Bingen sichert sich Klassenerhalt durch Remis in Böblingen – 600. Bundesliga-Sieg für Qianhong Gotsch
SV Böblingen – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 5:5
Es wurde tatsächlich, wie im Vorfeld vermutet, eine spannende Bundesligapartie in der Böblinger BBG Arena. Am Ende sicherte sich die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim nach zwischenzeitlichen 1:4- und 3:5-Rückstand ein Unentschieden bei der SVB, das nun auch rechnerisch den Klassenerhalt bedeutet.
Hoch dramatisch ging es am Ende im Match zwischen Leonie Hartbrich und Katerina Tomanovska zu, das sich die Tschechin im TTG-Dress, die schon mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte, noch angelte, was gleichbedeutend mit dem für die Gäste so wichtigen Punkt war. Für diese hat damit abermals eine schwierige Saison ein Happyend gefunden hat, auch wenn man noch mindestens zwei Partien bestreiten muss.
Beim Gastgeber überragte Annett Kaufmann, die in ihren Einzeln und im Doppel keinen einzigen Satz abgab. Gehandikapt war man durch den krankheitsbedingten Ausfall von Mitsuki Yoshida, die nicht adäquat ersetzt werden konnte, da die SVB kein hochklassig spielendes “B-Team” besitzt. Ersatzspielerin Katrin Quarg kann auf diesem Niveau natürlich nichts ausrichten. Der Verein schreibt in seiner Presseerklärung: “Die Japanerin war die ganze Woche fiebrig. Sie kam trotzdem in die Halle, probierte es, doch es ging nicht.”
Der überraschende 3:1-Sieg der sehr entschlossen und kompromisslos agierenden Kroatin Lea Rakovac im Spitzeneinzel gegen Qianhong Gotsch war ein weiterer wichtiger Faktor für den Bingener Punktgewinn, der mehr als bloß ein Teilerfolg war, betrachtet man dessen Auswirkungen auf die Tabellensituation. Jetzt könnte man sogar noch die Play-offs erreichen und die Langstädterinnen von Platz sechs verdrängen, müsste dazu aber die letzten beiden Partien inklusive des Spiels in Langstadt am 19.03. gewinnen. Man wird aber auch so zufrieden sein nach der Devise “Hauptsache dringeblieben!”.
Für die Gastgeberinnen hatte das Remis insofern auch eine Bedeutung, als damit letzte minimale Zweifel am Erreichen der Play-off-Runde ausgeräumt wurden, die aber ohnehin nur theoretischer Natur waren. Egal wie man nun zum Punktrundenabschluss gegen den ttc berlin eastside spielt, ist man schlechtestenfalls Fünfter der Endtabelle und somit weiter dabei. Langstadt und Bingen können nicht mehr vorbeiziehen, Weil ohnehin nicht, allenfalls noch Schwabhausen.
Doch kommen wir zu Qianhong “Hongi” Gotsch, die ihrer einziartigen Karriere im Tischtennissport heute noch einen weiteren Superlativ hinzufügte. Ihr vollkommen ungefährdeter Erfolg über Elena Kuzmina im ersten Match war nämlich ihr 600. Bundesligasieg im Einzel – alle wurden im Böblinger Dress erzielt. Eine geradezu geniale Erfolgsgeschichte. In der Rückrunde steht Gotsch übrigens 10:2 im Spitzenpaarkreuz – und das mit 54 Jahren, auch wenn man inzwischen den Eindruck hat, dass Annett Kaufmann, die vom Alter her gut und gerne ihre Enkelin sein könnte, schon ebenso stark ist. Gut für das Böblinger Team, das vorne somit eine immense Qualität aufweist.
Annett Kaufmann, die beim WTT-Turnier in Singapur überraschend in der Qualifikation gescheitert war, präsentierte sich am Sonntag davon gänzlich unbeeindruckt und verwies Lea Rakovac sowie später dann Elena Kuzmina deutlich in die Schranken.
Ob Sieg für Böblingen oder Punkteteilung hing dann letztlich am Match Hartbrich vs. Tomanovska. Die Deutsch-Ungarin zeigte sich – bei einer 2:1-Satzführung – bis zum 8:3 beziehungsweise 9:5 im vierten Durchgang sehr entschlossen und schien obenauf zu sein und auch zu bleiben. Dann übernahm jedoch die nie aufsteckende Linkshänderin aus der Tschechischen Republik zunehmend das Kommando und schnappte sich den Satz tatsächlich noch mit 12:10. Und den Entscheidungsdurchgang dann mit 11:8, nachdem bis zum 7:7 nicht absehbar war, in welche Richtung es gehen würde.
„Unter diesen Voraussetzungen können wir mit dem 5:5 zufrieden sein. Schade nur für Leonie. Sie hatte in ihrem zweiten Einzel Pech und hätte den Sieg verdient gehabt“, meinte SVB-Betreuer Ingo Gotsch. „Annett war überragend mit ihren 9:0-Sätzen.“
„Natürlich haben wir durch das heutige Unentschieden den Klassenerhalt sicher und können nun für die 15. Saison in der 1. Liga planen“, so ein rundum glücklicher Joachim Lautebach. „Die Mannschaft hat sich natürlich sehr gefreut, aber aufgrund der Leistungen in den letzten Spielen war es auch verdient. Ihr gebührt jedenfalls seitens der Verantwortlichen großer Respekt.“ Bingens Vorsitzender weiter: „Natürlich war Böblingen durch den Ausfall von Yoshida geschwächt, das soll aber die Leistungen unserer Mannschaft nicht schmälern. Ein besonderes Lob geht an Lea Rakovac, der es gelang, eine Gotsch zu schlagen. Das Schlüsselspiel zwischen Tomanovska und Hartbrich war dann nichts für schwache Nerven und musste über Unentschieden oder Niederlage entscheiden. Letztlich hatte Tomanovska das glücklichere Ende auf ihrer Seite und sicherte unserer Mannschaft das Unentschieden.“ Ab sofort sei man völlig entspannt: „Nun können wir beruhigt in die beiden Spiele am nächsten Wochenende gehen. Vielleicht ist dabei eine erneute Überraschung möglich.“
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Beitragsbild oben: Qianhong „Hongi“ Gotsch, die gegen Bingens Elena Kuzmina ihren 600. Bundesligasieg verbuchte, eine sensationelle Ausbeute (Foto: Dr. Stephan Roscher).