Doppelspieltage für Weil, Langstadt und Schwabhausen
Nach fünf Partien in der 1. Bundesliga Damen am vergangenen Wochenende, sind es diesmal „bloß“ deren vier. Nach zuletzt lauter deutlichen Ergebnissen, wäre es diesmal eigentlich wieder an der Zeit für den einen oder anderen Krimi. Jeweils gleich zweimal an die Tische müssen die Teams aus Weil, Langstadt und Schwabhausen. Titelverteidiger Berlin ist nur in Langstadt im Einsatz, Böblingen ausschließlich in Schwabhausen.
Der Spieltag ist etwas entzerrt, da er schon am Freitagabend mit der Partie Weil – Schwabhausen beginnt. Der Rest verteilt sich auf Samstag und Sonntag. Weinheim und Kolbermoor, die beiden Teams auf den Spitzenplätzen, sind spielfrei und können ganz entspannt zuschauen, was die Konkurrenz treibt.
ESV Weil – TSV Schwabhausen (Freitag, 18.00 Uhr)
Die Weilerinnen haben zuletzt deutlich gegen Spitzenreiter Weinheim den Kürzeren gezogen, Schwabhausen glänzte dagegen auch ohne Sabine Winter beim 6:2 über Langstadt, bei dem alle Einzel gewonnen wurden.
Während der ESV als Schlusslicht ganz dick im Abstiegskampf steckt – Bingen dürfte nach wie vor der Hauptrivale sein – und jeden Punkt dringend benötigt, rangieren die Oberbayern im gesicherten Mittelfeld und haben die Play-offs eigentlich so gut wie sicher. Ob bei Schwabhausen wieder alle Spielerinnen an Bord sein werden, ist noch offen. In jedem Fall werden die Weilerinnen alles versuchen, den favorisierten Gästen wenigstens einen Punkt abzuknöpfen.
„Langsam wird es ernst für den ESV Weil“, spricht Doris Spiess Klartext. „Um dem drohenden Abstieg zu entgehen, bedarf es dringend eines Erfolgserlebnisses für die Weiler Damen. Die heiße Phase startet jetzt am Wochenende mit den Spielen gegen Schwabhausen und Langstadt. Beides sind sicher keine einfachen Spiele, doch in der Vorrunde war man beide Male nur knapp an einem Punkt vorbeigeschrammt.“ Die Abteilungsleiterin der Südbadener verrät: „Wieder mit dabei ist Hana Arapovic. Mit ihr will das Team versuchen, Punkte gutzumachen, bevor in zwei Wochen das wohl entscheidende Spiel in Bingen auf dem Programm steht.“
„Im Moment konzentrieren wir uns auf uns und versuchen, alle fit zu bekommen fürs Wochenende“, so Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed, dem sehr wohl bewusst ist, dass man mit mehreren personellen Ausfällen nicht immer eine solche Energieleistung bringen kann wie am vergangenen Samstag. „Sollte das alles klappen, können wir weiterschauen. Es wird bestimmt wieder ein aufregendes Wochenende.“ Zuletzt war nicht nur Topstar Sabine Winter verletzungsbedingt ausgefallen, sondern auch Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka. Ein kleines Wunder, dass man dennoch den TSV Langstadt klar auf Distanz halten konnte.
TSV Langstadt – ttc berlin eastside (Samstag, 15.00 Uhr)
Nach einigen nicht einkalkulierten Punktverlusten stehen die Berlinerinnen derzeit nur auf Rang drei der Bundesligatabelle. Doch sie wollen alles tun, um das bis zum Ende der Runde noch geradezurücken. Um ihr erklärtes Etappenziel, nämlich die direkte Qualifikation für das Play-off-Halbfinale, zu erreichen, müssen sie nämlich noch auf Rang eins oder zwei vorstoßen. Bei der Qualität der Mannschaft noch gut vorstellbar. Zuletzt beim 6:1 über Bingen wirkten Shan und Co. aber wieder sehr souverän.
Gegen Berlin haben die Langstädterinnen schon öfters gute Spiele gemacht, zuletzt in der Vorrunde, als man am 11. Dezember in der Hauptstadt mit zwei Ersatzspielerinnen dank einer überragenden Tanja Krämer einen Punkt ergatterte. Zuletzt standen sich beide Teams übrigens am 8. Januar im Finale des Pokal Final Four gegenüber, da gewann der ttc eastside recht locker mit 3:0. Natürlich sind die Berlinerinnen auch am Samstag in der Favoritenrolle und wollen sich für das Remis im Hinspiel revanchieren.
Besonders schwer wird es gegen den aktuellen Meister und Pokalsieger, wenn dieser seine Asse Nina Mittelham, Shan Xiaona, Ding Yaping und Sabina Surjan aufbietet. Bei normalen Ligaspielen ist dieses Quartett meist aber nicht vollzählig am Start, sodass immer auch weitere Spielerinnen aus dem Kader auf ihren Einsatz hoffen dürfen. Im Hinspiel konnte die Ex-Langstädterin Josi Neumann, im Januar 13 geworden und jüngste Bundesligaspielerin aller Zeiten, ihr Match gegen Janina Kämmerer gewinnen. Das Berliner Nesthäkchen, das sich bereits über acht Pflichtspieleinsätze für den Rekordchampion freuen durfte, ist gewiss eine Option für den Samstag, jedoch verfügt Berlin über einen großen Kader und hat weitere personelle Möglichkeiten.
Langstadt wird vermutlich erneut eine Ersatzspielerin benötigen. Vielleicht spielt Janina Kämmerer abermals gegen den ttc eastside, vielleicht aber auch Alena Lemmer, die zuletzt einen guten Eindruck in der „Ersten“ hinterließ. Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer vermutet, dass der Hauptstadtklub nichts riskieren wird: „Das bedeutet, dass sie gegen uns sicher mit voller Besetzung und entsprechend motiviert ins Spiel gehen werden. Somit sind wir nur krasser Außenseiter und jeder Spielgewinn kann als Erfolg gewertet werden.“ In Langstadt freut man sich auf viele Fans und zumindest einige schöne, spannende Matches: „Unsere Mannschaft muss sich aber nicht verstecken, wie das Unentschieden in der Vorrunde gezeigt hat, und kann gegen den großen Favoriten völlig entspannt in die Partie gehen.“
TSV Schwabhausen – SV Böblingen (Sonntag, 14.00 Uhr)
Die EM-Dritte Sabine Winter fehlte den Oberbayern letzte Woche beim 6:2-Sieg gegen Langstadt und auch in der Vorrunde gegen Böblingen wegen Verletzung. Liu Yangzi, Mercedesz Nagyvaradi, Alina Nikitchanka und Orsolya Feher sind Winters spielstarke Mannschaftskameradinnen. Letzte Woche trumpfte auch die 19-Jährige Niederländerin Emine Ernst aus dem Team des Drittliga-Spitzenreiters Schwabhausen II groß auf.
Die SV Böblingen hat dagegen nur vier Spielerinnen in der Rückrunde zur Verfügung. Qianhong Gotsch, Annett Kaufmann, Mitsuki Yoshida und Leonie Hartbrich müssen es richten. Wenn wie letzte Woche eine oder mehrere fehlen, gibt es keine wirkliche Alternative. Lin Chia-Hsuan und Charlotte Bardsley stehen zur Rückrunde nicht zur Verfügung, die 2. Mannschaft der SVB-Frauen spielt in der Landesliga, das sind sieben Klassen tiefer.
In der Vorrunde trennte man sich 5:5. Aktuell sind beide Teams Tabellennachbarn, Böblingen ist Vierter mit 10:8, Schwabhausen Fünfter mit 9:7 Punkten. SVB-Manager Frank Tartsch hat für Sonntag seine Stammbesetzung angekündigt. Qianhong Gotsch präsentierte sich zuletzt gegen Weinheim mit zwei gewonnenen Einzeln in Topform. Annett Kaufmann ebenfalls, doch weit entfernt von den heimischen Bundesligahallen. Sie gewann das U19-WTT-Turnier in Tunis mit einem 3:0 im Finale gegen Lee Daeun aus Südkorea. In Schwabhausen ist durchaus mit einer offenen Partie zu rechnen, Wetten auf den möglichen Sieger möchte man nicht abschließen.
„Im Moment konzentrieren wir uns auf uns und versuchen alle fit zu bekommen fürs Wochenende“, so Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. „Sollte das alles klappen, können wir weiterschauen. Es wird bestimmt wieder ein aufregendes Wochenende.“
ESV Weil – TSV Langstadt (Sonntag, 14.00 Uhr)
„Langsam wird es ernst für den ESV Weil“, sagt Abteilungsleiterin Doris Spiess ohne Umschweife, die auch unterstreicht, wie wichtig gerade jetzt ein Erfolgserlebnis des Teams wäre. Sie sieht mit den Spielen gegen Schwabhausen und Langstadt die „heiße Phase“ im Kampf um den Klassenerhalt eingeläutet. „Allerdings wird von beiden Gegnern am Wochenende heftige Gegenwehr erwartet, denn sowohl Langstadt als auch Schwabhausen haben zwar Vorsprung auf den Abstiegsplatz, sind aber noch nicht hundertprozentig gerettet. Es bedarf auf jeden Fall einer Topleistung aller unserer Spielerinnen“, ist Doris Spiess überzeugt.
Weil liefert sich mit Bingen einen Zweikampf um den Klassenerhalt – der Achte und Letzte steigt ab, der Siebte bleibt erstklassig -, in den, wenn es miserabel läuft, auch noch Langstadt mit hineingezogen werden könnte. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht bei aktuell fünf Punkten Vorsprung auf den ESV.
Das Hinspiel Anfang November ging mit 6:3 an die Langstädterinnen, doch damals spielte Hongkong-Ass Minnie Soo und sorgte – inklusive Doppel – für drei Punkte. Doch diesmal wird der Gastgeber eine Ersatzspielerin aus der Zweitliga-Mannschaft benötigen, die sich zu Franziska Schreiner, Chantal Mantz und Tanja Krämer gesellt. Man wird sehen, ob Kellerkind Weil die Chance gegen den Tabellensechsten aus Südhessen nutzen kann.
Von Franziska Schreiners Tagesform wird auch in Weil einiges für den TSV Langstadt abhängen (Foto Roscher).
Am Sonntag ist der Erfolgsdruck für den TSV jedenfalls deutlich größer als gegen Berlin. „Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns. Wahrscheinlich das wichtigste in der ganzen Rückrunde“, ist Manfred Kämmerer überzeugt. „Wir wollen unbedingt den Abstand auf den einzigen Abstiegsrang halten. Bei einer Niederlage in Weil wären wir voll im Abstiegskampf, das wollen wir natürlich unbedingt vermeiden.“ Nach dem schwachen Auftritt in Schwabhausen machte das Spiel tags darauf in Kolbermoor wieder etwas Mut. „Wir müssen an die Einstellung und den Kampfgeist von Kolbermoor anknüpfen, um in Weil bestehen zu können“, so der Sportliche Leiter des Vizemeisters und Vizepokalsiegers. „Weil wird mit aller Macht versuchen, sich noch aus dem Tabellenkeller zu befreien. Ich erwarte in der kleinen Halle eine heiße Atmosphäre, bei der wir einen kühlen Kopf behalten müssen.“
Beitragsbild oben: Sollte Sabine Winter rechtzeitig zum Doppelspieltag ihres TSV Schwabhausen wieder fit sein, wird es vermutlich deutlich schwieriger für die gegnerischen Teams aus Weil und Böblingen (Foto: Dr. Stephan Roscher).