eastside und Weil mit strammem Wochenend-Programm
Ein interessantes Tischtennis-Wochenende steht in der 1. Bundesliga Damen bevor. Je zweimal sind Ligaprimus ttc berlin eastside und der ESV Weil gefordert. Am Freitagabend kommt es in der Hauptstadt zum direkten Aufeinandertreffen im Nachholspiel. Wer Favorit ist, liegt auf der Hand. Am Sonntag gastiert dann der TSV Langstadt in Berlin. Und die Weilerinnen empfangen die so vorzüglich in die Saison gestartete TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu einem Duell, für das Prognosen schwerfallen.
Freitag, 19.30 Uhr: ttc berlin eastside – ESV Weil
2:2 Punkte erzielte der damalige Liganeuling aus dem Dreiländereck in der letzten Punktrunde gegen die Topmannschaft aus der Hauptstadt. Klingt gewaltig, sagt aber wenig aus, da das Rückspiel gegen nicht angetretende Berlinerinnen kampflos gewonnen wurde. Immerhin hielt Weil beim Hinspiel (3:5) in fremder Halle gut dagegen. Die wahren Verhältnisse wurden dann schon eher in den Play-off-Halbfinals deutlich, in die der ESV sensationell gegen Schwabhausen eingezogen war. Als es um die Wurst ging, machte der spätere Triple-Sieger in Topformation kurzen Prozess (8:0 und 7:1). Im Januar bereits war man im Halbfinale des Pokal Final Four in Berlin aufeinandergetroffen, das Trifonova und Co. überraschend erreicht hatten. Auch da hatte Weil keine Chance (0:3).
Nun, das ist Geschichte, was im Sport zählt, ist das Hier und Jetzt. Doch der Abstand zwischen beiden Teams dürfte sich kaum verringert haben. Der ttc eastside (6:0 Punkte) peilt die direkte Qualifikation für die Halbfinals an und will auf dem Weg dorthin so wenig Zeit wie möglich verlieren, der ESV kämpft um den Klassenerhalt, wie zuletzt das 2:6 in Schwabhausen nochmals unterstrichen hat. Natürlich hängt es auch von den Aufstellungen ab, doch alles andere als ein glasklarer Berliner Sieg käme ziemlich überraschend. Die Weilerinnen können die Partie an der Spree eigentlich als lockeres Warmspielen für das aus ihrer Sicht ungleich wichtigere Sonntagsspiel gegen Bingen betrachten, wenngleich natürlich der Ehrgeiz vorhanden ist, das Ergebnis erträglich zu gestalten.
Doris Weil, Abteilungsleiterin des ESV, macht deutlich: „Das verlegte Spiel gegen Berlin können wir völlig entspannt angehen. Berlin ist hier der klare Favorit.“
ttc-Manager Andreas Hain sieht das Tischtennis-Wochenende für seine Mannschaft – am Sonntag kommt Langstadt – als Ganzes: „Wir wollen zwei weitere Schritte in Richtung Play-off-Teilnahme machen und werden dementsprechend motiviert in die beiden Matches gehen.“
Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TSV Langstadt
Der Serienmeister wird auch gegen den einzigen hessischen Bundesligisten als Favorit an die Tische gehen. Am vergangenen Sonntag gewann der Hauptstadtklub mit 6:2 beim stark besetzten Aufsteiger Weinheim, wo den Langstädterinnen eine Woche zuvor lediglich ein Remis gelungen war.
Mit 4:2 Zählern reisen die Langstädterinnen an die Spree, das ist noch passabel, wenngleich man dort eigentlich eher mit 6:0 kalkuliert hat. Die Punkteteilungen gegen Schwabhausen und in Weinheim zeigen aber auch, wie ausgeglichen die deutsche Eliteliga in dieser Saison ist. Fast jeder kann fast jeden an einem guten Tag in große Probleme stürzen, fast jeden aber nur, denn den Berlinerinnen richtig weh zu tun, ist schon ein extrem schwieriges Unterfangen und für die meisten Klubs nahezu unmöglich.
Langstadt indes mit der halben Nationalmannschaft im Kader hätte schon die Substanz, den ttc eastside an einem richtig guten Tag ernstlich zu fordern. Und was bleibt Solja und Co. anderes übrig, als es wenigstens zu versuchen, zumal die nachfolgenden Partien – am 11.12. in Bingen, tags darauf zu Hause gegen Angstgegner Kolbermoor – auch nicht einfach werden und man nicht plötzlich mit negativem Punktekonto dastehen möchte.
Ob Berlin wieder mit der seit Monaten überragenden Nina Mittelham an Position eins auflaufen kann, steht noch in den Sternen. Mittelham hatte unlängst das hochrangige Europe Top 16-Turnier gewonnen und die deutsche Nationalmannschaft zur Europameisterschaft geführt. Zudem ist die 24-Jährige in der Bundesliga aktuell noch ungeschlagen. Momentan ist sie aber beim WTT-Turnier in Tunis im Einsatz und spielt dort am Freitag um den Einzug ins Halbfinale. Sollte sie in die Medaillenränge vorstoßen, dürfte sie auch gegen Langstadt fehlen. eastside-Manager Andreas Hain hatte nach dem Spiel in Weinheim die Ansage gemacht, dass er Mittelham für die derzeit beste Spielerin Deutschlands hält. Unter Umständen erhält Petrissa Solja diesmal also gar nicht die Gelegenheit, das Duell mit ihrer DTTB-Kollegin zu führen.
Der Triple-Sieger will gegen die Südhessinnen, nach der Partie gegen Weil am Freitagabend, den zweiten Schritt des Wochenendes in Richtung Play-off-Teilnahme machen: „Wir werden dementsprechend motiviert auch in diese Partie gehen“, kündigt Hain an. Ziel ist es, danach 10:0 Punkte auf dem Konto zu haben.
„Berlin ist seit Jahren unglaublich stabil“, so TSV-Coach Thomas Hauke. „Sie sind es gewohnt, zu gewinnen. Es ist unglaublich schwer, gegen dieses Standing und Selbstbewusstsein anzuspielen.“ Hauke denkt aber gar nicht daran, diese Aufgabe von vorneherein als „unlösbar“ zu verbuchen, zumal man den Hauptstädterinnen in den letzten drei Jahren schon einige spannende Duelle geliefert hat. „Auch gegen uns spielt niemand besonders gerne. Wir haben ein super Team, gute Doppel und jede Spielerin kann jederzeit den Unterschied ausmachen“, zeigt der Trainer Selbstbewusstsein. „Wir sind gut in Form und wollen uns in Berlin gut verkaufen.“ Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter beim TSV, unterstreicht: „Eine ganz schwere Aufgabe für Langstadt. Auf der anderen Seite haben wir gegen diesen Gegner nichts zu verlieren und können befreit aufspielen.“
Beide Berliner Partien des Halloween-Wochenendes können auch im Livestream auf Sportdeutschland.tv miterlebt werden: https://tt-damen-bundesliga.de/livestream-am-halloween-wochenende.
Sonntag, 14.00 Uhr: ESV Weil – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
Es könnte vielleicht die spannendste Partie des Wochenendes werden, zumindest geht es für beide Teams um richtig viel. Der ESV muss damit rechnen, nach dem Berlin-Spiel mit 2:6 Punkten dazustehen und braucht etwas Zählbares mit Blick auf den Klassenerhalt, der das Hauptsaisonziel darstellt. Die TTG möchte gerne ihre weiße Weste behalten.
Immerhin konnte man gegen Böblingen gewinnen, zog aber in Langstadt und Schwabhausen deutlich den Kürzeren. Da es mit ziemlicher Sicherheit einen Aufsteiger geben wird – Zweitliga-Spitzenreiter TuS Uentrop hat unmissverständlich erklärt, nach oben zu wollen – wird einer wohl auch in den sauren Apfel des Abstiegs beißen müssen. Weil möchte das nicht sein und dazu braucht es eben Punkte, möglichst viele möglichst früh, um nicht gegen Ende der Runde in extremen nervlichen Stress zu geraten. Immerhin konnte man bei den Südbadenerinnen den Weggang von Sophia Klee, wie sich bereits gezeigt hat, mit der Verpflichtung des 16-jährigen kroatischen Toptalents Hana Arapovic gut kompensieren. Ansonsten handelt es sich um die gut eingespielte Truppe der Vorsaison.
Bingen dagegen ist nach einer total verkorksten Saison 2020/21, wo den Spielerinnen das Pech förmlich am Schläger klebte und die Mannschaft aufgrund der Einreisebeschränkungen fast nie komplett war, wie Phönix aus der Asche zurückgekommen und fulminant in die neue Spielzeit gestartet. Zwei in überragender Manier herausgespielte 6:1-Siege – in Weinheim und gegen Böblingen – und die vorübergehende Tabellenführung waren ein deutliches Signal, dass es ein erfolgreiches Jahr werden soll und man mit dem Abstieg nichts zu tun haben will. Mit der erfahrenen Dänin Mie Skov, der aufstrebenden Inderin Archana Grirish und der talentierten Anastasia Bondareva hat man offensichtlich genau die richtigen Spielerinnen verpflichtet. Nach dem starken Saisonstart lastet am Sonntag sicher etwas weniger Druck auf Bingen als auf dem Gastgeber. Natürlich muss man sehen, wie gut das Gästeteam die lange Spielpause verkraftet hat, das zuletzt vor sechs Wochen im Einsatz war.
Die Rheinhessen haben zudem auch noch insofern eine kleine Rechnung offen, als man letzte Saison recht unglücklich an der Play-off-Teilnahme gescheitert war und die Weilerinnen davon profitiert hatten, dass Piccolin und Co. das Rückspiel aus Personalmangel absagen und kampflos auf die Punkte verzichten mussten. Natürlich traf den ESV daran keine Schuld.
„Zwar hat Bingen bisher eine tolle Leistung hingelegt, seine beiden Spiele klar gewonnen und war sogar einige Wochen Tabellenführer, aber hier in Weil am Rhein wollen wir alles versuchen, um Punkte zu holen“, verspricht ESV-Abteilungschefin Doris Spiess. „Alle Spielerinnen sind vor Ort und brennen darauf, ihre Leistung vor heimischem Publikum zu zeigen. Es wird sicher schwer, aber nicht unmöglich.“
„Unsere Spielerinnen sind zum größten Teil etwas im „Stress“, da sie an den aktuellen Turnieren in Tunesien und Slowenien teilnehmen sowie in der Vorbereitung auf die WM sind“, verrät TTG-Teamcoach Frank Liesenfeld. „Deshalb werden wir kurzfristig, je nach Turnierteilnahme und -verlauf, die Aufstellung wählen. Aber sie sind Profis und freuen sich nach der Corona-Zeit auf jedes Match. Wir fahren nach Weil und erwarten ein Spiel auf „Augenhöhe“ und wollen etwas Zählbares mit zurück nach Bingen nehmen.“
Titelfoto: Die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim fährt mit 4:0 Punkten und 12:2 Spielen im Rücken nach Weil, v.l. Katerina Tomanovska, Karolina Mynarova, Giorgia Piccolin, Mie Skov (es fehlen: Archana Girish Kamath u. Anastasia Bondareva). Bild: Rainer Oppenheimer.