Drei Wochen bis zum Rundenstart: Acht Teams in den Startlöchern

Von Stephan Roscher|September 3, 2023|bundesliga

Die TTBL-Herren haben bereits ihren Spielbetrieb aufgenommen, die Damen-Elite hat noch etwas Zeit, da man bei acht Teams nicht ganz so unter Termindruck steht. Es sind aber nur noch drei Wochen bis zum Rundenstart – und die werden wie im Flug vergehen, zumal noch die Mannschafts-EM in Schweden (10.-17.09.) dazwischenliegt, bei der natürlich viele Bundesligaspielerinnen mit ihren Nationalteams am Start sein werden. Wir wollen nachfolgend die acht Mannschaften, die sich um den Titel duellieren, zumindest aber um die Play-off-Teilnahme kämpfen, vorstellen.

Am Sonntag, den 24.09., nimmt die 1. Bundesliga Damen mit drei interessanten Partien ihren Spielbetrieb in der Saison 2023/24 auf. Der Meister eröffnet traditionell die Punktrunde in heimischer Halle – Gegner des ttc berlin eastside wird die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim sein. Eine Stunde später steigt auch der Vizemeister in die Saison ein: Der TTC 46 Weinheim gastiert in Thüringen beim schwer einzuschätzenden Aufsteiger SV SCHOTT Jena. Der TSV Dachau 65 – nein, kein zweiter Liganeuling, der langjährige Bundesligist TSV Schwabhausen hat sich mit seiner kompletten Tischtennisabteilung unter das Dachauer Dach begeben –, empfängt ferner die SV Böblingen in der Neuauflage des Play-off-Viertelfinales vom Mai. Sind in den beiden anderen Partien Berlin und Weinheim sicher in der Favoritenrolle, scheint bei der Bundesligapremiere in Dachau alles völlig offen zu sein.

Allgemein wird erwartet, dass Weinheim nach einer tollen Saison 2022/23 den Hauptstädterinnen auch diesmal das Leben schwermachen wird. Auch unten könnte es sehr spannend werden, da sich schwache Mannschaften in dem Teilnehmerfeld nicht erkennen lassen und auch Neuling Jena mit einem großen und durchaus interessanten Kader aufwarten kann, in dem Qualität steckt.

ttc berlin eastside: Der Rekordmeister tanzt diesmal nur auf zwei Hochzeiten

Der ttc berlin eastside freut sich, dass die Niederländerin Britt Eerland nach nur einem Jahr in Spanien zurückgekehrt ist. Die 29-Jährige ist nach wie vor eine der besten Spielerinnen Europas und wurde hinter Nina Mittelham an Position zwei gemeldet.

Mittelham, die noch vor Kurzem auf Rang 14 der Weltrangliste geführt war, aktuell ist sie die Nummer 22, blickt auf keine so erfolgreiche Saison im Dress des Hauptstadtklubs zurück. Sie verkaufte sich unter Wert und kassierte einige unnötige Niederlagen. Dies soll sich nun aber ändern und das 26-jährige DTTB-Ass will nun auch in der Liga wieder demonstrieren, was es wirklich kann. Anders lief es bei Shan Xiaona, die im Verlauf der Rückrunde immer besser wurde, ein einziges Match nur verlor und in den Play-offs gar nicht mehr zu schlagen war. Sie spielt wie letzte Saison zunächst in Japans Profiliga und wird dem ttc eastside in der Rückrunde wieder zur Verfügung stehen.

Leistungsträgerinnen wie Sabina Surjan und die überaus erfahrene Ding Yaping sind geblieben. Auch Kathrin Mühlbach und Defensivkünstlerin Ran Li-Kath sind weiter an Bord.

Und natürlich auch Josi Neumann. Man darf gespannt sein, ob das 13-jährige Toptalent an die tolle letzte Saison anknüpfen kann und zwischenzeitlich einen weiteren Sprung gemacht hat. Als jüngste Bundesligaspielerin aller Zeiten kam Neumann auf Anhieb auf 14 Pflichtspieleinsätze und war an wichtigen Punkten für ihr Team beteiligt. Mit 13 mit ihrem Team die Deutsche Meisterschaft gefeiert – eine einzigartige Erfolgsstory. Nach den Jugend-Euros im polnischen Gleiwitz mit Goldmedaillen im Mannschaftswettbewerb und im Doppel wurde das eastside-Nesthäkchen unlängst vom “Tagesspiegel” sogar zur “Berlinerin der Woche” gekürt.

Spielten ein tolles Doppel, als es im Finale drauf ankam: Sabina Surjan (links) und Josi Neumann (Foto: Maria Wohllaib).

Natürlich will der Rekordchampion seine beiden nationalen Titel verteidigen. Von einem Start in der Champions League hat man diesmal abgesehen, um angesichts der erneut abenteuerlich getakteten internationalen Spielpläne und der hohen Beanspruchung der Spielerinnen auf der WTT-Tour ein Zeichen zu setzen. Ein mutiger Schritt, hätte der fünfmalige Titelträger in der Königsklasse doch gewiss wieder realistische Chancen besessen, sich zum sechsten Mal Europas Krone aufzusetzen, auch wenn es im Vorjahr mit dem überraschenden Viertelfinal-Aus suboptimal gelaufen war. Nach dem Verzicht auf die Champions League kann sich das hochkarätig besetzte Team diesmal ganz auf die Meisterschaft und den Pokalwettbewerb konzentrieren. Entsprechend fokussiert wird man diese beiden Wettbewerbe angehen und ist einmal mehr der Topfavorit.

Nach der Auftaktpartie am 24.09. gegen Bingen, reist man nach Langstadt (07.10.) und Jena (15.10.). Ein makelloser Saisonstart mit 6:0 Punkten liegt da schon im Bereich des Möglichen, doch muss alles natürlich erst einmal gespielt werden. Zudem brennt natürlich jeder Gegner darauf, dem Rekordmeister ein Bein zu stellen.

TTC 46 Weinheim will der letzten Highlightsaison eine weitere folgen lassen

Der TTC 46 Weinheim hatte die Punktrunde der zurückliegenden Saison dank bärenstarker Leistungen gewonnen und konnte erst im Finale von den Hauptstädterinnen gestoppt werden, wobei es im Rückspiel im Hexenkessel von Weinheim nochmals richtig eng wurde.

Der TTC ist zu einer echten Hausnummer und Topadresse im Damen-Mannschaftstischtennis geworden und freut sich auch in der neuen Saison auf tolle Spiele und viele begeisterte Fans. Mit einem Schnitt von fast 200 Fans pro Spiel in der Runde und einer rappelvollen Halle in den beiden Play-off-Heimspielen mit jeweils circa 350 Fans hatte man den größten Zuschauerzuspruch der gesamten Liga.

Die Nordbadenerinnen mit ihrem brasilianischen Star Bruna Takahashi wollen erneut angreifen. Das Team ist im Kern zusammengeblieben – neben Takahashi schlagen auch Yuan Wan, Mateja Jeger und Sophia Klee weiterhin für den TTC auf. Lediglich die Italienerin Giorgia Piccolin ist nicht mehr an Bord, der Abschied beim Finale gegen Berlin verlief tränenreich. Dafür kehrte Weißrusslands beste Spielerin Daria Trigolos nach einer Saison in Frankreich zurück, die im hinteren Paarkreuz nicht leicht zu schlagen sein wird.

Daria Trigolos ist wieder in Weinheim (Foto: Armin Schimkat).

Unter dem Strich jedenfalls keine personelle Verschlechterung für Weinheim im dritten Jahr der Erstligazugehörigkeit. In der in der 3. Liga aufschlagenden 2. Mannschaft sind neben Trigolos auch die Erstliga-erfahrenen Luisa Säger und Jennie Wolf gemeldet, die natürlich auch dem “A-Team” zur Verfügung stehen, wenn “Not an der Frau” sein sollte.

Die Mannschaft dürfte erneut ganz oben mitspielen, wobei man natürlich sehen muss, wie oft Bruna Takahashi in der Olympiasaison zur Verfügung steht. Als Aushängeschild des brasilianischen Verbandes ist die Weltklassespielerin natürlich in der Heimat häufig gefordert und muss auch auf den zahlreichen WTT-Turnieren Dauer-Präsenz zeigen – gewiss kein leichter Job.

Nach dem Auftaktspiel in Jena hat man eine Woche Pause, bevor man den TSV Langstadt empfängt. 14 Tage später gastiert Kolbermoor an der Bergstraße, gewiss keine leichte Aufgabe für Takahashi und Co. Die Neuauflage des Finales vom Juni gegen Berlin steigt erst am 26.11. in der Hauptstadt, reichlich Zeit für beide Teams, um richtig in der Saison anzukommen und dann in den Turbomodus hochzuschalten.

SV DJK Kolbermoor: Auch ohne Bergström und Brateyko eine echte Hausnummer

Mit dem letztjährigen Halbfinalisten SV DJK Kolbermoor, der sich in den Play-offs gegen Langstadt behauptet und gegen Berlin teuer verkauft hatte, wird erneut zu rechnen sein. Der Deutsche Meister von 2018 und Pokalsieger von 2019 und 2022 spielt traditionell eine gute Rolle in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis – und das seit dem Aufstieg im Jahr 2012.

Daran dürfte sich wenig ändern, die Play-off-Halbfinals dürften erneut drin sein, wenn nicht noch mehr. Auch wenn man zwei namhafte Abgänge zu verzeichnen hat: Schwedens Abwehr-Ass Linda Bergström und die quirlige Ukrainerin Solomiya Brateyko sind nicht mehr beim Dritten der letzten Punktrunde dabei.

Man hat das Team weiter verjüngt und konnte mit der von Absteiger ESV Weil gekommenen Kroatin Hana Arapovic eines der größten europäischen Talente unter Vertrag nehmen. Die 18-Jährige wird hinter der bewährten Führungsspielerin Kristin Lang an Position zwei aufschlagen. Gespannt sein darf man auch auf die neu hinzugestoßene 20-jährige Inderin Swastika Ghosh mit ihrem fulminanten Vorhand-Angriff.

Auf sie war Verlass: Kristin Lang überzeugte in der vergangenen Spielzeit mit einer 18:8-Bilanz im Spitzenpaarkreuz. Im Doppel mit Solomiya Brateyko, das nun natürlich nicht mehr möglich ist, war sie sogar Ligabeste mit einer 11:2-Bilanz (Foto Roscher).

Die routinierte Defensivstrategin Svetlana Ganina, für das hintere Paarkreuz nach wie vor eine herausragende Spielerin, ist weiter an Bord, gleiches gilt für die beiden jungen Spielerinnen Laura Tiefenbrunner und Naomi Pranjkovic, die auch im Doppel sehr gut harmonieren. Die 21-jährige Tiefenbrunner hatte sich letzte Saison mit einer ausgeglichenen Bilanz im hinteren Paarkreuz gut stabilisiert. Wenn dies nun auch der 18-jährigen Pranjkovic gelingt, die teilweise noch etwas unglücklich agierte, aber immerhin auch schon fünf Matches gewinnen konnte, steigen die Chancen der Oberbayern auf ein gutes Abschneiden.

Erst am 14.10. steigen Kolbermoors Tischtennis-Asse zum ersten Mal in der Saison 2023/24 in den Ring. Und es ist nicht irgendein Spiel, sondern gleich das Bayern-Derby beim TSV Dachau, vormals TSV Schwabhausen – ein Duell, das in den letzten Jahren fast immer hoch spannend war und meist sehr ausgeglichen verlief. Tags darauf geht es nach Weinheim, ein heftiges Auftaktprogramm für Kristin Lang und Kolleginnen.

SV Böblingen: Der Halbfinalist der letzten Saison will erneut die Fans begeistern

Die SV Böblingen spielte 2022/23 eine sehr gute Saison, schloss diese auf dem vierten Tabellenplatz ab und erreichte später sogar das Meisterschafts-Halbfinale. Der zweite Halbfinal-Einzug des Bundesliga-Urgesteins aus Schwaben nach 26 Jahren, über den man sich im “Ländle” natürlich sehr gefreut hat.

Mit dem außergewöhnlich guten Spitzenpaarkreuz aus Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann – das Duo erspielte eine Bilanz von 33 Siegen bei nur 16 Niederlagen in den Einzeln – wird man auch in der kommenden Spielzeit vielen Gegnern das Leben schwermachen.

Annett Kaufmann will auch in der Saison 2023/24 im Dress der SVB Akzente setzen (Foto Roscher).

Nicht mehr dabei sind die zuletzt gut in Schwung gekommene Leonie Hartbrich sowie die Taiwanerin Lin Chia-Hsuan, die allerdings schon in der Rückrunde nicht mehr zum Einsatz gekommen war.

Allerdings muss die SVB deswegen auf Unterstützung aus Taiwan nicht komplett verzichten. Zum Team stößt nämlich mit der 16-jährigen Yi-Tian Yeh eine sehr junge, hoch talentierte Spielerin von dort. Fünf Jahre älter ist ihre Landsfrau Tung-Chuan Chien, eine Linkshänderin, die häufig auf WTT-Turnieren spielt. Man wird abwarten müssen, wie oft die Asiatinnen zur Verfügung stehen, von denen natürlich immer nur eine eingesetzt werden kann – und auch das nur, wenn die Japanerin Mitsuki Yoshida nicht spielt.

Ferner ist Annett Kaufmanns ältere Schwester Alexandra zurückgekehrt und wird nicht nur zu genügend Bundesligaeinsätzen kommen, sondern angesichts der personellen Konstellation mit Gotsch, Annett Kaufmann und drei vor ihr gemeldeten Nicht-EU-Ausländerinnen sogar zwingend Stammspielerin sein.

Wie erwähnt, geht es am 24.09. in Dachau los. 14 Tage später empfängt man Liganeuling Jena und wiederum zwei Wochen darauf den TSV Langstadt. Man hofft erneut auf eine gute, erfolgreiche Saison und möchte den Fans besonders in den Heimspielen in der BBG-Arena am Silberweg wieder tolles, hochklassiges Tischtennis bieten.

TSV Dachau 65: Unter neuem Dach wollen Winter und Co. alte Tugenden zeigen

Der Umzug in die sieben Kilometer entfernte Kreisstadt ist für das Team des vormaligen TSV Schwabhausen mit seiner seit Jahren überragenden Topspielerin Sabine Winter keine Weltreise. Allerdings waren zähe Verhandlungen mit der Stadt erforderlich, damit der TSV Dachau 65für seine neuen Tischtennis-Asse die Spiel- und Trainingsbedingungen erhielt, die für zwei Bundesliga-Mannschaften – das “B-Team” stieg in die 2. Liga auf – benötigt werden. Doch nun ist alles auf einem guten Weg und man freut sich auf die erste Saison in der neuen Konstellation.

Seit Jahren eine der Besten, oft war sie sogar die Topspielerin der Liga: Sabine Winter, die sicher auch im Dress des TSV Dachau zahlreiche Siege einfahren wird (Foto Roscher).

Die Oberbayern werden vorne weiter stark aufgestellt sein mit Winter und Liu Yangzi. Lediglich die Ungarin Mercedesz Nagyvaradi, die in ihr Heimatland zurückkehrte, ist nicht mehr dabei. Dafür wurde mit der 24-jährigen Engländerin Tin-Tin Ho, beste Spielerin ihres Landes, vielversprechender Ersatz gefunden, den man eigentlich gar nicht Ersatz nennen sollte.

Neu im Team als Nummer vier ist Tatsiana Bahr, zuletzt bei der DJK BW Annen in der 2. Liga unter Vertrag. Vielen ist sie noch bekannt unter ihrem Mädchennamen Tatsiana Kostromina. Lange war sie eine der tragenden Säulen des MTV Tostedt, mit dem sie von 2004 bis 2011 in der 1. Bundesliga aufgeschlagen hat. Die Defensivkünstlerin ist auch mit 50 noch richtig gut.

Alina Nikitchanka und Orsolya Feher stehen weiter zur Verfügung, sind jedoch in der “Zweiten” gemeldet und können in beiden Profiteams eingesetzt werden.

Ein guter Mittelfeldplatz erscheint möglich, doch das gilt natürlich für fünf oder sechs Ligarivalen ebenso. Das Auftaktprogramm der Oberbayern ist nicht von schlechten Eltern. Nach dem Saisonauftakt gegen Böblingen wird es zunächst einmal nicht leichter. Im Gegenteil. Am 14.10. empfängt man Kolbermoor zum immer prickelnden oberbayrischen Derby, am 22.10. muss man beim amtierenden Champion berlin eastside an die Tische und – nach längerer Pause – gilt es dann am 19. November, bei Vizemeister Weinheim zu bestehen.

TSV Langstadt: Hoffnung auf eine Saison ohne Verletzungspech und den erneuten Einzug in die Play-offs

Aufgrund von Verletzungspech und des unerwarteten Karriereendes von Petrissa Solja war 2022/23 eine schwierige Saison für den TSV Langstadt, der es zwar bis ins Pokalfinale schaffte, jedoch die gesamte Punktunde mit Ersatz spielen musste. In den Viertelfinals schieden die Südhessinnen, die als Tabellensechster in die Play-offs gekommen waren, gegen den SV DJK Kolbermoor aus.

Um nicht wieder in eine solche Situation zu geraten, wurde man frühzeitig auf dem Transfermarkt aktiv und sicherte sich die Dienste der Serbin Izabela Lupulesku, vom ESV Weil gekommen, für das hintere Paarkreuz. Auch für das Spitzenpaarkreuz wurde Verstärkung benötigt. Rückkehrerin Cheng Hsien-Tzu soll die Lücke schließen. Die 30-jährige Taiwanerin war nach dem Aufstieg des TSV in die 1. Bundesliga gemeinsam mit “Peti” Solja zwei Spielzeiten lang Garantin dafür, dass sich der Verein vorzüglich im Oberhaus etablieren konnte. Zudem spielte sie sich mit ihrem beherzten Offensivtischtennis in die Herzen der Fans.

Langstadts Rückkehrerin Cheng Hsien-Tzu (Archivfoto Roscher).

Chantal Mantz ist nunmehr auf Position eins vorgerückt, Franziska Schreiner steht auf drei und die lange verletzte Tanja Krämer zählt ebenso zur Mannschaft. Mit dem Zweitliga-Team hat man – ähnlich wie Dachau – den perfekten Unterbau, um junge Toptalente wie die 15-jährige Lorena Morsch für höhere Aufgaben vorzubereiten.

Man möchte von den Abstiegsregionen fernbleiben und sich wieder für die Play-offs qualifizieren. Auch im Pokalwettbewerb wäre man gerne wieder oben mit dabei. Das dritte Finale in Folge wäre aus Sicht des TSV nicht verkehrt. Und natürlich hat man den Ehrgeiz, den Fans in der heimischen Eckehard-Colmar-Halle wieder tolle, spielerisch und kämpferisch hochklassige Partien zu bieten, wie es sie in den vergangenen Jahren oft gab. Man möchte wieder für die von der Konkurrenz gefürchtete Langstädter Hexenkessel-Atmosphäre sorgen, die die Südhessen schon oft zu Siegen getragen hat.

Das Auftaktprogramm ist happig. Zunächst muss man am 1. Oktober in Weinheim an die Tische und empfängt sechs Tage später keinen Geringeren als den amtierenden Deutschen Meister Berlin. Aber an solchen Herausforderung kann das Team auch wachsen. Das weiß man in Langstadt und hofft auf einen guten Saisonstart.

Verstärkte TTG Bingen/Münster-Sarmsheim will entspannte Saison spielen und den Fans etwas bieten

Die TTG Bingen/Münster-Sarmsheimhat ihren Kader vergrößert. Aus gutem Grund, denn in der Olympiasaison 2023/24 weiß man nie so recht, wer wirklich zur Verfügung steht, da viele Verbände mit Sicherheit ihre Nationalspielerinnen zu teilweise mehrwöchigen Vorbereitungslehrgängen anfordern werden.

In der letzten Spielzeit war man schwer in die Gänge gekommen und befand sich lange im Abstiegskampf, meisterte diese Herausforderung gegen den einzigen Rivalen ESV Weil am Ende aber doch recht souverän. Für die Play-off-Teilnahme reichte es indes nicht mehr. Vielleicht geht diesmal ja was. Auf jeden Fall möchte man – nach vielen erfolgreichen Jahren im Oberhaus und zuletzt zwei “wackeligen” Spielzeiten – eine entspannte Saison spielen und nicht wieder zittern müssen.

Das Aufgebot der Rheinhessen gibt durchaus zu Hoffnungen Anlass. Bis auf Archana Girish Kamath, die letzte Saison kein einziges Mal eingesetzt werden konnte, sind alle an Bord geblieben, also Lea Rakovac, Diya Chitale, Katerina Tomanovska, Elena Kuzmina und Spielertrainerin Karolina Mynarova.

Als neue Nummer eins ist eine überaus talentierte junge Spielerin aus den USA gemeldet. Sally Moyland ist erst 16 und verfügt über eine starke Rückhand. Sie ist aktuell als Nummer 183 des Weltrankings gelistet. Zudem ist sie die Nummer 17 der U19- sowie die Nummer 8 der U17-Weltrangliste. Dennoch dürfte sie es in der Bundesliga vorne nicht gerade leicht haben. Die Frage ist natürlich auch, wie oft sie überhaupt zur Verfügung stehen wird.

Man darf gespannt sein, wie oft Diya Chitale zum Einsatz kommt, die sich spielerisch zuletzt enorm gesteigert hatte (Foto: Petry Steyer).

Neu im Team ist auch die aus Weil gekommene Polina Dobreva, die an Position drei gemeldet wurde. Die 31-jährige Bulgarin verfügt über reichlich Bundesligaerfahrung und hat sich als Angstgegnerin von Sabine Winter einen Namen gemacht. Hinten konnte sie in Weil zuletzt eine positive Bilanz erspielen, wenn sie ins vordere Paarkreuz aufrücken musste, hatte sie es aber meist schwer. Doch nun gilt: Neue Saison, neues Glück.

Zudem können, wenn Dobreva vorne aufschlägt, Spielerinnen wie Chitale, sofern verfügbar, und Tomanovska, Kuzmina oder Mynarova dann im hinteren Paarkreuz spielen, wo ihre Erfolgsaussichten deutlich besser sind als oben.

Beim Saisonauftakt in Berlin ist man natürlich krasser Außenseiter, vielleicht könnte im ersten Heimspiel gegen Langstadt (15.10.) etwas gehen. Eine Woche später gegen Weinheim, ebenfalls in heimischer Halle, wird es vermutlich sehr schwierig werden, zu Punkten zu kommen. Jedenfalls alles andere als ein leichtes Auftaktprogramm.

SV SCHOTT Jena: Liganeuling mit beachtlichem Kader

Der einzige Aufsteiger ist eine echte Wundertüte und im Vorfeld ganz schwer einzuschätzen. Mit dem SV SCHOTT Jena, souveräner Zweitliga-Meister mit sechs Punkten Vorsprung vor Anröchte, ist erstmals ein Klub aus Thüringen im Oberhaus vertreten. Man beerbt den ESV Weil, der zumindest zwei von drei Jahren eine echte Bereicherung der Liga war. Und Jena will in Europas stärkster nationaler Liga Akzente setzen und ist gekommen, um zu bleiben. Natürlich möchte man sich im ersten Jahr zunächst einmal oben etablieren und setzt sich allein dem Klassenerhalt zum Ziel.

Aus der Aufstiegsmannschaft sind vier Spielerinnen geblieben, nämlich die Japanerin Haruna Sugita, die Türkin Ece Harac, die frühere ukrainische Nationalspielerin Valerija Mühlbach und natürlich Koharu Itagaki, eines der Top-Nachwuchsasse des DTTB und mit ihren 13 Jahren irgendwie schon der Star der Mannschaft – in der 2. Liga hinten hat sie eine 9:4-Bilanz verbucht und ist seitdem ja schon wieder besser geworden, wie sie bei der Jugend-EM in Polen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Dort holte sie Mannschaftsgold für Deutschland und stand auch als Josi Neumanns Doppelpartnerin am Ende ganz oben auf dem Treppchen – die beiden waren im März bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg sogar nationale Vizemeisterinnen bei den Erwachsenen geworden. Zwei 13-jährige, das gab es nie zuvor.

Koharu Itagaki, 13 Jahre jung, wird mit dem SV SCHOTT Jena nunmehr in der 1. Bundesliga aufschlagen (Foto im Verbandsdress: Roscher).

Zu den bekannten Akteurinnen stießen reichlich neue Gesichter. Koharu Itagakis Vater Koji, seit Jahren erfolgreicher Trainer des TTBL-Klubs TSV Bad Königshofen, ließ seine Kontakte nach Japan spielen, was drei weitere Japanerinnen nach Jena führte, von denen natürlich immer nur eine spielen kann. Als Nummer eins des Teams ist die 22-jährige Yuka Minagawa gemeldet, direkt dahinter ist Misaki Morizono gelistet – die erfahrene Spielerin, 31 Jahre alt, ist den Assen des DTTB aus vielen internationalen Turnieren bekannt und stand vor neun Jahren noch auf Platz 25 der Weltrangliste. Neu aus Japan hinzugestoßen ist schließlich noch das 15-jährige Toptalent Misuzu Takeya, an Position fünf gemeldet.

Vor ihr finden wir mit der aus Anröchte gekommenen Shi Qi eine in der Bundesliga bestens bekannte Spielerin. Die 35-Jährige, die früher nicht nur in Anröchte, sondern auch in Bad Driburg in der 1. Bundesliga gespielt hat, war immer auch im vorderen Paarkreuz erfolgreich und hat zuletzt in der 2. Liga vorne nur ein Match verloren. Eine echte Verstärkung, zumal Shi seit Januar 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und somit ständig eingesetzt werden könnte.

Mit Martine Toftaker ist ferner Norwegens Nummer eins nach Jena gekommen, die 20-Jährige hofft, sich im Oberhaus etablieren zu können. Last not least ist Vivien Scholz mit von der Partie, die vom ESV Weil nach Thüringen gewechselt ist und nach einer bescheidenen Saison wieder voll angreifen möchte. Die 25-jährige Brandenburgerin, international für Luxemburg am Start, gilt auch als vorzügliche Doppelspielerin.

Mit diesem Kader mit seiner interessanten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen sowie mit der Euphorie des Aufsteigers müsste der Klassenerhalt eigentlich ohne Weiteres zu schaffen sein, wobei man immer schauen muss, wer tatsächlich zu den Spielen zur Verfügung steht. Am 24.09. steigt die Auftaktpartie zu Hause gegen Vizemeister Weinheim und die Vorfreude in der Universitätsstadt ist riesengroß.

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Wir werdem demnächst natürlich auch die Vereinsvertreter zu Wort kommen lassen und über die Einschätzungen, Wünsche und Hoffnungen der Bundesligisten berichten.

Die Vorfreude auf eine weitere tolle, spannende Saison mit packenden Duellen und begeisterten Fans wächst von Tag zu Tag.

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Beitragbild ganz oben: Wie hier den Pokalsieg im Januar, möchte der ttc berlin eastside auch in der neuen Saison wieder Titel bejubeln. Doch die Mitkonkurrenten haben etwas dagegen, allen voran der TTC 46 Weinheim (Foto Roscher).

Text: Dr. Stephan Roscher

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