Champions League: ttc berlin eastside besteigt Europas Thron

Von Stephan Roscher|Dezember 9, 2020|champions league

In einem knapp dreistündigen Final-Thriller um Europas Krone konnte sich der ttc berlin eastside am Dienstagabend zum Abschluss des Bubble-Turniers von Linz mit 3:2 gegen Gastgeber Linz AG Froschberg durchsetzen. Der fünfte Champions-League-Sieg für den Hauptstadtklub in der an Erfolgen reichen Vereinsgeschichte, ein Triumph für die Geschichtsbücher.

Der Sieg in diesem wahrlich dramatischen Endspiel hing bis zuletzt am seidenen Faden. Nina Mittelham sicherte ihrem Team schließlich den Erfolg durch ein 6:4 im Entscheidungssatz gegen die Ukrainerin Margaryta Pesotska und wurde anschließend von ihren Teamkolleginnen gebührend gefeiert.

Zuvor hatten Shan Xiaona (3:2 gegen Pesotska) und Britt Eerland (3:0 gegen Bernadette Szöcs) für den neuen Champion, der damit den polnischen Topklub Tarnobrzeg auf Europas Thron ablöste, gepunktet. Gegen Froschbergs heute bärenstarke Nummer eins Sofia Polcanova, aktuelle Nummer 16 der Welt, hatte Mittelham dagegen in ihrem ersten Match nichts ausrichten können (5:11, 9:11, 4:11), ebenso wenig wie Shan gegen eine Liu Jia („Susi“), die jeden Ball traf (2:11, 4:11, 4:11). Doch das einzige, was wirklich zählt, ist der Sieg der Mannschaft, zu dem jede Spielerin einen Punkt beigesteuert hat. Shan, die gegen Pesotska im Auftaktmatch einem 0:2-Satzrückstand hinterherlaufen musste und im vierten Satz (14:12) nochmals bange Momente zu überstehen hatte. Eerland, die Szöcs – letzte Saison selbst noch im Berliner Champions-League-Team – beim 11:6, 11:8 und 11:8 erstaunlich gut im Griff hatte. Und, im Finale des Finales, eben Mittelham, die die Schlappe gegen Polcanova gut wegsteckte, sich gegen die unangenehm zu spielende Pesotska nach klarem Verlust des ersten Durchgangs (4:11) ins Match zurück kämpfte, mit 2:1 Sätzen in Führung ging, den Ausgleich hinnehmen musste und im alles entscheidenden Kurzsatz ihr risikoreiches Angriffsspiel bis zum letzten Ball konsequent durchzog und zudem die besseren Nerven hatte.

„Es ist unglaublich, wir müssen auch erst mal realisieren, was heute geschehen ist“, freute sich eastside-Trainerin Irina Palina. „Wir waren ein wenig überrascht, dass Bernadette Szocs an drei spielte und nicht Liu Jia. Überraschend war natürlich auch, wie klar Shan dann gegen „Susi“ verloren hat. Normal sind die Spiele zwischen beiden viel enger. Aber die größte und natürlich sehr angenehme Überraschung für uns war, dass Nina am Ende den fünften Satz gewonnen hat.“ Palina präzisierte dies: „Wir alle wussten ja, wie gefährlich Pesotska ist, besonders in entscheidenden Momenten. Ich habe Nina gesagt, sie solle etwas riskieren, da sie nichts zu verlieren hätte. Ihr Topspin ist sicher einer der schnellsten im Damentischtennis überhaupt, doch in solchen Augenblicken ist es sehr schwierig, ihn sicher durchzubringen. Das war ein bemerkenswerter Sieg für sie und die ganze Mannschaft, die wieder einmal tolles Teamwork gezeigt hat.“

Auch Liu Jia, letzte Saison noch in Kolbermoor unter Vertrag, gratulierte den Berlinerinnen fair zu ihrem Erfolg: „Unsere Duelle sind immer so eng, doch heute waren unsere Gegnerinnen wieder einmal einen kleinen aber entscheidenden Tick besser. Es war ein großes Finale eines großartigen Turniers.“

Eastside-Präsident Alexander Teichmann war erleichtert und begeistert zugleich. “Das war ein hochklassiges Spiel mit allen nur denkbaren Ups und Downs, auch ohne Vereinsbrille war es granatenmäßiges Damentischtennis und wahrlich nichts für schwache Nerven”, so Teichmann. “Wir haben eine super Teamleistung gezeigt, jede Spielerin hat einen Punkt zum Sieg beigetragen und keine hat sich in den schwierigen Momenten des Finales ins Bockshorn jagen lassen. Wenn eine Spielerin klar verloren hat, war die nächste sofort wieder voll da und hat Topleistungen gezeigt. Auch von daher haben wir den Titel verdient geholt.” Teichmann verteilte auch noch Sonderlob, nicht nur an Nina Mittelham, die im entscheidenden Moment kühlen Kopf bewahrt hat: “Ein großes Kompliment an Britt Eerland, die das ganze Turnier immer bei ihrer Linie geblieben ist und sich nie den Schneid abkaufen ließ – eine ganz wichtige Spielerin für unser Team. Auch wenn Jessica Göbel nicht zum Einsatz gekommen ist, war sie auch wesentlich am Gewinn des Titels beteiligt, sie stand immer voll hinter der Mannschaft, hat die anderen eingespielt, beraten und von der Bank gepuscht. Allein schon ihre Präsenz war wichtig für alle.” Und dann wurde auch noch Irina Palina gewürdigt: “Ein Riesen-Kompliment geht an die Trainerin, die uns nun schon zum fünften Mal zum Champions-League-Sieg gecoacht hat!” Teichmann fügte abschließend hinzu: “Am schlimmsten war der Livestream, der in wichtigen Momenten einige Abbrüche hatte. Egal, Hauptsache geschafft!”

Linz AG Froschberg AUT – ttc berlin eastside GER 2:3

Margaryta PESOTSKA – SHAN Xiaona 2:3 (11:6, 11:9, 6:11, 12:14, 2:6)

Sofia POLCANOVA – Nina MITTELHAM 3:0 (11:5, 11:9, 11:4)

Bernadette SZOCS – Britt EERLAND 0:3 (6:11, 8:11, 8:11)

LIU Jia – SHAN Xiaona 3:0 (11:2, 11:4, 11:4)

Margarita PESOTSKA – Nina MITTELHAM (11:4, 6:11, 9:11, 11:8, 4:6)

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos (5): ETTU, ttc berlin eastside

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