Berlin krönt Saison mit dem „Double“

Von Stephan Roscher|Juli 1, 2024|bundesliga

Weinheim stemmt sich bis zuletzt gegen die Niederlage

Der alte und neue Titelträger heißt ttc berlin eastside, der sich in beiden Finalduellen gegen den TTC 1946 Weinheim durchsetzen konnte. Schon vor einem Jahr hatten sich beide Teams in den Play-off-Endspielen gegenübergestanden. Es war abermals ein hartes Stück Arbeit für Mittelham und Co., die sich wie in der Vorsaison das Double aus Meisterschaft und Pokal sichern konnten. Beim Zwischenstand von 3:3 schien der Ausgang wie am Freitag im Hinspiel noch völlig offen, doch dann zog Berlin nochmals das Tempo an und tütete erneut den nationalen Meistertitel ein. Das letzte Mal hatte man diesen im Jahr 2018 verfehlt. Kommende Saison wird man auch wieder in Europas Königsklasse aufschlagen und hat dort Großes vor.

Für den ttc eastside punkteten vor 155 Tischtennisfans in der wunderschön gewordenen GT-Halle im Sportkomplex Paul-Heyse-Straße Nina Mittelham (3:1 gegen Mateja Jeger, 3:2 gegen Yuan Wan), Britt Eerland (3:1 gegen Mateja Jeger), Ding Yaping (3:0 gegen Sophia Klee) sowie das Doppel Eerland/Surjan (3:0 gegen Jeger/Trigolos). Für den TTC 46 Weinheim waren Yuan Wan (3:1 gegen Britt Eerland), Daria Trigolos (3:2 gegen Sabina Surjan) und das Doppel Wan/Klee (3:1 gegen Shan/Mittelham) erfolgreich.

Betrachten wir die Details und den Ablauf des Topduells – und das war es definitiv trotz des Fehlens von Takahashi, das alle, auch die Berliner, sehr bedauert haben. Yuan Wan und Sophia Klee konnten erneut zeigen, dass sie ein Klassedoppel sind. In ihrem letzten gemeinsamen Einsatz in der Bundesliga – Klee wechselt zum TSV Langstadt –, bezwangen sie keine Geringeren als die Berlinerinnen Nina Mittelham und Shan Xiaona, letztere erneut nur im Doppel eingesetzt, da noch leicht angeschlagen. 3:1 hieß es am Ende zugunsten von Wan/Klee. Am Nachbartisch hatten jedoch Britt Eerland und Sabina Surjan das Heft in der Hand. Ihr 3:0 über Mateja Jeger und Daria Trigolos geriet nie ernsthaft in Gefahr.

Tolles Doppel mit vorerst letztem Pflichtspieleinsatz: Sophia Klee und Yuan Wan (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Im ersten Durchgang des Spitzenpaarkreuzes gab es eine lupenreine Dublette zum Hinspiel am Freitagabend in Weinheim: Nina Mittelham bezwang auch diesmal Mateja Jeger mit 3:1 und auf der anderen Seite siegte erneut Yuan Wan in vier Sätzen gegen Britt Eerland.

Doppeltes „Break“ im hinteren Paarkreuz

Doch im hinteren Paarkreuz gab es gleich zwei „Breaks“ im Vergleich zum Freitag. Zunächst wartete Daria Trigolos mit einer tadellosen Leistung gegen Sabina Surjan auf. Hatte die Weißrussin zwei Tage zuvor noch geradezu vernichtend mit 2:11, 5:11, 3:11 den Kürzeren gezogen, zeigte sie in der Hauptstadt, dass sie auch ganz anders kann. Im engsten und spannendsten Match des Tages behielt Trigolos mit 3:2 (11:8, 12:10, 9:11, 9:11, 12:10) die Oberhand. Und Sophia Klee konnte in ihrem allerletzten Match für Weinheim den tollen Coup gegen Ding Yaping nicht wiederholen. Das erfahrene Berliner Defensiv-Ass präsentierte sich diesmal extrem sicher und ließ ihre Gegnerin beim 11:4, 11:9, 11:5 nie wirklich in die Nähe eines Sieges kommen. Beide Matches zeigten, wie wichtig eben auch der Faktor Tagesform ist.

Daria Trigolos konnte gegen Sabina Surjan den Spieß umdrehen (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Nina Mittelham und Britt Eerland machen den Sack zu

Unter dem Strich war noch nicht viel passiert, erneut also 3:3 und alles schien noch möglich. Doch es war wieder jener Moment erreicht, an dem die Berlinerinnen nochmals zulegen konnte. Vielleicht auch einfach personelle Konstellationen, die besser für den Serienmeister passten. Die nachfolgenden beiden Matches gingen wie am Freitag beide zur Freude der Berliner Fans an den ttc eastside. Im Spitzenduell gab die deutsche Vizemeisterin im Einzel, Yuan Wan, erneut alles gegen Nina Mittelham, führte zwischenzeitlich mit 2:0 Sätzen und schien auf Siegeskurs, doch die Weltranglisten-17. legte noch einen Zacken zu, glich aus und hatte dann im Entscheidungsdurchgang das Heft überdeutlich in der Hand, während ihrer Gegnerin die Puste ausging. Ausnahmespielerin Mittelham war in den Endspielen einfach nicht zu bezwingen und eine Klasse für sich. Ein Punkt fehlte dem ttc eastside noch. Mateja Jeger hatte in Weinheim nur hauchdünn gegen Britt Eerland verloren. Auch diesmal legte die Kurznoppenspielerin aus Kroatien ein fulminantes 11:3 im ersten Satz vor. Doch dann war Eerland voll da, die sich unbedingt mit einem Sieg aus Berlin verabschieden wollte: 11:7, 11:5, 11:6 – die 30-jährige Niederländerin ließ keinen Zweifel mehr aufkommen.

Britt Eerland machte den Triumph ihres Teams perfekt (Foto: Armin Schimkat).

Um Punkt 16.00 Uhr war es vollbracht! Beim Spielstand von 5:3 für die Hauptstädterinnen musste nicht mehr weitergespielt werden, weil nach dem 6:3 im Hinspiel ein Remis zur Titelverteidigung genügte. Es war erneut richtig spannend gewesen, volle drei Stunden lang, doch am Ende setzte sich der Serienmeister gegen auch ohne Bruna Takahashi starke Weinheimerinnen durch, die wirklich alles probiert hatten, um eine Sensation zu schaffen und noch das Golden Match zu erzwingen. Ausgelassene Freude im Berliner Lager, während auf der Gegenseite allenfalls ein kleiner Tick Verzweiflung über die Niederlage zu erkennen war. Es war eher ein gewisser Stolz spürbar, alles hineingeworfen zu haben, was menschenmöglich war.

Berlin freut sich über das „Double“ und greift auch international wieder an

„Wir haben beide Titel verteidigt und freuen uns sehr“, sagt Alexander Teichmann, Präsident des ttc berlin eastside, der im Damenbereich nun zehn beziehungsweise unter Einschluss der Vorgängerklubs in der DDR stolze 30 Deutsche Meisterschaften gewonnen hat. Berücksichtigt man zudem auch noch die zwölf nationalen Herrentitel in der DDR, so die offizielle und reguläre Zählweise, kommt man auf 42 Meisterschaften und ist damit weiterhin der Rekordhalter vor der Düsseldorfer Borussia, die zeitgleich in Frankfurt ihren 34. Meistertitel unter Dach und Fach bringen konnte. „Es sieht von außen immer so einfach aus, aber es steckt so viel Arbeit und Aufwand dahinter, sodass es immer wieder eine Belohnung ist, Deutscher Meister zu werden“, unterstreicht Teichmann. „Unser Team hat, immer wenn es nötig war, nochmals eine Schippe darauflegen können. Kompliment an alle. Glückwünsche auch an Weinheim, die nie aufgegeben und uns wirklich alles abverlangt haben.“ Und bald wird man auch wieder auf internationaler Bühne zu sehen sein: „Im Nächsten Jahr gilt der Fokus der Champions League. Da wollen wir unbedingt mal wieder gewinnen.“

In den Endspielen eine Klasse für sich: Nina Mittelham (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Britt Eerlandt bestritt ihr bis auf Weiteres letztes Spiel für den ttc berlin eastside. Die Niederländerin, die ihr Land auch bei den Olympischen Spielen in Paris vertreten wird, zieht es nach Österreich. Einen schöneren Abschied als mit dem Titel konnte sie sich nicht vorstellen: „Es war ein schweres Match für uns und ich freue mich total über meine ersten Titel als Mutter. Vielen Dank an meine Teamkameradinnen und den Verein für dieses tolle Jahr. Wir haben uns schon darauf geeinigt, dass wir uns nächstes Jahr in der Champions League mit meinem neuen Verein Linz wieder treffen.“

„Sensationell gefightet“: Weinheim akzeptiert Finalniederlage

„Unser Team hat ohne Bruna Takahashi sensationell gefightet in beiden Spielen“, so Weinheims Macher und Manager Christian Säger. „Berlin war den Tick besser und ist damit verdient Deutscher Meister. Aber auch heute bei 3:3 und 2:0 von Yuan gegen Nina und bei Mateja gegen Britt war eine 5:3-Führung möglich. Ein riesen Kompliment an mein Team und Trainer Rainer Schmidt für die super Saison.“

Natürlich haben wir auch mit Rainer Schmidt gesprochen. „Die Mädels haben sich teuer verkauft und alles gegeben. Berlin hat für den Titel hart arbeiten müssen, am Ende aber auch verdient gewonnen“, bilanziert der Trainer des TTC 46. „Bis zum 3:3 waren die Partien absolut ausgeglichen, dann hat uns ab diesem Moment ein Break gefehlt, um Berlin noch abzufangen. Letztendlich waren wir in den Partien ab 3:3 immer der Außenseiter und die Berlinerinnen haben ihre Klasse gezeigt. Insbesondere die Spiele von Nina gegen Yuan, aber auch Britt gegen Mateja waren immer hart umkämpft, mit dem besseren Ende für Berlin. Mit Nina hatten sie die Spielerin in ihren Reihen, die nur schwer zu schlagen ist, selbst auch für Bruna.“ Kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen: „Nach der ersten Enttäuschung kehrt aber auch der Stolz zurück, nach einem schweren Saisonstart, wir standen nach den ersten Spielen auf Platz acht, am Ende Platz zwei erreicht zu haben.“

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Die Saison 2023/24 hat somit ihren krönenden Abschluss gefunden. Freuen wie uns auf die bevorstehende Spielzeit, die eines ganz gewiss wieder bringen wird: Spannung ohne Ende – und natürlich Damen-Tischtennis auf allerhöchstem Niveau.

Deutscher Meister 2024: ttc berlin eastside, v.l. Trainer Jens Ruland, Ding Yaping, Shan Xiaona, Nina Mittelham, Britt Eerland, Josi Neumann, Sabina Surjan (Foto: Ronny Pabst).

Finals

TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside 3:6

ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim 6:3

Halbfinals

TSV Langstadt – TTC 1946 Weinheim 4:6

TTC 1946 Weinheim – TSV Langstadt 4:6, 4:0

TSV Dachau 65 – ttc berlin eastside 0:6

ttc berlin eastside – TSV Dachau 65 5:5

Viertelfinals

SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65 1:6

TSV Dachau 65 – SV DJK Kolbermoor 6:2

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt 6:2

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:2, 3:3 (60:57)

Links

Beitragsbild oben: Siegertypen (hinten v.l. Sabina Surjan, Nina Mittelham, Shan Xiaona, Ding Yaping; vorne v.l. Britt Eerland u. Josi Neumann) – Foto: Ronny Pabst.

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