Beendet eastside Weinheims Remis-Serie gegen Topteams? Gelingt Weil erneut ein Coup in Schwabhausen?
Fragen über Fragen, die Antworten erhalten wir am kommenden Sonntag, wenn zwei überaus interessante Partien in der 1. Bundesliga Damen anstehen. Aufsteiger TTC 1946 Weinheim war zwar mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet, doch in den beiden letzten Partien belohnte man sich selbst mit dem 5:5 in Kolbermoor und dem Remis gegen Langstadt. Doch nun kommt am Sonntag ausgerechnet Triple-Sieger ttc berlin eastside nach Nordbaden und will keine Gastgeschenke verteilen. In Schwabhausen kommt es zur selben Zeit zur reizvollen Neuauflage des Play-off-Viertelfinales der Vorsaison. Kann der ESV Weil dem Gastgeber abermals ein Bein stellen oder wird der TSV die Verhältnisse wieder zurechtrücken?
Sonntag, 14.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside
Letzte Saison spielte man noch gegen die Berliner Füchse, ohne diesen Traditionsklub abwerten zu wollen, nun kommt die Crème de la Crème des deutschen Tischtennis zu Ligaspielen nach Nordbaden. Und am Sonntag gibt Triple-Sieger und Abonnementmeister berlin eastside seine Visitenkarte in Weinheim ab. Da wird es natürlich extrem schwierig, die kleine Remis-Serie gegen Topklubs auszubauen. Zuletzt punktete der TTC überraschend in Kolbermoor und gegen Langstadt – und das keineswegs mit Dusel, sondern nach ganz starken Auftritten.
Bei gegenwärtig 2:6 Punkten und mit ziemlicher Sicherheit einem Absteiger – der TuS Uentrop, Spitzenreiter der 2. Liga hat schon deutlich gemacht, dass er ins Oberhaus will –, befindet sich Weinheim zumindest vorerst in Abstiegsgefahr und muss Punkte sammeln, um so früh wie möglich alle Zweifel auszuschließen. Doch ob es ausgerechnet gegen Mittelham und Co. gelingt, das Konto aufzupeppen, erscheint fraglich.
Den Hauptstadtklub plagen solche Sorgen gewiss nicht. Man möchte wieder auf drei Hochzeiten erfolgreich tanzen und peilt einen direkten Halbfinalplatz in der Meisterschaft an. Patzer soll es diese Saison auf dem Weg dorthin keine geben, man möchte auf der Autobahn direkt ans Ziel kommen und keine Nebenstraßen nehmen müssen. Die Chancen stehen gut, zumal der Kader unter Einbeziehung der im „B-Team“ geparkten Spielerinnen mit gutem bis sehr gutem Bundesligaformat groß genug ist, sodass eigentlich kaum etwas passieren kann. Bislang hat man Schwabhausen (6:4) und Kolbermoor (6:1) bezwungen. Nun will man die Zwischenbilanz auf 6:0 Punkte erhöhen.
„Das 5:5 gegen Langstadt hat uns Selbstvertrauen gegeben“, unterstreicht TTC-Manager Christian Säger. „Allerdings sind wir diesmal wieder krasser Außenseiter. Wir werden wieder mit einer Brasilianerin spielen und erneut zu fünft antreten. Wir erwarten eine tolle Kulisse und freuen uns auf die beste Mannschaft Deutschlands.“ Man gehe nicht in die Partie mit der Vorgabe zu punkten: „Die entscheidenden Spiele für uns kommen danach gegen Weil und Böblingen.“
Andreas Hain sieht die bevorstehende Aufgabe nüchtern und pragmatisch und beschäftigt sich nicht mit der Frage, ob Weinheim erneut mit der gegen Langstadt überragenden Bruna Takahashi oder der ebenfalls in Topform agierenden Lisa Lung auflaufen wird. „Wir wollen, wie immer, jedes Spiel gewinnen und werden eine entsprechende Mannschaft aufbieten“, sagt der Manager des ttc berlin eastside vor der Partie im Nordzipfel Baden-Württembergs. „Egal, wer dann bei Weinheim spielt, unser Ziel sind zwei Punkte, um möglichst schnell die Play-off-Teilnahme zu sichern.“
Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – ESV Weil
Schwabhausen gegen Weil, war da nicht etwas? In der Tat. Im Play-off-Viertelfinale der letzten Saison standen sich beide Teams gegenüber mit dem klaren Favoriten Schwabhausen mit der bis dahin unbesiegten Sabine Winter auf der Spitzenposition. Der TSV hatte in der Punktrunde fünf Punkte mehr ergattert als die Weilerinnen und beide Duelle siegreich gestaltet, das Rückspiel im Dreiländereck gar mit 7:1 gewonnen. Am 1. April kam es zum ersten Aufeinandertreffen in Weil und alles schien den erwarteten Verlauf zu nehmen: Schwabhausen siegte trotz einer überraschenden Niederlage von Sabine Winter gegen Polina Trifonova mit 6:2 und wollte zwei Tage später in heimischer Halle alles klar machen, doch die Südbadenerinnen wuchsen über sich hinaus und gewannen mit 5:3 – erneut setzte sich Trifonova gegen Winter durch. Also musste das dritte Match tags darauf, wieder bei den Oberbayern, die Entscheidung über den Halbfinaleinzug bringen. Wer geglaubt hatte, Schwabhausen würde nun die Sache wieder zurechtrücken und zeigen, wer Herr bzw. Frau im Hause ist, sah sich getäuscht. Der ESV wiederholte seinen Coup, hatte erneut mit 5:3 die Nase vorn und Trifonova gelang der dritte knappe Sieg über Winter binnen vier Tagen. Weil stand sensationell als Aufsteiger im Play-off-Halbfinale.
Nun treffen beide Teams zum ersten Mal in der Saison 2021/22 aufeinander, Schauplatz ist abermals Schwabhausen, wo die Weilerinnen einen der größten Erfolge ihrer Vereinsgeschichte bejubeln durften. Doch das ist Geschichte, was im Sport zählt, ist natürlich immer die Gegenwart. Spielen die Ereignisse von Anfang April beim Duell am Sonntag überhaupt noch eine Rolle in den Köpfen, der TSV mit 3:3 Punkten und dem starken 5:5 vor 14 Tagen in Langstadt im Rücken, der ESV mit 2:2 Zählern und zuletzt dem wichtigen Erfolg über Böblingen auf der Habenseite? Möchte Schwabhausen um jeden Preis die Revanche oder geht man die Aufgabe entspannter an?
TSV-Trainer Alexander Yahmed neigt zu letzterer Auffassung und sagt: „Ja ja, die letzten zwei Heimspiele haben wir verloren. Aber das sehen wir emotionslos, wir haben Fehler erkannt, sie versucht zu verbessern und uns zu entwickeln. Im Großen und Ganzen müssen wir dankbar sein, wie schonungslos Weil damals unsere Schwächen aufgedeckt hat.“ Yahmed fügt hinzu: „Für dieses Spiel ist die Ausgangslage ganz anders, es ist kein K.o.-Spiel und die meisten Liga-Spiele haben wir gewonnen. Diese Serie gilt es zu halten beziehungsweise auszubauen, was schwer wird. Aber wir sind vorbereitet und freuen uns, Weil bei uns begrüßen zu dürfen.“
Doris Spiess lässt im Vorfeld offen, wer aus dem Fünfer-Kader am Sonntag den ESV-Dress tragen wird und ob Toptalent Hana Arapovic, zuletzt gegen Böblingen so überzeugend, wieder mit von der Partie sein wird: „Welche Spielerinnen eingesetzt werden, entscheiden wir kurzfristig.“ Generell meint die Weiler Abteilungschefin im Vorfeld der Partie: „Das mit den Play-offs in der letzten Saison ist natürlich schwer zu toppen. Wir wollen aber auch in diesem Spiel alles daran setzen, gut abzuschneiden. Schwabhausen ist aber immer ein Gegner, der uns alles abverlangt und es wird schwer werden, die Leistung zu wiederholen.“
Titelbild oben: Sabine Winter hat mit Weils Polina Trifonova noch eine Rechnung offen (Foto: Dr. Stephan Roscher).