Baden, gut 100 Kilometer südlich von Weinheim gelegen. Schauplatz ist die Fremersberghalle (Müllhofener Str. 18, 76547 Sinzheim).

„Wir müssen ja gewinnen, um den ersten Platz zu festigen, von daher werden wir mit einer Toptruppe das Match bestreiten, um auch die letzten Zweifel am 1. Platz zu beseitigen“, so eastside-Manager Andreas Hain. Weinheims Manager Christian Säger freut sich auf die Begegnung: „Gegen Berlin wird es bestimmt ein super Event. Zum Match in Sinzheim sollen 400 Zuschauer kommen. Tolle Sache für unsere Sportart!“ Säger kündigt an: „Wir werden mit allen Spielerinnen antreten, die uns zur Verfügung stehen, auch wieder mit einer Brasilianerin, allerdings ist Sophia Klee immer noch verletzt.“    

Sonntag, 14.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – SV Böblingen 

Für beide Teams gilt es am Sonntag im nordbadischen Weinheim. Es geht um richtig viel, nämlich um den sechsten Play-off-Platz, sozusagen also ein kleines Finale. Es wäre natürlich ein toller Erfolg für den Aufsteiger, wenn man gleich im ersten Jahr in der K.o.-Runde um die Meisterschaft vertreten wäre. Doch Böblingen, das so lange scheinbar aussichtslos ganz unten stand, ist in der Rückrunde richtig stark besetzt, hat frisches Selbstvertrauen getankt und Morgenluft gewittert. Gewinnt man auch in Weinheim – zuletzt wurde ja Bingen geradezu überrollt –, steht man in den Play-offs, was ein toller Coup wäre in einer Saison, die über weite Strecken so schwierig war. Es sei denn, den Weinheimerinnen würde tags zuvor eine Sensation gegen Berlin gelingen, wovon man aber nicht ausgehen kann.

Die Weltklasse-Brasilianerin Bruna Takahashi (Ligabilanz 11:1, Rückrunde 6:0), deren Vertrag gerade verlängert wurde, könnte am Wochenende wieder für Weinheim auflaufen (Bild: Armin Schimkat).

„Das Heimspiel gegen Böblingen am Sonntag wird bestimmt ein klasse Spiel“, ist Christian Säger überzeugt. In der Vorrunde gewann der TTC 46 das Baden-Württemberg-Derby deutlich mit 6:2. „Böblingen ist in der Rückrunde wesentlich stärker und daher sehe ich ein 50:50-Spiel.“ Weinheims Macher und Manager kündigt ferner an: „Gleichzeitig werden wir Spielerinnen verabschieden und unser neues Team 22/23 bekannt geben.“ Bei einem Böblinger Sieg winkt den Schwaben, die nochmals mit ihrem Erfolgsteam der Rückrunde an die Tische gehen werden, Platz sechs und damit erneut die Play-off-Teilnahme. Allerdings: Die Verantwortlichen der SVB haben sich voll auf den Klassenerhalt fokussiert. Deshalb gilt der Vertrag mit der starken Taiwanerin Lin Chia-Hsuan nur bis Sonntag. Ersatz Mitsuki Yoshida ist nicht spielberechtigt, weil sie kurzfristig zur Rückrunde zu einem Verein in Tschechien gewechselt ist. Böblingens Manager Frank Tartschs Haltung zu den Play-offs ist daher zwiegespalten: „Wir streben sie nicht wirklich an. Aber es könnte uns passieren.“

Wird der SVB am Sonntag in Weinheim nochmals zur Verfügung stehen: Lin Chia-Hsuan (Bild: Petra Steyer).

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – ttc berlin eastside

Es ist das Schlagerspiel der 1. Bundesliga Damen. Der Tabellenzweite empfängt den Ligaprimus. Beide Teams sind bisher ungeschlagen und würden dies zu gerne auch noch am Sonntagabend sein. Das Hinspiel endete trotz einer überragenden Nina Mittelham 5:5 – nach zwischenzeitlicher 5:2-Führung der Hauptstädterinnen. Berlin will sich nicht nur für den Punktverlust am 31.10. revanchieren, sondern auch für die Niederlage im Pokalkrimi von Hannover. Berlin ist durchweg mit Nationalspielerinnen besetzt. Mit Shan Xiaona und der in der Liga diese Saison noch ungeschlagenen Nina Mittelham stehen zwei Ausnahmespielerinnen im vorderen Paarkreuz. Mit der Niederländerin Britt Eerland schlägt eine weitere Nationalspielerin beim ttc auf. Eerland zählt zu den besten Spielerinnen Europas. Zum Team gehört auch die ehemalige Nummer zwei des TSV, die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu, die in Langstadt für ihre schnelle, aggressive Spielweise bekannt ist. Zudem verfügt der Titelverteidiger über eine Handvoll weiterer Spielerinnen auf ähnlichem Niveau, die je nach Bedarf zum Einsatz kommen. 

Auch Defensiv-Ass Ding Yaping könnte am Wochenende für den ttc berlin eastside am Tisch stehen (Bild: Petra Steyer).

Gegen den Ligaprimus sieht man sich der TSV in der Außenseiterrolle. „Berlin spielt gegen uns schon traditionell in stärkster Aufstellung“, betont Manfred Kämmerer. „Unsere Mannschaft muss sich aber keinesfalls verstecken, wie die Erfolge in der Vorrunde und im Pokal gezeigt haben. An einem guten Tag und mit Unterstützung der Fans könnte deshalb alles möglich sein.“ Und pünktlich zum Topspiel darf man auch wieder mehr Zuschauer in die Halle lassen, an die 200 – genauer gesagt: 199. Der ttc eastside wird mit hochkarätig besetztem Team direkt aus dem 170 Kilometer entfernten Sinzheim anreisen, wo er sich am Vorabend mit den Weinheimerinnen duelliert. Manager Andreas Hain lässt keinen Zweifel aufkommen: „Am Sonntag in Langstadt wollen wir die Rückrunde mit einem Sieg abschließen. Unser Fokus liegt jedoch selbstverständlich schon jetzt auf den beiden Champions League-Finals, hier wollen wir gerne unseren Titel verteidigen, was sicher nicht einfach wird.“ 

Sonntag, 14.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ESV Weil 

Die TTG, die nach der glatten Niederlage in Böblingen mit dem Rücken zur Wand stand, ist mit einem blauen Auge davongekommen. Selbst im Fall einer Niederlage gegen den Tabellenvierten Weil, der erneut eine sehr gute Punktrunde gespielt hat, kann nichts mehr passieren. Folglich können die Spielerinnen – im Gegensatz zum Böblingen-Match, wo die Verkrampfung spürbar war – zum Saisonabschluss frei und gelöst aufspielen. Und dass sie etwas können, wenn die Nerven mitspielen, steht außer Frage, wie zuletzt vor vier Wochen in Kolbermoor bewiesen. Die Play-offs kann man nicht mehr erreichen, doch möchte man möglichst nicht auf dem achten und letzten Platz ins Ziel einlaufen. Doch das hat man, auch bei einem Sieg, nicht mehr in eigener Hand – es hängt vom Ausgang der Partie Weinheim vs. Böblingen ab. Die Weilerinnen werden aller Voraussicht nach die Runde auf Rang vier beenden, mehr als man im Dreiländereck vor der Saison zu hoffen gewagt hatte. Das Hinspiel gewann der ESV mit 6:2.

Könnten im Doppel und in den Einzeln bei Bingen zum Einsatz kommen: Anastasia Bondareva (links) und Mie Skov (Bild: Petra Steyer).

„Wir wollen im letzten Heimspiel der Saison den hoffentlich zahlreichen Zuschauern und Fans ein gutes Match liefern und gewinnen“, sagt TTG-Teammanager Frank Liesenfeld. „Danach schauen wir auf die Tabelle. Es werden alle fünf Stammspielerinnen zur Verfügung stehen und sich am Samstag auf die Partie gegen Weil in Bingen vorbereiten.“ Liesenfeld fügt noch etwas hinzu: „Das Spiel steht auch unter dem besonderen Vorzeichen des Ukraine-Krieges. Der ESV Weil ist betroffen mit einer Spielerin und auch wir durch Anastasia Bondareva, deren Mutter aus der Ukraine stammt. Wir haben eine Hilfsaktion gestartet mit der Versteigerung der Spieltrikots über Instagram und werden auch welche in der Halle versteigern. Damit möchten wir einen kleinen Beitrag der Solidarität und Unterstützung leisten in diesen schweren Zeiten.“ Doris Spiess, Abteilungsleiterin und Managerin des ESV Weil, äußert sich wie folgt: „Wir können das Spiel in Bingen entspannt angehen. Die Play-offs sind sicher. Trotzdem wollen wir ein gutes Spiel abliefern.“ 

Sonntag, 14.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TSV Schwabhausen 

Und noch ein besonders attraktives Duell zum Rundenabschluss: Das Bayern-Derby oder – wenn man so will – Oberbayern-Derby steht auf dem Programm. Ein stets prickelndes Aufeinandertreffen, das natürlich keiner verlieren will, ob es nun tabellarisch um viel geht oder nicht. Hier könnte alles beim alten bleiben, doch ganz sicher ist das nicht. Es sieht jedenfalls momentan danach aus, dass der TSV Dritter bleibt, es sei denn man geht in den beiden schweren Wochenend-Partien leer aus und Weil gewinnt in Bingen. Für Kolbermoor scheint der fünfte Rang besiegelt zu sein – nicht so erfreulich angesichts der hohen Qualität der Mannschaft, andererseits geht es für den Pokalsieger in den Play-offs erst richtig los und da stehen die Zeiger wieder auf Null. Wenn es allerdings ganz dumm liefe und die Konkurrenz extrem ungünstig für den SV DJK spielen würde, könnten sogar die Play-offs noch in Gefahr geraten. Doch das will man aus eigener Kraft regeln, zumal man im Derby noch etwas wettzumachen hat – das Hinspiel in Schwabhausen ging nämlich mit 3:6 verloren. Einmal mehr war es Sabine Winter, selbst jahrelang im Dress Kolbermoors unterwegs, die den Unterschied ausmachte.

Starkes Kolbermoor-Doppel: Kristin Lang (rechts)/Yuan Wan, die bisher eine 7:3-Bilanz aufweisen (Bild: Petra Steyer).

Der Trainer und Abteilungsleiter des Gastgebers, Michael Fuchs, freut sich auf die Partie: „Das Derby gegen Schwabhausen ist immer etwas Besonderes. Zusätzlich geht es natürlich um wichtige Punkte. Schwabhausen will seinen dritten Platz verteidigen und wir wollen nicht noch auf den siebten Platz abrutschen. Ich denke, dass es ein sehr umkämpftes Spiel werden wird, wo sicher auch ein paar Emotionen im Spiel sein werden – ein klassische Derby halt!“ „Für uns geht es am Wochenende darum, mindestens einen Punkt zu holen, was es nicht leichter macht gegen solche Brocken wie Langstadt und Kolbermoor“, so TSV-Trainer Alexander Yahmed vor dem Showdown. „Aber gut, es ist eben so wie es ist. Wir werden unsere Chancen suchen und freuen uns auf zwei schöne Duelle, zumal auf das Derby – das macht immer Spaß, man kennt alle und muss nicht weit fahren.“

Beitragsfoto oben: Der TSV Langstadt würde die Punktrunde gerne ohne Niederlage überstehen, doch die Gegner des Wochenendes sind bärenstark. Zum Gelingen soll auch das Doppel Franziska Schreiner (links)/Tanja Krämer etwas beisteuern (Bild: Dr. Stephan Roscher).

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